Erfreuliche Bilanz des Lucerne Sommer-Festivals 2019

Lucerne Sommer-Festival 2019

Lucerne Sommer-Festival 2019

Foto Joseph Birrer

Das Lucerne Festival stand im Zeichen der «Macht». Es zeigt eine sehr erfreuliche Bilanz des mit 91 Prozent Auslastung der Verkaufsveranstaltungen.

Am Sonntagabend, 15. September, endete das diesjährige Sommer-Festival mit positiver Bilanz. Insgesamt 72'700 Besucher kamen seit dem 16. August in die 87 Veranstaltungen von Lucerne Festival. Die 64 Verkaufsveranstaltungen waren mit 62'500 Besuchern sehr gut besetzt, die Gesamtauslastung von 91 Prozent konnte im Vergleich zu 2018 um zwei Prozent gesteigert werden. Ausverkauft waren in diesem Jahr 20 Konzerte.

Die 29 Sinfoniekonzerte waren mit 94 Prozent sehr gut ausgelastet. 10'200 Musikbegeisterte kamen zu den 23 Gratis-Veranstaltungen des Festivals, darunter zur «40min»-Reihe, zur Weltmusik von «In den Strassen», zum Opening des Erlebnistags und zum Public Viewing auf dem Inseli.

Drei Sinfoniekonzerte des Sommer-Festivals wurden live im Internet gestreamt: Mehr als 80'000 Zuschauer verfolgten insgesamt die Auftritte des Lucerne Festival Orchestra am 17. August mit Chefdirigent Riccardo Chailly, am 22. August mit Gastdirigent Yannick Nézet-Séguin sowie das Konzert des Orchesters der Lucerne Festival Alumni am 8. September, das ebenfalls von Riccardo Chailly geleitet wurde.

Thema «Macht», Mozart-Da Ponte-Zyklus und grosse Sinfonik

Das diesjährige Thema des Festivals «Macht» spiegelte sich auf vielfältige Weise im Programm: Der Mozart-Da Ponte-Zyklus mit den drei Opern Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Così fan tutte thematisiert die politische, die erotische und die psychologische Macht. Der «composer-in-residence» Thomas Kessler setzte die musikalischen Machtverhältnisse in Szene, zum Beispiel in seinem Orchesterwerk Utopia III: Hier steuerten die Musiker die live-elektronischen Klangmodulationen ihres Spiels selbst.

In der Salle Blanche des KKL Luzern erklangen sowohl die drei Schicksalssinfonien von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky als auch Schostakowitschs Zehnte Sinfonie, die alle einen unmittelbaren Macht-Bezug haben. Zudem fanden Talkrunden und Gottesdienste zum Thema statt, am Erlebnistag hatte das Publikum im Wunschkonzert die Macht und wählte im Vorfeld das Konzertprogramm selbst aus.

Die Gastspiele der renommiertesten Sinfonieorchester der Welt folgten auch in diesem Jahr im KKL Luzern dicht nacheinander: Neben dem Lucerne Festival Orchestra, das dieses Jahr nicht nur von Chefdirigent Riccardo Chailly, sondern auch von Gastdirigent Yannick Nézet-Séguin geleitet wurde, verabschiedete sich Bernard Haitink von der internationalen Konzertbühne, er dirigierte Anton Bruckners Siebte Sinfonie im Konzert mit den Wiener Philharmonikern. Darüber hinaus waren auch die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko, das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam mit Daniel Harding und Tugan Sokhiev, das Gewandhausorchester Leipzig mit Andris Nelsons, Israel Philharmonic mit Zubin Mehta, das London Symphony Orchestra mit Sir Simon Rattle, das Mahler Chamber Orchestra mit Jakub Hrůša sowie das Mariinsky Orchestra mit Valery Gergiev und das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim zu Gast.

Die prominenten Solisten waren unter anderen Emanuel Ax, Evgeny Kissin, Patricia Kopatchinskaja, Anne-Sophie Mutter, Emmanuel Pahud, Frank Peter Zimmermann, Tabea Zimmermann und «artiste étoile» Leonidas Kavakos, der als Solist bei drei Sinfoniekonzerten auftrat und ein Duo-Rezital mit Yuja Wang bestritt. Das räsonanz Stifterkonzert, die Kooperation des Festivals mit der Ernst von Siemens Musikstiftung und musica viva des Bayerischen Rundfunks, bot in diesem Sommer ein Programm mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle mit Barbara Hannigan. Igor Levit startete seinen Zyklus aller Beethoven-Klaviersonaten mit zwei Solo-Rezitalen.

Grosser Anteil an zeitgenössischer Musik und 19 Uraufführungen

Das Festival bot grösstenteils unter Beteiligung der Lucerne Festival Academy und der Alumni 25 Veranstaltungen mit überwiegend zeitgenössischer Musik, die insgesamt 9'800 Besucher verzeich­neten. Darüber hinaus wurden in weiteren 21 Konzerten ein oder mehrere Werke moderner und zeitgenössischer Musik mit dem klassischen Repertoire kombiniert. Im Rahmen des Sommer-Fes­tivals fanden 19 Uraufführungen statt, darunter 8 Werke im Rahmen des Composer Seminars mit Wolfgang Rihm, dem Künstlerischen Leiter der Lucerne Festival Academy.

Lucerne Festival Academy und Alumni

Die Teilnehmer der Lucerne Festival Academy arbeiteten zwei Wochen lang unter anderem mit dem Komponisten und Dirigenten Sir George Benjamin und erarbeiteten das Werk glut von Dieter Ammann, Marsyas von Wolfgang Rihm sowie zwei neue Werke der «Roche Young Commissions»-Preisträger Marianna Liik und Josep Planells Schiaffino mit den Dirigenten Ruth Reinhardt und David Fulmer. Weitere Schwerpunkte waren die Werke von «composer-in-residence» Thomas Kessler wie zum Beispiel …said the shotgun to the head mit Texten des Slam-Poeten Saul Williams aus Los Angeles.

Zum ersten Mal waren in diesem Sommer über 90 Alumni bei Lucerne Festival präsent, um ausgewählte Projekte zu realisieren. Riccardo Chailly wechselte erstmals ans Pult des Orchesters der Lucerne Festival Alumni für ein Programm mit Werken von Aleksandr Mossolow, Bruno Maderna, Arnold Schönberg, und Wolfgang Rihm, das zunächst in Luzern und am Tag darauf in der Elbphilharmonie in Hamburg zu erleben war.

Erlebnistag für die ganze Familie

Der Erlebnistag am 1. September bot ganztags ein buntes Konzertprogramm für Familien, Kinder und Erwachsene, er lockte insgesamt 4'000 Besucher an. Draussen vor dem KKL Luzern auf dem Europaplatz eröffneten die Teilnehmer der Academy den Tag mit der Perkussionistin Robyn Schulkowsky. Die Macht über das Programm der Festival Strings Lucerne hatte das Publikum, darüber hinaus war die Young-Produktion «Pizz’n’Zip», Strawinskys Geschichte vom Soldaten mit einem Ensemble der Lucerne Festival Alumni zu erleben sowie die musikalischen Ergebnisse des Composer Seminars mit dem Künstlerischen Leiter der Akademie, Wolfgang Rihm. In Kooperation mit dem Luzerner Theater zeigte Ruedi Häusermann sein Projekt Tonhalle (Luzern, Europaplatz 1b) in der kleinsten Spielstätte des Festivals.

Gratis-Angebot bei Lucerne Festival

2'700 Personen fanden sich zu den acht Veranstaltungen der Reihe «40min» ein, und das Festival «In den Strassen» traf mit rund 5'600 Besuchern bei bestem Wetter den Geschmack der Luzerner. 800 Open-Air-Fans nutzten bei schönstem Sommerwetter das diesjährige Public Viewing-Angebot und erlebten das Eröffnungskonzert auf dem Inseli. Weitere 1'100 Interessierte besuchten weitere Gratisveranstaltungen wie zum Beispiel die Buvette-Konzerte oder die Buch-Vernissage zu Bernard Haitink.

Konzerte für Familien und Kinder und die Stars von morgen

Ein Höhepunkt im Bereich Young war die zweite Ausgabe des Music Camp in Kooperation mit Superar Suisse: Über 180 Kinder und Jugendliche von Superar Suisse und der peruanischen Partnerorganisation «Sinfonía por el Perú» probten eine Woche lang in Luzern und begeisterten am Ende mit Juan Diego Flórez im Abschlusskonzert. Sieben junge Nachwuchs-Musiker und -Ensembles präsentierten sich in der Reihe Debut, unter anderem die Perkussionistin Marianna Bednarska, Gewinnerin des «Prix Credit Suisse Jeunes Solistes» 2019. Vier der Debut-Künstlerinnen und -Künstler stellten sich und ihr Instrument in Luzerner Schulen vor, dort und bei sechs Schulvorstel­lungen der Young-Produktionen waren rund 2'000 Kinder und Jugendliche anwesend.

Konzerte im Live-Stream

Einige Konzerte des Festivals wurden auch in diesem Sommer live im Internet übertragen: Das Eröffnungskonzert des Lucerne Festival Orchestra und Riccardo Chailly wurde zeitversetzt am gleichen Abend im TV auf SRF 1 gezeigt, die Vierte Sinfonie von Tschaikowsky wurde auf dem YouTube Kanal des Festivals gestreamt und erzielte 25'000 Views. Das Debut von Gastdirigent Yannick Nézet-Séguin mit dem Lucerne Festival Orchestra wurde auf medici.tv von mehr als 50'000 Zuschauern aufgerufen. Am 8. September übertrug das Festival das Konzert der Lucerne Festival Alumni mit Riccardo Chailly live auf YouTube, es verzeichnet bis heute 5'300 Views.

Alle Video-Streams können noch bis zum Ende des Festivals aufgerufen werden. Radio SRF 2 Kultur zeich­nete zehn Konzerte auf und sendete an drei Abenden live aus dem KKL Luzern. Knapp 25'000 Fans verfolgten auf Instagram, wie Festival-Künstler den Kanal für jeweils einen Tag übernahmen, darunter Yannick Nézet-Séguin, Long Yu, Denis Matsuev, das JACK Quartet, Musiker des London Symphony Orchestra und Teilnehmer der Lucerne Festival Academy und Alumni.

18.9.2019