Zuger Tangente soll 2021 eröffnet werden

Zuger Tangente

Zuger Tangente

Bild ZVG Kanton Zug

2021 soll die Tangente eröffnet werden. Ein Meilenstein in der Zuger Verkehrspolitik. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Hier ein Überblick über den aktuellen Stand der Dinge.

Drei Bäche fliessen dank der Tangente Zug/Baar wieder an der Oberfläche. Ein Beitrag auch an den Hochwasserschutz. Mit der Tangente Zug/Baar entsteht ein neues Strassenstück mit einer Fläche von zirka 70 Hektaren. Was rund um diesen Landverbrauch der Tangente meist vergessen oder ausgeblendet wird, ist die entsprechende Kompensation. Diese beträgt mit 14 Hektaren rund 20 Prozent der neuen Strassenfläche. Die Kompensationen betreffen den Grossacherbach, den Geissbüel- und Mittelbach, die nämlich im Rahmen der Tangente renaturiert werden. Mit deren Renaturierung werden die Sünden der Vergangenheit beseitigt, bei denen die drei Bäche eingedolt worden sind.

Fliessgewässer

Zwischen 1971 und 1982 wurden in der Schweiz netto jährlich zirka 75 Kilometer Bäche in Rohre verlegt, also eingedolt. In der Schweiz sind rund 4300 Kilometer Fliessgewässer eingedolt. Wie gross der ökologische Schaden bei der Eindolung von Gewässern ist, wurde längst erkannt und zwischen 1984 und 1995 wurden darum mehr Gewässer aus- als eingedolt. Zuvor dienten Bäche oftmals nur der Ableitung von verschmutztem Wasser und wurden so vermeintlich gezähmt. Wie die letzten drei Jahrzehnte gezeigt haben, ist das Gegenteil der Fall. Die Bäche bieten einerseits wertvolle Lebensräume für Fauna und Flora und verändern ihre Läufe, wenn wir Menschen ihnen genug Platz lassen. Die dadurch tiefere Abflussgeschwindigkeit lässt die Pegel bei Starkregen langsamer anschwellen als zuvor bei den eingedolten Bachläufen. Mit der Ausdolung der drei Bäche bringt die Tangente Zug/Baar Natur zurück und leistet gleichzeitig einen wirksamen Beitrag zum Hochwasserschutz.

Reinigungsanlage

Die Strassenabwasser-Behandlungsanlage (SABA) beim Anschluss Baar reinigt künftig Wasser der Tangente und der Autobahn A4a. Sie ist im Frühjahr 2020 fertig. Mikroplastik und Mikroverunreinigungen sind im Moment in aller Munde. Eine kürzlich publizierte Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zeigt, dass Mikrogummi- Partikel die Umwelt deutlich stärker belasten als Mikroplastik. Rund 97 Prozent dieser Gummipartikel in der Umwelt stammen aus dem Reifenabrieb. Anfang Oktober 2019 hat die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Schönau in Cham die vierte Reinigungsstufe in Betrieb genommen. Damit befreit der Gewässerschutzverband der Region Zugersee–Küsnachtersee–Ägerisee in Cham das Wasser neben gewöhnlichen Schmutzstoffen neu auch von Mikroverunreinigungen. Die eidgenössischen Gewässerschutzvorschriften verlangen, dass Regenwasser von stark befahrenen Strassen gereinigt werden muss.

Mit dem Bau der SABA für die Tangente Zug/Baar erfüllt der Kanton Zug diese Bundesvorgaben. In der SABA werden Kies, Sand, anderer Abfall sowie beträchtliche Mengen aus Rückständen von Pneu- und Belagsabrieb in den verschiedenen Filterstufen zurückbehalten. Bis im Frühjahr 2020 ist die Strassenabwasser-Behandlungsanlage der Tangente fertiggestellt. Die Inbetriebnahme erfolgt Ende 2020, wenn die Schilfanpflanzungen in den Becken angewachsen sind.

Entlastung für Inwil

Die drei Kreisel der Tangente Zug/Baar, die sich in kürzester Distanz zueinander befinden, entlasten in erster Linie den Baarer Ortsteil Inwil. So erreichen die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer aus den Industrie- und Gewerbegebieten Baarermatt und Göbli künftig schnellstens die Tangente mit direktem Anschluss zu den Berggemeinden oder zur Autobahn. Die Betonkreisel sind schon länger gegossen und im Herbst 2019 sind grosse Teile ihrer Strassenbeläge eingebaut worden. Der Baufortschritt ist deutlich erkennbar.

So wird dem Lärm begegnet

Der Strassenverkehr verursacht bekanntermassen Lärm. Die Tangente Zug/Baar wird jedoch so ausgestattet, dass die Wohngebiete durch diesen Lärm geringstmöglich belastet werden.

Der Geissbüel-Tunnel ist genau genommen primär eine Sicht- und Lärmschutzmassnahme. Schützt er doch das Siedlungsgebiet des Baarer Quartiers Himmelrich vom Verkehrslärm der Tangente Zug/Baar. Im unteren Bereich, beim Portal Grossacher, halten grosse Lärmschutzwände den Lärm vom Quartier rote Trotte ab. Und dank des Tunnels verschwindet die Strasse bis zum Margel im Untergrund. Nebst dem Tunnel und den Lärmschutzwänden sorgen auch Dämme dafür, dass die Anwohner möglichst wenig vom Verkehr auf der Tangente gestört werden. Bereits ist gut zu sehen, wie die Tangente von Dämmen umgeben ist, die noch zusätzlich mit Schallschutzelementen versehen werden. Da ein grosser Teil der Tangente Zug/Baar durch offenes Gebiet führt, hat die Baudirektion von Beginn weg grossen Wert auf die Einbettung des Bauwerks in die Umgebung gelegt. Die Linienführung ist so angelegt, dass keine Wohnquartiere direkt tangiert werden und die Grundwasserschutzzonen geschützt bleiben. Die Einbettung der Strasse in die Landschaft erfolgt zurückhaltend und nimmt Rücksicht auf die gewachsenen Strukturen.

Wasser im Überfluss

Hochwasser und Grundwasser beschäftigen die Planer und Ingenieure beim Bau der Tangente Zug/Baar massgeblich.

Das Resultat ist höchst erfreulich. Dank den neuen oberirdischen Bachläufen wird die Hochwassersituation deutlich entschärft. So wird künftig nach Starkregen am westlichen Ende des Hofs Grossacher am Rand von Inwil kein «Regenseelein » mehr entstehen. Der offen gelegte Grossacherbach wurde mit einem neuen breiten Bett versehen, passiert die Tangente zwei Mal und mündet auf der Nordseite der neuen Strasse in ein künftiges Biotop für Insekten, Fische und Kleintiere.

Ausdolung

Wasser ist bei der Tangente Zug/Baar aber nicht nur in Bezug auf die Ausdolung des Grossacher-, des Geissbüel- und des Mittelbachs ein Thema. Auch die Unterführungen der Zugerstrasse und der Südstrasse liegen im Grundwasserstrom zwischen Zug und Baar. Dies machte es nötig, die Baugrube auf diesem Streckenabschnitt mit 24 Meter langen Spundwänden zu versehen und gegen das vorhandene Grundwasser abzudichten. Aufgrund der Spundwände konnte das Grundwasser nicht mehr frei zirkulieren und auf die Baugrube wäre von Norden her Druck aufgebaut worden. Um dies zu verhindern, wurden Entnahme- und Rückgabebrunnen gebohrt. Diese waren notwendig, damit das Grundwasser im Lorze-Schotter in rund zehn Meter Tiefe von der Nord- auf die Südseite gepumpt werden kann. Nach der Fertigstellung der Unterführungen werden die Spundwände entfernt und das Grundwasser kann wieder wie vor dem Bau der Unterführungen zirkulieren.

Weitere Informationen und den aktuellen Stand der Dinge finden Sie unter: www.zg.ch/tangente

16.1.2020