«Vor Ihnen steht ein überglücklicher Kommandant Generalstabsschule», eröffnete Brigadier Maurizio Dattrino den Anlass und erklärte warum: «An der Generalstabsschule haben wir Zeit, über Taktik und Prozesse zu diskutieren.» Er sieht sich dafür als einen Impulsgeber, einen «Agent provocateur». Er gab zu bedenken, dass zurzeit noch einige doktrinale Grundlagen fehlten, auf denen die Taktik aufgebaut werden könne. Das müsse geändert werden, damit die Kommandanten Übungen nicht auf eigenkreierten Grundlagen aufbauten.
Wir nutzen täglich, was wir nicht kennen
Florian Schütz, Cyber-Delegierter des Bundes, richtete sich direkt an die Zuhörerinnen und Zuhörer: «Wie viele SIM-Karten sind in einem BMW verbaut? Es wären 20 – 30 Stück.» Mit dieser Frage zeigte er eindrücklich auf, dass wir heutzutage – anders als früher – im Alltag viele Dinge nützen, von denen wir nichts verstehen. Er zog einen Vergleich von der Schweiz zu den grossen Cybernationen. Darunter gehören beispielsweise China, Russland und Israel. Er zeigte auf, durch welche Stärken und Einzigartigkeiten sich diese Nationen auszeichnen und wie sie diese für ihre strategischen Ziele jeweils nutzen. Und die Schweiz? Auch die Schweiz sollte ihre Vorteile besser nutzen, war Schütz der Überzeugung und hätte eine mögliche Lösung parat: «Automechaniker, die mit Autos mit duzenden SIM-Karten arbeiten, bräuchten eben auch Computerwissen. Doch gerade das einzigartige, schweizerische duale Bildungssystem böte die Möglichkeit, die Lehrberufe spezifisch anzupassen und die Ausbildung um diese Komponente zu erweitern.»
Die Armee als beste praktische Führungsausbildung
Gespannt warteten die Gäste auf den Auftritt von Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Armee. Bei Beginn seines Referats merkte man sofort: ihm ist der Austausch wichtig. Er erzählte, wie er damals seine Zeit in Asien erlebte, bevor er Berufsoffizier wurde und kam anschliessend ebenfalls auf das Thema «Cyber» zu sprechen. Er erklärte, dass Bodentruppen auch zu Cyberzeiten noch ihre Berechtigung hätten und mahnte: «Cyberangriffe ersetzen Bodenangriffe nicht, sondern macht sie nur gefährlicher. Schliesslich werden auch die neuen Konflikte immer auf dem Boden ausgetragen.» Ausserdem müsse es der Armee gelingen aufzuzeigen, dass die Armeeangehörigen Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind und jede und jeder von ihnen im Dienst gebraucht würde.
Der Chef der Armee, der seit Anfang Jahr im Amt ist, hat ein weiteres konkretes Ziel: «Das Wort Armee muss wieder mit Leadership assoziiert werden. Es geht darum, mit dem Herzen zu argumentieren, dann kann man auch die Arbeitgeber überzeugen.» Denn, wie er weiter meinte, müsse man nicht immer einverstanden sein, aber verstehen.
Für die zweite Hälfte seiner Zeit, öffnete der Korpskommandant die Diskussion, um den Gästen Gelegenheit zu bieten, mit Fragen und Anliegen an ihn zu treten. Dieses Angebot wurde rege genutzt. Dabei kamen Fragen zu heiss diskutierten Themen auf: Kampfflugzeuge, Zivildienst, Glaubwürdigkeit, Digitalisierung und mögliche künftige Gegner. Korpskommandant Süssli reagierte auf jede Frage mit Interesse und antwortete explizit. Im Grundsatz gab er zu verstehen: «Die Armee muss eine glaubwürdige Vision haben und diese mit Emotionen und dem Herzen vertreten. Daraus wird eine machbare Strategie abgeleitet, die wir Ziel für Ziel umsetzen werden. So kann die Armee der Gesellschaft gegenüber ein ehrliches Leistungsprofil als Versprechen vertreten.»
Quelle: Schweizer Armee
2.3.2020