Bilder des ersten Krienser Fotografen Emil Kreis im Bellpark

Emil Kreis im Museum Bellpark

Emil Kreis im Museum Bellpark

Luzern-Kriens-Strasse mit Restaurant Bahnhof, Blick Richtung Dorfplatz, um 1905. Bild ZVG Museum Bellpark

Emil Kreis (1869-1929) gehört zu den bedeutendsten Industriefotografen der Region Luzern und gilt als einer der prägenden Fotopioniere der Luzerner Fotografie um 1900. Der fotografische Nachlass von Kreis befindet sich seit 1999 im Museum im Bellpark und kann nun in einer Ausstellung bewundert werden.

Fachlich bestens ausgebildet, liess sich Emil Kreis mit seiner modernen Fotoausrüstung in den 1890er Jahren in Kriens nieder. Er eröffnete sein eigenes Atelier 1898 im Neuquartier in Kriens und gilt dadurch als erster Fotograf mit eigenem Atelier. Ab 1906 fand Kreis als Werkfotograf Anstellung bei der Maschinenfabrik Theodor Bell AG, wo er einen bedeutenden fotografischen Beitrag zur Industrialisierung der Region Luzern erarbeitet.

Parallel zu seinen hauptberuflichen Aktivitäten porträtierte er in seinem Fotostudio im Neuquartier grosse Teile der damaligen Krienser Bevölkerung. Seine Ansichten sind unschätzbare historische Dokumente. Der Nachlass von Emil Kreis wurde der Gemeinde Kriens im Jahr 1999 durch eine Schenkung der Nachkommen überlassen und befindet sich seither im Museum im Bellpark.

Der Bestand konnte in den letzten Jahren durch die Unterstützung der Stadt Kriens und von Memoriav, dem Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz, gesichert und aufgearbeitet werden. Mit der aktuellen Ausstellung wird nun erstmals ein umfassender Einblick in diesen bemerkenswerten Fotobestand möglich.

Die Ausstellung umfasst rund 180 Bilder von Emil Kreis und beinhaltet seine Atelierbilder, seine Industriefotografie sowie seine Ansichten von Kriens um 1900. Die Fotografien machen eine Welt sichtbar, von der bisher angenommen wurde, dass nur wenige Bilder existieren - ein eindrückliches Erlebnis.

19.6.2019

Biografische Angaben zum Fotopionier Emil Kreis

Emil Kreis (1869-1929) darf als erster professioneller Fotograf in Kriens bezeichnet werden, der während über 30 Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 1929 unzählige Industrie- und Porträtaufnahmen machte und auch das damalige Kriens aus verschiedensten Blickwinkeln mit seinen Apparaten verewigte. Der ursprünglich aus der Ostschweiz stammende Kreis war ein gelernter Schlosser und Eisendreher. Die Rudimente des Fotografierens eignete er sich bei einem Freund in Rorschach während seiner Schlosserlehre an.

Kreis verliess seinen Heimatort Arbon am Bodensee 1888 als kaum Zwanzigjähriger und ging auf Wanderschaft durch West- und Osteuropa. Ein Abstecher hatte ihn sogar auf dem Postschiff «Berlin» im Jahr 1893 für kurze Zeit nach Nordamerika geführt. Die Wanderjahre verbrachte er in verschieden europäischen Städten. Ein längerer Aufenthalt in Berlin erlaubte ihm, sich in das Fachgebiet der professionellen Fotografie zu vertiefen und sich mit dem damaligen letzten Stand der Aufnahme- und Labortechnik vertraut zu machen. Fachlich bestens ausgerüstet liess sich Emil Kreis in der zweiten Hälfte der 1890er-Jahre in Kriens nieder.

Er heiratete die Krienserin Maria Agatha Zons. 1898 eröffnete er sein Atelier im Oberdorf in Kriens. 1901 vergrösserte er sein «photographisches Atelier» in seinem Haus «Schweizerheim» im Neuquartier. Emil Kreis machte unzählige Porträtaufnahmen und hielt darüber hinaus das damalige Kriens aus verschiedenen Blickwinkeln mit seinen Apparaten fest. Anstellung fand Emil Kreis ab 1906 bei der Maschinenfabrik Theodor Bell AG, die bereits damals weltweit einen überragenden Namen hatte auf den Gebieten der Wasserturbinen-Papiermaschinen- und Pressenbaus. Auch Seilbahnen und Eisenbahnbrücken gehörten zu den damaligen Spezialitäten des Krienser Unternehmens.

Welche Leserin, welcher Leser hätte geglaubt, dass der Maschinenbauer Bell in den ersten 30 Jahren dieses Jahrhunderts über 500 Eisenbahn- und Strassenbrücken baute, darunter so bedeutende Objekte wie die Kornhausbrücke in Bern und uns allen bekannte Bahnen, die auf den Bürgenstock, das Stanserhorn und auf den Sonnenberg führen. Emil Kreis war «beim Bell» bis in die 1920er-Jahre als Werkfotograf tätig und fotografierte Maschinen und Produkte der Firma vor deren Auslieferung. Viele seiner Bilder wurden für die Publikationen der Firma verwendet. 1925 wechselte er innerhalb der Maschinen-Fabrik Theodor Bell & Co. in die Zeichnungsverwaltung. Am 17. April 1929 starb Emil Kreis in Kriens.