Der Tiergarten Schönbrunn freut sich über Nachwuchs bei den Eisbären. Am 9. November ist das Weibchen Nora zum ersten Mal Mutter geworden. «Nora kümmert sich fürsorglich um ihr Jungtier. Die Sterblichkeitsrate bei Eisbärenbabys im Freiland ist hoch. Deshalb drücken wir die Daumen, dass alles gut geht», so Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.
Nora und ihr Jungtier befinden sich in einer Wurfnische in der Innenanlage der Eisbärenwelt. Hier sind sie völlig ungestört. Schratter: «Wir beobachten die Aufzucht über eine Videokamera. So können wir die Entwicklung des Kleinen mitverfolgen.» Erst etwa Ende Jänner wird Nora ihr Jungtier das erste Mal auf die Aussenanlage führen. Dann wird es erstmals für die Besucher zu sehen sein.
Im Frühjahr haben sich Nora und Ranzo mehrfach gepaart. Ob die Paarungen erfolgreich waren, blieb ungewiss. Einzig die Tatsache, dass sich Nora die Schlafbox mit Ranzo plötzlich nicht mehr teilen wollte, war ein mögliches Anzeichen. Eisbären-Männchen sind an der Aufzucht auch im Freiland nicht beteiligt.
Deshalb ist Ranzo abgetrennt und weiterhin für die Besucher auf der Anlage zu sehen. Geboren wurden Zwillinge. Das zweite Jungtier ist noch am Tag der Geburt verstorben. Erstgebärende müssen bei der Aufzucht erst Erfahrung sammeln, mit Zwillingen sind sie meist überfordert.
Die letzte Aufzucht bei Eisbären in Schönbrunn, die Zwillinge Arktos und Nanuq, liegt 12 Jahre zurück. 2011 gab der Zoo den letzten Eisbären ab, um mit den Arbeiten an einer neuen Anlage zu beginnen. 2014 wurde die Eisbärenwelt eröffnet.
Bei der Geburt sind Eisbären etwa ein halbes Kilogramm schwer und so gross wie ein Meerschweinchen. Die Jungtiere kommen blind und fast nackt zur Welt. «Mittlerweile ist das Jungtier bereits doppelt so gross wie bei der Geburt. Auf den Videoaufnahmen sieht man, dass es brav trinkt», freut sich Schratter. Das Geschlecht des Jungtieres ist noch nicht bekannt.
Nora kümmert sich rund um die Uhr um ihren Nachwuchs und hält ihn warm. Das Kleine hat derzeit nur drei Beschäftigungen: schlafen, trinken und mit seiner Mutter kuscheln. Um die Besucher an der Aufzucht teilhaben zu lassen, gibt es im Polardom der Eisbärenwelt einen Bildschirm, der Videos aus der Wurfbox zeigt. Auch auf der Internetseite sowie über die Sozialen Medien wird der Tiergarten laufend informieren.
Quelle: Tiergarten Schönbrunn
Bilder ZVG: Tiergarten Schönbrunn
30.11.2019
Artenschutzprojekt Eisbär
Der Eisbär braucht unsere Hilfe!
Eisbären sind zum traurigen Symbol des Klimawandels geworden. Nur noch rund 25.000 Tiere leben laut jüngsten Schätzungen in den Polargebieten und es werden immer weniger. Die grösste Bedrohung stellt die globale Erderwärmung dar. In ihrer Heimat, der Arktis, schmilzt ihnen das Eis unter den Pfoten weg. Geschlossene Packeisflächen werden von den Tieren aber dringend benötigt. Haben sie diese nicht, können sie keine Jagd auf ihre Beute, vorwiegend Robben, machen. Bleibt der Jagderfolg aus, fällt es den Müttern sehr schwer, ihre Jungtiere aufzuziehen. Auch die Fortpflanzung leidet darunter, weil die Tiere oft durch lange Wasserwege voneinander getrennt sind und nicht mehr zueinander finden. Zusätzliche Gefahren für die Bären sind auch die Verschmutzung der Meere und die Zerstörung der Arktis durch industrielle Unternehmen.
Massnahmen
Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt das Projekt von Polar Bears International (PBI), eine der grössten Initiativen zur Rettung der Eisbären. Eine wichtige Massnahme ist die Forschung im Freiland, um aus den gesammelten Daten Rückschlüsse auf die Lebensweise der Eisbären ziehen zu können. Eisbären werden dafür mit Satellitensendern ausgestattet. Diese helfen, das Wanderverhalten und die Gebietsnutzung der Tiere zu erkennen und ihre Jagdweisen zu erfassen. Auch Daten über die Überlebensrate der Jungtiere werden gesammelt. Nach etwa 12 Monaten werden die Satellitensender entfernt und die Daten ausgewertet. Neben der Forschung im Freiland leistet PBI auch akute Soforthilfe und betreut unter anderem verwaiste Eisbärenjungen.
Der Tiergarten Schönbrunn sponsert den Satellitensender des Weibchens mit der Nummer X17339, deren Route man in der sogenannten «Bear Tracker Map» online verfolgen kann. Darüber hinaus ist der Polardom - das Besucherzentrum der neuen Eisbärenwelt im Tiergarten - ein Arctic Ambassador Center von PBI. Weltweit gibt es etwa 50 Arctic Ambassador Center von PBI in führenden Zoos, Museen, Wissenschaftszentren und Aquarien. Artic Ambassador Centers vermitteln eine dringende Botschaft: «Zusammen können wir Eisbären und die Arktis retten, aber wir müssen rasch handeln.» Wichtige Themen wie Klimaschutz und Umweltverschmutzung finden hier ebenso Platz wie Forschungsprojekte zum Schutz der Tierwelt in den Polarregionen. Dazu kommen Anregungen und Tipps, wie jeder einzelne zum Schutz der Umwelt und damit zur Rettung der Eisbären beitragen kann.
Ziel
Ziel ist es, aufgrund der Daten voraussagen zu können, wo die Eisbären in Zukunft mit unterschiedlichsten Eisverteilungen und -stärken vermutlich leben werden und daraufhin geeignete Schutzzonen einzurichten, in denen die Tiere genug Nahrung finden und ihren Nachwuchs ungestört großziehen können.
So unterstützt der Tiergarten das Projekt
• Finanzierung eines Satellitensenders
• Bewusstseinsbildung zum Thema Klimawandel im Besucherzentrum "Polardom", einem Arctic Ambassador Center von PBI
• Öffentlichkeitsarbeit
• Erhaltungszucht
• Die Eisbären im Tiergarten Schönbrunn sind Botschafter für ihre bedrohten Artgenossen im Freiland.