Daily Headline 2020

  • 18.7.2020 - Tag von Edvard Munch (Der (Auf-) Schrei

    Luzerner Kantonsrat kritisiert Missstände bei den Billig-Coiffeuren: Mit mehr Kontrollen gegen schwarze Schafe

    Trotz Corona-Lockdown sind die Meldungen wegen vermuteter Schwarzarbeit in Luzerner Coiffeursalons deutlich angestiegen. Der Kanton soll aktiver werden und gezielte Razzien ins Auge fassen, fordern Politiker. Ein Haarschnitt für weniger als 25 Franken? Mit solchen Preisen werben einige Salons Kunden an. Nicht immer erfüllen die Billiganbieter aber die Auflagen. Bereits vor rund einem Jahr sorgte das für Schlagzeilen (zentralplus berichtete).

    Doch verbessert hat sich offenbar wenig. Das findet jedenfalls CVP-Kantonsrat Daniel Piazza: «Mir fällt auf, dass in der Stadt und der Agglomeration Luzern sowie mehr und mehr auch auf dem Land teilweise explosionsartig neue Coiffeurbetriebe eröffnet werden, häufig Barbershops.» Das wäre an sich noch kein Problem. Aber: «In den Betrieben werden vor allem Einheitshaarschnitte mit der Maschine zu Dumpingpreisen angeboten», so der Politiker aus Malters.

    Die Rechtschaffenen sind die Geprellten

    Er wolle die Barbershops keinesfalls unter Generalverdacht stellen, versichert Piazza. «Aber es hat mit Sicherheit auch unter den neu eröffneten Barbershops einige schwarze Schafe.»

    Er verlangt darum in einem Postulat, dass die Behörden die Missstände in der Branche aktiv bekämpfen. Gemeint sind insbesondere Schwarzarbeit, fehlende Sozialversicherungsbeiträge oder die Anstellung von Ausländern, die gar nicht hier arbeiten dürften. Unterzeichnet haben den Vorstoss auch Vertreter der SVP und der FDP.

    «Der Kanton muss etwas unternehmen», verlangt Piazza. «Ansonsten sind die rechtschaffenen Coiffeure die Geprellten.» Das habe er im Austausch mit Branchenvertretern oft bestätigt bekommen.

    Zwei von drei kontrollierten Salons fallen auf

    Mehr Kontrollen – und zwar auch Überraschungskontrollen – kündigte bereits vor einem Jahr die Paritätische Kommission für das schweizerische Coiffeurgewerbe (PK Coiffure) an. Hat das nichts gebracht? Diese Frage lässt sich noch nicht beantworten; denn ein aussagekräftiges Fazit lasse sich erst Ende Jahr ziehen, sagt Claudia Hablützel, Leiterin der Geschäftsstelle.

    Die 2019 durchgeführten und abgeschlossenen Verfahren legen allerdings nahe, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht. Bei rund zwei Dritteln der 168 Betriebe und rund der Hälfte der gut 700 kontrollierten Mitarbeitenden wurden laut Hablützel Abweichungen festgestellt. «Diese reichten von Bagatellen bis zu groben Abweichungen.»

    Der Region am Vierwaldstättersee stellt Hablützel ein vergleichsweise gutes Zeugnis aus: «Die Zentralschweiz hatte eine geringere Verfehlungsquote als der Durchschnitt.» Konkret lagen bei rund der Hälfte der 20 Überraschungskontrollen Abweichungen vor oder mussten Unterlagen nachgefordert werden.

    Noch schnell einen Vertrag abschliessen

    Nach oben zeigt die Tendenz bei der Schwarzarbeit. «Im Vergleich zum 2018 sowie 2019 ist im 2020 – trotz temporärem Berufsverbot der Coiffeurbranche – bereits jetzt eine erhöhte Melde- sowie Kontrolltätigkeit zu verzeichnen», sagt Lea Marberger, Teamleiterin bei WAS Wira Luzern. Wurden 2018 lediglich 3 Verdachtsmeldungen registriert, waren es letztes Jahr 20 – und im laufenden Jahr bereits Mitte Juli deren 17.

    Claudia Hablützel von der PK Coiffeure erwartet vorerst ebenfalls einen weiteren Anstieg der Verfehlungen. Denn auch 2020 wird – trotz Covid 19 – die Kontrolldichte möglichst hoch gehalten. Und: «Viele Betriebe können sich nicht mehr auf die Kontrolle vorbereiten, indem sie zum Beispiel in Windeseile noch eine Versicherung abschliessen.» Zudem könnten gerade schwierige wirtschaftliche Situationen – wie die aktuelle Coronakrise – erfahrungsgemäss auch zu Lohndumping führen.

    Bis die unangenehmen Überraschungsbesuche präventiv wirken, dauere es zwei bis drei Jahre, so Hablützel. «Den Coiffeuren muss bewusst sein, dass jederzeit eine unangekündigte Kontrolle erfolgen – und Konsequenzen haben kann.»

    Was getan werden muss, darüber ist man sich einig

    Für die Branche sei es ein Problem, wenn sich Billiganbieter nicht an die Vorschriften hielten und dadurch den Markt verzerrten, sagt Mirjam Blättler-Ambauen, Präsidentin des Zentralschweizer Coiffeurverbandes. Mit der Coronakrise sei es zwar etwas in den Hintergrund getreten, aber keinesfalls verschwunden. «Zurzeit müssen alle Coiffeure schauen, dass sie nach dem Lockdown wieder auf eigenen Beinen stehen können. Da bleibt wenig Zeit für andere Sorgen.»

    Blättler betont, dass sie nicht grundsätzlich gegen tiefe Preise sei. «Solange man faire Löhne, Sozialleistungen und Mehrwertsteuer zahlt, mag ich es jedem gönnen, der mit diesen Preisen existieren kann.» Die Kontrollen zeigten jedoch oft ein anderes Bild. Für Blättler ist darum klar: «Es braucht mehr Kontrollen – auch von den Kantonen.»

    Darin scheinen sich alle einig zu sein. Auch Claudia Hablützel von der PK Coiffure ist überzeugt, dass die Branche durch einen Ausbau der kantonalen Kontrollen im Bereich Schwarzarbeit gestärkt würde. «Es hätte einen viel stärkeren Effekt, wenn wir koordinierte Aktionen durchführen könnten.»

    Ins selbe Horn stösst CVP-Kantonsrat Daniel Piazza: «In anderen Kantonen hat man gute Erfahrungen mit Razzien gemacht, die über mehrere Behörden koordiniert und an mehreren Standorten gleichzeitig durchgeführt wurden.» In seinem Vorstoss lässt er allerdings bewusst offen, mit welchen Massnahmen der Kanton die Missstände angehen soll – Hauptsache, er tut etwas. Schreibt ZentralPlus.

    Seit fast zwei Jahren gilt auch für Luzerner Coiffeur-Salons der Gesamtarbeitsvertrag für das schweizerische Coiffeurgewerbe. Dieser schreibt für gelernte Coiffeusen im ersten Berufsjahr einen Mindestlohn von 3'800 Franken vor.

    Coiffeusen, also weibliche Hairstylistinnen, die im Koran vermutlich anders als Bauchtänzerinnen nicht vorgesehen sind, findet man in keiner dieser arabisch-muslimisch geprägten Barberstuben. Ebenso wenig wie «gelernte» Arbeitskräfte, die wohl an einer Hand abzuzählen sind. Wenn überhaupt. Also sind de Facto auch keine Mindestlöhne von 3'800 Franken pro Monat fällig.

    Das Personal dieser längst zur wirtschaftlichen Parallelgesellschaft mutierten Szene setzt sich vorwiegend aus Migranten der syrischen, türkischen, irakischen, kurdischen und afghanischen «Clans» zusammen. Ein Modell, das auch bei den unzähligen Fastfood-Klitschen rund um die Moschee und Halal-Metzgerei an der Baselstrasse scheinbar bestens funktioniert. Wo bleibt eigentlich da der Aufschrei?

    Und wo bleibt der Aufschrei der SP, deren «S» im Parteinamen für das Wort «sozial»(demokratische) Partei steht? Und wo die Empörung der UNIA, der grössten Gewerkschaft der Schweiz, die ja ebenfalls von der SP dominiert wird? Beide tun sich halt mit Problemen im Epizentrum der Flüchtlingsproblematik etwas schwer und überlassen das Feld lieber den marktradikalen Vertretern der CVP, FDP und SVP, die scheinbar ihrer eigenen Formel «Der Markt reguliert alles» nicht mehr so ganz vertrauen.

    PS: Die Begriffe «schwarze Schafe» und «Schwarzarbeit» sind seit der «Mohrenkopf»-Empörung derart toxisch beladen, dass sie längst auf dem Index stehen müssten. Wo bleibt da der Aufschrei der MIGROS? Sind die «Schwarzkopf»-Shampoos endlich aus den MIGROS-Regalen entfernt?

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  • 17.7.2020 - Tag der Witwen und Waisen

    Walter Bellers Konten sind gesperrt: «Ich muss den Gürtel enger schnallen»

    Mit dem reinen Luxusleben ist es für die Society-Lady nun vorbei. Was das für sie genau heisst, verrät sie BLICK.

    Stürmische Zeiten für die vom Luxus verwöhnte Witwe Irina Beller (48). Vor zwei Monaten verstarb ihr Mann, der Zürcher Baulöwe Walter (†71). Seine beiden Kinder Natascha (38) und Patrick (39) zweifeln sein verfasstes Testament an, wie BLICK gestern schrieb.

    Doch das ist nicht alles. Da sich die beiden mit der Buchautorin nicht einigen können, bleiben Walter Bellers Bankkonten gesperrt. «Erst wenn Walters Kinder und ich uns einig sind und die Erbverteilung von allen unterschrieben und somit abgeschlossen ist, habe ich wieder Zugriff darauf.» Sie sei gelangweilt von dem absurden Zwist, mag nicht weiter mit ihnen streiten. «Weil es keinen Sinn hat. Walter hat sie in ihrem Testament grosszügiger bedacht, als es der Pflichtanteil wäre. Da sie das nicht einsehen wollen, kann es noch Monate dauern. So lange bin ich blockiert.»

    Von vier Mietshäusern gehören ihr nun noch zwei

    Doch auch wenn sie wieder Zugriff auf die Konten hat, wird es nicht so sein wie vorher. «Walter gehörten vier Mietshäuser. Zwei gehen an seine Kinder, zwei an mich. Da fehlen mir schon einmal Einnahmen der Mieten. Und Erträge aus den Bauaufträgen kommen künftig auch nicht mehr rein», so die Instagramkönigin, der 275'000 Follower folgen.

    Beller hat nonstop gearbeitet. Sein letztes grosses Bauprojekt war der Umbau des Casino Zürich, das 2014 eröffnet wurde. Ansonsten hat Walter Beller vor allem Mehrfamilienhäuser konzipiert. «Sein letztes Projekt konnte letzten Monat abgeschlossen werden.»

    Eine Million wird ihr pro Jahr künftig fehlen

    Pro Jahr werde ihr nun ein Betrag von gegen einer Million Schweizer Franken fehlen. «Ich muss den Gürtel enger schnallen», sagt sie. «Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich nie arbeiten muss, ich habe auch noch die Witwenrente. Doch ich muss behutsam mit dem Geld umgehen, auch wenn die Konten nicht mehr gesperrt sind.» Denn nun müsse ja noch die Steuerrechnung vom letzten Jahr bezahlt werden und diejenige von diesem Jahr bis zu seinem Todestag am 19. Mai. «Wer diese bezahlen wird, ist noch offen», so Irina Beller.

    So werde sie wohl nicht mehr viermal pro Jahr in der 1. Klasse in die Ferien reisen, wohl nur noch zweimal, wie sie sagt. «Neue Diamanten werden kleiner, diejenigen von Walter werde ich behalten. Und von vier Autos behalte ich nur zwei.»

    Bis die Erbteilung abgeschlossen ist, können Bellers Kinder jede einzelne Schublade von ihr öffnen und infrage stellen, ob der Inhalt weiter nur ihr alleine gehöre. «Ja, das tut er», ist sie sich sicher, «so stehts in Walters Testament.» Einen Ehevertrag hatte das Paar nicht.

    Das Rolf-Knie-Bild mit dem Clown will sie den Kindern schenken

    Um endlich Frieden zu finden, sei sie auch bereit, ihnen grosszügige Geschenke zu machen. «Natascha und Patrick können gerne die Hälfte meiner 30 Pelzmäntel haben, ich gebe ihnen auch gerne 16 Stück. Und das Bild von Rolf Knie, mit dem Tiger und dem Clown gebe ich ihnen obendrauf ebenfalls von Herzen gerne.»

    Sie wolle vorerst nur eins: «Ruhe, Frieden und meine eigene, liebe Familie.» Schreibt Blick.

    Nein, ich schäme mich nicht meiner Tränen und gebe es zu: Als ich diesen Blick-Artikel las, habe ich geweint: Die arme Irina! Die Society-Lady (nicht zu verwechseln mit Lady Chatterley) muss pro Jahr mit einer Million weniger auskommen.

    Nun, dieses Risiko besteht allerdings immer, wenn Frau einen Immobilienheini heiratet. Da fehlen öfters mal Millionen.

    Und die Idee mit dem Rolf Knie-Bild, das Irina den Kindern von Walter Beller schenken will, hat einen grossen Haken: Damit die Beller-Kinder dieses Geschenk überhaupt annehmen, müsste sie wohl einen üppigen Bargeldbetrag zusätzlich für die Entsorgungskosten des Bildes noch drauflegen. Knies Diaprojektor-Bilder stehen nämlich nicht mehr sonderlich hoch im Kurs; der Hype um den «Füdlibürger»* ist längst vorbei und als Kunst wurden sie unter Kunstkennern sowieso noch nie betrachtet.

    * So bezeichnete der ehemalige CEO von Philip Morris Switzerland und Managing Director von Philip Morris International, Dieter Schulthess, den Circus-Maler am Jazz-Festival in Montreux. Weniger wegen seinen künstlerischen Fähigkeiten, sondern eher wegen seinem bünzlihaften Benehmen.

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  • 16.7.2020 - Tag des Gleichklangs

    NICHT IM GLEICHSCHRITT: Schweizer Armee blamiert sich in Paris

    Vier Schweizer Armeeangehörige haben am Dienstag in Frankreich an den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag teilgenommen. Wie ein Video zeigt, marschierten sie nicht im Gleichschritt. Gleichschritt – das üben Rekruten bereits in den ersten Wochen im Militär. Darauf folgen Stunden an Training. Doch das half offenbar alles nichts, wie ein Video vom französischen Nationalfeiertag zeigt. Ein Detachement der Schweizer Armee hat am Dienstag an den Feierlichkeiten auf dem Place de la Concorde in Paris teilgenommen. Es war laut einem Tweet von Bundesrat Alain Berset, der ebenfalls anwesend war, das erste Mal, dass Schweizer Armeeangehörige im Ausland defilierten. Schreibt 20Minuten.

    Nur so nebenbei: Hitlers Stechschritt ist over und wird mehr oder weniger nur noch in Nordkorea, China und von Indien an der indischen Grenze zum grossen Nachbarn praktiziert. Der pervertierte preussische Militarismus, der schon unter dem deutschen Kaiser Wilhelm II. so viel Unglück über die Welt gebracht hat, sollte nicht Vorbild für moderne Armeen sein.

    Immerhin marschierte der arg kritisierte Schweizersoldat – die Marschmusik still vor sich hin summend – im Gleichklang zur Musik. Und das schätzen selbst die Franzosen mit Präsident Macron an der Spitze.

    So richtig blamieren tut sich da nur 20Minuten. Aber was schreibt man nicht alles, um auch im Sommerloch ein paar mickrige Klicks zu erzeugen?

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  • 15.7.2020 - Tag der Polygraphen

    BLICK-Expertin Caroline Fux über offene Beziehungen: «Es gibt durchaus Argumente gegen Monogamie»

    Ex-Snowboardprofi Fabien Rohrer trennte sich von seiner Freundin, weil diese eine offene Beziehung forderte. Mit diesem Verlangen sei sie nicht allein, meint BLICK-Psychologin Caroline Fux.

    Caroline Fux: Zuerst einmal: Ich bin kein Fan des Wortes «Polygamie». Es ist tendenziell veraltet und vor allem negativ behaftet. Fachleute und Vertreter dieser Szene sprechen lieber von einer offenen Beziehung. Und was die Treue angeht, dann ist das ein extrem grosses, vielschichtiges Thema. Nüchtern betrachtet, darf man aber sagen, dass in der Menschheitsgeschichte wohl seit jeher extrem viel betrogen wird. Übrigens von beiden Geschlechtern.

    Ich denke, es gibt durchaus gewisse Argumente gegen die Monogamie. Weil Menschen heute viel länger leben, dauern auch Paarbeziehungen länger. Man ist also stärker gefordert, wenn es um lange Monogamie geht. Einige Forscher argumentieren auch, dass es evolutionsbiologisch von Vorteil ist, wenn eine Frau rund um den Eisprung mit mehreren Männern Sex hat. Andere halten dagegen, dass Monogamie Beziehungen stabilisiert und ökonomischen Fortschritt fördert. Es ist ein ewiger Streit.

    Das Thema kommt und geht. Die 1968er-Bewegung hat ja letztmals schon intensiv damit experimentiert. Viele erlebten dieses Experiment aber irgendwann als gescheitert. Aktuell ist das Thema gerade wieder sehr in Mode. Ich denke, das hat viel damit zu tun, dass sich Menschen nicht festlegen und vor allem auch auf nichts verzichten wollen. Offene Beziehungen oder «Freundschaften Plus» wirken wie Modelle, bei denen man alles haben kann.

    Ich finde es toll, dass Menschen heute mehr Möglichkeiten haben, was Beziehungsmodelle angeht. Und dass man überhaupt darüber sprechen darf, dass man andere vielleicht immer noch spannend findet oder ihr Begehren schätzt. Weil dass man sich über diese Bedürfnisse austauscht, ist die zwingende Basis dafür, dass man zu seinem Glück findet. Und nur weil man über eine Öffnung spricht, heisst das ja nicht, dass man sie auch ungefiltert auslebt.

    Was ist der Reiz an der Polygamie? Das ist individuell. Manche Menschen erleben es schlicht und einfach als ihrem Naturell entsprechend, offen für eine Sexualität oder eine Liebe zu mehreren Menschen zu sein. Andere denken, bei allem Respekt, vielleicht wirklich, dass sie alles haben müssen und auf keinen sexuellen Kick verzichten wollen. Schreibt Blick.

    Zurück in die Vergangenheit oder do it as the Caveman / Cavewoman: Wer nicht bis drei auf den Bäumen ist, landet in der Kohabitationsmühle. Oder bei Frau Fux im kreativen Sommerloch: Wichtig ist nicht, was man sagt. Hauptsache, man sagt etwas.

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  • 14.7.2020 - Tag der Sommerlochstars

    «Glee»-Star Naya Rivera ist tot

    Schauspielerin Naya Rivera wurde seit Tagen vermisst. Nun hat die Polizei ihre Leiche im Lake Piru nordwestlich von Los Angeles gefunden. «Glee»-Star Naya Rivera war während eines Bootausflugs mit ihrem vierjährigen Sohn verschwunden. Der Kleine wurde schlafend allein im Boot aufgefunden und gab an, dass seine Mutter ins Wasser gegangen und nicht mehr zurückgekommen sei. Wie die US-Polizei nun mitteilte, wurde die 33-Jährige tot aus dem See geborgen. Nach dem Verschwinden der Schauspielerin Naya Rivera haben Einsatzkräfte in Kalifornien ihre Leiche in einem See entdeckt. «Wir sind sicher, dass der Körper, den wir gefunden haben, der von Naya Rivera ist», sagte Sheriff William Ayub am Montag (Ortszeit). Die Beamten gehen nicht von einem Suizid aus. Schreiben 20Minuten und sämtliche anderen Onlinemedien.

    So weit so tragisch. Andy Warhols Aussage aus dem Jahr 1968 «In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes» hat sich bestätigt. Speziell in der Saure-Gurken-Zeit des Sommerlochs. Waren es vor Jahrzehnten noch die immer wiederkehrenden Stories über das Loch Ness-Monster aus Schottland* und eine angebliche Frau, die ihrem Ehemann das beste Stück in irgendeiner nicht verifizierbaren Landschaft der Dritten Welt abgeschnitten haben soll, sind es heute Glee-Stars, die Geschichte für «15 minutes» schreiben. Denn Hand aufs Herz: 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung dürften mit dem Begriff «Glee»-Star und dem Namen Naya Rivera wohl nichts anfangen können. Mein Wenigkeit eingeschlossen. Deshalb hier die WiKi-Erklärung.

    * Inzwischen abgelöst durch den Kaiman vom Hallwilersee.

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  • 12.7.2020 - Tag der Auslaufmodelle

    Kosovarin kassierte zu Unrecht Arbeitslosengeld – Freispruch wegen mangelnder Sprachkenntnisse

    Eine Kosovarin hat Nebenjobtätigkeiten nicht beim zuständigen RAV gemeldet und so zu hohe Arbeitslosengelder in der Gesamthöhe von rund 11700 Franken erhalten. Das Bezirksgericht Muri spricht sie vom Betrugsvorwurf frei.

    Wer arbeitslos wird, meldet sich auf der Regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) an. So tat es auch Blerta (Name geändert) im Oktober 2016. Die heute 58-jährige Kosovarin lebt in einer Gemeinde im Bezirk Muri und verlor damals ihre Teilzeitstelle im 50-Prozent-Pensum in einem Restaurant im Kanton Zug.

    Nebst ihrem verlorenen Hauptjob arbeitete Blerta wöchentlich auch noch eine Handvoll Stunden als Reinigungskraft in Privathaushalten. Diese beiden Tätigkeiten gab sie auf dem RAV-Formular aber nicht an und erhielt so in der Folge eine höhere Entschädigung aus der Arbeitslosenkasse ausbezahlt.

    In der Zeitspanne von Januar 2017 bis Januar 2019 entstand der Arbeitslosenkasse dadurch ein Schaden von rund 11'700 Franken. Die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten klagte die Kosovarin deshalb dem mehrfachen Betrug an und forderte in der Anklageschrift eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bedingt, eine Busse von 2000 Franken plus einen siebenjährigen Landesverweis.

    Trotz über 20 Jahren in der Schweiz kein Deutsch

    Bei der Verhandlung vor dem Bezirksgericht Muri zeigte sich rasch, dass besonders die sprachliche Hürde für Blerta ein Problem darstellt. Sie spricht und versteht fast kein Deutsch. Ein Dolmetscher half deshalb bei der Befragung Blertas durch Gerichtspräsident Markus Koch.

    Jeden Monat musste die Angeklagte Formulare fürs RAV mit den Angaben zur Person ausfüllen. Darunter auch folgende: «Haben Sie bei einem oder mehreren Arbeitgebern gearbeitet?» Weshalb sie denn diese immer mit Nein beantwortet hätte, wollte der Richter wissen. Blertas Antwort: «Ich ging davon aus, dass sie nur für den Job im Restaurant galt.»

    Schaden wird in Raten abbezahlt

    Auch auf ähnliche Fragen, die auf ihr sprachliches Verständnis der RAV-Formulare zielten, antwortete Blerta oft mit: «Ich hatte das nicht verstanden.» Die Unterlagen seien alle auf Deutsch gewesen und auch ihr Mann spreche nicht gut Deutsch. Hilfe bei anderen Personen holte sie trotzdem nicht. Obwohl sie zwischen 1991 und 1998 sowie seit 2007 nun fast 21 Jahre in der Schweiz lebt, sind ihre Sprachkenntnisse bescheiden. Sie beteuerte, dass sie die Formulare nicht so ausgefüllt hätte, wenn sie sie richtig verstanden hätte. Seit Dezember 2019 zahlt Blerta den Schaden in monatlichen Raten dem RAV wieder zurück.

    «Mein Wunsch ist, die deutsche Sprache zu lernen. Ich werde mir Mühe geben», meinte sie. Das Gericht sprach sie am Ende vom Vorwurf des Betrugs vollumfänglich frei. «Sie haben zwar zu viel Geld bekommen, weil Sie falsch ausgefüllt haben. Aber es ist Ihnen nicht nachweisbar, dass Sie so wussten, dass Sie zu viel Geld erhalten», sagte der Richter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Die deutsche Sprache mutiert in der Schweiz langsam aber sicher zum Auslaufmodell. Das ist nicht unbedingt tragisch. Sprachen haben sich schon immer verändert. Es fragt sich nur noch, welche Sprache wird sich langfristig im Lande Wilhelm Tells durchsetzen? Tigrinya, Türkisch, Arabisch, Serbisch, Albanisch oder gar Suaheli? Tigrinya und Suaheli dürften aufgrund der zu erwartenden Fertilitätsraten die besten Aussichten haben.

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  • 9.7.2020 - Tag des SP-Präsidiums

    27 Flaschen Schnaps für 21 Schüler aus Walenstadt SG – Schulpräsidentin organisiert Saufgelage für Minderjährige: Die Abschuss-Klasse

    Der Abschluss der Sekundarklasse 3S aus Walenstadt SG endete in einem üblen Saufgelage. Nicht, weil die Teenies sich den Hochprozentigen illegal beschafften. Den Schnaps organisierte die Schulpräsidentin höchstpersönlich. Die betroffenen Eltern sind sauer und geschockt. Sie haben es geschafft: Die 21 Schüler der Sekundarklasse 3S aus Walenstadt SG haben die letzten obligatorischen Schultage hinter sich gebracht. Und das wurde zum Sommerferienbeginn ordentlich gefeiert. Die Party in Flumserberg endete letzten Freitag in einem Saufgelage.

    Kein Wunder! Die Teenies hatten jede Menge Schnaps auf der Hütte. Tequila, Wodka, Jägermeister, Alkopops. Insgesamt 27 Flaschen. Bilder vom feuchtfröhlichen Abend landen später auch im Klassenchat auf Whatsapp. Ein Bild zeigt einen Jungen mit einer Tequilaflasche in der Hand. Stolz hält er das gute Stück und grinst selig.

    Den harten Alkohol hatten sich die 14- bis 16-Jährigen nicht selbst besorgt – wie auch, sie sind ja alle noch unter 18 Jahren. Der Schnaps wurde den Jugendlichen in einer Kiste überreicht – von der Schulpräsidentin.

    Oliver Zerres (47), dessen Tochter (15) auch beim Saufgelage war, bestätigt BLICK: «Schulratspräsidentin Pascale Dürr hat die Minderjährigen mit den Flaschen eingedeckt. Ihre Tochter hat an dem Abend auch mitgefeiert.» Der Vater ist mehr als sauer.

    Am Anfang sei die Stimmung auf der Schi-Ri-Wip-Hütte noch ausgelassen gewesen, berichtet seine Tochter. Dann eskalierte die Lage, der Schnaps zeigte seine Wirkung. «Manche Jugendliche waren wie weggetreten, andere haben gekotzt. Es war ein absolutes Besäufnis», wie Vater Zerres später erfährt.

    Seine Tochter sei mit der Situation überfordert gewesen, machte sich Sorgen. «Sie rief uns an und sagte, dass wir schnell kommen sollten», so der Druckerei-Mitarbeiter. Seine Frau fuhr gleich los. Oben angekommen, traf sie der Schlag. Jede Menge Schnaps, ein paar Jugendliche – alles ohne jegliche Aufsicht.

    Dass dort Alkohol getrunken wurde, ist für das Ehepaar Zerres kein Problem: «Meine Frau und ich dachten da an Bier und Wein, aber doch nicht so viel Hochprozentiges.» Den harten Alkohol zahlten die Eltern sogar selbst – ohne es zu wissen. Zerres dazu: «Für die Feier und Übernachtung wurden 63 Franken pro Kind veranschlagt.» Heute weiss er: «Miete für die Hütte und Frühstück kosteten circa 700 Franken. Von dem Rest wurden die Schnapsflaschen gekauft.» Das habe die Schulratspräsidentin auch zugegeben: «Sie sagte, dass das Geld nicht ganz gereicht habe und sie sogar noch etwas drauflegen musste.»

    Für Zerres und andere Eltern ein Skandal. In einem Brief (liegt BLICK vor) machen er und Sandra Reinhardt (43) ihrer Wut Luft und fordern das Geld zurück. Auch die Tochter (15) von Reinhardt war an dem Abend dabei und kümmerte sich um die betrunkenen Teenies. Die Krankenschwester kann nicht verstehen, dass den Jugendlichen der harte Alkohol auf dem Silbertablett serviert wurde. «Dass wir dafür auch noch gezahlt haben, ist die Höhe», sagt sie aufgebracht.

    Schulratspräsidentin Pascale Dürr will sich auf Anfrage von BLICK noch nicht zu den Vorwürfen äussern und vertröstet auf Donnerstag. Gegenüber den aufgebrachten Eltern sagte sie laut Elternbrief, dass «so ein bisschen Alkohol nichts ausmache». Das sah 2008 noch anders aus. Damals stellte sie einen Lehrer frei, der mit einer Alkoholfahne zum Unterricht kam. Schreibt Blick.

    Irgendwann und irgendwo müssen die kleinen Lieblinge der Generation Z (im Commerce aktive Generation) doch am und im eigenen Leib erfahren, wie es so ist, einen richtig deftigen Knaller sitzen zu haben, um fürs künftige Leben Lehren daraus zu ziehen. Ob nun beim Schulabschluss, in der RS (hier spricht der Verfasser aus seiner eigenen Biografie) oder auf der Schütti in Luzern: Besser früh als spät. Für die meisten eine heilsame Erfahrung und für eine kleine Minderheit der Einstieg in die Droge Alkohol.

    Diese Minderheit hat aber immerhin die Chance, als Gemeinderat zu enden, wie der Mellinger Gemeinderat Beat Gomes, der gerne mal feuchtfröhlich unterwegs ist, bewiesen hat. Oder als SP-Präsidentin. Bemerkte doch ex-SP-Präsidentin Christiane Brunner, in einem SRF-Interview auf ihre offensichtliche Vorliebe für Weisswein angesprochen: «Irgendwer muss ja den Schweizer Weisswein trinken.» Mehr Patriotismus geht nicht!

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  • 8.7.2020 - Tag der traurigen Schicksale

    Migros-Tochter Saviva stellt Thomas Assfalk (63) mitten in der Corona-Krise auf der Strasse: «Wir haben keine Verwendung mehr für dich»

    Über 16 Jahre lang hat Thomas Assfalk für die Migros-Tochter Saviva gearbeitet. Nun hat er die Kündigung bekommen. Dies wenige Jahre vor der Pensionierung. Er ist verzweifelt. Existenzängste plagen ihn.

    Thomas Assfalk (63) aus Turbenthal ZH hält die Kündigung in den Händen und kämpft mit den Tränen. Er ist verzweifelt und wütend. Vor drei Wochen hat der Chauffeur und Logistiker von seinem Arbeitgeber, dem Gastrolieferanten Saviva – einer Migros-Tochter mit Sitz in Regensdorf ZH – den blauen Brief erhalten. Nach 16 Jahren im Betrieb. In einem Alter, in dem man kaum mehr einen Job findet. Und mitten in der Corona-Krise, wo sich gegenwärtig die Entlassungswelle auftürmt.

    Das Kündigungsgespräch steckt ihm immer noch in den Knochen, seine Stimme stockt. Man habe ihn mit den Worten «Wir haben keine Verwendung mehr für dich» entlassen. «Daran habe ich immer noch zu beissen. So was hat mir noch nie jemand gesagt. Mir sind sofort die Tränen gekommen.»

    Assfalk plagen Existenzängste. «Ich mache mir jeden Tag Gedanken, wie es weitergeht», sagt er. Und: «Mir fehlen bis zur Pension 1000 Franken im Monat.» Zusammen mit seiner Frau hat er die Finanzen bis zur Pension geplant und entsprechend eingeteilt. «Da ist kein Spielraum», sagt er und zeigt BLICK seine Berechnungen. Assfalk hat sein Leben lang gearbeitet.

    Im vergangenen Herbst musste er sich einer Knieoperation unterziehen. Seither kann der Chauffeur keine Lastwagen mehr fahren. Sein Körper macht das Be- und Entladen der Ladefläche nicht mehr mit. Rollcontainer sind 300 Kilogramm schwer, gewisse Paletten bis zu einer halben Tonne. «Das kräfteraubende Hantieren auf der Hebebühne liegt schlicht nicht mehr drin», sagt der Zürcher Oberländer.

    Praktisch zeitgleich mit Assfalks Knieoperation hat seine Arbeitgeberin Saviva die Logistikstruktur reorganisiert. Der Standort in Flawil SG, wo Assfalk gearbeitet hat, fiel weg. Die Arbeiten wurden im nahen Gossau SG zentralisiert. Für Assfalk gab es dort keine Stelle mehr. Er wurde nach Landquart GR geschickt, zur Saviva-Tochter Mérat.

    Das hatte Folgen für seinen Tagesablauf. Assfalk musste um 2 Uhr morgens aufstehen. Klaglos fuhr er die 100 Kilometer von Turbenthal nach Landquart. Arbeitsbeginn im Bündnerland war um 5 Uhr. Für Mérat war er mit einem Lieferwagen unterwegs und belieferte Gastrokunden mit Fleisch. Die Kisten sind 20 Kilogramm schwer, das geht in die Knie.

    Kündigung während Corona-Krise

    In der Corona-Krise wurde die Grossmetzgerei in Landquart temporär stillgelegt, die Angestellten auf Kurzarbeit gesetzt. «Alles sei vorübergehend, hiess es», erinnert sich Assfalk. Die Arbeiten, die es noch zu erledigen gebe, würden von Zürich aus gemacht. «Jetzt ist klar, der Standort Landquart wird nur noch auf Sparflamme weitergeführt. Nur noch mit einem Chauffeur. Drei haben die Kündigung erhalten», sagt Assfalk.

    BLICK hat Saviva mit der Geschichte von Thomas Assfalk konfrontiert und zahlreiche, konkrete Fragen gestellt. Die Antwort der Migros-Tochter fällt knapp aus. «Wie andere Unternehmen auch arbeiten wir immer an der Optimierung unserer Prozesse», sagt Saviva-Sprecherin Sereina Veraguth. Und: «Aus Gründen des Persönlichkeits- und Datenschutzes können wir uns zum vorliegenden Fall nicht äussern.»

    Ein paar Tage später, nachdem Assfalk BLICK seine Geschichte erzählt hat, gibt die Migros am 26. Juni bekannt: «Verkauf der Firma Saviva geplant.» Die Gruppe wolle sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Die Suche nach neuen Eigentümern im Gastro-Zustellgrosshandel laufe. «Verschiedene Optionen werden geprüft, die Details sind in Ausarbeitung», heisst es in der Migros-Mitteilung.

    Für Saviva arbeiten rund 600 Personen. Für Assfalk und nach seinen Angaben eine Gruppe anderer ausgemusterter Angestellten, darunter auch eine über 62-jährige Person, ist die Sache gelaufen. Er ist den Job los. Mit seiner Geschichte will er den zahlreichen ähnlich Betroffenen in der Corona-Krise ein Gesicht geben. Schreibt Blick.

    Es ist ein trauriges Schicksal für Thomas Assfalk, das aber noch viele Arbeitnehmer*innen heuer heimsuchen wird. Einzelne Firmen können durch die Lockdown-Schäden während der Coronakrise nicht anders und müssen wohl oder übel Personal entlassen. Andere wiederum werden die Gelegenheit benutzen, beim Personal hemmungslos aufzuräumen. So wie die Migros-Tochter Saviva.

    Während sich die (noch-) Mutter Migros mit absurden Geisterdiskussionen um einen Mohrenkopf herumschlägt, schafft die (noch-) Tochter Saviva vollendete Tatsachen.

    Schön ist das nicht für den betroffenen Thomas Assfalk. Die Würde, die ihm genommen wurde, könnte höchstens durch einen neuen Job wieder hergestellt werden. Doch wer gibt einem 63-Jährigen eine Chance?

    Aus nachvollziehbaren Gründen wird kein Arbeitgeber bei Assfalk anklopfen. Die Sozialromantik hat die Wirtschaft längst hinter sich gelassen. Anstand, Moral und Ethik vertragen sich nur schwer mit dem brachialen Hardcore-Neoliberalismus der heutigen Zeit.

    Allerdings bleibt ein sehr wichtiges Detail in diesem Blick-Artikel unerwähnt: Die vom Parlament beschlossene Übergangsrente für Ü60-Jährige, auch wenn diese für Thomas Assfalk nicht mehr in Frage kommt. Denn er kann die nächsten zwei Jahre 80 Prozent seines Gehalts von der AVL beziehen.

    Aber für alle anderen Ü60-Jährigen, die den Job verlieren werden, hat der Bund mit der Übergangsrente ein intelligentes und sinnreiches Instrument geschaffen. Bleibt nur zu hoffen, dass die SVP ihr angedrohtes Referendum gegen die Übergangsrente nicht durchzieht.

    Wäre nach der Blocherschen Rentenforderung auch ein seltsam übles Verhalten der ehemaligen «Volch»-Partei.

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  • 7.7.2020 Tag der fleischgewordenen Menschenverachtung

    Allfällige Gratismasken lösen im Aargau eine Kontroverse aus: von «einfach umsetzbar» bis «einfach lächerlich»

    Soll der Kanton Gratismasken verteilen? Und falls ja: Wer soll sie bekommen? Diese Frage sorgt für eine Debatte in der Aargauer Politik. Die SP fordert kostenlose Masken für Niedrigverdiener. SVP und FDP halten hingegen nicht viel von diesem Vorschlag.

    Seit gestern Morgen gilt die Maskenpflicht im ÖV. Erste Eindrücke zeigen: Herr und Frau Schweizer halten sich an die Vorgabe. Kein Problem, also? Doch, finden zahlreiche Stimmen. Denn bei täglichen Fahrten zur Arbeit könnte dies für Niedrigverdienende ins Geld gehen. So rechnet die Caritas Schweiz für eine Familie mit zwei Kindern über zwölf Jahren, in der alle vier täglich den ÖV benutzen, mit rund 200 Franken Zusatzkosten pro Monat.

    Gabriela Suter strebt «einfach umsetzbare» Lösung an

    Um das Problem zu lösen, schlägt die Schweizerische Kommission für Sozialhilfe (Skos) vor, dass die Kosten für die Hygienemasken direkt über die Sozialhilfe gedeckt werden. So könnte der Aufwand als «situationsbedingte Leistung» abgerechnet werden, so die Skos.

    Einen anderen Ansatz verfolgt die SP Aargau: Diese will kostenlose Masken nicht nur für Sozialhilfebezüger, sondern für alle, die Krankenkassen-Prämienverbilligungen beziehen. «Das schliesst all jene, die Sozialhilfe beziehen, ein», so SP-Präsidentin und Nationalrätin Gabriela Suter. Denn die Verteilung von Gratismasken an Sozialhilfe-Bezüger geht der SP zu wenig weit. «Es haben auch Leute, die keine Sozialhilfe beziehen, finanzielle Schwierigkeiten, gerade wenn sie im Tieflohnbereich arbeiten oder auf Kurzarbeit gesetzt sind», sagt Suter.

    Verteilen will Suter die Masken über die Gemeinden. «Die Gemeinden können die Masken am Besten verteilen, weil sie am nächsten bei den Leuten sind und so keine Portokosten anfallen», meint Suter. Die Grenze hat die SP bei den Prämienverbilligungsbeziehenden gezogen, weil «dieser Teil der Bevölkerung in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen lebt, deshalb am meisten unter den zusätzlichen Ausgaben leiden wird und die Lösung einfach umsetzbar ist», so Suter.

    «Falscher Lösungsansatz», findet Martina Sigg

    FDP-Grossrätin Martina Sigg sieht dies anders: «Die Grenze bei den Prämienverbilligungsbezügern zu ziehen, macht keinen Sinn.» Weil rund 25 Prozent der Bevölkerung Prämienverbilligungen beziehen, findet Sigg die Schwelle zu hoch angesetzt. «Das hiesse, bei 25 Prozent der Bevölkerung die Situation überprüfen und verarbeiten, das erscheint mir viel zu aufwendig», so Sigg. Viel sinnvoller findet Sigg die Abrechnung über die Sozialhilfe. «Wenn Masken vorgeschrieben sind, dann sind sie Teil des Grundbedarfs. Dieser wird von der Sozialhilfe bezahlt», sagt Sigg.

    Komplett gegen den Gratismasken-Vorschlag ist SVP-Grossrätin Martina Bircher. Allein die Diskussion darüber, findet sie, ist «lächerlich, einfach lächerlich». Die Masken, so Bircher, seien mit rund 70 Rappen pro Stück so billig, dass jeder Schweizer sich das leisten könnte. Auch die Sozialhilfebeiträge für Masken findet sie «lachhaft». «Der Grundbedarf reicht für Alkohol und Tabak, da sollte auch Geld für Masken da sein», findet Bircher.

    Die SVP-Politikerin schlägt vor, dass die, die «kein Geld ausgeben wollen für Masken», sich selbst welche nähen sollten. «Sozialhilfebezüger haben eh den ganzen Tag Zeit, da können sie sich ja wohl so eine Stoffmaske nähen», meint die Grossrätin. «Und sonst verzichten sie halt eine Woche auf Zigaretten, dann sind die Masken auch finanziert.» Schreibt die AZ.

    «Sozialhilfebezüger haben eh den ganzen Tag Zeit, da können sie sich ja wohl so eine Stoffmaske nähen», meint die SVP-Grossrätin Martina Bircher. «Und sonst verzichten sie halt eine Woche auf Zigaretten, dann sind die Masken auch finanziert.»

    Liebe AZ, das wohlgenährte SVP-Pummelchen mit den süssen Wurstfingern ist seit 2019 im Hohen Haus von und zu Bern als Nationalrätin angekommen. Nix da mit Grossrätin. Eine so hohe, vollschlanke Politikerin unter Gewicht zu verkaufen geht gar nicht. Ein journalistisches No Go.

    Der gefürchtete deutsche Kolumnist Henryk M. Broder beschrieb vor einigen Jahren die deutsche Politikerin Claudia Roth von den Grünen als «Doppelzentner fleischgewordene Dummheit». Diese Verbalinjurie ist für Schweizer Verhältnisse denn doch etwas zu krass und wäre wohl einklagbar. Also lassen wir sie im Raum stehen.

    Zumal wir das exakte Gewicht der stämmigen SVP-Politikerin Martina Bircher nicht kennen. Eines aber ist gewiss: Ihre geschätzten 150 bis 160 Pfund Lebendgewicht stehen bezüglich Volumina in krassem Gegensatz zu ihrer Sozialkompetenz. Von Intellekt und Empathie ganz zu schweigen.

    Man darf sich schon fragen, wer diese wohlbeleibte, von Machtbesoffenheit trunkene Frau Bircher gewählt hat, die in ihrer grenzenlosen Intoleranz, Menschenverachtung und Unwissenheit sämtliche Sozialhilfebezüger*innen in einen Topf wirft. Vermutlich klopft sie sich über ihren widerwärtigen Brüller auch noch auf die eigenen, fetten Oberschenkel. Die Dame mit dem neckischen Pferdeschwanz, der so gar nicht zu ihrem etwas rundlichen Vollmond-Gesicht passen will, wird im Herbst auf die Welt kommen.

    Dieses ebenso dumme wie geschmacklose und menschenverachtende Zitat könnte nicht nur die Nationalrats-Flute einholen, sondern die gesamte SVP. Die Sozialhilfebezüger*innen werden auch bei der SVP zunehmen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

    Es ist schon auffällig, wie die gute alte Tante SVP in letzter Zeit alles tut, um sich selbst abzuschaffen. Ob das mit der drohenden Pleite bei der kommenden Abstimmung über die Begrenzungsinitiative zusammenhängt, sei dahingestellt.

    Selbst dem Gebenedeiten vom Herrliberg scheint momentan jedes Fingerspitzengefühl für das von der SVP über Jahrzehnte wörtlich überstrapazierte «Volch» zu fehlen. Blochers frühere Kernkompetenzen sind möglicherweise in vorauseilendem Gehorsam den biologischen Gesetzen folgend bereits im Hades angekommen.

    Wenn der alte Mann vom Herrliberg jetzt vom Staat seine Pensionsansprüche einfordert, auf die er nach seiner Abwahl als Bundesrat grossgekotzt verzichtet hatte, könnte er doch ein Zeichen setzen. Er legt ja Wert auf die Feststellung, dass sein Renten-Inkasso nichts mit der Liquidität auf dem Herrliberg zu tun habe. Ein paar Milliarden scheinen also noch vorhanden zu sein. Warum denn nicht ein paar Millionen Masken fürs «Volch» spenden, Herr Blocher?

    Der ehemalige Volkstribun wird nicht müde zu betonen, dass er «diesem Staat» nichts schenke. Vergisst aber zu erwähnen, dass die meisten seiner politischen Amtsträger*innen von genau diesem Staat leben. Und profitieren. Manchmal sogar in doppelter Hinsicht: Der frühere SVP-Nationalrat Mörgeli schämte sich nicht, ununterbrochen über diesen «Staat» zu lästern, von dem er als Leiter des Medizinhistorischen Museums in Zürich bis zu seinem unrühmlichen Rausschmiss und als Nationalrat bis zu seiner Abwahl sein gesamtes finanzielles Einkommen generierte. Auch Frau Bircher hatte nichts gegen einen Job in einem bequemen XXL-Sessel bei der Post einzuwenden.

    Die völlig aus der Zeit gefallenen Apologeten der reinen SVP-Lehre scheinen immer noch dem Anspruch zu folgen: L'état c'est moi.* Dieser Herrschaftsanspruch endete während der französischen Revolution auf dem Richtplatz unter der Guillotine, heutzutage wird er an der Wahlurne abgestraft.

    Für Frau Bircher noch eine Diätempfehlung: Mehr Birchermüesli essen und weniger menschenverachtende Keulen absondern. Dann könnte aus ihr noch was werden. Nichts ist schon.

    Anmerkung: Der Verfasser dieser Short-Kolumne ist sich bewusst, verbal die gleichen üblen Massenvernichtungswaffen einzusetzen wie Frau Bircher. Er möchte dieser furchtbaren Aargauerin damit zeigen, wie verletzlich Menschen sind, wenn sie mit Wortgewalt attackiert und blossgestellt werden. Übergewicht kann genau so gut zum Stigma mutieren wie Sozialhilfe für Sozialhilfeempfänger*innen.

    * L'état c'est moi. Der französische Ausspruch l'état c'est moi, der sich mit «Der Staat bin ich» übersetzen lässt, ist ein wesentliches Schlagwort des Absolutismus und wird zumeist Ludwig XIV. zugeschrieben, wobei eigentlich unklar ist, wer die Wendung l'état c'est moi tatsächlich prägte.

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  • 6.7.2020 - Tag des Wochenstarts

    Besitzer hatten die Hoffnung schon aufgegeben: Die aufwendige Suche nach Tierschutzhund Nantha in Obersiggenthal

    Dass ein junger oder jagdlich motivierter Hund mal ausbüxt, wenn der Halter nicht Acht gibt, weiss man. Anders war es bei Nantha. Der dreijährige Hund, der bislang das Leben nur in einem rumänischen Tierheim gekannt hatte, gelangte über eine deutsche Organisation («Initiative Karpatenstreuner») nach Kirchdorf zu Vivienne Sprang und Florian Lorenz. Sie haben ein besonderes Herz für Tiere.

    Als sie auf einer Reise durch Kolumbien die vielen Streunerhunde sahen, war für sie klar: «Wir wollten einem solchen Tier ein Zuhause geben.» Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, schilderten sie, als sie Nantha zum ersten Mal im Internet gesehen hatten. Die Corona bedingte Wartezeit nutzten sie, um sich für einen guten Start mit dem ängstlichen, jungen Hund beraten zu lassen. Überglücklich nahmen sie Anfang Mai den Hund zu sich nach Hause. Sogenannte Tierschutzhunde haben eine Vorgeschichte und aufgrund ihrer Erfahrungen oft Angst vor Dingen, die ihnen fremd sind. Dazu gehören auch Menschen, insbesondere männliche, vor denen sie zurückscheuen. Da muss erst langsam Vertrauen wachsen, bis eine Bindung entstehen kann. Für Besitzer ist Vorsicht angebracht. Nantha hatte draussen immer ein Sicherheitsgeschirr und wurde nur an der Leine spazieren geführt. Doch eines Morgens passierte es.

    Damit sich Nantha im Garten besser lösen konnte, öffnete Florian eine Schnalle des Geschirrs. Ein plötzliches, lautes Geräusch von nebenan versetzte Nantha derart in Angst, dass sie sich aus dem Geschirr befreite und das Weite suchte. Die Suche im Quartier blieb erfolglos – keine Spur mehr von Nantha. «Diese Zeit werden wir nie vergessen», sagen Vivienne Sprang und ihr Lebenspartner. Sie meldeten den Vorfall der Polizei und der Jagdaufsicht. Über «Naty’s Tiere in Not» und die Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) gelangten sie an den Hundefänger Daniele Bennici. Lorenz legte nach dessen Anweisung mit Wurstwasser angereicherte Fährten zurück zum Haus, damit Nantha zurückfinden könnte. Als der Hund oberhalb von Kirchdorf gesichtet wurde, kam Bennici, stellte eine Falle auf, legte mit Futter sternförmige Schleppfährten dorthin und übernachtete mit Kamera bewaffnet in der Nähe. Ohne Erfolg.

    Am zweiten Tag hingen Sprang und Lorenz Flyers in der Umgebung auf. Gleich mehrere Anrufe gingen ein. Doch dann war vier Tage lang Ruhe. «Zwischendurch hatten wir die Hoffnung verloren», schildert Vivienne Sprang diese Zeit. Am sechsten Tag wurde Nantha in Birmenstorf gesehen. Daniele Bennici installierte zwei Futterstellen mit Falle, während der zusätzlich beigezogene Pettrailer Markus Baumgartner das Flyern übernahm. Wieder ohne Erfolg.

    Am anderen Morgen früh kam der Anruf, Nantha sei in Vogelsang an der Hauptstrasse gesichtet worden. Lorenz fuhr gleich hin und entdeckte Nantha für einen kurzen Augenblick. Jetzt den Hund nur ja nicht in Panik versetzen, sodass er erneut fliehen würde, erklärte Baumgartner, der zusammen mit Anwohnern das Gelände einzäunte, sodass es für Nantha kein Entweichen mehr gab. Mit der Drohne versuchte Baumgartner den Hund zu orten. Gegen Mittag kam Bennici, stellte eine grosse Falle auf und legte eine leckere Schleppfährte. Eine Verlockung, welcher der hungrige Hund nicht widerstehen würde. Nach drei Stunden Warten kam Nantha ins Blickfeld und ging, von einer Wildkamera gefilmt, in die Falle. «Wir konnten es kaum fassen vor Glück», erzählt Vivienne Sprang. Und schreibt die Aargauer Zeitung.

    Beginnen wir den Start am heutigen Montag, an dem die Maskenpflicht für den ÖV beginnt, mit einer wunderbaren Geschichte, die uns mit einem Happy End in die Kalenderwoche 28 führt. Ein Happy End, das wir uns alle auch für die Corona-Pandemie wünschen.

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  • 5.7.2020 - Tag der Grillsteaks

    So gelingt das Steak vom Grill jedes Mal

    Aussen braun, innen saftig und rosa: Wie ein perfekt gegrilltes Steak aussieht, davon hat wohl jeder eine Vorstellung. Umso frustrierender, wenn das daheim auf dem Grill geröstete Fleisch dieser dann so gar nicht entspricht – zumal Steaks zu den teuersten Grillstücken gehören. Falls Ihnen das schon mal passiert ist, seien Sie getröstet: Sie sind nicht allein. Nicht umsonst werden Rindersteaks in vielen Profi-Küchen ganz sanft sous vide bei Niedrigtemperatur gegart und dann nur noch in der Pfanne nachgebräunt. Aber auch ohne high-tech können sie ein köstliches Steak auf dem Grill zubereiten. Schreibt die WELT.

    Das ist doch mal eine Sonntagslektüre! Weiterlesen lohnt sich selbst bei der WELT für einmal. En Guete!

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  • 4.7.2020 - Tag der Sozialhilfe für Milliardäre

    Bundesrat hat entschieden: Milliardär Blocher bekommt 2,7 Millionen Fr Rente!

    Der Bundesrat soll nicht schlecht gestaunt haben. SVP-Vordenker Christoph Blocher (79), der von 2003 bis 2007 in der Landesregierung sass, fordert nun nach Jahren plötzlich die ihm zustehenden Ruhegehälter ein, auf die er bis heute verzichtet hat. Das berichtet die «Schweiz am Wochenende». Blocher bestätigt dies gegenüber BLICK.

    Unter dem Strich geht es um 2,7 Millionen Franken. Das hat bei vielen für Erstaunen gesorgt. Immerhin zählt seine Familie gemäss «Bilanz» zu den zehn reichsten Schweizern.

    Blocher braucht Bargeld

    Blocher nennt zwei Gründe dafür, dass er nach Jahren das Ruhestandsgehalt einfordert. Einerseits wird der ehemalige Justizminister in diesem Jahr 80 Jahre alt – Zeit, Bilanz zu ziehen: «Man weiss nicht, was noch auf einen zukommt.»

    Gleichzeitig gibt es wirtschaftliche Gründe. Sein Vermögen besteht vorab aus Firmenanteilen und Immobilien, doch damit lässt sich die Vermögenssteuer nicht bezahlen. Heisst: Blocher braucht Bargeld.

    Bundesrat stimmt Antrag zu

    Die Ruhegehalts-Regelung für Bundesräte ist immer wieder umstritten. Bisher aber scheiterten sämtliche Reformversuche. Ausgerechnet Blocher selber gehörte zu den Kritikern.

    Der Bundesrat hat dem Antrag Blochers am Mittwoch zugestimmt. Der Beschluss wurde der Finanzdelegation des Parlamentes zur Zustimmung vorgelegt.

    Gemäss Bundeskanzlei seien bisher noch nie Ruhegehälter rückwirkend ausbezahlt worden. Auch sei dies gesetzlich nicht klar geregelt. Dies will der Bundesrat nun nachholen, um eine Rückwirkung künftig zu verhindern.

    «Habe Anspruch auf die Zahlung»

    Im Bundesrat soll Blochers Forderung allerdings nicht sonderlich gut angekommen sein: 2,7 Millionen Franken sind sogar für den Bund ein grosser Batzen. Derzeit werden 20 alt Bundesräte finanziell unterstützt, was jährlich 4,5 Millionen Franken kostet.

    Blocher lässt sich von Kritik nicht aus der Ruhe bringen. «Ich habe einen Rechtsanspruch auf diese Zahlung, stellt er klar. «Wäre ich gestorben, wäre das Ruhegehalt einfach verfallen. Aber dann bräuchte ich es ja auch nicht mehr.» Schreibt Blick.

    «Die Sozialhilfe war als Überbrückungshilfe in Notlagen gedacht. Schleichend ist daraus etwas anderes geworden: ein dauerhaftes Ersatzeinkommen ohne Arbeitsleistung. Explodierende Kosten sind die Folge davon. Die Leidtragenden sind dabei die Steuerzahler und die wirklich Bedürftigen.

    Die Sozialhilfe hat beispielsweise dort ihre Berechtigung, wo jemand wenige Jahre vor der Pensionierung die bisherige Stelle verliert, trotz festem Willen keine neue Arbeit findet und die Leistungen der Arbeitslosenversicherung ausgeschöpft sind. Oder wenn eine alleinerziehende Mutter vorläufig nicht arbeiten kann.

    Die Sozialhilfe hat heute aber auch eine andere Seite. Das System lässt sich leicht ausnützen von jenen, die gar nicht arbeiten wollen. Und eine ganze Sozialindustrie verdient gut daran.» Schrieb die Parteizeitung der SVP am 23. Oktober 2014.

    Es ist schön, dass die Steuerzahler nun endlich mal für einen wirklich Bedürftigen aufkommen. Ein Gschmäckle hat Blochers Forderung trotzdem, auch wenn dem von allen Göttern Gesalbten vom Herrliberg de jure die paar Millionen für ein dauerhaftes Ersatzeinkommen ohne Arbeitsleistung zustehen.

    «Classe Politique» pure, die der alte Mann und das Mehr* wie kein anderer stets angeprangert hat. «An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! Nicht an ihren Worten.» (1. Johannes 2,1-6). Und schon gar nicht an den bezahlten Auftragsbiografien von Blochers Wurmfortsätzen Somm** und Ackeret***, die nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden.

    * «Der alte Mann und das Meer» (Originaltitel «The Old Man and the Sea») ist ein von Ernest Hemingway im Frühling 1951 auf Kuba geschriebener Kurzroman.

    ** Markus Somm – «Christoph Blocher - Der konservative Revolutionär»

    *** Matthias Ackeret – «Das Blocher Prinzip»

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  • 3.7.2020 - Tag der Schweizer Berge

    Schweizer reisen auf Inseln

    Statt wie geplant in die Schweizer Berge zu fahren, ändern viele Schweizer kurzfristig ihre Ferienpläne und reisen ans Meer. Grund dafür sind die attraktiven Preise: Im Moment kosten Strandferien für eine vierköpfige Familie inklusive Flug und Mahlzeiten zwischen 2000 und 3000 Franken. Für den gleichen Preis gibt es in den Schweizer Bergen meist nur die Übernachtung. Besonders beliebt sind die Inseln Kreta, Rhodos und Zypern. Denn alle drei Inseln wurden weitgehend von der Corona-Pandemie verschont. Schreibt 20Minuten.

    Ob es sich bei den 2'000 oder 3'000 Franken für Strandferien um Angebote für eine Woche oder zwei Wochen handelt, lässt 20Minuten offen. Egal. Tatsache ist, dass eine vierköpfige Familie sehr wohl auch in den Schweizer Bergen für die genannten Beträge tolle Ferien erleben kann*. Sofern man nicht ausgerechnet in Bernie Ecclestones Hotel Olden in Gstaad absteigt. Oder im Palace St. Moritz.

    * Google hilft auf der Suche nach einer Feriendestination in der Schweiz weiter. Es sind momentan unglaublich viele Ferien-Sonderangebote für Schweizer Familien in den Schweizer Bergen online.

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    Ferienwohnung auf der Lauchernalp
  • 2.7.2020 - Tag der Gnadenlosen

    Aargauer Bürgerliche fordern: Keine Gnade bei Sozialhilfemissbrauch – jeder Verdacht soll angezeigt werden

    In Coronazeiten erst recht: Bürgerliche fordern, dass bei Sozialhilfemissbrauch genauer hingeschaut wird. So hat FDP-Grossrat Adrian Schoop diese Woche einen Vorstoss eingereicht. Jeder Verdacht auf Sozialhilfemissbrauch soll von den Mitarbeitenden der Sozialdienste künftig zwingend angezeigt werden müssen.

    Fast 20'000 Aargauerinnen und Aargauer waren Ende Mai als stellensuchend gemeldet. Je mehr Menschen ihre Stelle verlieren, desto mehr sind auf Sozialhilfe angewiesen. Gleichzeitig dürften für manche Gemeinden wegen Corona die Steuereinnahmen zurückgehen. Deshalb sei es jetzt an der Zeit, bei Sozialhilfemissbräuchen ganz genau hinzuschauen, findet FDP-Grossrat Adrian Schoop.

    «Damit diejenigen Menschen, die wirklich auf die Unterstützung angewiesen sind, diese auch weiterhin erhalten können.» Schoop hat diese Woche im Grossen Rat eine Motion eingereicht, die verlangt, dass Mitarbeitende der Sozialdienste künftig jeden Verdacht auf Sozialhilfemissbrauch zwingend anzeigen müssen.

    Das Anliegen kommt auch bei der FDP und CVP an

    Stand heute müssen nur schwere Vergehen zur Anzeige gebracht werden, weniger schwere Straftaten nicht. «Dadurch bleiben einige Straftaten auch dann straflos, wenn es sich um mehr als Bagatellfälle handelt», sagt Schoop. Ab wann der ungerechtfertigte Bezug von Sozialhilfe ein schweres Vergehen darstellt, ist selbst juristisch nicht immer eindeutig. Die Höhe der bezogenen Sozialleistungen spielt hier eine Rolle, ebenso das Motiv der Bezügerin oder des Bezügers.

    Von den Angestellten der Sozialdienste könne man nun aber nicht erwarten, dass sie diese «juristischen Feinunterscheidungen» selbst machen können, findet Adrian Schoop. Es sei deshalb einfacher, würden alle Verdachtsfälle künftig grundsätzlich einmal angezeigt. Unterstützt wird die Motion von einem Grossteil der SVP- und FDP-Fraktion sowie mehreren CVPlern.

    Falsches Pflichtgefühl, Drohungen oder Unwissen

    Gemäss Schoop sprechen verschiedene Gründe für eine Anzeigepflicht. Er sagt, aus Pflichtgefühl dem Bedürftigen gegenüber werde im Zweifelsfall eher von einer Anzeige abgesehen. Weiter gebe es Fälle, bei denen Druck auf die Mitarbeitenden des Sozialdienstes gemacht werde, sie sogar bedroht würden, und es deshalb zu keiner Anzeige käme.

    «Viele kleine Gemeinden wissen vielleicht auch gar nicht, dass sie zu diesem Mittel greifen könnten.» All dies führe dazu, dass Sozialhilfemissbrauch zu einer «gefahrlosen» Tat verkommen sei. Jetzt, in Coronazeiten, wo immer mehr Menschen auf dieses Geld angewiesen sind, sei es umso wichtiger, dass jeglicher Missbrauch geahndet werde.

    Die Motion verlang nun aber nicht, dass sämtliche Fälle direkt bei der Staatsanwaltschaft landen. Damit die Verhältnismässigkeit gewahrt wird, sollen die kleineren Fälle zuerst einmal einer Vorinstanz vorgelegt werden. Das könnte etwa der zuständige Gemeinderat mit seinem Rechtsdienst sein. Dieser würde den Verdacht prüfen und ihn der Staatsanwaltschaft melden, wenn es sich juristisch nicht um einen Bagatellfall handelt. So soll in Zukunft also jeder Verdacht angezeigt werden –entweder bei der Staatsanwaltschaft oder beim Gemeinderat.

    SP-Grossrat zweifelt an der Grösse des Problems

    Erst vor zwei Wochen hat das Bezirksgericht Baden eine Frau schuldig gesprochen, die nicht alle Lohneinkünfte deklariert hatte, während sie gleichzeitig Sozialhilfe bezog. Die Frau wurde für fünf Jahre des Landes verwiesen. Angezeigt hatte die Frau der Turgemer Gemeinderat. «Dieser Fall zeigt, dass es noch viel Potenzial gibt. Es geht nicht darum, Sozialhilfebezüger grundsätzlich anzuprangern. Sondern die wenigen Ausnahmefälle vehement anzugehen und Missbräuche strikt zu ahnden, um die ehrlichen Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger zu schützen», sagt Schoop.

    Auch Dieter Egli, Co-Fraktionspräsident der SP, möchte Sozialhilfemissbrauch nicht wegreden. Aber er bezweifelt, dass das Problem tatsächlich so gross ist, wie es dargestellt wird. «Es macht eher den Anschein, als würde hier nach vermeintlichen Schwachstellen der Sozialhilfe gesucht werden, um sie in ein schlechtes Licht zu rücken.»

    Die jetzigen Bestimmungen reichen aus

    Dieter Egli verweist auf die juristische Diskussion, ab wann ein Sozialhilfemissbrauch angezeigt werden muss. Denn: Bagatellfälle sollen ja nach wie vor nicht direkt bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden, sondern von einer anderen Instanz vorgeprüft werden. «Das beweist doch gerade, dass diese juristische Unterscheidung durchaus Sinn macht», so Egli.

    Die Mitarbeitenden der Sozialdienste seien kompetent genug, um diese Unterscheidung machen zu können, sagt der SP-Grossrat. Und sie seien so professionell, dass sie sich nicht beeinflussen oder gar bedrohen lassen würden. Die jetzigen Bestimmungen würden ausreichen, findet Dieter Egli. «Das Prinzip der Sozialhilfe ist einfach. Das Erkennen von Sozialhilfemissbrauch ebenso.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Gegen die Aussagen von Adrian Schoop-Gnadenlos ist eigentlich nichts einzuwenden. Systemfehler haben es in der Regel so an sich, dass sie ausgenützt werden. Das ist bei der Sozialhilfe der Fall wie auch bei den von Bund und Kantonen gesprochenen Corona-Geldern und Corona-Krediten für Unternehmen.

    Missbrauch findet dort statt, wo er zugelassen wird und gehört ausgemerzt. Da hat der «bürgerliche» Staatsmann Schoop absolut recht. Und weil auch für die «bürgerlichen» Staatsmänner die Unschuldsvermutung gilt, ist anzunehmen, dass der smarte FDP-Grossrat bei Skandalen um Veruntreuung von Corona-Hilfsgeldern durch Unternehmen ebenso gnadenlos hinschauen wird wie bei der Sozialhilfe. So weit so gut.

    Wirklich ärgerlich an diesem AZ-Artikel ist die Titel-Headline: «Aargauer Bürgerliche». Wann beenden Parteien und Medien endlich diesen Blödsinn mit einem Relikt aus der Vergangenheit, das auf viele Menschen abstossend wirkt und längst aus der Zeit gefallen ist? Die französische Revolution ist vorbei, liebe Pinguine von den «bürgerlichen» Parteien.

    Wer ist denn nun eigentlich «bürgerlich»? Sind das Politiker*innen mit einer Struwwelpeter-Frisur wie Schoop sie trägt? Erkennt man sie am lächerlich elitären FDP-Dress-Code-Designeranzug in Königsblau, den karierten, ebenfalls etwas aus der Zeit gefallenen Golfhosen der Präsidentin Greta Gössi oder den blauen Seidenhemden der freisinnigen FDP-Jungs, wie sie seinerzeit von der Führungsmannschaft der ehemaligen DDR-Jugendorganisation getragen wurden?

    Dass der FDP-Dresscode die Individualität der jungen Parteigranden zerstört und aus ihnen närrische blaue Mäuse macht, scheint den CI-Verantwortlichen der Verdichtungspartei noch nie aufgefallen zu sein.

    Doch was sagt uns der Begriff «Aargauer Bürgerliche»? Nichts. Das ist die echte Tragödie aller Parteien, die sich mit dem Begriff «bürgerlich» schmücken. Die Aura des Begriffs besteht aus einem Nichts-Nutz. Zu nichts nützlich.

    Oder wie Wikipedia schreibt: «Bürgerliche Partei ist ein Begriff der Politik, den manche Parteien zur Selbstbeschreibung nutzen. Welche Merkmale dieser Begriff impliziert, bleibt weitgehend unklar, sodass die Bezeichnung letztendlich nichtssagend ist. Der Begriff der bürgerlichen Partei bzw. des bürgerlichen Lagers wird oft als Kampfbegriff und in Abgrenzung zur politischen Linken gebraucht. Seine Verwendung ist umstritten, da in einer Demokratie alle Mitglieder der Gesellschaft Bürger sind, unabhängig von ihrer politischen Einstellung oder sozialen Herkunft.»

    Nichtssagend. Sinnlos. Passt perfekt zu einer freisinnigen Partei. Frei von jeglichem Sinn.

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    Foto by Adrian «gibt Schub» Schoop

  • 1.7.2020 - Tag der Frustrierten

    Fast alle Gemeinden sagen ihre Anlässe zum Nationalfeiertag ab: Der grosse 1. August-Frust!

    Eigentlich geht es hoch her am 1. August. Die Schweiz feiert ihren Nationaltag – und wie. Grosse Feste, Feuerwerk am Himmel. Das ganze Programm. Doch dieses Jahr heisst es kleiner Frust statt grosse Party-Lust.

    Normalerweise wird der 1. August in der Schweiz in ganz grossem Stil zelebriert. In Städten und Gemeinden geht es hoch her. Es wird gesungen, gelacht und getanzt. Man sitzt beisammen und feiert den Nationalfeiertag der Schweiz.

    Nicht so dieses Jahr. Alle grossen Bundesfeiern wurden abgesagt. Sogar die traditionelle Gedenkfeier auf der Rütliwiese findet dieses Jahr nicht statt. Einzig eine Mini-Feier unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist geplant. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) trifft auf der Wiese einige wenige Corona-Helden aus allen Kantonen.

    Um die Corona-Infektionszahlen niedrig zu halten, hat der Bundesrat alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis Ende August verboten.

    «Wir sind natürlich sehr enttäuscht, da wir uns sehr auf den Besuch von Bundesrätin Viola Amherd in Luzern gefreut und zusammen mit der diesjährigen Gastgemeinde Ermensee bereits ein tolles Unterhaltungsprogramm zusammengestellt hatten», sagt Diel Tatjana Schmid Meyer (38), Präsidentin des Organisations-Komitees, zu BLICK.

    Die Feier sei so gut wie organisiert gewesen. Budget: rund 60'000 Franken. Dann kam das Coronavirus dazwischen. Einige Aufträge konnten storniert werden. Trotzdem kostet die Absage etwas weniger als 20'000 Franken.

    Gleiches Spiel in Bern. Auch hier musste das Programm abgesagt werden. Budget für den Nationalfeiertag: 75'000 Franken. «Vorgesehen waren die Feierlichkeiten auf dem Bundesplatz, der Bundesgasse und auf der Kleinen Schanze. Das Organisationskomitee rechnete mit rund 25'000 Besucherinnen und Besuchern», sagt Jürg Wichtermann (56), Stadtschreiber der Stadt Bern, zu BLICK. Nun hofft man auf das nächste Jahr.

    Ein Skandal für die SVP. Sie fordert: «Rettet den 1. August!». Die Partei plädiert dafür, trotz Corona den Nationalfeiertag zu zelebrieren. «Eine 1.-August-Feier darf auch schlicht sein und auf die patriotischen Grundwerte reduziert werden», schreibt die Partei in einer Mitteilung.

    Was die SVP fordert, wurde in Brunnen SZ längst umgesetzt. Statt einer 1.-August-Feier wurde rechtzeitig ein Alternativprogramm organisiert. Kleinere Konzerte, Alphornbläser und ein Bimmelbähnli für die Kleinen entlang der Promenade. «Brunnen wird am 1. August frei zugänglich sein. Die Gastronomen erhalten zusätzliche Freiflächen für die Bewirtung, um die Abstandsvorschriften einhalten zu können», sagt Stefan Ryser (40) von Brunnen Schwyz Marketing.

    Bei der normalen 1.-August-Feier werden über 1000 Personen erwartet. Für das Alternativprogramm dagegen weniger. Trotzdem werden Vorkehrungen getroffen, um grössere Menschenansammlungen zu verhindern.

    Ryser zu BLICK: «Es wird zwar kleinere Konzerte geben. Die finden aber auf mobilen Bühnen statt. Auch unsere Alphornbläser werden sich so aufstellen, dass man zwar die Klänge hört, aber die Bläser nicht sieht.» Wo nötig, würden weitere Schutzmassnahmen wie das Contact Tracing eingesetzt werden.

    Das geplante Feuerwerk findet aber nicht statt. Als Alternative werde gerade eine Lichtillumination im Dorfkern geprüft. Nicht nur Brunnen verzichtet dieses Jahr auf bunte Raketen am Himmel.

    Das macht besonders Bugano-Chef Toni Bussmann (70) zu schaffen. Seit Jahren leitet er das Luzerner Unternehmen, das zu den grossen im Schweizer Feuerwerksgeschäft gehört. Wegen Corona brachen fast alle Bestellungen weg. «Bis dato finden etwa 2 bis 5 Prozent der üblichen 1.-August-Feiern statt, bei denen wir unser Material liefern. Aber ob die schlussendlich stattfinden, wird erst gegen Mitte Juli definitiv entschieden», erklärt Bussmann.

    Der Bugano-Chef setzt nun auf den privaten Feuerwerk-Verkauf. «Wir hoffen nun, dass der Privatkonsum am 1. August positive Ergebnisse gibt, viele Schweizer und Schweizerinnen bleiben ja zu Hause und können unsern Nationalfeiertag mit einem schönen Schweizer Vulkan feiern.» Damit der 1. August trotz Corona gebührend gefeiert werden kann – wenn auch dieses Mal im kleinen Kreise. Schreibt Blick.

    Des Einen Leid ist des andern Freud. Tiere und Umwelt werden es auf ihre Art zu schätzen wissen, dass das stumpfsinnige «Geklöpf» und die unerträgliche Belastung der Natur mit fragwürdigen Chemikalien und Gestank bis zum Abwinken bis tief in alle Nacht hinein sich zumindest für einmal reduziert.

    Und der Chlöpfmeister Toni Bussmann vom Luzerner Feuerwerkskörper-Unternehmen Bugano scheint irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein. Illuminationen erfüllen den Zweck besser als jeder Feuerwerkskörper und setzen der Phantasie erst noch keine Grenzen.

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  • 30.6.2020 - Tag der 42jährigen IT-Boys

    Reto Hanselmann erleichtert nach Negativ-Test: Party-König appelliert an Party-Volk

    Das Warten hat ein Ende: Reto Hanselmann (38) kann aufatmen. Der Corona-Test des Zürcher Partykönigs ist negativ. Hanselmann hatte sich Sonntagnachmittag testen lassen, nachdem er am 21. Juni eine Party im Zürcher Club Flamingo besuchte, an der ein Mann mehrere Leute mit dem Coronavirus angesteckt hatte. «Mir fällt ein Stein vom Herzen», sagt Hanselmann zu BLICK. «Ich bin sehr erleichtert, dass ich nun allen in meinem Umfeld, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, meiner Coiffeuse, meinem Personaltrainer und meinen Freunden, Entwarnung geben kann.»

    Das Warten auf das Testergebnis bereitete dem It-Boy, der sich seit Sonntag in seinem Haus in Zürich-Höngg in Selbstquarantäne befand, grosse Sorgen: «Ich hatte keine Angst um mich, aber ich hatte grosse Angst davor, andere angesteckt zu haben. Ich überlegte mir ständig, wen ich alles kontaktieren muss.»

    Hanselmann feierte am besagten Abend im Flamingo Club mit rund 25 Freunden den 42. Geburtstag seiner Kollegin Edita. «Ich habe mich im Club richtig verhalten», betont er. «Ich war nie in der Masse, hielt mich den ganzen Abend in der Lounge auf und konnte Abstand halten.» Obwohl er beim Betreten des Clubs seine Kontaktdaten vollständig und korrekt hinterliess, ist er bis heute nicht kontaktiert worden. «Ich habe weder vom Club noch vom Kanton etwas gehört», so Hanselmann. «Das muss wirklich besser werden. Mir ist es wichtig, dass ich mich darauf verlassen kann, bei einer möglichen Ansteckung rechtzeitig informiert zu werden.»

    Reto Hanselmann, der als Eventmanager selber Partys veranstaltet, hofft, dass die Nachtschwärmer aus dem Superspreader-Fall lernen. «An alle Clubbetreiber und Partygänger: Bitte, bitte, haltet euch an alle Regeln, sonst können wir bald gar keine Partys mehr feiern.» Schreibt Blick.

    Der Hanselmann: Vom Saulus Partylus zum IT-Boy-Paulus*. Erinnert ein wenig an den Untergang der Titanic. Überheblichkeit, Ignoranz, Sorglosigkeit und Dummheit führten zur Kollision der Titanic mit einem Eisberg, womit die rauschende Party auf dem Luxusdampfer ein schreckliches Ende fand.

    Am Schluss blieben Titanic-Captain Edward Smith nur noch die Worte: «Women and children first? It's every man for himself on a sinking ship.» Übersetzt in die Hanselmannsche Sprachlogik: «Bitte, bitte, haltet euch an alle Regeln, sonst können wir bald gar keine Partys mehr feiern

    Und das wäre dann wirklich schlimmer als beispielsweise der Tod der 1'495 Passagiere auf der Titanic. Oder die auf der Intensivstation am Sauerstoffgerät angeschlossenen Grossmütter der Hanselmänner.

    * Für alle, die noch weisse Socken tragen und nicht wissen, was ein IT-Boy ist: Der It-Boy ist das Pendant zum It-Girl und beschreibt junge Männer, die häufig in den Medien präsent sind und alles dafür tun, um berühmt zu werden. Der Beruf des It-Boys ist noch nicht offiziell anerkannt. Welch' eine Diskriminierung! Da wäre nun wirklich mal eine schweizweite Demo angesagt: IT BOYS MATTER!

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  • 29.5.2020 - Tag der Jongleure

    Rekord-Jongleur Paul Sahli (72) nach Velounfall im Spital Olten: «Ohne Helm wäre ich wohl nicht mehr da»

    Der weltberühmte Fussball-Rekordjongleur Paul Sahli (72) hatte am Samstag einen schweren Velounfall. Er hatte aber riesiges Glück – auch dank seinem Helm. Doch die Schulter schmerzt am Tag danach noch immer. Paul Sahli (72) ist ein Ballvirtuose. Ein Jongliergott. Er hat 64 Einträge im Guinness-Buch der Rekorde. 1987 jonglierte er in Oslo 14 Stunden und 17 Minuten am Stück mit einem Fussball. Und kam in dieser Zeit auf fast 95'000 Ballberührungen. Er schaffte es gar mehrmals in die ZDF-Kultsendung «Wetten, dass ..?». Dort stieg er einmal eine Feuerwehrleiter hoch, während er mit einem Fussball jonglierte.

    Doch nun hatte der Rentner aus Lostorf SO einen Velounfall, der schlimm hätte enden können. Passiert ist es am Samstag. «Ich fuhr mit dem Velo von Rothrist nach Aarwangen», erzählt Sahli gegenüber BLICK. Auf der Rückfahrt kommt es bei Murgenthal AG zum Unglück. Es ist eine gerade Strecke. Und es geht leicht bergab. «Ich war ein bisschen rassig unterwegs, wie immer mit dem Velo.»

    Sahli wird kurz bewusstlos. Doch zum Glück trägt er einen Helm. «Hätte ich keinen Helm aufgehabt, wäre ich wohl nicht mehr da», sagt er am Tag nach dem Unfall. Es ist nicht Sahlis erster Verkehrsunfall: 2009 ist sein Auto das letzte in einer Staukolonne, als ein anderes Fahrzeug in ihn hineindonnert. «Ich hatte damals ein Schleudertrauma. Und riss mir an der Schulter drei Sehnen.» Dazu: Ablösung der Netzhaut, Hörverlust mit Tinnitus, bis heute anhaltende Rückenprobleme.

    Als Sahli diesen Samstag nach der kurzen Bewusstlosigkeit wieder zu sich kam, waren bereits einige Helfer vor Ort. Am Bein hat er Prellungen, sein Ellbogen ist aufgeschürft. Und die Schulter tut sauweh. «Ich wollte nicht ins Spital. Denn ich bin nicht wehleidig.» Sahli lässt sich aber dennoch überzeugen. Ein Kollege bringt in anschliessend ins Spital nach Olten.

    Am Sonntagnachmittag ist Sahli wieder bei sich zu Hause. «Ich habe grausame Schmerzen in der Schulter und im Arm.» Auf seine «Velotürli» will er aber künftig trotzdem nicht verzichten. «Das lasse ich mir nicht nehmen.» Schreibt Blick.

    Alter schützt vor Torheit nicht. Oder wie Forrest Gump sagte: «Dumm ist, wer dumme Sachen macht.»

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  • 28.6.2020 - Tag der Enkelstrategie für Kinderlose

    FDP will mit «Enkelstrategie» in die Zukunft

    «Es geht um eine Strategie, die aufzeigt, dass liberale und verantwortungsvolle Arbeit enkeltauglich sein muss», sagte FDP-Präsidentin Petra Gössi heute. Die Schweiz brauche einen Wirtschaftsplatz, der auch in Zukunft allen einen Arbeitsplatz garantiere. Zudem seien Sozialwerke nötig, «die gesichert sind, so dass auch unsere Enkelkinder den gleichen sozialen Schutzschild haben wie die heutigen Rentnerinnen und Rentner», sagte Gössi.

    «Wir haben die Verantwortung, unseren Kindern und Enkelkindern einen intakten Lebensort zu hinterlassen, sowohl was die Umwelt, als auch die Infrastrukturen betrifft.» Sagt Petra Gössi, die kinderlose Präsidentin der FDP.

    Weiter sagte Gössi, der Wind im eidgenössischen Parlament habe mit den letzten Wahlen deutlich geändert. «Die vereinigte Linke mit den Grünen und der SP arbeiten mit Unterstützung einer vermeintlich liberalen Linkspartei und einer sich selbst suchenden Mitte fröhlich an einer neuen Schweiz, die sich durch mehr Interventionismus auszeichnet», sagte Gössi. Vorrangig werde die eigene Klientel bedient. Lösungen für das Gesamtsystem würden nicht gesucht.

    Vergessen gehe, dass es eigentlich die Steuerzahler und die Unternehmen seien, die am relevantesten für das Staatssystem seien. Deshalb müssten deren Interessen im Vordergrund stehen. «Ohne wirtschaftlichen Erfolg gibt es keine Steuereinnahmen und ohne Steuereinnahmen kann niemandem geholfen werden», sagte Gössi.

    Seit Neustem spiele sich die SP-Sitze auch wie die vermeintliche Retterin der KMU auf. So kämpfe diese für staatlich verordnete Mietzinserlasse, ungeachtet dessen, «dass die Rechnung von unseren Pensionskassen bezahlt werden muss», sagte Gössi. Zudem würden damit zwei der wichtigsten Werte in der Verfassung, die Eigentums- und Vertragsfreiheit, beschnitten. Schreibt SRF.

    Ausgerechnet «Greta» Gössi, die Frau ohne Kinder, entdeckt die Kinder und schlüpft – einmal mehr – in eine neue Rolle als «Mutter Theresa-Greta-Petra». Der von den «bürgerlich liberalen Freisinnigen» seit jeher frei von Sinnen instrumentalisierte Generationenkonflikt feiert ein Revival als dämliche Parole verpackt in neue Worte.

    Der absolute Brüller der fleischgewordenen Wendehälsin Gössi aber ist ihr Vorwurf an die Parteien ausserhalb des «bürgerlichen» Blocks, diese würden ihre eigene Klientel bedienen.

    Das sagt Greta-Petra ohne Schamröte im Gesicht und wippt dazu mit den mütterlichen Füssen in den Birkenstocksandalen.

    Dass alle Parteien ohne Ausnahme in erster Linie ihre eigene Klientel bedienen ist eine altbekannte Tatsache und als solche sogar in den Parteiprogrammen festgeschrieben.

    Wenn es aber eine Partei gibt, die das System der Klientelbewirtschaftung in den letzten Jahrzehnten pervertiert hat, dann mit Sicherheit die FDP.

    Gössis Enkeldogma trägt das Potenzial zur Tragikomödie Shakespearschen Ausmasses in sich. Man stelle sich den Unterhaltungswert dieser FDP-Glosse vor, wenn erst der freisinnige Pöstchenjäger Damian «ich bin nicht schwul» Müller, wie Gössi selber ebenfalls Kinder- und Eheringlos; selbst eine Partnerin fehlt dem Solariumgebräunten, das «Mutter Petra»-Dogma wie eine tibetanische Gebetsmühle runterrasselt.

    Findige Jungunternehmer*innen sollten sich für diese FDP-Fasnachtsveranstaltung die Filmrechte sichern.

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  • 27.6.2020 - Tag der Message Control

    Kanzler Kurz kratzt an seinem Nimbus

    Nach dieser Woche kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die ÖVP die Einrichtungen unserer Demokratie nicht ernst nimmt. Die Auftritte von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Finanzminister Gernot Blümel waren von einer Missachtung der Abgeordneten getragen, die im Untersuchungsausschuss versuchen, die politischen Hintergründe von Postenbesetzungen in dieser Republik auszuleuchten. Nein, Kurz muss sich nicht alles gefallen lassen, Blümel auch nicht, aber die Herablassung und die unterschwellige Aggression, die hier zutage traten, waren nicht angebracht. Bei der Opposition übrigens auch nicht. "Die geht mir so am Oasch" ins versehentlich noch eingeschaltete Mikrofon zu sagen, wie das der Neos-Abgeordneten Stephanie Krisper offenbar im Ärger über die Verfahrensanwältin passierte, ist eine schwere Entgleisung, für die sie sich entschuldigen und nicht herausreden sollte. Gerade die Neos appellieren doch immer an den Anstand, hier wäre Gelegenheit, welchen zu zeigen.

    Die Taktik der ÖVP scheint es jedenfalls zu sein, den U-Ausschuss lächerlich zu machen und zu diskreditieren, damit dessen Arbeit in der Öffentlichkeit nicht mehr ernst genommen wird. Man weiß ja nicht, was noch alles herauskommen könnte.

    Die vermeintliche Ahnungslosigkeit und die Erinnerungslücken, mit denen sich Kurz und Blümel vor dem Ausschuss regelrecht brüsteten, sind eine Respektlosigkeit, lassen aber auch die Protagonisten nicht gut dastehen. Ein Kanzler, der über Vorgänge in der Republik nicht Bescheid weiß, ein Finanzminister, der sich kaum noch an das vergangene Jahr erinnern kann – echt jetzt?

    Auch andere ÖVP-Spitzenrepräsentanten trugen diese Woche dazu bei, das politische Niveau nach unten zu drücken: Verfassungsministerin Karoline Edtstadler verglich bei einer Rede zum Baubeginn einer Shoah-Gedenkmauer die Massenvernichtung der Juden mit dem Unfalltod ihres Großvaters. Da war sie auch sehr traurig. Das war sicher nicht so gemeint, ist aber eine bodenlose Geschmacklosigkeit, die sich ein mit Intelligenz ausgestattetes Regierungsmitglied nicht leisten dürfte.

    Apropos. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bewegt sich am Rande des politisch Erträglichen. Oder darüber hinaus. Die Ministerin hat diese Woche eine Reform des Bundesheeres präsentieren lassen, die eine Abkehr von der militärischen Landesverteidigung beinhaltet. Ein Kernstück der Verfassung würde damit ausgehebelt. Der Koalitionspartner wusste nicht Bescheid, der Bundespräsident, immerhin Oberbefehlshaber des Bundesheeres, auch nicht. Tanner ruderte zurück, tat ihre Reformpläne als schlecht geglückten Scherz ab.

    Und dann dieser Fernsehauftritt. Das Interview in der "ZiB 2" war grotesk. Nicht nur, dass sich die Ministerin selbst zum Kasperl machte, das war eine Beleidigung der Intelligenz der Zuschauer, aber auch eine Zumutung für die Moderatorin. Dass Politiker keine Antworten geben und nur auswendig gelernte Sprechblasen aufsagen, ist man gewohnt, aber Tanner trieb es auf die Spitze.

    Sich so dumm zu stellen ist eine Respektlosigkeit den Zuschauern gegenüber und eine Missachtung der Demokratie. In dieser Woche haben Kurz und seine Mannschaft schwer an seinem Nimbus als Kanzler gekratzt. Sie haben die Politik lächerlich gemacht. Sie haben uns allen keinen guten Dienst erwiesen; sich selbst auch nicht, das ist nicht einmal ein Trost. Schreibt Michael Völker in seiner Kolumne im STANDARD.

    Ein österreichischer Freund, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, weil Charlie Stecher von der Salzburger Hopfen & Malz-Presse ja noch lebt, schrieb kürzlich eine WhatsApp-Nachricht: «Jo mei, Österreich is (ist, auf Deutsch) eh seit langem oa* Bananenrepublik. Nicht erst seit HC Strache und Sebastian Kurz mit seiner Wasserleichenfrisur». Da hat der gute Charlie vermutlich recht, auch wenn die Wasserleichen es nicht verdienen, mit der Kurzschen Haartolle verglichen zu werden.

    Jörg Haider, Sinowatz, Vranitzky, Klima, Schüssel, Gusenbauer, Faymann, Mitterlehner, Kern und wie sie alle hiessen, waren vermutlich in Sachen legaler und illegaler Kleptomanie zum Wohle der Partei und gelegentlich auch für sich selbst keine Kinder von nobler Zurückhaltung. Doch der vom israelischen Geheimdienst gehätschelte Sebastian Kurz hat das Parteispenden-System und den lukrativen Postenschacher für Parteimitglieder perfektioniert. Seine berühmt berüchtigte «Message Control» und eine gekünstelte Vergesslichkeit von «Baby-Hitler»**, die an die Demenz eines 80-Jährigen erinnert, gepaart mit einer Chuzpe sondergleichen, sind nur zwei Mosaiksteinchen im politischen Handeln des elitären Politikers mit der brachialen Einstellung der jungen, freisinnigen (Frei von Sinnen) und «bürgerlichen» Neoliberalen.

    Emmanuel Todd nennt in seinem (heute noch lesenswerten!) Buch «Weltmacht USA: Ein Nachruf» (Originaltitel: Après l’empire: Essai sur la décomposition du système américain) aus dem Jahr 2002 drei Gründe für den Untergang der Weltreiche seit der Antike: 1. Räumliche Überdehnung, 2. Zerfall der Demokratie und 3. die Zunahme der Dekadenz. Punkt zwei und drei sind in den Staaten der westlichen Wertegemeinschaft längst erreicht, wenn nicht gar überschritten. Punkt eins, die UdSSR lässt grüssen, mit Blick auf den globalisierten Handel ebenfalls.

    Doch wir Schweizerinnen und Schweizer sollten uns hüten, mit dem Finger nun auf Österreich zu zeigen. Mit einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung um + - 40 Prozent ist der Prozess des Demokratiezerfalls längst auch im Lande Wilhelm Tells angekommen. Über die zunehmende Dekadenz brauchen wir uns wohl kaum zu unterhalten.

    Einen Unterschied zu Österreich gibt es allerdings: Unsere Eliten aus dem Hohen Haus sind etwas cleverer, werden liebevoll «Freisinnige Pöstchen-Jäger*innen» und / oder «Lobbyisten*innen» genannt, und lassen sich kaum erwischen. Ausgenommen «Kasachstan»-Christa Markwalder. Oder alt Nationalrat Christian Miesch. Beide von der SVP. Die Partei der Mühseligen und Beladenen scheint ein echtes «smartless»-Problem zu haben.

    * «eine»; Deutsche Übersetzung

    ** So benannt in der deutschen Satirezeitschrift TITANIC

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    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 26.6.2020 - Tag des Fahrplans ohne Eisenbahn

    Alleingang der freiwilligen Massnahmen und Herdenimmunisierung misslungen: Warum Schwedens Covid-19-Sonderweg gescheitert ist

    Schweden setzte auf den Alleingang durch die Coronakrise. Nun hat das Land pro Kopf bald so viele Todesopfer wie Italien. Die Eindämmung des Virus durch lockere Massnahmen und durch Appelle an das Verantwortungsbewusstsein von Bürgern ist gescheitert.

    Schweden hat grösstenteils auf Freiwilligkeit und die Vernunft von Bürgern gesetzt, um das Coronavirus einzudämmen. Der Staat hat keinen Lockdown beschlossen. Die Bevölkerung sollte freiwillig Massnahmen ergreifen. Das öffentliche Leben ging praktisch normal weiter, während das restliche Europa und Länder rund um die Welt harsche Lockdowns einführten.

    Schwedens Sonderweg erntete aufmerksame Blicke aus der ganzen Welt. Am Anfang sah das auch ganz gut aus. Infektionszahlen blieben unter dem europäischen Durchschnitt. Menschen genossen auf Terrassen von Cafés die Frühlingssonne, Schulen blieben geöffnet. Das Virus schien unter Kontrolle.

    Diese Freiwilligkeit, das war das Konzept von Schwedens Chefepidemiologen Anders Tegnell (64), an dessen Seite sich auch Premierminister Stefan Löfven (62) oft zeigte. Drastische Eingriffe hielten beide für falsch. Auf Dauer könne man Menschen nicht zu Hause einsperren. Eine gewisse Zahl von Infektionsfällen sei tolerierbar, weil die Bevölkerung dadurch nach und nach Immunität aufbaue.

    Doch es wollte nicht mit der angestrebten Herdenimmunisierung. Tegnell schob das Datum immer wieder hinaus, bis bessere Zahlen vorliegen würden. Inzwischen ist das Scheitern der Strategie deutlich geworden. Im April und im Mai sind in Schweden weit mehr Menschen als im langjährigen Durchschnitt gestorben. Dabei entsprechen die zusätzlichen Toten in etwa der Zahl der bislang 5230 Corona-Toten. Tegnell hat unlängst eingestanden, dass ein etwas restriktiverer Weg wohl besser für sein Land gewesen wäre.

    Inzwischen weisen die Skandinavier rund 50 Corona-Tote pro 100'000 Einwohner auf. In der Schweiz liegt die Zahl bei 19,7. Damit zählt Schweden in diesem Verhältnis mehr Tote als Frankreich (44,3) oder auch die USA (36,7). In Europa weisen nur Belgien (84,8), Grossbritannien (64,3), Spanien (60,5) und Italien (57,3) eine höhere Corona-Sterblichkeit auf. Doch Belgien zählte auch Tote in Altersheimen teils ohne Corona-Test.

    Steigende Zahl von Neuinfektionen

    Die meisten Covid-19-Toten in Schweden beklagen Altersheime. Neun von zehn Corona-Toten im Land waren älter als 70. Und die Opferzahlen steigen weiterhin an. Eine Abflachung der Kurve, wie sie in den meisten europäischen Ländern deutlich erkennbar ist, ist weiterhin nicht abzusehen.

    Während auch Neuinfektionen in vielen europäischen Ländern zurückgegangen sind, weist Schweden seit Monatsbeginn täglich rund 1000 neue Ansteckungen auf. Die aktuellste Zahl vom 24. Juni liegt gar bei 1610 Neuinfektionen, während 48 weitere Todesfälle gemeldet wurden. Zwei Tage zuvor verstarben 69 weitere Menschen am Virus. Geht es so weiter, könnte Schweden in rund einem Monat Italien bei der Todesrate überholen. Dies, während in der Schweiz in den vergangenen sieben Tagen nur zwei Virustote gemeldet wurden.

    Unklar bleibt, wie Schweden auf den Ausbruch einer zweiten Welle reagieren würde. Ob das Land dann besser gewappnet wäre als seine Nachbarn Finnland, Norwegen oder auch Deutschland. Angesichts der vorliegenden Daten hat sich Schwedens Sonderweg soweit als Irrweg erwiesen. Schreibt Blick.

    Dass Appelle an das Verantwortungsbewusstsein von Bürgern so sinnlos sind wie ein Fahrplan ohne die Eisenbahn der SBB sieht man am derzeitigen, nonchalanten Tri-Tra-Tralla-Benehmen tagtäglich auch in der Schweiz. Selbst wenn Daniel Koch und Bundesrat Berset viel Unsinn verzapft haben, ist ihre Warnung vor einer zweiten Welle nicht unbegründet, solange das Virus noch unter uns weilt und ein Impfstoff fehlt.

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  • 25.6.2020 - Tag der menschlichen Dummheit

    Kantonsärzte mahnen zur Vorsicht bei Auslandreisen: Reisende bringen Coronavirus in die Schweiz zurück

    Was zuvor schon in China der Fall war, erweist sich jetzt auch in der Schweiz als Problem. Während die Ansteckungslage im Land unter Kontrolle scheint, führen geöffnete Grenzen dazu, dass sich Menschen im Ausland anstecken und das Virus zurück ins Land bringen. Eine Zeit lang hatte China, das mutmassliche Ursprungsland der Coronavirus-Pandemie, die Infektionslage unter Kontrolle. Aber dann erwiesen sich Reisende, die nach China zurückkehrten, als Problem. Hunderte schleppten das Virus zurück ins Land ein. Nur ein striktes Quarantäne-Regime und neue Reisebeschränkungen halfen, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. In derselben Situation, die auch Thailand beobachtete, das den internationalen Flugverkehr erst im September wieder aufnehmen will, befindet sich jetzt offenbar auch die Schweiz. Demnach haben mehrere Reisende das Coronavirus aus dem Ausland in die Schweiz zurückgebracht. Das sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, dem «Tages-Anzeiger». Es handle sich dabei nicht nur um Einzelfälle. Betroffen sind neben Zug auch mehrere andere Kantone. iese neuen, importierten Corona-Fälle folgen auf die Öffnung der Grenzen am 15. Juni. Mit Auslandreisen, konkret in den Corona-Hotspot Mailand, hatte die Corona-Welle in der Schweiz auch begonnen. Contact-Tracer der Kantone spüren diese neuen Ansteckungen auf. Befragungen ergeben dann, wo sich die Infizierten exponiert haben und wem sie das Virus möglicherweise weitergegeben haben könnten. Jetzt mahnen Kantonsärzte zur Vorsicht bei Auslandreisen, so Hauri. Die betroffenen Reisenden seien zuvor in «europäischen Ländern mit hoher Virusaktivität» unterwegs gewesen. Einzelne Staaten nennt Hauri nicht. Vor zehn Tagen wurden die Grenzen für Reisen im Schengen-Raum wieder geöffnet. Dazu gehören unter anderem die Länder Italien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Spanien oder auch Schweden, in denen Covid-19 stärker verbreitet ist als in der Schweiz. Schreibt Blick.

    Egoismus, Sorglosigkeit und Ignoranz verdrängen bei vielen Menschen die Tatsache, dass das Virus immer noch unter uns weilt. Und zwar weltweit. Wozu soll man sich denn Sorgen machen, werden sich die Reiselustigen wohl fragen? Der Bund bezahlt ja schliesslich die Kollateralschäden. Also «Hopp de Bäse» und rein ins nächste Flugzeug. Albert Einstein soll mal gesagt haben*: «Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.» Dem ist nichts hinzuzufügen. Ausser vielleicht, dass sich beide – Universum und Dummheit – unaufhaltsam ausdehnen.

    * Die Echtheit des Einstein-Zitats ist nicht verbürgt, wird ihm aber zugeschrieben.

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  • 24.6.2020 - Eine Ode an die Hetenhode

    Früher trug er einen Islamisten-Bart, heute hat er rot lackierte Fingernägel: der Mann, der Abdullah war

    Ein Gründungsmitglied des Islamischen Zentralrats Schweiz steht vor dem Bundesstrafgericht wegen Terrorpropaganda. Inzwischen hat er sich von der Szene distanziert und spricht selbstkritisch über seine dunkle Phase. Er hat seine Fingernägel rot lackiert und trägt sieben Piercings. Damit lebt er seine weibliche Seite aus, wie er sagt. K. C. ist 35 Jahre alt und wohnt in einer Gemeinde der Nordwestschweiz. Zwischen 20 und 32 sah er ganz anders aus. Damals trug er einen fusseligen Bart und nannte sich Abdullah. Er war Islamist. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, 2014 und 2015 über Facebook und Whatsapp Propaganda für die Terrororganisation IS verbreitet zu haben. Deshalb steht er nun vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Abdullahs Geschichte beginnt er mit seiner Kindheit. Seine Mutter erzog ihn anthroposophisch. Die Anthroposophie, die esoterische Lehre von Rudolf Steiner, sei eine enge Weltanschauung – wie der Islamismus. Schon früh merkte er allerdings, dass er auch in anderer Hinsicht anders war. Niemand durfte davon erfahren: «In der Pubertät habe ich eine weibliche Seite in mir entdeckt. Mir gefiel es, Frauenkleider zu tragen. Das war aber ein Gesicht von mir, das ich verbergen wollte. Mit 18 wurde ich dann von einer Nachbarin erwischt, als ich meine Frauenkleider in einem Park versteckt hatte. Sie erzählte es meinen Eltern. Ich entwickelte Suizidgedanken. Sie schickten mich zu einer Therapeutin, die mich jedoch nicht verstand.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Oh Allahu akbar sei uns gnädig. Was es heutzutage alles gibt: Nebst schwulen, halbschwulen und asexuellen Ständer-Räten nun auch noch schwule Gotteskrieger! Langsam aber sicher wird's denn doch etwas zu bunt. Rot lackierte Fingernägel und Bombengürtel. Das ist ja mal ein Ding. Nicht mal auf die Dschihadisten ist noch Verlass. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem die vom Aussterben bedrohten Heten unter Artenschutz gestellt werden müssen. Sonst sind sie irgendwann wirklich und wahrhaftig nur noch im Zoo zu sehen. Oder in Afrika.

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  • 23.6.2020 - Tag der Dummschwätzer

    Soll der Aargau 500 Flüchtlinge aufnehmen? Andreas Glarner hat eine andere Idee

    Die Flüchtlingslager in Griechenland sind überfüllt. Organisationen aus dem Asylbereich verlangen, dass der Kanton mehr Flüchtlinge aufnimmt. Doch die Regierung lehnt dies ab und von rechts kommt heftiger politischer Gegenwind.

    Turnschuhe, Flip-Flops, Gummistiefel. Kinderschuhe, Männerschuhe, Frauenschuhe. Wer am Wochenende in Aarau oder Baden unterwegs war, begegnete 500 Paar Schuhen. Aufgereiht vom Bahnhofplatz bis zum Schulhausplatz in Baden und vom Graben bis zum Casinopark in Aarau. Hinter der Installation anlässlich des Flüchtlingstags stecken mehr als zwanzig Aargauer Hilfswerke und Freiwilligenorganisationen – darunter der Verein Netzwerk Asyl Aargau.

    Die 500 Paar Schuhe stehen symbolisch für 500 geflüchtete Menschen. 500 Menschen, die im Moment – zusammen mit mehreren Zehntausend anderen – in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln feststecken und für die es im Aargau Platz hätte, wie Netzwerk Asyl in einer Mitteilung schreibt. Wer mit dem Aargauer Appell solidarisierte, konnte direkt vor Ort eine Postkarte adressiert an Regierungsrat Urs Hofmann unterschreiben.

    Von der Forderung hat die Regierung bereits Kenntnis. Ende April haben Netzwerk Asyl und andere Aargauer Organisationen wie Caritas Aargau oder das Heks den Regierungsrat dazu aufgefordert, 500 Menschen aus Griechenland im Kanton Aargau aufzunehmen. In den Flüchtlingscamps herrsche schlimmste Not. Die Menschen seien unter unwürdigsten Bedingungen eingeschlossen. Auf der Insel Lesbos gebe es nur gerade einen Wasserhahn für 1300 Personen und ein WC für 200 Personen. Die Lage der Menschen sei unerträglich, so Netzwerk Asyl in einer Mitteilung. In der Mitteilung findet sich auch eine Berechnung: 500 weitere Flüchtlinge auf 687'207 Aargauerinnen und Aargauer würden eine Quote von einem Flüchtling auf 1356 Einwohner des Kantons ergeben.

    Das Anliegen wird auch politisch unterstützt, unter anderem von SP und Juso, den Grünen und den Jungen Grünen. Support für das Anliegen gibt es von SP-Aargau-Präsidentin und Nationalrätin Gabriela Suter, die selber in Aarau wohnt und auf Facebook einige Fotos postete: «Eindrückliche Aktion zum Weltflüchtlingstag. Der Aargau soll 500 geflüchtete Menschen aufnehmen», schrieb sie dazu. Als Dublin-Staat trage auch die Schweiz eine Mitverantwortung für die heute herrschende humanitäre Katastrophe auf den griechischen Inseln, ergänzte Suter. «Evakuieren, jetzt!», fordert sie.

    Andreas Glarner, SVP-Aargau-Präsident und Nationalrat, besuchte vor rund drei Jahren selber ein Flüchtlingslager in Griechenland. «Es ist brutal, in welchen zum Teil menschenunwürdigen Umständen diese Menschen leben», sagte er damals im «Blick». Glarner hielt weiter fest: «Wir müssen jenen Flüchtlingen, die schon in Europa sind, mehr helfen, als wir das bislang taten.»

    Wie steht der SVP-Asylchef zur Forderung, der Kanton Aargau solle 500 Flüchtlinge aus Lagern in Griechenland aufnehmen? «Ich stehe zu meiner Aussage, dass wir diesen Menschen unbedingt helfen müssen, die Zustände in den Lagern auf den griechischen Inseln sind heute noch bedenklich schlecht», sagt Glarner auf Anfrage. Allerdings sei sein Aufruf, mehr zu tun für die Flüchtlinge, nicht als Einverständnis zu verstehen, mehr Migranten in den Aargau zu holen. «Wenn der Kanton etwas Sinnvolles tun möchte, dann soll er Geld an ein Hilfswerk spenden, das in Griechenland aktiv ist», sagt er.

    Ähnlich argumentierte Glarner schon als Gemeindeammann von Oberwil-Lieli, das sich jahrelang geweigert hatte, Flüchtlinge im Dorf aufzunehmen. «Aus unserer Gemeinde kamen über 400'000 Franken an Spenden für das Hilfswerk Swisscross.help, so konnten die Verhältnisse in Griechenland verbessert werden», betont er. Es sei einfach, von Kanton und Bund die Aufnahme von Flüchtlingen zu fordern, «aber ich frage mich, was die Leute, die solche Aufrufe unterschrieben, selber tun.» Glarner sagt ausserdem, die Aufnahme von 500 Flüchtlingen würde das Problem nicht lösen: «In Afrika kommen alle zwölf Tage eine Millionen Menschen zur Welt, die sich ein besseres Leben wünschen.» Bei diesen Zahlenverhältnissen sei klar, dass die Schweiz nicht noch mehr Flüchtlinge aufnehmen könne. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Um es gleich vorwegzunehmen: Was unser aller Dummschwätzer Andreas Glarner absondert, darf ruhig zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Easy come, easy go. Konvertiten wie Glarner, die vom Saulus zur Mutter Theresa der Flüchtlingskinder mutieren, sind nicht ernst zu nehmen und unterliegen Stimmungsschwankungen, die beim Psychiater vermutlich unter den Begriff «pathologisch» fallen würden.

    Die Bemerkung aus dem von den Medien sorgsam gehüteten Tabuthema über die Fertilität der afrikanischen Frauen und Männer ist einmal mehr ein gezielter Brüller von Glarner, der an den SVP-Stammtischen wohl einige Schenkelklopfer erzeugen wird. Oder klammheimlichen Neid bei den Bauern, die eine Bäuerin suchen.

    Aber im Zusammenhang mit den griechischen Flüchtlingslagern verwechselt Glarner, wie schon Johann Wolfgang von Goethe treffend bemerkte «Man liebt Ursache und Wirkung zu verwechseln», genau diese Ursachen und Wirkungen.

    Die hehren Standards in der Flüchtlingspolitik der EU verursachen die griechischen Zustände. Eine Gemeinschaft, die nicht einmal ihre Grenzen schützen kann und ein verwerfliches Geschäft mit hilfsbedürftigen Menschen den Schleppern und NGO's überlässt, ist keine Wertegemeinschaft, sondern ein Armutszeugnis sondergleichen.

    Es brauchte das Coronavirus, damit Griechenland erstmals in seiner Geschichte als EU-Mitgliedsstaat die Grenzen ohne Widerspruch aus der Brüsseler Gutmenschenzentrale schliessen durfte.

    Dass Brüssel bisher noch immer sehenden Auges sowohl bei Griechenland wie auch bei Italien mit Hilfe vor Ort und mit Geldmitteln zuwartete, bis sich Tragödien menschlichen Leids und unvorstellbare Zustände in den Flüchtlingslagern zuspitzten, ist eine Tatsache. Den Griechen und Italienern fehlt scheinbar das Erpressungspotenzial von Erdogan, der mit der EU Katz und Maus spielt.

    Und wer grosse Töne spuckt wie die Vertreter*innen der NGO's, die letztendlich auch nur von dieser Flüchtlingstragödie im wahrsten Sinne des Wortes leben, sollte ein Konzept mitliefern, wie die Zukunft der geretteten Flüchtlinge in der Schweiz erfolgreich zu gestalten ist.

    Wer in einem Flüchtlings-Hotspot in der Schweiz lebt, kann ein Lied davon singen, dass die meisten und gutgemeinten staatlichen Umsetzungen bezüglich Schulung, Integration und Jobvermittlung bisher kläglich gescheitert sind. In Luzern enden sie in der Regel im Nirgendwo zwischen Europaplatz, Inseli und Aufschütti. Oder in einem der unzähligen arabischen Barbershops, die den Angestellten zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben bezahlen.

    Und das alles hat sich mit der Coronakrise erst noch verschärft. Billiglohn-Arbeitnehmer*innen werden in naher Zukunft in der Schweiz keine Mangelware sein. Die Zuwendungen aus den Giesskannen der sozialen Hilfskassen allerdings schon. Denn Giesskannen haben es so an sich, irgendwann mal zu versiegen.

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  • 22.6.2020 - Tag der Bullshit-Argumente

    SVP fordert Risiko-Prämien – Sollen Kosovaren mehr Arbeitslosen-Beiträge zahlen?

    Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei Ausländern grösser als bei Schweizern. Die SVP findet, dass sich das auch in den Beiträgen der Arbeitslosenversicherung niederschlagen muss. BLICK zeigt, was das bedeutet. Ausländer sind häufiger arbeitslos als Schweizer – das zeigt die offizielle Statistik. 2019 etwa betrug die Arbeitslosenquote der Schweizer 1,7 Prozent, jene der Ausländer aber 4,4 Prozent.

    Angesichts dieser Zahlen findet es die SVP «ungerecht», dass alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleich hohe Beiträge an die Arbeitslosenversicherung (ALV) bezahlen müssen. Am Freitag hat die Fraktion daher einen Vorstoss eingereicht, der das ändern soll: Wie hoch die Beiträge an die ALV sind, soll vom Risiko abhängen, dereinst auch Arbeitslosengeld zu beziehen.

    Bei der Risikobeurteilung will die SVP nicht einfach zwischen Schweizern und Ausländern unterscheiden, sondern den einzelnen Nationalitäten. «Es kann doch nicht sein, dass etwa Arbeitnehmende aus Dänemark, die in der Schweiz eine Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent haben, gleich hohe Prämien zahlen müssen wie Osteuropäer, die viel häufiger arbeitslos sind», sagt der Zürcher Nationalrat Thomas Matter (54). Gemäss dieser Logik müssten Bürger afrikanischer Staaten am meisten in die ALV einzahlen – ihre Arbeitslosenquote lag 2019 bei 8 Prozent. Teuer würde es auch für Bulgaren (7,3 Prozent), Kosovaren (6,2 Prozent) und Rumänen (6 Prozent). Glimpflicher davonkommen dürften Deutsche (2,5 Prozent), Österreicher (2,4 Prozent) und Dänen (2,1 Prozent).

    Das Vorbild findet die SVP in der Motorfahrzeugversicherung. Dort etwa sei es selbstverständlich, dass Personen aus Ex-Jugoslawien höhere Prämien zahlen, weil sie mehr Unfälle verursachen als Schweizer. Dieser Grundsatz, so die SVP, solle auch für die ALV gelten. Dass die Berechnung der Beiträge ziemlich viel Aufwand bedeuten würde, ist Matter bewusst. «Damit die Bürokratie nicht überhandnimmt, würden wir einen Mehrjahresdurchschnitt vorschlagen, so dass die Beiträge nur alle drei bis fünf Jahre neu berechnet werden müssten», schlägt er vor. Für Matter hätte das System einen weiteren grossen Vorteil: Weil die Hälfte der ALV-Beiträge durch die Arbeitgeber bezahlt wird, würde deren Anreiz sinken, «noch mehr Billigarbeiter mit hohem Arbeitslosigkeitsrisiko aus der EU zu holen».

    Der Gedanke der SVP liesse sich natürlich weiterspinnen: Frauen müssten ebenfalls weniger ALV bezahlen, weil sie gemäss Statistik seltener arbeitslos sind als Männer. Und die Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen müsste höhere Beiträge zahlen als über 55-Jährige, weil auch sie ein höheres Risiko haben. Was den Vorteil hätte, dass der Anreiz, ältere Mitarbeiter auf die Strasse zu stellen, sinken würde – weil diese ja bei der ALV «günstiger» würden. Davon aber hält Matter nichts. «Ein altersbasierter Beitrag wäre mit grossen Risiken verbunden: Wenn die Arbeitslosigkeit bei den über 55-Jährigen steigt, würde man ihre Chance reduzieren, wieder einen Job zu finden.» Schreibt Blick.

    O je! Die SVP lässt aber auch gar nichts unversucht, ihre eigene Partei abzuschaffen. Dämliche Bullshit-Argumente werden bemüht, um die langsam aber sicher aussterbende Hardcore-Klientel am äussersten Rand zu bedienen. Und dies vorgetragen von einem Thomas Matter, der noch nicht mal der Dümmste der Partei ist. Was bei der SVP etwas heissen will!

    Das wird die Begeisterung an den Wahlurnen für die von Kampagnen- und Wahlniederlagen gebeutelte Partei auch nicht wesentlich in neue Höhen treiben. Vergleiche mit Motorfahrzeugversicherungen herbeizuziehen klingen zwar auf den ersten Blick gut, halten jedoch keiner vernünftigen Beurteilung statt. Private Versicherungsgesellschaften können nun mal im Rahmen ihrer gesetzlichen Möglichkeiten schalten und walten wie sie wollen. Staatliche Versicherungen können das nicht. Damit ist die lauwarm Wasser-Suppe bereits gegessen.

    Zumal dieser SVP-Unsinn weiteren Modellen der Prämienberechnung für die AVL Tür und Tor öffnen würde. Was, wenn jemand plötzlich feststellt, dass unverhältnismässig viele SVP-Wähler*innen arbeitslos werden? Müssten dann die Heerscharen vom Herrliberger Jesus Christophorus, der nicht erst seit den Wahlniederlagen längst nicht mehr trockenen Fusses über den Zürichsee marschieren kann, auch höhere Prämien bezahlen?

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  • 21.6.2020 - Tag des billigen Sonntagsbratens

    Teure Billigproduktion – Lebensmittelproduktion und Corona

    Die gehäuften Corona-Fälle in deutschen Schlachtbetrieben lenken die Aufmerksamkeit auf die Bedingungen der Fleischmassenproduktion: Billigarbeiter aus Osteuropa, in Massenquartieren untergebracht, enger Kontakt am Arbeitsplatz, Ansteckungsgefahr riesig. Analog dazu sah man vor kurzem die armseligen, unhygienisch wirkenden Quartiere für osteuropäische Erntehilfsarbeiter bei einem Gemüsebetrieb in Niederösterreich: So hat man sich eine sicherheitsgerechte Unterbringung in Corona-Zeiten eher nicht vorgestellt. Das Wiener Kalbsschnitzel im Wirtshaus stammt mit einiger Wahrscheinlichkeit aus den Niederlanden, berichtete die ORF-Doku "Am Schauplatz" vor kurzem. Nicht viel anders bei Rindern und Puten. Ist halt billiger. Heimische Bauern können da oft nicht mithalten. Wobei diese heile Welt – "aus heimischer Produktion" –, die uns oft in der Werbung begegnet, eben oft eine geschönte Realität ist. Die dunkle Kehrseite der billigen Lebensmittelproduktion ist den meisten wahrscheinlich bewusst, sie wird aber verdrängt. Genauso wie die gesundheitlichen Probleme durch den zu hohen Fleischkonsum, die Quälerei für die Tiere und die Umweltvernichtung durch riesige Anbauflächen für Tierfutter in den Entwicklungsländern (Brandrodungen am Amazonas). Verdrängung ist eben ein unheimlich starker psychologischer Mechanismus. Schreibt Hans Rauscher in DER STANDARD.

    Die Corona-Pandemie hat unglaublich viele Schwachstellen in unserer globalisierten Wirtschaftswelt aufgedeckt. Gelernt haben wir daraus nichts. Die guten Vorsätze und die schleimigen Worte aus den hehren Leitartikeln sind alle längst in der Versenkung verschwunden. Nur das Virus und die ungelösten Probleme bleiben.

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  • 20.6.2020 - Tag der Marketinglektion

    Robert Dubler: Bis zu 5000 Kartons in Verzug: «Ich kann gar nicht so viele Mohrenköpfe produzieren, wie die Leute wollen»

    "Situation am Schalter ausser Kontrolle", heisst es fett in Orange auf der Startseite von Dubler Mohrenköpfe. Selten hat eine Süssspeise solch hohe Wellen geschlagen. Als die Migros Zürich die schokoladenüberzogene Schaumsüssigkeit von Dubler vor rund einer Woche aus den Regalen verbannte, flammte die Debatte, ob "Mohrenköpfe" noch "Mohrenköpfe" heissen dürfen – oder ob dies rassistisch sei, neu auf. Der Nachfrage von Dublers Mohrenköpfen tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil. Kunden rennen Produzent Robert Dubler seither die Bude ein. "Ich kann gar nicht so viel produzieren, wie die Leute wollen", sagt der 73-jährige Aargauer. Aktuell sei er mit 4000 bis 5000 bestellten Kartons in Verzug – und das, obwohl er an seinem Standort in Waltenschwil nur noch einen Karton pro Person herausgibt. "Die Leute reissen mir die Mohrenköpfe nur so aus der Hand", sagt Dubler und appelliert an seine Kunden: "Ich bitte Sie, Geduld zu haben", sagt er. Die Wartezeit für die beliebten Mohrenköpfe betrage aktuell bis zu zwei Wochen. Auch auf der Homepage werden Kunden in diesen Tagen gebeten, erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder vorbeizukommen. Rassismus oder Tradition: Nicht zum ersten Mal gerät Robert Dubler zwischen die Fronten. Zuletzt gingen 2017 die Wogen wegen des Begriffs "Mohrenkopf" hoch. Rund 1500 Personen unterschrieben die Forderung, Dubler solle seine Süssigkeit umbenennen.

    Damals zeigte sich die Migros Zürich noch unbeeindruckt. Nun beugte sie sich im Zuge der Black-Lives-Matter-Demonstrationen auf der ganzen Welt dem Druck und warf das Produkt aus dem Sortiment. Robert Dubler lässt das kalt. Den Rassismus-Vorwurf wies er bereits vor drei Jahren entschieden zurück. Am Namen seines Traditionsprodukts will er festhalten. "Es stört mich nicht, wenn der Mohrenkopf Diskussionen auslöst. Ich finde es gut, wenn über Rassismus diskutiert wird. Die Welt wird aber nicht weniger rassistisch, wenn ich den Namen ändere", sagte er kürzlich in einem Interview mit der AZ. Schreibt die AZ.

    Robert Dubler hat bei der offensiven und knallharten Krisenbewältigung rund um seine Mohrenköpfe und den Presse-Shitstorm alles richtig gemacht und den Steinbruch-Tussies aus den Marketingabteilungen, die von frühmorgens bis spät in den Abend hinein ihre dämlichen Floskeln von der HSG St. Gallen herunterbeten, eine Lektion erteilt, die eigentlich in die Marketing-Lehrbücher eingehen müsste. Von Dubler lernen heisst siegen lernen und und würde erst noch weniger weniger Flops* produzieren. Haltung, Stil und Stärke zu zeigen, statt Social-Media-Müll zu produzieren. Nicht einzuknicken vor einer kleinen Minderheit, die lautstark über ihre Durchlauferhitzer in den Wald schreit. Angestachelt von einem Giganten aus der Detailhandelsbranche, der sich wohl nicht bewusst war, dass schon David den Kampf gegen Goliath gewonnen hatte. Es wurde Dubler allerdings auch leicht gemacht. Denn diese Diskussion mit dem Keulenargument des Rassismus um ein einziges Wort war so durchschaubar und absurd, dass sie schlicht und einfach in den Köpfen nicht die gewollte Wirkung erzeugen konnte. Denn selbst Analphabeten leuchtete relativ schnell ein, dass durch diesen kruden Wortkrieg im Umkehrschluss mehr oder weniger der ganze Duden toxisch beladen wäre und selbst Johann Wolfgang von Goethes Verse auf dem Index landen würden. Nicht mal die geheiligte Bibel käme ungeschoren davon.

    * Über 70 Prozent aller Produkteinführungen floppen. Jahrein, Jahraus beträgt die Floprate aller Neueinführungen in Deutschland zwischen 60 und 70 Prozent (vgl. z. B. Wildner, 1999). Haller & Twardawa (2008) stellen aufgrund ihrer Analysen ernüchtert fest, dass es «in Deutschland mehr als 80.000 beworbene Marken (gibt). 30.000 Artikel werden allein bei Fast Moving Consumer Goods (FMCG) Jahr für Jahr neu eingeführt. Rund 70 Prozent davon verschwinden innerhalb von zwölf Monaten aus den Ordersätzen des Handels und nur magere 30 Prozent überleben».

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  • 19.6.2020 - Tag Crop Tops

    Drei Männer attackierten Zürcher LGBTQ-Model im Zug

    Miruh Frutiger wurde im Zug von einer Gruppe Männer angegriffen. Grund dafür sei sein Äusseres gewesen, sagt Frutiger. Ein Politiker und LGBTQ-Organisationen wollen dem Hate Crime ein Ende setzen. Seine Beine sind lang, der Körper grazil. Die Haare trug er einmal lang. Auf dem Laufsteg überzeugt Miruh Frutiger als Mann oder Frau. Anstatt Bewunderung schlug dem Zürcher Model, das sich als gender-neutral-androgyn definiert, kürzlich aber viel Hass entgegen. Passiert sei es am Samstag, als er nach dem Besuch einer Vernissage in Genf in den Zug nach Zürich gestiegen sei, berichtet der 24-Jährige. «Im ansonsten leeren Zug setzten sich drei Männer in mein Abteil und begannen, mich auf Französisch zu beleidigen.» Er habe eine Kuhfelljacke und ein Crop Top getragen. «Die Männer beleidigten mich wegen meiner Jacke und meines Tops auf eine sexistische Art und Weise.» LGBTQ-Menschen werden immer wieder Opfer von Attacken. Etwa im Zürcher Nachtleben sind Schwule vor Pöbeleien nicht gefeit. SP-Nationalrat Angelo Barrile fordert im Kampf gegen Hate Crime nun griffige Massnahmen. In einem Vorstoss beauftragt er den Bundesrat, einen nationalen Aktionsplan zur Verminderung LGBTQ-feindlicher Hate Crimes und Gewalt zu erarbeiten. Dank dem Plan sollen Opfer auf kantonaler und kommunaler Ebene einfacheren Zugang zu Hilfsangeboten und Rechtsmitteln erhalten. Schreibt 20Minuten.

    SP-Nationalrat Angelo Barrile führt auf beeindruckende Art und Weise vor, wie eine Partei sich selber abschafft. Und, frei nach Inspektor Colombo, eine Frage hätt' ich noch, Sir: Was ist ein Crop Top? Trägt man dazu LGBTQ-Fogal-Strümpfe?

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  • 18.6.2020 - Tag der Stützstrümpfe und Geh-Hilfen

    Hoher Besuch: Merkel, Trump, Prinz Charles: Politpromis fordern Schweizer Sicherheitsapparat wie nie – das ist kostspielig

    Es reisen immer mehr völkerrechtlich geschützte Personen in die Schweiz, das zeigen neue Zahlen. Der Staat muss für die Sicherheit des hohen Besuchs sorgen. Hinter vorgehaltener Hand kommen Schweizer Polizisten bis heute ins Schwärmen. Die Rede ist «von einem der grössten Sicherheitsevents in jüngerer Zeit»; vergleichbar nur noch mit einer Messe des Papstes vor Zehntausenden Gläubigen in Genf und einem viertägigen Staatsbesuch des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping: Die Visite von US-Präsident Donald Trump am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos war für die hiesigen Sicherheitsbehörden eine grosse Kiste. Zwar kümmerten sich wie immer Dutzende Personenschützer des Secret Service um den unmittelbaren Schutz des Präsidenten. Doch die Hauptverantwortung für die Unversehrtheit von Trump trug nicht das Personal aus dem Heimatland, sondern die offizielle Schweiz. Denn die Sicherheit von völkerrechtlich geschützten Personen fällt in die Zuständigkeit des jeweiligen Gaststaats, es ist eine hoheitliche Aufgabe. So regeln das internationale Abkommen. In deren Wirkungsbereich fallen Staatsoberhäupter, Regierungschefs, Minister und weitere Personen, die in einem offiziellen Auftrag ihre Regierung repräsentieren. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Wer kennt das nicht, wenn man berühmt ist wie Harald «Harry fahr schon mal den Wagen vor» Schmidt und berüchtigt wie the Master of Disaster*? Als wir beide zusammen letztes Jahr im offenen Rolls Royce über die Luzerner Seebrücke fuhren, kam es zu Tumulten, wie sie Luzern noch nie erlebt hatte.

    Unsere Fangruppe der Ü75-jährigen Knuspergirls kreischte wie wild, die feurigen Mädels mit den schneeweissen Haaren und den gichtgeplagten Wädlis rissen sich die Stützstrümpfe von den Beinen und schmissen ihre Geh-Hilfen ins Seebecken. Doch Polizei oder Personenschutz war nirgends zu sehen. Nur ein einsamer Rettungshelikopter der REGA kreiste vorsichtshalber über dem Vierwaldstättersee.

    Aber Harry and the Master überlebten das Desaster wie durch ein Wunder ohne sichtbare Blessuren oder bleibende Schäden. Nochmal gut gegangen, kann man da nur sagen. Oder wie Harald Schmidt, Adorno zitierend, treffend bemerkte: «Nichts ist wahrer als die Lüge, weil die Wahrheit so verlogen ist**

    * Den Master-Abschluss «Master of Disaster» gibt es tatsächlich und kann an der University of Copenhagen studiert werden.

    ** Hier irrte Harald Schmidt, der bekennender Adorno-Fan ist: «Manchmal lese ich Adorno, bis es mir kommt.» Das angebliche Adorno-Zitat stammt aus einer Liedzeile des Wiener Liedermachers André Heller.

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    Harald Schmidt
  • 17.6.2020 - Tag des bürgerlich liberalen Freisinns frei von Sinnen

    Die sexuelle Orientierung eines Paares hat den Staat nicht zu interessieren

    Christian Hochstrasser aus Rothrist impliziert in seinem Leserbrief, dass homosexuelle Eltern ihren Kindern kein gesundes mentales und emotionales Aufwachsen ermöglichen können. Ich kann verstehen, wenn die Vorstellung eines Kindes mit zwei Mamis oder zwei Papis im ersten Moment gewöhnungsbedürftig ist. Aber bei politischen Entscheiden sollte nicht das Bauchgefühl, sondern rechtsstaatliche Grundsätze und wissenschaftliche Fakten massgebend sein. Im Jahr 2017 publizierten Forscher der Columbia Law School eine Metaanalyse, die insgesamt 79 Einzelstudien umfasste. Die Forschung kam über eine Zeitspanne von drei Dekaden zum Konsensus, dass schwule oder lesbische Eltern keinen negativen Einfluss auf das Wohlergehen von Kindern in emotionaler, sozialer und pädagogischer Hinsicht haben. Reviews aus den USA (Manning et al., 2014) und Australien (Dempsey et al., 2017) bestätigen das. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Familienprozesse – also zum Beispiel die Qualität der Kindererziehung oder die Zufriedenheit in innerfamiliären Beziehungen – eine wichtigere Rolle spielen als Familienstrukturen wie zum Beispiel das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung der Eltern (Short et al., 2007). Als Naturwissenschaftler urteile ich gerne anhand von Fakten und als liberaler Politiker setze ich mich dafür ein, dass jeder Bürger die grösstmögliche Freiheit bekommt, solange sein Verhalten niemandem schadet. Momentan haben in der Schweiz homosexuelle nicht dieselben Freiheiten wie heterosexuelle Paare. Mit der Einführung der Ehe für alle und des Rechts zur gemeinschaftlichen Adoption nichtleiblicher Kinder können wir das ändern.

    Ich akzeptiere, wenn Glaubensgemeinschaften diese Entwicklungen ablehnen. Was in ihrer Kirche oder Moschee erlaubt sein soll und was nicht, sollen sie weiterhin selbst entscheiden dürfen. Wo es aber um das Recht von Homosexuellen geht, vom Staat gleich behandelt zu werden wie Heterosexuelle, haben religiöse Gefühle nichts verloren. Den Staat hat die sexuelle Orientierung eines Paares nicht zu interessieren. Schreibt Tobias Hottiger, Einwohnerrat, Fraktionspräsident FDP, Zofingen in einem Leserbrief an das Zofinger Tagblatt.

    Immer wieder erquickend und erlabend, mit welcher Vehemenz sich «liberale» Politiker für Minderheitenthemen in Szene setzen. So es sich den lohnt. Für ein paar Wählerstimmen springen sie frei von Sinnen über jedes Stöckchen, das ihnen hingehalten wird. Sie nennen sich ja nicht um sonst «Die Freisinnigen».

    Den Kuchen der immer bedeutender werdenden Wählergruppe der Schwulen und Lesben will man nicht allein den Grüninnen / Grünen und der SP überlassen, sondern logischerweise selber auch ein gehöriges Stück davon abschneiden. Da darf man ruhig auch mal eine krude Metaanalyse mit unglaublichen 79 (!) Einzelstudien – verteilt über die Zeitspanne von drei (!) Dekaden – an den Haaren herbeiziehen und salbungsvolle Worte von der «bürgerlich liberalen» Kanzel predigen.

    Bei der Überbrückungsrente für Ü56-jährige Langzeitarbeitslose (von den gleichen «liberalen» Kräften auf Ü60 herabgewürgt) war der «Freisinn» nicht so gnädig wie gegenüber Schwulen und Lesben.

    Nun denn, Arbeitnehmer*innen gehören seit jeher nicht unbedingt zum Wählerpotenzial der FDP und sind damit vernachlässigbar. Die darf man ruhig im Regen stehen lassen. Dazu ist man schliesslich seiner neoliberalen Klientel verpflichtet. Und nicht irgendwelchen menschlichen Schicksalen, die sich nicht in Wählerstimmen ummünzen lassen. Basta!

    PS: Heute im BLICK – Krasse Altersunterschiede bei Zunahme neuer Arbeitsloser: Corona-Entlassungen treffen die Ü-55

    Ihr Kommentar

  • 16.6.202 - Tag der Entsorgungen

    Flughafen-Sicherheitsfirma feuert ältere Mitarbeiter – «Corona ist nur der Vorwand für unsere Entlassung»

    Die Sicherheitsfirma Custodio entlässt vier Mitarbeiter wegen Corona-Wirtschaftsproblemen. Zwei stehen kurz vor der Pension. Die Firma nutze Corona nur als Alibi, kritisieren sie. Denn andere Angestellte, die für Custodio arbeiten, sind in Kurzarbeit. Der Bundesrat habe doch die Einführung von Kurzarbeit erleichtert, damit es wegen Corona keine Entlassungen gibt, sagt Hawre Berdat (49). Dennoch erhielten er und drei weitere langjährige Angestellte der Flughafen-Sicherheitsfirma Custodio Ende März die Kündigung. Mit einem blauen Brief konfrontiert war auch Jürg Meuli (62). Darin machte die Firma mit 400 Mitarbeitern «substanzielle Auftragsverluste wegen der Covid-19-Krise» geltend. Doch wenig später, im April, sind andere Mitarbeiter, die über eine Temporärfirma bei Custodio angestellt sind, in Kurzarbeit. Meuli schüttelt im Gespräch mit BLICK den Kopf: «Wenn sie mir tatsächlich wegen wirtschaftlichen Gründen kündigen mussten, dann hätten sie doch zuerst Kurzarbeit anordnen können.» Davon wollte die Firma nichts wissen. Custodio-Chef Herbert Höck (49) sagt auf Anfrage, dass er bei den direkt Angestellten in Zürich bislang keine Kurzarbeit eingeführt habe. «Viele Firmen haben Kündigungen rückgängig gemacht, nachdem sie Kurzarbeit geltend machen konnten», sagt Isabelle Lüthi von der Unia Zürich-Schaffhausen. Gerade für ältere Arbeitnehmende, für die die Arbeitssuche jetzt besonders schwierig sei, sei das nichts als fair. Besonders bitter ist es für Meuli, so kurz vor der Pensionierung ohne Job dazustehen. Da er über Jahre im Ausland lebte und nicht immer in AHV und Pensionskasse einzahlte, entstünde ihm eine grosse Vorsorgelücke, wenn er bis 65 keine Arbeit mehr findet. «Ich suche einen neuen Job, aber es ist schwierig in meinem Alter», führt er aus. Beide Entlassenen machen ihren Job seit Jahren mit Passion. Ein komisches Gefühl gegenüber dem Arbeitgeber hat Meuli erst seit letztem Herbst, als er sechs statt wie bisher nur fünf Ferienwochen für dieses Jahr eingab. Diese stehen ihm gemäss Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu. Zuerst wollte ihm der Arbeitgeber nur fünf Wochen geben. Meuli insistierte auf sechs. Schliesslich hiess es, er hätte doch sechs Wochen zugute, es habe einen Systemfehler gegeben. Weitere rund 30 Mitarbeiter hätten darauf mehr zustehende Ferien gekriegt. «Seither nennen sie mich den Mister 6 Wochen», schmunzelt Meuli. Ende März folgt der Schlag – die Kündigung. Sein komisches Gefühl war berechtigt. «Leute, die den Mut haben, sich für ihre Rechte einzusetzen, werden unter dem Vorwand Corona entlassen», stellt er fest. Auch Berdat wurde offenbar sein Ferienanspruch zum Verhängnis. Letzten Herbst hat ihn der Custodio-Chef noch für seine Arbeit ausgezeichnet. Doch nachdem er im Januar um berechtigte fünf statt nur vier Ferienwochen bat, zitierte Herbert Höck ihn ins Büro. «Es war mein erstes Mitarbeitergespräch seit 13 Jahren», sagt Berdat. Der Chef habe ihm beschieden, ein gescheiter Mensch mache keine solchen Anfragen. Ebenfalls würde er am liebsten allen älteren Mitarbeitern kündigen, dann hätte er Ruhe vor solchen Feriengeschichten. Auch dass Berdat zu einem erkrankten Kind schauen musste, weil seine Frau arbeitete, passte Höck nicht. Gegenüber BLICK dementiert Herbert Höck, dass die Entlassungen im Zusammenhang mit gestellten Ferienansprüchen stünden. Entlassen habe man die Personen mit den meisten Abwesenheiten oder diejenigen, bei denen qualitative Defizite vorliegen. Bei Abwesenheit wegen einem kranken Kind erwarte er, dass die Absenzen mit der Partnerin geteilt würden, wenn diese auch arbeite. Corona sei ausserdem kein Kündigungsvorwand gewesen. Die Krise der Luftfahrt habe Custodio sehr hart getroffen. «Die Ferien wurden mir nicht gewährt, obwohl ich gemäss GAV klar einen Anspruch darauf habe», sagt Maria F.* (62), die fast ein Jahrzent für Custodio arbeitete und nun ebenfalls die Kündigung erhielt. Hinzu kommt, dass die Risikopatientin nach Eingabe des ärztlichen Attests noch einen Tag weiterarbeiten musste. Hier entgegnet Höck: «Die betroffene Mitarbeiterin gehörte, als sie für die Arbeit eingeplant war, gemäss Covid-19-Verordnung nicht zur Risikogruppe.» Der vierten Gekündigten, Gloria T.*, liegt vor allem auf dem Magen, dass ihr bis heute niemand den Grund für die überraschende Kündigung mitgeteilt hat. Von der Firma, für die sie sechs Jahre arbeitete, hätte sie mehr Charakter erwartet, erklärt die 54-Jährige. «Ich leiste die Arbeit immer noch eins zu eins, das ist mein Motto», sagt Berdat. Aber es mache ihn traurig, dass die Corona-Krise als Vorwand genommen werde, um Menschen in ihrer Existenz zu gefährden. Die Jobs der vier Entlassenen hat die von Custodio genutzte Temporärfirma schon länger wieder ausgeschrieben. * Namen geändert und der Redaktion bekannt. Schreibt Blick.

    Kennen Sie den Film «M» (Eine Stadt sucht einen Mörder) von Fritz Lang? Nein? Dann haben Sie filmhistorisch gesehen eine gravierende Lücke, gehört doch der Film als eine der ersten deutschen Tonfilmproduktionen zur Liste der 100 besten Filme aller Zeiten und belegt dort den sechsten Platz, was zugleich die beste Platzierung für eine deutsche Filmproduktion ist. Nun denn, man muss und kann nicht alles wissen, dafür gibt's ja schliesslich Experten wie zum Beispiel meinen Freund Res, das wandelnde Lexikon* vom Artillerie-Verein Zofingen.

    In besagtem Film «M» spricht der Mörder in einer Filmsequenz die Worte: «Kann nicht. Muss!» Genau so erging es mir heute frühmorgens beim Lesen des oberwähnten Blick-Artikels, als rundum im Quartier noch die Hähne auf den Hennen krähten. «Kann nicht. Muss!» Nämlich meine Geschichte erzählen, über die ich mit meinem Freund Res von der historischen Abteilung des AVZ gestern noch am Telefon philosophierte. Glaubten wir beide an das Gute im Menschen und damit an ein Einzelschicksal, belehrt uns die Blick-Story heute eines Besseren. Urteilen Sie selbst.

    Wie es sich für die katholische Stadt am Fusse des Pilatus gehört, zelebrierten wir in Luzern am 11. Juni den Feiertag «Fronleichnam». Zeit und Gelegenheit, die leeren Rotweinflaschen** systemgerecht nach der Flaschenfarbe zu entsorgen. Während ich eine Flasche nach der andern in den Container plumpsen liess, kam ein frisch und sportlich aussehender Mann auf einem knallroten, supermegageilen Bike daher geradelt, hielt neben mir an und sagte: «Herrlicher Tag, um den Glasmüll zu entsorgen.» - «Ja», sagte ich. «Besser geht nicht. Aber sagen Sie mal, ist dieses wunderschöne, knallrote Stahlross ein E-Bike?» Er verneinte und ich fragte, wie viele Kilometer er denn so pro Tag mit dem Vehikel zurücklege. Und damit begann ein interessantes, aber auch beklemmendes Gespräch.

    Er hätte schon bald genügend Zeit um viele Kilometer pro Tag zu fahren, denn sein Job sei gekündigt worden. «Corona?», fragte ich? Nein, es liege an seinem Alter. Er sei 58 Jahre alt und nun, nach der Kurzarbeit, die vom Staat bezahlt wurde und während der nicht gekündigt werden kann, habe der Juniorchef die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den zwei ältesten Mitarbeitern im Betrieb gekündigt. Vordergründig wurde ihm als Kündigungsgrund mangelndes Auftragsvolumen für die Zeit bis Ende Jahr genannt. Doch unser sportlicher Freund mit dem knallroten Bike ist überzeugt, dass es an seinem Alter liegt. Denn ältere Arbeitnehmer verursachen höhere Sozialabgabekosten und haben Anrecht auf mehr Ferien. Dies alles erklärte er mir sehr sachlich und ruhig. Auch dass der Juniorchef sich entschieden hätte, bei unerwartet zunehmendem Auftragsvolumen Personal über Temporär-Firmen zu rekrutieren.

    «Hoppala», meinte ich, «da haben Sie aber vermutlich mit Ihren 58 Jahren und dem zu erwartenden Andrang von Arbeitslosen in den nächsten Monaten sehr schlechte Karten.» «Ja», sagte er. Das habe ihm schon die Dame vom RAV ehrlicherweise erklärt. Doch sie habe ihm auch Mut gemacht. Unser Bike-Freund kann nun zwei Jahre lang stempeln, dann hat er das 60. Lebensjahr erreicht und profitiert demzufolge von der letzte Woche im Parlament verabschiedeten Überbrückungsrente für Ü60-Jährige. «Alles gut und recht, da haben unsere Politiker ja mal was richtig Vernünftiges auf die Beine gestellt», analysierte er. «Doch die SVP will ja das Referendum gegen die Überbrückungsrente ergreifen.»

    Das war mir am Fronleichnamstag noch nicht bekannt. Ich wusste bisher nur, dass sich der solariumgebräunte Luzerner-FDP-Ständerat und freisinnige Pöstchenjäger Damian «ich bin nicht schwul»*** Müller schon im März 2020 explizit gegen die ursprünglich vom Bund vorgesehene Altersgrenze von 56 Jahren für den Eintritt in die Überbrückungsrente ausgesprochen hatte: «Mit 56 die Stelle verlieren, dann zwei Jahre Arbeitslosengeld, danach vielleicht etwas von den Reserven leben und noch ein wenig Zwischenverdienst und schon reicht es, mit 60 in die Überbrückungsleistung zu gehen.» Der Liebling aller Luzerner Schwiegermütter suggeriert damit im Umkehrschluss seiner gestammelten Weisheiten, dass daraus quasi ein Berufsmodell für ältere Arbeitnehmer*innen entstehe. Viel Vertrauen in die älteren Arbeitnehmer*innen hat der Mann mit dem geheimnisvollen Sexleben scheinbar nicht. Man muss schon ziemlich abgehoben und weit von der Lebenswirklichkeit entfernt sein, um ein solch menschenverachtendes Statement abgeben zu können. Selbst bei einer intellektuellen Ödnis und geistiger Armut, wie der braungebrannte Schönling im blauen Massanzug sie vor sich herträgt, dessen geistige Ergüsse hauptsächlich aus Wikipedia und dem Parteiprogramm stammen. Dass sich ausgerechnet die SVP zur willfährigen Gehilfin von tragikomischen und lächerlichen Figuren der FDP macht, lässt einige Rückschlüsse über das Wort «bürgerlich» zu.

    Nun sind Sie dran und dürfen urteilen. Oder auch einen Leserkommentar abgeben.

    * Dieses redensartliche Bild geht auf die Antike zurück. In dem Werk «Leben des Porphyrius» schreibt Eunapius (um 345 n. Chr.) über den Lehrer des Porphyrius, den Philosophen Longinus (213-273 n. Chr.), er sei «eine lebende Bibliothek und ein wandelndes Museum» gewesen.

    ** Zweigelt von DENNER und MERLOT von Otto's, sofern Sie es genau wissen wollen. Born on the Fourth of July, (Deutsch: Am Tage des Herrn), feiere ich meinen 22. Geburtstag. Zum vierten Mal.

    *** Müller äusserte sich im Vorfeld der Nationalratswahlen 2019 ungefragt in etlichen Interviews bei Luzerner Medien über seine Sexualität («ich bin nicht schwul»), die eigentlich niemanden interessierte, worüber aber selbst altgediente Journalisten staunten. Warum wird dieser Running Gag (von Müller ohne Not selbst erschaffen) auf LUZART immer wieder erwähnt? Damit Müllers Wählerinnen und Wähler sich mal Gedanken machen, welch tragikomische/n Bruder oder Schwester sie gewählt haben. Wenn schon die Journalisten nicht nachgefragt haben, sollten es wenigstens seine Wähler*innen tun.

    Älteren Entlassenen droht lange Arbeitslosigkeit

    Die Anzahl Arbeitsloser zwischen 50 und 64 Jahren erhöhte sich im Mai gegenüber dem Vorjahr um 40,6 Prozent auf 40'890. Verglichen mit dem Lockdown-Vormonat April sind dies 654 mehr ältere Arbeitnehmer ohne Job. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe lag letzten Monat mit drei Prozent unter dem Schweizer Schnitt von 3,4 Prozent.

    Auf den ersten Blick scheinen die über 50-Jährigen weniger vom Stellenabbau betroffen zu sein als etwa die 15- bis 24-Jährigen mit einer Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent und absolut 17'758 Betroffenen. Doch bei der Suche nach einem neuen Job tun sich die Älteren deutlich schwerer: Die Stellensuche der über 50-Jährigen dauert rund anderthalbmal länger als im gesamtschweizerischen Durchschnitt und mehr als doppelt so lange wie bei den 15- bis 24-jährigen Stellensuchenden.

    Entsprechend haben über 50-Jährige eine höhere Langzeitarbeitslosenquote als die übrigen Altersgruppen. Der Anteil Langzeitarbeitsloser innerhalb der Gruppe der älteren Arbeitslosen lag 2018 bei 26,1 Prozent, bei den 25- bis 49-Jährigen sind es hingegen nur 12,7 Prozent.

    Seit der Corona-Krise hätten sich bei den Gewerkschaften auffällig mehr über 55-Jährige gemeldet, sagt Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB). Darunter befänden sich auch Fälle, wo Arbeitgeber zwar Kurzarbeit angemeldet, einzelne ältere Mitarbeiter aber davon ausgenommen hätten. Ihnen sei gekündigt worden. «Für die Betroffenen ist das ein Schock», betont Lampart. Denn sie hätten es in der Corona-Krise noch schwerer, wieder einen Job zu finden. Schreibt Blick.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 15.6.2020 - Tag der naiven Marketingfloskeln

    Schlechte Nachrichten für Schweizer Detailhändler an der Grenze

    Eingekauft wurde nun lange Zeit nur auf der Schweizer Seite von Rheinfelden – das hat Raphael Carmeli in seinem Biogeschäft ein paar hundert Meter vor der Grenze besonders deutlich gemerkt. Es hat in der Kasse so geklingelt, wie sonst nie. Er hatte in den letzten Monaten ein Umsatzplus von etwa 60 Prozent. So etwas habe er noch nie erlebt, in seiner ganzen Laufbahn von über 40 Jahren, sagt Carmeli. Der Lebensmittel-Detailhandel ist der Gewinner der Krise. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK ist der erste Quartalsumsatz 9.1 Prozent höher als im Vorjahr. Für dieses Umsatzplus geben die Experten als Gründe «Veränderungen im Konsumverhalten» an, insbesondere das Verbot des Einkaufstourismus. Das bemerkten vor allem die Grenzregionen. Die grossen Detailhändler wie zum Beispiel die Migros haben diesen Sprung ebenfalls bemerkt. In allen Regionen gibt es laut Mediensprecher Marcel Schlatter einen gehörigen Sprung in den Umsätzen. Doch es ist insbesondere in den Grenzregionen der Fall, wo der Umsatzzuwachs während der Krise noch einmal deutlich höher ist als anderswo. Laut Thomas Rudolph, Professor für Marketing und Internationales Handelsmanagement an der Universität St. Gallen, beträgt aufgrund der Grenzschliessung das Umsatzplus in der Lebensmittelbranche 825 Millionen Schweizer Franken. Dieses Geld geben die Schweizerinnen und Schweizer sonst im Ausland aus. Wenn die Grenze für den Einkauf wieder öffnet, dann fliesst dieses Geld aber vermutlich wieder ins Ausland. Thomas Rudolph appelliert an den Schweizer Detailhandel, dass dieser mit Nachhaltigkeit, guter Qualität und Umweltschutz werben solle. Dann liesse sich zumindest ein Teil des zusätzlichen Gewinns durch die Grenzschliessung auch nach der Öffnung am Montag in der Schweiz behalten. Kleinere Detailhändler wie Raphael Carmeli versuchen weiterhin dem Einkaufstourismus entgegenzuwirken. Sie setzen auf Solidarität und auf die Verbindungen, die sie während der Grenzschliessung aufgebaut haben. Schreibt SRF.

    Was will uns der Professor für Marketing und Internationales Handelsmanagement an der Universität St. Gallen mit seinem kruden Appell und den Forderungen nach Nachhaltigkeit, guter Qualität und Umweltschutz an den Schweizer Detailhandel sagen? Dass der Schweizer Detailhandel, dessen Produkte häufig identisch sind mit denjenigen, die ennet der Grenze im grossen Kanton eingekauft werden, weder Nachhaltigkeit, gute Qualität noch Umweltschutz berücksichtigt? Ist denn eine Nivea-Creme aus Lörrach nachhaltiger und von höherer Qualität als diejenige aus dem Denner-Laden am Löwenplatz in Luzern oder der MIGROS in Zofingen? Wer einen Titel als Professor für Marketing und Internationales Handelsmanagement führt, sollte eigentlich wissen, dass die Einkäufe im grenznahen Ausland nur aus einem einzigen Grund getätigt werden: den exorbitant tieferen Preisen der Produkte. Hinzu kommt, dass die deutsche Mehrwertsteuer (7 - 19 Prozent) entweder gar nicht erst erhoben oder spätestens am Zoll den Schnäppchenjägern*innen zurückerstattet wird. An die Solidarität der Grenzshopper*innen zu appellieren hiesse Eulen nach Athen zu tragen und ist nicht nur sinnlos, sondern schlichtweg naiv. Da scheint dem guten Professor doch einiges an Menschenkenntnis zu fehlen. Dahergeschwafelte Marketingfloskeln entbehren halt öfters jeglicher Realität. Leider nicht der Dummheit.

  • 14.6.2020 - Tag der Vampirbisse

    Ab auf die Strasse: Tausende protestieren an Black-Lives-Matter-Demos in Schweizer Städten

    Am Samstag haben in mehreren Schweizer Städten zahlreiche Personen an unbewilligten Black-Live-Matters-Demonstrationen teilgenommen. So versammelten sich die Aktivisten unter anderem in Bern, Zürich, Luzern und St. Gallen. Wie die Zürcher Stadtpolizei auf Twitter schreibt, toleriere sie die unbewilligte Demonstration und begleite sie. Wie auf vielen Bilder der Kundgebungen zu sehen ist, tragen eine Vielzahl der Demonstranten Masken. Allerdings sind gemäss Schätzungen in mehreren Städten mehr als die eigentlich erlaubten 300 Personen unterwegs. Veranstaltungen und Demonstrationen sind wegen der Coronamassnahmen eigentlich nur bis zu dieser Teilnehmerzahl erlaubt. In Bern schätzt die «Berner Zeitung» 3000 Demonstrierende. Die Zürcher Polizei sprach von einem Demonstrationsumzug, der sich über mehrere hundert Meter zieht. Die Kundgebungen richten sich gegen Rassismus und Polizeigewalt. Auslöser der weltweiten Proteste war der gewaltsame Tod von George Floyd Ende Mai. Floyd war bei einer gewaltsamen Festnahme in Minneapolis durch den Polizisten getötet wurde. Ein Video dieses Vorfalls sorgte für heftige Reaktionen, die sich in teils riesigen Protestkundgebungen ausdrückten. In der Schweiz fanden bereits am vergangenen Wochenende mehrere Aktionen gegen Rassismus statt. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Liebe Journalisten, die Ihr Eure gestammelten Weisheiten oft und gerne von Agenturen ohne Faktencheck und ohne Recherche an Ort übernehmt: das waren keine Proteste! Lasst Euch das sagen von jemandem, der gestern mittendrin gestanden ist und sich die teilnehmenden Menschen genau angeschaut hat (siehe Bild). So viele «Mary Jane»-Konsumenten und Lieferanten (called «Dealer») vereint auf einem einzigen Platz mitten in der Stadt Luzern sieht man selten. Die «so genannte» Demo war nichts anderes als eine Party, mehrheitlich (geschätzte 90 Prozent) ohne Mindestabstand und Corona-Maske, veranstaltet von einer juvenilen, konsumorientierten Facebook-Fun-Generation mit sinnentleerten, hastig hingekrizelten, undifferenzierten Klugscheisser-Papp-Plakaten wie «Wer nicht gegen Rassismus ist, ist ein Rassist» und erinnert stark an die letztjährigen Sommerauftritte der Fridays for Future-Bewegung.

    Ähnlich den Fridays for Future-Kids wurde auch die gestrige Black Lives Matter-Bewegung begleitet von den üblichen unverbesserlichen, altesoterischen Schlümpfen, die, wie die Luzerner Uralt-Kantons- und Stadtparlamentarierin Heidi Joos bei der Verhaftung durch die Luzerner Polizei gerne mal den vampirhaften «Biss am Abend» an der Hand einer Polizistin ausüben. Nach der Nacht in einer Luzerner Polizeizelle beklagte sich Heidi Joos über sämtliche Kanäle, dass sie nicht mal genügend Toilettenpapier gehabt habe. Liebe Heidi Joos, erste Demonstranten-Regel: Man / Frau geht niemals mit Durchfall an eine Demo oder Party. Diarrhoe ist ein schlechter Wegbegleiter für Revo-Luschen. Und ab einem gewissen Alter sollten auch und vor allem Alt-Politiker*innen stets an Napoleons Worte denken: «Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein kleiner Schritt.» Fürwahr!

    Hätten die Partys vor der amerikanischen Botschaft in Bern stattgefunden, könnte man durchaus grosses Verständnis und Anteilnahme aufbringen. Denn «Black Lives Matter» betrifft in erster Linie ein uramerikanisches Problem. Und dies seit vielen Jahrzehnten. Nicht erst seit George Floyd. Der «hässliche Amerikaner» ist ebenfalls nicht erst seit dem Vietnamkrieg da und er war auch nie weg. Mit seiner gewaltigen Feuerkraft liess er vom Hindukusch bis in den Nahen Osten auch in jüngerer Zeit «Killing Fields» en masse zurück. Doch der Hegemon ennet dem Atlantik gehört nun mal zur «westlichen Wertegemeinschaft» wie das Weihwasser zur Kirche. Den kann man nicht mit Sanktionen überziehen. Und auch nicht in den Gerichtshof von Den Haag schleppen. Doch die Konsumenten könnten ihm sehr wohl einen gehörigen Tritt in den Allerwertesten verpassen. So sie denn wollten. Denn nichts, aber auch wirklich nichts interessiert Amerika mehr als die Kurse an der Wall Street.

    Man darf ohne rot zu werden behaupten, dass es der Schwarzen Bevölkerung hierzulande wohl um einiges besser geht als in Afrika oder in den USA. Die Schweiz lässt sich dies ja auch hunderte von Millionen Franken kosten. Mit der Black Lives Matter-Kampagne (Schwarze Leben Zählen) hat die Schweiz im eigentlichen Sinne nichts zu tun. Amerikanische Polizeiaktionen wie «Würg the Gürk» finden im Schweizer Polizeialltag definitiv nicht statt. Ist ja auch ein grosser Unterschied zwischen einem Schweizer Polizist und einem US-Cop, der im schulischen Schnellverfahren innert neun Wochen vom Tellerwäscher zum Polizisten befördert wird. Von einem Schweizer Bewerber für den Polizeiberuf werden immerhin eine abgeschlossene Berufslehre und, wenn möglich, die abgeschlossene Rekrutenschule (Ausnahmen bestätigen die Regel) verlangt, bevor es in die zweijährige Ausbildung geht. Soviel zu den vielgeschmähten Schweizer Polizisten*innen.

    Doch wie soll man das einer ebenso verwöhnten wie entfesselten Konsumgeneration der U30-Jährigen in den schicken Nike-Schuhen erklären, die vor, während und nach der «Rassismus»-Party Coca Cola trinkt, Starbucks-Coffee bis zum Abwinken schlürft, dank McDonald's-Fastfood immer dicker wird, mit dem sündhaft teuren iPhone die neuesten Facebook-Nachrichten konsumiert und sich abends mit dämlichen Netflix-Serien und einer RITALIN-Pille intus ins Nirwana kifft? Wer diesen so supermegageilen Way of American Life ohne Wimpernzucken konsumiert, zelebriert und akzeptiert, muss auch die hässlichen Seiten des amerikanischen Systems in Kauf nehmen. Sonst ist der / die / das nichts anderes als ein mit Verlogenheit und historischer Unkenntnis gesegneter Partygänger*in.

    Es ist allerdings anzunehmen, dass diese von Amerika auf die Schweiz adaptierte Party-Bewegung «Black Lives Matter» (BLM) genau so schnell wieder verschwindet wie fast alle US-Bürgerbewegungen. Occupy Wall Street*, die Tausende von Anhängern und Sympathisanten in der Schweiz hatte, lässt grüssen. Schon in ein paar Monaten wird kein Hahn mehr nach Black Lives Matter krähen. Geschweige denn eine Henne. Nur das Problem wird bleiben. Jedenfalls in den USA.

    * Occupy Wall Street (englisch für «Besetzt die Wall Street»; abgekürzt auch OWS) war ab dem 15. Oktober 2011 die grösste Protestbewegung in Nordamerika, die angeregt durch die sich rasch verbreitenden weltweiten Aufrufe im Internet im Zuge der Proteste in Spanien 2011/2012, des Arabischen Frühlings und der kanadischen Adbusters Media Foundation entstanden ist. Kalle Lasn, Gründer von Adbusters, und sein Chefredakteur Micah White initiierten erste Aktionen über soziale Netzwerke im Juni 2011. Im Gefolge wurden der Zuccotti Park in Lower Manhattan in New York City von Demonstranten besetzt und auf den früheren Namen Liberty Plaza Park provisorisch wieder umbenannt sowie ein Zeltdorf darauf errichtet. Dies geschah ausdrücklich mit Bezug auf die Besetzung des Tahrir-Platzes in Ägypten während des Arabischen Frühlings. Parallel registrierte Adbuster OccupyWallStreet.org als zugehörige Webadresse. Die zunächst nur auf die Abonnenten der Zeitschrift Adbusters begrenzte Aktion verbreitete sich weltweit. Die zentralen Forderungen der Bewegung waren eine stärkere Kontrolle des Banken- und Finanzsektors durch die Politik, die Verringerung des Einflusses der Wirtschaft auf politische Entscheidungen und die Reduzierung der sozialen Ungleichheit zwischen arm und reich. Die Parkbesetzung hatte wie die Bewegung von Beginn an einflussreiche Fürsprecher, so etwa Nancy Pelosi, Michael Bloomberg und die Ökonomen Jeffrey Sachs und Joseph E. Stiglitz. Quelle Wikipedia.

    Sie trinken Coca Cola und Starbucks-Coffee und telefonieren mit  dem iPhone
  • 13.6.2020 - Tag der Notkredite

    Notkredite in den eigenen Sack gesteckt: Behörden ermitteln gegen 132 Corona-Betrüger

    Für Covid-19-Kredit-Betrüger hat niemand Verständnis. Weder im Freundeskreis noch bei den Strafverfolgungsbehörden. Und schon gar nicht der Bundesrat, der mit den Banken und der Nationalbank über Nacht das Programm mit den Überbrückungskrediten aus dem Boden gestampft hat. Seit dem 26. März können Firmen in Finanznöten bei ihrer Hausbank einen Covid-19-Kredit beantragen. «Ich gehe davon aus, dass Leute, die eine Firma haben und die ihr ganzes Vermögen in diese Firma gesteckt haben, auch so ehrlich sind, dass sie den Staat nicht über den Tisch ziehen wollen», sagte Finanzminister Ueli Maurer (69) damals. Und doch: Die Corona-Soforthilfe wird von Hunderten ausgenutzt! Nicht in allen Kantonen. Aber es sind Millionen, die den vorwiegend kleinen Betrieben eine wichtige Stütze in der Corona-Krise sein sollen. BLICK hat in allen 26 Kantonen nachgefragt, ob das Vertrauen des Finanzministers in die Bürger gerechtfertigt ist. Die Antworten kommen prompt, und die Botschaft ist glasklar: Betrügen in Zeiten von Corona geht gar nicht! Deshalb schauen die Behörden ganz genau hin. Das Fazit der Umfrage: Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln in 132 Fällen wegen des Verdachts auf Covid-19-Kredit-Betrug. Die Gesamtsumme der mutmasslich ertrogenen Kredite beläuft sich auf knapp 13 Millionen Franken. Das ist allerdings eine sehr grobe und eher konservative Schätzung. Zum Vergleich: Bis heute haben die Banken und der Bund 128’616 Corona-Kredite vergeben und eine Summe von knapp 15,3 Milliarden Franken ausgezahlt. Das meiste Geld dürfte in die Kantone mit einer grossen Wirtschaftskraft geflossen sein. Denn hier ist das Bedürfnis nach finanziellen Überlebenshilfen am grössten. Keine Wunder also, dass der Kanton Zürich die Liste mit den Betrugsfällen anführt. Schreibt Blick.

    So naiv ist Bundesrat Ueli Maurer nun auch wieder nicht, wie der Blick-Artikel suggeriert. Denn Blick unterschlägt, dass Maurer seine Aussage über die Unternehmer, die den Staat nicht über den Tisch ziehen wollen, im gleichen Gespräch selbst ad absurdum geführt hat. Orakelte Maurer doch, er rechne damit, dass vermutlich etwa vier Milliarden der Hilfs- und Bürgschaftskredite abgeschrieben werden müssen. Ob das nun mit Betrugsabsicht einiger Unternehmen oder Unfähigkeit zur Krisenbewältigung angeschlagener Firmen zusammenhängt, liess Maurer offen.

  • 12.6.2020 - Tag der Empörungskultur

    «Mohrenköpfen» droht auch bei Spar und Volg der Rauswurf – Kunden rennen Dubler die Bude ein

    Schlechte Nachrichten für «Mohrenkopf»-Produzent Robert Dubler: Auch die Detailhändler Spar und Volg denken darüber nach, seine Süssigkeiten aus den Regalen zu verbannen. «Wir erachten den Namen nicht mehr als zeitgemäss und werden mit dem Lieferanten das Gespräch suchen», wird eine Volg-Sprecherin im «Blick» zitiert. «Aufgrund der langjährigen und guten Geschäftsbeziehung sind wir bestrebt, eine faire Lösung zu finden.» Ein Entscheid sei noch nicht gefallen. Spar hat die Dubler-Mohrenköpfe in einigen Filialen im Angebot. «Als weltoffenes und multikulturelles Unternehmen liegt uns sehr viel daran, dass niemand diskriminiert wird», schreibt eine Mediensprecherin. Auf die Namensgebung werde heute sehr viel differenzierter reagiert. «Wir werden uns mit dieser Frage deshalb sorgfältig auseinandersetzen.» Man werde sich auch mit den «langjährigen Lieferanten», gemeint ist primär Dubler, in Verbindung setzen.

    Denner diskutiert mit Hersteller über «Mohrenkönig mini»

    Für Dubler ist die Aufregung um den Namen seiner Produkte absatzfördernd: «Die Kunden kamen am Donnerstagvormittag in rauen Mengen», sagt er. Er habe in zwei Stunden so viel verkauft wie am ganzen Mittwoch, und der sei gut gelaufen. Auch langfristig scheint er zu profitieren: Nach der letzten «Mohrenkopf»-Empörung vor zwei Jahren verzeichnete er rund zehn Prozent mehr Verkäufe. Tätig geworden ist auch Denner: Die Migros-Tochter verkauft in der Deutschschweiz den «Chocolat Mohrenkönig mini» von Chocolat Ammann in Heimberg (BE). Dieser fliegt Mitte August aus dem Standardsortiment und wird nur noch sporadisch in Aktionen angeboten. Das teilt ein Unternehmenssprecher mit. Man habe das schon vor der aktuellen Debatte entschieden. Ausserdem sei man mit dem Hersteller in Kontakt bezüglich eines alternativen Namens für das Produkt.

    Junge SVP verteilt «Mohrenköpfe» in Zürich

    Die Migros lancierte die neuerliche «Mohrenkopf»-Diskussion am Mittwoch. Sie kündigte an, die Dubler-Produkte aus dem Sortiment zu streichen. Sie waren in zwei Filialen der Zürcher Migros-Genossenschaft erhältlich. «Unter den aktuellen Entwicklungen verstehen wir, dass dieses Produkt als provozierend empfunden werden kann», schrieb eine Migros-Sprecherin. Sie bezog sich auf den gewaltsamen Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd und die anschliessend weltweiten Proteste gegen Rassimus. Die Migros handelte sich mit ihrem Entscheid lobende Worte, aber auch viel Unverständnis ein. In Online-Umfragen mehrerer Medienportale erachten überwältigende Mehrheiten den Rauswurf als falsch. Die SVP-Jungparteien aus Zürich und Aargau waren derart empört, dass sie am Donnerstagmorgen beim Zürcher Hauptbahnhof eine Protestaktion durchführten: Sie verteilten 500 Dubler-«Mohrenköpfe». Dass die Migros sich von ihm abwendet, kann Dubler verkraften. Sie bringt ihm rund zwei Prozent des Umsatzes. Bei Volg sind es acht bis zehn Prozent. Die Hälfte der zehn Millionen «Mohrenköpfe», die er letztes Jahr produzierte, verkauft er über seinen Laden. Schreibt das Zofinger Tagblatt.

    Diese Diskussion mit der üblichen Medienkampagne ist nur noch absurd, abgehoben und jeder realen Wirklichkeit entzogen. Vergleiche mit den US-Würgecops und dem Rassismus der «alten weissen Männer» Amerikas auf die Schweiz zu adaptieren wird dem Thema nicht gerecht und ist nur noch dumm und an den Haaren herbeigezogen.

    Die Medien machen sich für ein paar lausige Klicks zu den Erfüllungsgehilfen für die Party der Schweizer Empörungskultur, die sich in infantilster Weise auf Facebook abfeiert.

    Die Coronakrise ist abgeflacht. Der Medienhype mehr oder weniger vorbei. Das mediale Sommerloch naht. Da liegt es auf der Hand, den Rassismus oberflächlich und am Thema vorbei mit einem harmlosen Schoggiprodukt hochzujazzen.

    Die Marketing-Fritzen*innen der Migros, die in den letzten Jahren nicht unbedingt mit glorreichen Ideen glänzten, um die fatale Entwicklung rund um den Gewinneinbruch des Konzerns und den daraus resultierenden Personalabbau zu korrigieren, lieferten dafür die peinliche Steilvorlage.

    Aber im Heucheln war die Migros schon immer Weltmeister. Weil Gründervater Dutti der Genossenschaft testamentarisch verboten hat, Raucherwaren und Alkohol in den Migros-Läden zu verkaufen, wurde einfach Denner übernommen.

    Am wirklichen Rassismus, der in allen Gesellschaften (und Religionen, wohlverstanden!) weltweit grassiert, wird auch der Rausschmiss des Dubler-Mohrenkopfs aus den Migros-Regalen nichts ändern.

    Dass auch die Junge SVP auf den schlagzeilenträchtigen Zug aufspringt, ist verständlich und den Genen der Partei geschuldet. Wie die Alten sungen, singen auch die Jungen. Vor vielen Jahren, 2003 um genau zu sein, sprach ein damaliger Politiker und Parteipräsident, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, weil Ueli Maurer ja inzwischen zu höchsten Würden aufgestiegen ist, folgenden Satz: «Solange ich ‹Neger› sage, bleibt die Kamera bei mir»*.

    *Für alle Ungläubigen: Google hilft mit den Stichworten «Maurer Neger» weiter. Ein Youtube-Video, in dem Maurer ebenfalls vor vielen Jahren als damaliger Nationalrat vor dem Parlament (sinngemäss) zündelte, "in Bern dürfe man einen Schwarzen noch Neger nennen", ist seit dem Tag, an dem Ueli Maurer zum Bundesrat gewählt wurde, auf Youtube verschwunden. Ein Schelm, wer Böses denkt. Oder die Macht der Macht.

  • 11.6.2020 - Tag der Samenspender

    Nationalrat sagt Ja zur «Ehe für alle» und zur Samenspende

    Der Nationalrat stimmt der «Ehe für alle» zu. Er gibt lesbischen Paaren zudem grünes Licht für den Zugang zur Samenspende. Damit stellt er sich gegen die Empfehlung seiner vorberatenden Kommission. Der Nationalrat hat die Vorlage heute weiterberaten, nachdem die Debatte letzte Woche unterbrochen werden musste. Die Forderung geht auf eine parlamentarische Initiative der Grünliberalen Fraktion zurück. Streitpunkt war, ob mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auch der Zugang zur Samenspende für lesbische Paare verbunden sein soll. Schreibt 20Minuten.

    Wurde auch Zeit! Jetzt wissen wir flotten jungen Männer endlich, was wir wem an Weihnachten zu spenden haben. Kommet her zu uns, die ihr unbefruchtet seid. Jeder Tropfen zählt. Hallelujah!

  • 10.6.2020 - Tag der ungebrauchten Särge

    Weniger Covid-Tote als erwartet – Bestatter bleiben auf Särgen sitzen

    Viele Bestatter wussten zu Beginn der Corona-Pandemie nicht, wie sich diese auf die Schweiz auswirken wird. Viele deckten sich vorsichtshalber mit Särgen ein, auf denen sie nun sitzen bleiben. Zu Beginn der Corona-Krise war für niemanden klar, was für Auswirkungen die Pandemie auf die Schweiz haben würde. Während das Virus in Italien bereits zu Tausenden Todesfällen geführt hatte, bereiteten sich die Bestatter hierzulande ebenfalls auf eine mögliche Todeswelle vor. «Nicht, dass man in dieser schwierigen Zeit noch dem Material nachspringen müsste», sagt der Bestatter Kurt Dänzer von der Trauerhilfe Hasler gegenüber SRF. Das Lager des Bestattungsunternehmens in Düdingen FR ist nun aber voll: 100 anstelle von 60 Särgen stapeln sich dort. Auch das Lager von Huguenin Bestattungen ist überfüllt. 20 Minuten berichtete im April darüber, dass sich das Unternehmen mit 400 bestellten Särgen auf die Pandemie vorbereitete. «Das ist sehr aussergewöhnlich, normalerweise haben wir nur ungefähr 40 Särge an Lager», sagte Geschäftsführer Kevin Huguenin im Interview. Schreibt 20Minuten.

    Verdammt und zugenäht: Nur Ärger mit diesem vermaledeiten Coronavirus. Da bleiben die Bestatter doch tatsächlich auf den Särgen sitzen, nur weil die Menschen aus der Risikogruppe Ü65 partout nicht wegen einem dahergekommenen Virus sterben wollten und einfach am Leben blieben. Vielleicht hätten die Bestatter halt dem Superstar Daniel Koch vom BAG und dem Coronavirus-Bundesrat Alain «Berserker»* Berset doch nicht allzu blind vertrauen sollen. Angstmacherei und Hysterie waren schon immer schlechte Berater. Doch keine Bange, liebe Bestatter. Es bleibt Euch immer noch die Hoffnung auf die zweite Welle oder eine veritable Sommergrippe. Und schon leeren sich Eure vollgestopften Sarglager wie von Geisterhand. Sollten auch diese Stricke reissen, bleibt Euch wirklich nur noch der Worst Case einer Schadenersatzklage gegen Koch oder Berset.

    * Als Berserker wird in mittelalterlichen skandinavischen Quellen ein im Rausch kämpfender Mensch bezeichnet, der keine Schmerzen oder Wunden mehr wahrnimmt. Über diese Art von Kriegern, die auf der Seite verschiedener germanischer Stämme kämpften, berichten auch römische Quellen in der Kaiserzeit. Quelle Wikipedia

  • 9.6.2020 - Tag des blauen Blocks

    Kundin in Zürcher Apotheke vor ganzen Kundschaft blossgestellt: «Die mit dem blauen Block braucht die Pille danach»

    Es geschah am Tag ihres Geburtstages. Stefanie C.* erfuhr die Demütigung ihres Lebens. «Noch nie habe ich mich in der Öffentlichkeit so blossgestellt und nackt gefühlt», sagt sie im Nachhinein. Sie will anonym bleiben, erzählt BLICK aber, wie sie an einem Abend in eine Zürcher Notfallapotheke ging und vor der ganzen Kundschaft über ihr Sexleben ausgefragt wurde. Die Geschichte beginnt mit einem Abendessen unter Freunden. Stefanie C. bereitet alles minutiös vor. Im Stress vergisst sie, ihren Verhütungsring rechtzeitig wieder einzusetzen. Dieser darf maximal drei Stunden pro Tag rausgenommen werden. Sonst ist der Schutz vor einer Schwangerschaft nicht mehr gegeben. «Sobald mir dies bewusst wurde, wusste ich, was mir blühte: die Pille danach.» Nach dem Essen macht sie sich auf den Weg zur Apotheke. Ihr Freund begleitet sie. Es ist 21.30 Uhr. Die erste Apotheke weist die beiden ab, sie machen sich auf zur Apotheke am Bellevue, wo zwei Angestellte zur Stunde arbeiten. Stefanie erklärt die Situation, sie erhält den «berüchtigten Schreibblock». Dort sind Fragen aufgelistet wie etwa, warum sie die Notfallverhütung benötige, ob sie Allergien habe oder Medikamente zu sich nehme. Schreibt Blick.

    Und die Moral von der Schmonzetten-Gschicht? Den Verhütungsring* vergessen darf man nicht.

    * Der Verhütungsring oder auch Vaginalring bzw. Monatsring genannt, ist ein Verhütungsmittel, welches mit Hormonen den Eisprung verhindert. Der Ring aus Kunststoff wird in die Vagina eingeführt und nach drei Wochen wieder entfernt. In den folgenden sieben Tagen ohne Ring setzt eine menstruationsähnliche Blutung ein. Derzeit sind zwei in Deutschland zugelassene Vaginalringe erhältlich, der NuvaRing von MSD und Circlet von Pfizer. Beide enthalten Etonogestrel und Ethinylestradiol. Quelle Wikipedia

  • 8.6.2020 - Tag der dummen Fragen

    Babys bitten am meisten um Asyl – wie es trotz Lockdown zu 330 Gesuchen in einem Monat kam

    Das Coronavirus hat die Zuwanderung begrenzt. Arbeitskräfte aus EU/Efta- und Drittstaaten durften nur noch einreisen, wenn sie vor den im März erlassenen Restriktionen eine Bewilligung erhielten. Nach diversen Lockerungsetappen setzt der Bundesrat die volle Personenfreizügigkeit ab Mitte Juni wieder in Kraft. Auch Gesuche für Personen aus Drittstaaten werden wieder bearbeitet. Komplett verriegelt hat die Schweiz die Grenzen nie. Gesuche von EU/Efta-Staatsangehörigen, die einen systemrelevanten Beitrag zur wirtschaftlichen Landesversorgung leisten, etwa in den Bereichen Pflege, Lebensmittel oder Energie, wurden weiterhin entgegengenommen. Auch Spezialisten aus Drittstaaten wurden zugelassen, falls sie für das Gesundheitswesen unerlässlich waren oder dringende Service-Arbeiten, zum Beispiel an Kernkraftwerken, zu verrichten hatten. Wir zeigen in sechs Punkten auf, wie die Pandemie die Migration gesteuert hat. Für die ersten drei Monate des neuen Jahres betrug der Wanderungssaldo 18'386 Personen – ein sattes Plus von 9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Im April wanderten unter dem Coronaregime noch 3005 mehr Ausländer ein als aus. Zwei Drittel davon stammen aus dem EU/Efta-Raum sowie Grossbritannien. Die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit kennen nur eine Richtung: Nach oben. Dennoch reisten im April 7144 Personen für einen neuen Job in die Schweiz ein. Im Vergleich zum April 2019 waren es 5000 weniger. Die grösste Gruppe stellten in diesem Jahr die Deutschen mit knapp 1300 Personen. Knapp 3400 Menschen kamen mit einem befristeten Arbeitsvertrag ins Land, darunter zahlreiche Erntehelfer aus Osteuropa und Portugal. Sie durften Spargeln stechen, Setzarbeiten verrichten oder im Obst- und Weinbau eingesetzt werden, weil der Bund die Landwirtschaftsbetriebe als systemrelevant für die Landesversorgung taxierte. Die Bauern konnten somit die benötigten Arbeitskräfte aus der EU weitgehend rekrutieren. Die irreguläre Migration erlahmte weitgehend. Gleichwohl registrierte das Staatssekretariat für Migration im April 332 neue Asylgesuche. Wie ist das möglich? Die Antwort ist einfach: 170 Gesuche entfallen auf Babys, die Asylbewerberinnen in der Schweiz gebaren. Den Rest machen der Familiennachzug und Mehrfachgesuche aus. Damit verbleiben 111 sogenannte «Primärgesuche». Es handelt sich um Personen, die entweder schon vorher illegal in der Schweiz lebten oder trotz des strengen Grenzregimes es schafften, die grüne Grenze zu überqueren. Gemäss der Einschätzung der SEM-Experten dürfte die erste Gruppe klar grösser sein. Zum Vergleich: Deutschland zählte im April rund 4000 Asylgesuche nach illegalen Grenzübertritten. Auf dem europäischen Festland hatten die Schlepper einen schweren Stand. Im April ertappten die Schweizer Zollbeamten noch 10 mutmassliche Menschenschmuggler, dreimal weniger als in dem Vorjahresmonat. Sie griffen im April 217 illegal eingewanderte Personen auf. Das sind 900 weniger als im Vorjahresmonat. Die Ursache ist simpel: Die wiedereingeführten Grenzkontrollen, die Schliessung von kleineren Grenzübergängen sowie der Unterbruch des internationalen Bus-, Bahn- und Flugverkehrs verunmöglichten es Migranten, in Europa weiterzuwandern. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Angeblich gibt es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten. Ein Mann mit dem Namen Frank Wisniewski soll das geflügelte Wort mit dem Zusatz «Allerdings gibt es Fragen, die eindeutig die Dummheit des Fragestellers selbst beweisen» erweitert haben. No Risk no Fun: Gehen wir das Risiko ein, Wisniewskis Sicht der Dinge zu bestätigen und eine banale Frage zu stellen. Wie kann es sein, dass die Schweiz «systemrelevante» Tätigkeiten im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft trotz hohen Arbeitslosenzahlen* nur mit ausländischem Personal rekrutieren kann? Ist das nicht ein erschreckendes Armutszeugnis für eine Gesellschaft, auf das uns ausgerechnet die Corona-Pandemie aufmerksam gemacht hat? Doch lasst uns nicht mit Defätismus in die neue Woche starten, sondern mit Zuversicht und Freude: 170 Asylgesuche entfallen auf Babys, die Asylbewerberinnen in der Schweiz im vergangenen Monat geboren haben. Damit lässt sich immerhin die Überalterung der Gesellschaft etwas abfedern. Das müsste selbst der SVP gefallen.

    * Die jahresdurchschnittliche Zahl der als arbeitslos registrierten Personen fiel 2019 laut Seco um knapp 10 Prozent auf 106'932 zurück. Diese Glückseligmachende Zahl weist allerdings erhebliche Mängel auf. Dies bemängelte der Luzerner Nationalrat Franz Grüter schon 2018 mit einem Vorstoss im Parlament, wofür er sogar Zustimmung von links erhielt. Zumal zwischen den Begriffen «Arbeitslos» und «Erwerbslos» ein eklatanter Unterschied besteht.

  • 7.6.2020 - Tag von Hannibal Lecter

    Corona-Kundgebung am Schwanenplatz: Ausser der Polizei war keiner da

    «Glaube wenig, hinterfrage viel, denke selbst»: Unter diesem Motto haben Kritiker der Corona-Massnahmen auf einem Flyer zu einem Treffen aufgerufen. Am Samstag auf dem Luzerner Schwanenplatz. Gefolgt ist dem Aufruf niemand – ausser die Luzerner Polizei. Die Aktivistinnen wichen dann auf den Bahnhofplatz aus. Verteilt wurde der Flyer in verschiedene Briefkästen in der Stadt Luzern. Dem Schreiben ist zu entnehmen, dass man sich um die Grundrechte in der Schweiz sorge. Auf Basis des Notrechts hat der Bundesrat bekanntlich während der Corona-Pandemie die Grundrechte der Bevölkerung eingeschränkt. Die Flyer-Schreiber befürchten, dass dies nun zum Courant normal wird. Gefährdet sind aus ihrer Sicht:

    • Recht auf Bewegungsfreiheit

    • Recht auf Gedanken-, Wissens- und Religionsfreiheit

    • Recht auf friedliche Versammlungen

    Im Flyer wurde zu einem Austausch unter Gleichgesinnten aufgerufen, der an diesem Samstag um 14 Uhr auf dem Schwanenplatz stattfinden sollte. Es waren aber keine Aktivistinnen vor Ort, die sich als solche zu erkennen gegeben hätten. Stattdessen fand auf dem Bahnhofplatz eine kleinere Kundgebung statt, wie die Medienstelle der Luzerner Polizei auf Anfrage bestätigt. Es seien rund 25 Personen vor Ort gewesen. Eine polizeiliche Intervention war nicht nötig, da die Vorgaben gemäss Covid-19-Verordnung des Bundes eingehalten wurden. Damit verlief diese Kundgebung deutlich friedlicher als eine Mahnwache, am Pfingstwochenende, die letzte Woche für eine öffentliche Debatte gesorgt hat. Die ehemalige Kantonsrätin Heidi Joos war dabei verhaftet worden, nachdem sie im Zusammenhang mit einer Personenkontrolle eine Polizistin gebissen haben soll. Die Ermittlungen dazu laufen noch. Weil Joos der Polizei gegenüber schwere Vorwürfe erhebt, wird von der Staatsanwaltschaft auch überprüft, ob sich die Polizisten strafbar gemacht haben. Schreibt ZentralPlus.

    Das sind doch mal Lichtblicke an einem verregneten Wochenende: Stellt Euch vor, es ist Demo und keiner geht hin! Problem gelöst. So geht das in Luzern. Und bezüglich alt-Kantonsrätin Joos sollten wir uns mit vorschnellen Urteilen zurückhalten. Steckt nicht in jedem von uns ein Hauch von Hannibal Lecter, der Agent Starling mehr als nur die Hand abbeissen wollte? Joos soll ja lediglich zugebissen haben. Alles halb so wild; problematisch wird's erst, wenn Joos mal wirklich abbeisst und dann den Kochtopf hervorholt. Die ganze Aufregung um bissige Stuten* wird als perfektes Sujet an der kommenden Fasnacht enden. So die denn überhaupt stattfindet.

    * Ein Ausdruck von uns Pferdesportler*innen, der keinesfalls despektierlich gegenüber alt-Kantonsrätin Joos (Ü60) interpretiert werden darf.

  • 6.6.2020 - Tag der allerdümmsten Kälber

    «Absolut untragbar»: Die Coronakrise setzt der AHV zu – kommt nun das höhere Rentenalter?

    Wegen der Coronakrise dürfte die AHV dieses Jahr rote Zahlen schreiben – trotz einer Zwei-Milliarden-Finanzspritze. Das verleiht der Forderung nach einer Erhöhung des Rentenalters Auftrieb. Die Finanzspritze hätte der AHV Luft verschaffen sollen. Zwei Milliarden Franken fliessen seit diesem Jahr zusätzlich, so hat es das Stimmvolk im Mai 2019 beschlossen. Trotzdem dürfte die AHV erneut rote Zahlen schreiben – wegen der Coronakrise. Das Bundesamt für Sozialversicherungen geht davon aus, dass das Umlageergebnis 2020 «sehr wahrscheinlich» negativ sein wird. Es wird also mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Das hat drei Gründe:

    1. Wegen höherer Arbeitslosigkeit und dem Corona-Erwerbsersatz werden weniger AHV-Lohnbeiträge bezahlt.

    2. Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer sinken, da wegen der Krise weniger konsumiert wird. Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) rechnet deswegen mit «beträchtlichen» Einbussen.

    3. Beim AHV-Ausgleichsfonds droht wegen der Coronakrise womöglich ein Anlageverlust.

    Genaue Zahlen will der Bund Ende Juni veröffentlichen. Doch bereits jetzt sagen Politiker, dies verändere die Ausgangslage für die aktuelle AHV-Reform. Die Forderung nach einem höheren Rentenalter erhält Auftrieb. Vor allem FDP-Vertreter machen Druck – kürzlich etwa der Zürcher Ständerat Ruedi Noser. Die Jungfreisinnigen haben bereits früher eine Initiative lanciert. Es sind aber nicht nur Freisinnige, welche die Forderung öffentlich mittragen. Auch SVP-Ständerat Alex Kuprecht etwa sagt: «Die Frage des Rentenalters gewinnt wegen der aktuellen Situation an Bedeutung.» Er spricht sich für Rentenalter 66 aus; «die Frage ist noch, wie und wann». Am effektivsten, so sagt Kuprecht, wäre es, das Rentenalter schon mit der aktuellen Vorlage zu erhöhen. Doch man müsse abwägen, ob man damit nicht ein Scheitern der ganzen Reform riskiere – und ein höheres Rentenalter daher besser in einem nächsten Schritt angehe. Klar ist für Kuprecht: «Bis Ende des Jahrzehnts sollte das Rentenalter auf 66 Jahre steigen.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Eigentlich ist es nur noch erbärmlich, wie die Parlamentarier*innen frei von Sinnen rund um den Freisinn (besser bekannt unter dem Parteinamen FDP) das «höhere Rentenalter» wie eine Monstranz vor sich hertragen. Als ob es für ein Finanzierungssystem, dessen Grundzüge auf Otto von Bismarck* zurückgehen, der am 30. Juli 1898 verstorben ist, keine anderen Lösungen gäbe. Die Welt – und mit ihr die Wirtschaft inklusive Gesellschaft – haben sich seit 1889 wesentlich verändert. Nur der Freisinn ist stehengeblieben. Für die ideenlosen Jungfreisinnigen mit den antiquierten Keulenargumenten sollte sich die Mutterpartei FDP in Grund und Boden schämen. Solcher Nachwuchs ist ein Armutszeugnis sondergleichen. Aber wie Bertolt Brecht** schon gesagt haben soll: «Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber.» Und die grenzdebilen wählen sogar einen Ruedi Noser samt seinen gestammelten Weisheiten.

    * Bismarck führte die Rentenversicherung ein. Im Mai 1889 verabschiedete der Reichstag des Deutschen Reiches unter Führung Otto von Bismarcks das Gesetz zur Alters- und Invaliditätsversicherung. Alle Arbeiter zwischen 16 und 70 Jahren mussten nun in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

    ** Dieses Sprichwort taucht erstmals 1874 auf einem Schweizer Stimmzettel zur Wahl der Züricher Steuerkommission auf, was von vielen Zeitungen damals amüsiert berichtet wurde. Der Witz des unbekannten Autors wurde in den Jahren darauf weit verbreitet und von Sozialdemokraten schon vor dem 1. Weltkrieg bei Wahlen oft als Slogan verwendet. In den letzten Jahrzehnten wird der Spruch irrtümlich oft Bertolt Brecht und manchmal auch Wilhelm Busch oder Heinrich Heine zugeschrieben.

  • 5.6.2020 - Tag von Mario Balotelli

    Coronavirus – Bentley streicht rund 1000 Stellen in Grossbritannien

    Die britische Volkswagen-Luxusmarke Bentley will laut einem Medienbericht rund 1000 Stellen in Grossbritannien streichen. Schreibt Blick.

    Die 1000 Stellen bei Bentley wären auch ohne Coronakrise gestrichen worden. Wer braucht schon einen Bentley? Mit dieser Karre lässt sich ja nicht mal mehr mit Kriegsbemalung à la Mario Balotelli in Pjöngjang Nord posen.

    Bentley
  • 4.6.2020 - Tag von Doc Strangelove

    Boom in der Schönheitschirurgie: Nach dem Lockdown wächst der Wunsch nach Lifting

    Aufgrund der Coronakrise steigt die Nachfrage nach Schönheistoperationen stark an. Nach dem Lockdown nutzen die Leute die freie Zeit im Homeoffice und das angesparte Feriengeld, berichtet Skinmed-Chef Felix Bertram. Sechs Wochen ging in den Kliniken von Felix Bertram (45) gar nichts mehr: Seit dem 27. April läuft – im Rahmen der zusätzlichen Coronahygienevorschriften – bei Skinmed wieder der Normalbetrieb. Im Bereich Dermatologie seien sie wieder bei etwa 80 bis 90 Prozent, erklärt Felix Bertram. «Das Vertrauen der Patienten ist zurück.» Wesentlich stürmischer als erwartet läuft es bei der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. «Da erleben wir einen Boom», sagt Bertram. «Normalerweise ist der Sommer eher schwach – das ist dieses Jahr überhaupt nicht der Fall. Bis Ende Juli sind wir nahezu ausgebucht.» Fachärztin Tatjana Lanaras (38) ergänzt, das sei ein allgemeiner Trend, Berufskollegen würden von ähnlichen Anstürmen berichten. Nach dem Lockdown zum Schönheitschirurgen: Was sind die Gründe? Ganz genau wissen es die Skinmed-Ärzte nicht, aber sie haben Indizien. «Eine wichtige Rolle spielt das Home­office – und das in mehrfacher Hinsicht», erklärt Tatjana Lanaras. Nach operativen Eingriffen und ästhetischen Behandlungen könnten die Patienten jeweils ein paar Tage nicht unter die Leute gehen. «Wenn man im Homeoffice arbeitet, kann man sich zu Hause auskurieren und hat keinen Arbeitsausfall», erklärt Tatjana Lanaras. «Und man muss sich erst noch nicht rechtfertigen.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Corona-Krise? War da was? Geht's uns schlecht? Nein! Denn während den Lockdown- und Home Office-Zeiten hatten wir endlich genügend Zeit, öfters in den Spiegel zu schauen und stellten mit Erschrecken fest, dass wir hässliche Entlein sind. Schrumpfhauben sozusagen. Dies gilt es nun zwingend und hurtigen Schenkels with a little Help from Doctor Seltsam* and the Botoxspritze zu korrigieren. Welch glückliches Volk, das sich solche Sorgen und Nöte leisten kann. Faltencheck statt Faktencheck.

    * Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Originaltitel: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb) ist ein satirischer Film von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964 über den Kalten Krieg und die nukleare Abschreckung. Er basiert auf dem Roman «Bei Rot: Alarm! Der Roman des Drucktastenkriegs» (Originaltitel: Red Alert) von Peter George. Quelle: Wikipedia

    Faltencheck
  • 3.6.2020 - Tag der geheimen Gutachten

    Geheim-Gutachten warnt vor Stromriesen-Pleite: Geht ein AKW-Betreiber pleite, blechen die Steuerzahler

    Das sollte die Öffentlichkeit nicht erfahren: Wenn einer der beiden Stromriesen Axpo oder Alpiq pleitegeht, droht ein Dominoeffekt. Ein Energieunternehmen nach dem anderen, das Partner eines AKW-Betreibers ist, könnte straucheln. Und damit besteht ein «hohes Risiko», dass der Bund – also der Steuerzahler – für die Atomkraftwerke zur Kasse gebeten wird. Das zeigt ein Gutachten mit dem sperrigen Namen «Risikobeurteilung der Folgen einer allfälligen Insolvenz einer Kernkraftwerk-Betreiberin oder deren Eigentümer für den Stilllegungs- und den Entsorgungsfonds». BLICK hatte per Öffentlichkeitsgesetz Einblick in die Risikobeurteilung des Anwaltsbüros Wenger Plattner verlangt und vom eidgenössischen Datenschützer grünes Licht erhalten. Doch seither wehrt sich die Atomlobby vor Gericht gegen die Veröffentlichung. BLICK hat das brisante Papier auf anderem Weg bekommen. Eigentlich sollen die Eigentümer von Atomkraftwerken nach dem Abstellen für den Rückbau und die Entsorgung aufkommen. Dazu wurden die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo) geschaffen. In diese müssen die Energieunternehmen einzahlen. Reicht das Geld in den Fonds nicht, müssen die AKW-Firmen Geld nachschiessen. Erst wenn das nicht mehr möglich ist, haftet der Bund. Laut Gutachten muss in der Praxis der Steuerzahler aber sehr rasch das Portemonnaie zücken. Und das kommt so: Zwar werden die ältesten Atomreaktoren, Beznau I und II, noch direkt von der Eigentümerin Axpo betrieben. Nicht aber Gösgen und Leibstadt. Letztere sind in Betreiberfirmen ausgegliedert. Die Rede ist in der Strombranche von «Partnerwerken». Sowohl bei der Leibstadt AG wie auch bei der Gösgen-Däniken AG sind neben Alpiq und Axpo noch andere Unternehmen beteiligt. Kommt es zu einer Insolvenz eines Partners in einer AKW-Betreiberfirma, steht die «Haftung einer Muttergesellschaft nicht zur Diskussion», heisst es in der Risikobeurteilung. Es sei denn, eine solche würde sich aus den Verträgen zwischen den Partnern ergeben. Die Rechtsexperten zweifeln daran, dass sich die Partner bei Gösgen und Leibstadt tatsächlich verpflichtet haben, Geld nachzuschiessen. Sorgen bereitet ihnen vor allem der Fall, dass eines der Schwergewichte, also Axpo oder Alpiq, ausfällt. «In einem solchen Fall würde der nicht gedeckte Kostenanteil eines ausgeschiedenen Aktionärs die finanzielle Situation der verbleibenden Aktionäre zusätzlich belasten, was im Sinn eines ‹Dominoeffekts› deren Insolvenz bewirken könnte», steht in der Analyse. Das Risiko dafür sei «hoch». Tatsächlich lassen die aktuell tiefen Strompreise nichts Gutes erahnen. Der Lockdown senkte die ohnehin schon tiefen Preise weiter. Wenn die Wirtschaft nur schleppend Fahrt aufnimmt, ist eine rasche Erholung kaum zu erwarten. Das bereitet den Stromproduzenten Sorge. Auf Anfrage beschwichtigen Alpiq und Axpo, man werde von den sehr tiefen Preisen kurzfristig nicht mit voller Wucht getroffen, da die Unternehmen den grössten Teil der Produktion abgesichert hätten. Stromfirmen machen das, indem sie einen Anteil des Stroms zwei, drei Jahre im Voraus verkaufen. Schreibt Blick.

    Eigenartig. Ein Geheim-Gutachten, das nach drei Jahren plötzlich auf dem Tisch der Redaktion an der Dufourstrasse in Zürich landet, kann so geheim nicht wirklich sein. Ob Blick das «geheime Gutachten» direkt von der Mutter der Schweizer Atomlobby, genannt NZZ, erhalten hat, sei dahingestellt. Fakt ist: Jemand wollte, dass dieses «Geheim-Gutachten» durchgestochen wird und damit öffentlich Druck erzeugt. Ein ganz normales Vorgehen. Business as usual. Denn letztlich geht's ja nur um die tiefen Strompreise, die endlich nach den Vorstellungen der AKW-Betreiber und Dividendenempfänger nach oben korrigiert werden sollen. Die Entsorgung des Atom-Mülls ist längst geregelt. Die fällt frei nach dem neoliberalen Motto «Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren» so oder so den Steuerzahlern vor die Füsse. Deutschland kann bezüglich «Brennelemente-Steuer» bereits ein Liedchen davon singen. Oder wie König Artus* zu den Rittern der Tafelrunde gesagt haben soll: «Das Gute geht, das Schlechte bleibt. Der Starke wird immer den Schwachen besiegen.»

    Erstaunlich. Derzeit wird im Zusammenhang mit den Corona-Schulden des Bundes von den Vertretern der freien und ungezügelten Marktwirtschaft über die willfährigen Medien beinahe täglich mit den üblich drohenden Untertönen über den Untergang des Abendlandes darauf hingewiesen, dass diese Schulden auf gar keinen Fall auf kommende Generationen überwälzt werden dürfen. Dass der Atommüll mit all seinen Kosten, Gefahren und Risiken auf die Schultern der kommenden Generationen gelegt wird, stört die gleichen Sprachrohre überhaupt nicht.

    * König Artus ist eine Sagengestalt, die in vielen literarischen Werken des europäischen Mittelalters in unterschiedlichem Kontext und unterschiedlicher Bedeutung auftaucht. Sein Herrschaftsgebiet wird in Britannien verortet. Ob Artus ein reales historisches Vorbild hatte, ist ungewiss und wird in der Geschichtswissenschaft inzwischen eher bezweifelt. Quelle Wikipedia.

    It's the economy. Stupid!
  • 2.6.2020 - Tag der Neuropsychologen

    «Lernen Sie Saxophon spielen!» – So halten Sie Ihr Hirn im Alter fit

    Neuropsychologe Lutz Jäncke (62) von der Universität Zürich hat Tipps, wie man sein Kopf auch im Alter in Schuss hält. Ganz klar, ab dem 65. Lebensjahr nimmt das Hirnvolumen im Durchschnitt um etwa 0,5 Prozent pro Jahr ab. Auch viele psychische Funktionen (Gedächtnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit etc.) verschlechtern sich im Alter. Man muss aber auch berücksichtigen, dass wir in der Lage sind, unser Gehirn aktiv zu halten und es zu trainieren, um dem geistigen Abbau entgegenzuwirken und ihn zu kompensieren. Ich bin kein grosser Fan der häufig kommerziell angebotenen Brain-Jogging-Trainings. Sie können durchaus hilfreich sein, um anfangs wieder Zugang zum Lernen zu finden. Aber man muss bedenken, dass sich das Gehirn im Zuge der Evolution zu einem Problemlöseorgan entwickelt hat, mit dem wir Alltagsprobleme lösen müssen. In anderen Worten: Unser Gehirn muss uns helfen, unser Überleben zu gewährleisten. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit realen Problemen des Alltags auseinandersetzen. Insofern empfehle ich nicht das Auswendiglernen von Zahlen, die keine Bedeutung haben, sondern das Erlernen von etwas, was für uns wichtig ist. Warum nicht eine neue Sprache lernen, um sie in den Ferien anzuwenden? Oder endlich mal lernen, Saxophon zu spielen. Warum vertiefen wir uns nicht in Fragestellungen und Aufgaben, für die uns der Arbeits- und Familienalltag keine Zeit liess? Wichtig ist auch das Benutzen eines gewissen Masses an Disziplin bis ins hohe Alter. Sich gehen lassen und lange Phasen der Langeweile sind zu vermeiden. Um Ziele und Aufgaben zu erreichen, wird Selbstdisziplin benötigt, die letztlich vom Frontalcortex kontrolliert wird. Wird die Selbstdisziplin aktiviert, dann werden Neuronennetzwerke im Frontalcortex aktiv. Der Gebrauch dieser Neuronennetzwerke führt auch dazu, dass diese erhalten bleiben, statt durch Nichtgebrauch langsam ihre Vernetzung zu verringern. Auch körperlich aktiv zu bleiben, ist sehr wichtig. Dafür muss man seinen inneren Schweinehund überwinden. Das Gleiche gilt für geistige und soziale Tätigkeiten. Auch hierbei muss man sich gelegentlich überwinden, um sie zu nutzen. Schreibt Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich, im Blick.

    Ein sehr guter Artikel von Professor Lutz Jäncke. Ob wir gleich zum Saxophon greifen müssen, sei dahingestellt. Eine Blockflöte würde vermutlich Sinn und Zweck auch erfüllen und erst noch die Nachbarn weniger stören. Eine neue Sprache zu erlernen ist ab einem gewissen Alter hingegen eher eine «Mission impossible». Das Auffrischen einer vor Jahrzehnten erlernten Fremdsprache wäre da Erfolg versprechender. Wer sich mit diesem Thema eingehender auseinandersetzen möchte, ist mit dem Buch «Die Alzheimerlüge» von Dr. med. Michael Nehls bestens bedient. Auch wenn das Buch sehr schwierig zu lesen ist (Anm. subjektive Meinung eines Nichtmediziners), vermittels es sehr viele brauchbare Tipps – auch in Bezug auf die Ernährung – um das Hirn täglich und konsequent auf Trab zu halten.

    Die Alzheimerlüge
  • 1.6.2020 - Tag der lobbyierten Zivilgesellschaft

    Kein Zutritt: Lobbyisten müssen draussen bleiben

    Die Interessenvertreter wollen zurück ins Parlament. Doch ihr Vorgehen sorgt unter den Ratsmitgliedern für Kopfschütteln. Sie gehören zum Bundeshaus wie die Ratsmitglieder, Schulklassen und Journalisten: die Lobbyisten. Zu normalen Zeiten tigern sie durch die Wandelhalle, führen mit Parlamentariern halblaute Gespräche und organisieren Anlässe mit gratis Zmittag. Doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie tagt das Parlament nicht mehr im Bundeshaus, sondern in den weitläufigen Hallen der Berner Expo. Damit geht ein neues, striktes Zugangsregime einher: keine Besucher mehr, keine Schulklassen – und keine Lobbyisten. Die Interessenvertreter, die vom direkten Kontakt zu den Politikern leben, haben an der neuen Regelung wenig Freude. Aus diesem Grund hat die Schweizerische Public Affairs Gesellschaft (SPAG) kurz vor Beginn der Sommersession dem Parlamentsbüro einen Brief geschickt. Darin verlangt der Lobbyisten-Verband die Aufhebung der Zutrittsbeschränkung für die Interessenvertreter: «Gerne gehen wir (...) davon aus, dass Sie den Zugang auf das BernExpo Gelände während der kommenden Sommersession (...) sicherstellen.» Der forsche Tonfall der SPAG stösst einigen Parlamentariern sauer auf. SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (54) findet den Brief «unglaublich dreist», wie er sagt. «Derzeit haben noch nicht einmal alle Parteisekretäre Zugang zum Provisorium. Und da meinen die Lobbyisten, sie hätten Priorität?» Ähnlich äussert sich die grüne Nationalrätin Irène Kälin (33). Sie verstehe zwar das Bedürfnis der Lobbyisten, ins Parlament zurückzukehren. Doch sei dies derzeit schlicht nicht möglich. Doch nicht nur der Anspruch auf eine Rückkehr ins Parlament sorgt bei den Ratsmitgliedern für Kopfschütteln. Sondern auch die Aussage, die Interessenvertreter hätten während des Lockdowns für zahlreiche Parlamentarier «Voten, Anträge [und] Vorstösse» erstellt, «die in unserem Milizsystem zur Bewältigung Ihrer Kommissions- und Sessionsarbeit nötig waren». Der Versuch des Verbandes, die Wichtigkeit der eigenen Arbeit zu betonen – und damit die Notwendigkeit einer Rückkehr zu unterstreichen – gerät den Ratsmitgliedern in den falschen Hals. Mit der Behauptung, Vorstösse für Politiker zu verfassen, habe sich die SPAG «massiv im Ton vergriffen», findet SVP-Politiker Büchel. «Falls Ratskollegen tatsächlich eins zu eins Vorstösse einreichen, welche Hintermänner für sie geschrieben haben, so ist das zumindest erstaunlich», sagt der St. Galler. «Wir sind als Volksvertreter gewählt, nicht als Wasserträger von Lobbyisten.» Scharfe Kritik kommt auch von Grünen-Nationalrätin Irène Kälin. Sie findet die Behauptung, man erstelle für die Ratsmitglieder Vorstösse, «arrogant und aggressiv». «Die Interessenvertreter geben sich damit eine Wichtigkeit, die ihnen nicht ganz zusteht.» «Natürlich versuchen Verbände immer wieder, uns Parlamentariern Gesetzesänderungen schmackhaft zu machen», sagt Kälin. Damit erreichten sie aber meist jene, die ohnehin auf ihrer Linie seien. Wiesli: «Der Zugang der Zivilgesellschaft zum Parlament ein wichtiger Bestandteil der Demokratie. Ein Parlament, das sich vom Rest der Schweiz abschottet, kann keine Volksvertretung sein.» Schreibt Blick.

    Herrlich. Nun küren sich die Lobbyisten*innen schon zur selbsternannten «Zivilgesellschaft», ohne die Demokratie scheinbar nicht funktioniert. Manche sehen dies aber ganz anders* und betiteln die unsägliche Lobbyisten-Schwemme im Bundeshaus eher als Totengräber der Demokratie. Wie immer kommt es auf den Blick-Winkel an. Und damit ist für einmal nicht das Boulevardblättli von der Zürcher Dufourstrasse gemeint.

    * Zum Beispiel «Lobbycontrol»: Lobbyismus höhlt die Demokratie aus: Zehn Thesen

  • 31.5.2020 - Tag der Langohren

    Frank A. Meyer – Blocher, der Besserwisser

    Er ist die personifizierte Netflix-Serie der Schweizer Politik. Und ohne Umschweife sei hinzugefügt: Immer wieder ist er unterhaltsam, und zwar auf ganz unterschiedliche Weise, mal absonderlich, mal paradox, mal abstrus, mal clownesk, mal einfach nur einfältig, wie es eben unvermeidlich ist für Netflix-Produktionen. Seit Jahren hält er uns bei Laune, was endlich einmal gewürdigt werden muss – und wozu die jüngste Folge der aktuellen Staffel ganz besonders Anlass bietet. Den Plot liefern die Corona-Massnahmen des Bundesrats und die Idee von BLICK, alt Bundesräte zur Kommentierung der Pandemiepolitik ihrer amtierenden Nachfolger aufzurufen. Die Befragten urteilten durchweg positiv. Die frühere Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf beispielsweise fand zur Vorgehensweise des Bundesrats folgende Worte: «Er hat zu Beginn der Krise sehr gut reagiert, als man Mitte März wirklich schwierige Entscheide fällen musste. Und er hat diese auch gut kommuniziert.» Ist damit alles gesagt? Natürlich nicht. Denn jetzt erfolgt der Auftritt des helvetischen Netflix-Helden: Christoph Blocher, Bundesrat von 2003 bis 2007. Aus Sicht des kurzzeitigen Regierungsmitglieds und ewigen SVP-Präsidenten haben die heutigen Amtsinhaber alles verpatzt, weil sie «den Kopf verloren und überhastete Massnahmen beschlossen, die nicht dringlich waren, aber absehbar grosse Schäden verursachen werden». Darum ist in den Augen des Veterans «der Schaden nun grösser, als ihn das Virus angerichtet hätte». Den derzeit politisch Verantwortlichen wirft er nichts Geringeres vor als «Unfug». Überdies hätten sie eine «Verwaltungsdiktatur» errichtet. Ja, Blochers neuster Netflix-Reisser hat es in sich. Und er vertreibt dem Zuschauer jede Corona-Langeweile – was im Serien-Geschäft als allergrösstes Lob verbucht werden darf. Dieses Lob ist sogar noch zu erweitern: Der Ehemalige, der mit notorischer Selbstgewissheit die sieben Nachfolger abqualifiziert, hat als Bundesrat keinen «Unfug» getrieben. Aus seiner Regierungszeit ist nur Beruhigendes zu vermelden: Er setzte nichts ins Werk, was «absehbar grosse Schäden» hätte verursachen können. Überhaupt ist, sieht man genau hin, nichts Bedeutendes erinnerlich, was seine Handschrift tragen würde. Er verdarb nicht einmal die Hinterlassenschaft seiner Vorgängerin Ruth Metzler. In der Tat, Christoph Blocher hat sich in seiner kurzen Amtszeit auffällig zurückgehalten mit Wirken und Walten – man könnte auch sagen, mit den Mühen der Regierungsebene, wäre diese Bemerkung nicht despektierlich, zudem unpräzis. Hat er doch während vier Bundesratsjahren nie auf die Kärrnerarbeit als Präzeptor seiner Partei und populistischer Polemiker verzichtet – anstrengende Verrichtungen fürwahr. Bemüht hat er sich also auf jeden Fall, hör- und sichtbar fürs ganze Land. Und noch bevor er Fatales vollbringen konnte, wurde er abgewählt – gerade rechtzeitig, um des Lobes für seine Bundesratspräsenz auf immer gewiss zu sein, wobei Letztere auf seiner Lebensstrecke doch etwas verloren wirkt. So bestätigt auch sein Fall die Volksweisheit: Nur wer nichts macht, macht nichts falsch! Das amtierende Bundesratskollegium dagegen hat in den vergangenen Monaten zu viel gemacht und zu viel machen müssen, um nichts falsch zu machen. Also wird der Blick zurück wohl oder übel Fehler offenbaren, zu Gaudi und Genuss all jener, die es immer schon besser gewusst haben. Triumphe der Besserwisser. Noch fehlt der Netflix-Serie mit Christoph Blocher der treffende Titel. Wie wärs mit: «Der Besserwisser»? Schreibt SonntagsBlick.

    Frank A. Geier, wie er zu seiner aktiven Ringier-Zeit von etlichen Mitarbeitenden des Ringier-Konzerns – Adligenswil lässt grüssen – genannt wurde, arbeitet sich wieder einmal an seinem Lieblingsgegner Blocher ab. Zum wievielten Mal weiss wohl nur er selber. In Anlehnung an Erich Maria Remarque* bleibt jedoch einzig und allein ein Fazit: Auf dem Herrliberg nichts Neues. Das gilt aber auch für FAG (Frank A. Meier), dem im Ringier-Konzern ebenfalls «Besserwisserei» par excellence nachgesagt wurde. Besonders in Adligenswil, als er die Chance «20Minuten», die Ringier auf dem Präsentierteller angeboten wurde, durch exzentrischen Kleinmut wider besseres Wissen vergeigte. Die Geschichte ist bekannt. 20Minuten ging wegen FAG's Intervention an den Tamedia-Verlag und legte dort die goldenen Eier. Da treffen sich also zu Pfingsten einmal mehr zwei typische Esel, die sich gegenseitig «Langohr» schimpfen.

    * Erich Maria Remarque (eigentlich Erich Paul Remark; geboren 22. Juni 1898 in Osnabrück; gestorben am 25. September 1970 in Locarno, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller. Seine überwiegend als pazifistisch eingestuften Romane, in denen er die Grausamkeit des Krieges thematisiert, finden bis heute grosse Verbreitung. Bereits zu Beginn der NS-Herrschaft, als der Autor durch sein Hauptwerk, den 1928 erstmals erschienenen, 1930 in Hollywood verfilmten Antikriegsroman «Im Westen nichts Neues», schon weltberühmt war, emigrierte er in die Schweiz. Seine Arbeiten wurden in Nazi-Deutschland als «schädliches und unerwünschtes Schrifttum» verboten und 1933 öffentlich verbrannt. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm 1938 aberkannt. In den USA fand er Aufnahme, bekam die amerikanische Staatsbürgerschaft und Anerkennung als Schriftsteller. Quelle Wikipedia

  • 30.5.2020 - Tag der Flatulenzen

    Corona schneller erkennen: Jetzt kommt die Husten-App

    Nach der Corona-Warn-App kommt jetzt die Husten-App. Die EPFL Lausanne will aufgrund des Tons des Hustens erkennen, ob eine Corona-Infektion vorliegt. Zwei Drittel der Corona-Erkrankten haben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen trockenen Husten. Und der klingt anders als bei einer Erkältung oder bei Allergien, bei der in der Regel Schleim produziert wird. Das hat die Forscher der EPFL (Ecole polytechnique féderale de Lausanne) auf eine Idee gebracht: Kann man aufgrund des Hustens Rückschlüsse darauf ziehen, ob jemand sich das Coronavirus eingefangen hat? Ein Forscherteam ist nun dabei, eine App zu entwickeln, die genau das tun soll. Das Prinzip ist einfach: Man nimmt den eigenen Husten mit dem Handy auf, die App «Coughvid» analysiert den Ton und liefert dank künstlicher Intelligenz ein sofortiges Resultat. Allerdings wohl kein absolut zuverlässiges. «Wir hoffen, dass die App dereinst bis 70 Prozent akkurat ist», sagt Tomas Teijeiro (33), Informatiker aus Spanien und Teil des Forscherteams in Lausanne. Die App werde nie einen Corona-Test ersetzen, betont Teijeiro. «Aber sie kann einen Hinweis geben, ob ein Test angebracht ist.» Interessant dürfte sie vor allem auch aus Behördensicht sein. Denn neben dem Husten können Nutzer auch – freiwillig – ihre Standortdaten teilen. «Das könnte Hinweise auf Infektionsherde geben», so Teijeiro. Weitere Daten werden nicht registriert, die App soll für die Nutzer zudem kostenlos sein. Aktuell «sammeln» die Forscher noch Hustentöne, um sie entsprechend zu analysieren. Wer will, kann seinen Husten schon via «Coughvid»-Webseite an die Uni senden – allerdings noch ohne Resultat. Zusätzlich helfen Spitäler und Ärzte, in dem sie die Husterei von Corona-Erkrankten und anderen Patienten ebenfalls einsenden. Laut Teijeiro sind die Forscher nun dabei, all die gesammelten Hustentöne zu analysieren: «Wir hoffen, bis Ende Juni ein brauchbares Produkt zu haben.» Schreibt Blick.

    Eine Frage drängt sich da aber zwingend auf: Was ist mit der Flatulenz? Immerhin wird vermutlich mehr gefurzt als gehustet. Ab Ü65 sogar öfters beides miteinander. Können bei starkem Biswind und Voralpenfön in der Hose nicht auch Viren entweichen? Eine Furz-App drängt sich bei diesen Überlegungen geradezu auf. Aber wenn schon, dann bitte auch mit Tonaufnahmen.

  • 29.5.2020 - Tag der Abschaffung Trumps

    Auf Kriegsfuss mit seinem Lieblingsmedium: Trump unterzeichnet Verfügung zur Reglementierung von Twitter und Co.

    Mit den Internet-Konzernen Twitter & Konsorten verbindet Donald Trump eine Hassliebe. Er nutzt die virtuellen Plattformen zur Verbreitung von Propaganda – obwohl er der Meinung ist, dass sie ihre Marktmacht missbrauchten. Nun will der Präsident die sozialen Medien an die Kandare nehmen. Der amerikanische Präsident hat am Donnerstag eine präsidiale Verordnung unterzeichnet, die das Geschäftsmodell der grossen Internet-Plattformen in Frage stellt. Weil sich Twitter oder Facebook immer stärker wie traditionelle Medienunternehmen verhielten, und Meinungen verbreiteten, müssten die Unternehmen gleich wie eine Zeitung behandelt werden, sagte Donald Trump im Weissen Haus. Der amerikanische Präsident schlägt in einer neuen präsidialen Verordnung («Executive Order») vor, dass Twitter, Facebook oder YouTube künftig für den Inhalt, den Nutzer über ihre virtuellen Plattformen verbreiten, haftbar gemacht werden. Damit würde ein Wettbewerbsvorteil wegfallen, den Twitter & Konsorten im täglichen Kampf um Klicks gegenüber traditionellen Medienfirmen besitzen. Seine Regierung will das nationale Parlament zudem dazu auffordern, einen zentralen Passus in einem 1996 verabschiedeten Mediengesetz («Communications Decency Act») neu zu interpretieren, der Verleumdungsklagen gegen Twitter & Konsorten bisher verunmöglichte. Dieser rechtliche Schutzschild müsse wegfallen, weil sich die Plattformen nicht mehr neutral verhielten, sagte Trump. Welche Folgen hat diese Verordnung? Keine direkten, auch wenn Trump am Donnerstag laut darüber nachdachte, wie er das börsenkotierte Unternehmen Twitter zur Schliessung zwingen könnte. Im amerikanischen Politsystem steht es dem nationalen Parlament frei, Gesetzesvorschläge der Exekutive zu ignorieren. Dies geschieht häufig, insbesondere dann, wenn die Demokraten die eine Kammer (Repräsentantenhaus) beherrschen und die Republikaner die andere (Senat). Trump verglich die Internet-Plattformen im Weissen Haus mit Telefongesellschaften, die Gespräche zensierten. Dieser Vergleich aber hinkt. Telefongesellschaften werden von der Aufsichtsbehörde FCC reguliert; die grossen Internet-Firmen hingegen unterstehen keiner besonderen Kontrollbehörde. Die präsidiale Verordnung wird deshalb, früher oder später, einen Rechtsstreit provozieren. Schreibt die AZ.

    Man muss Trump nicht mögen, aber wo er recht hat, hat er recht. Der rechtsfreie Raum der globalen Internetkonzerne und deren unmoralischen Steuersparmodelle gehören längst abgeschafft. Doch wie bei Trump meistens üblich, werden den Worten keine Taten folgen. Er stösst zwar immer wieder richtige Themen an, ist aber der falsche Mann für Problemlösungen. Und ohne Twitter würde sich der Monarch mit der blonden Perücke, die gemäss bösen Zungen eine Landepiste für verirrte Vögel sein soll, ja selbst abschaffen. Die perfekte Ausrede dürfte bereits auf seinem Tisch liegen, denn dem Genie aus Washington fehlt die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Die Demokraten werden eine vernünftige Regulierung der Wall-Street-Milliardäre der IT-Konzerne zu verhindern wissen. Eine Krähe hakt der andern Krähe kein Auge aus. Das gilt auch und vor allem für die verkommen Eliten Amerikas beider Parteien.

  • 28.5.2020 - Tag der Kollateralschäden

    Algifor-Packung kann Abführmittel enthalten: Dieses Schmerzmittel kann in die Hosen gehen

    Schweizweit werden Algifor-Packungen zurückgerufen. Statt dem Fieber- und Schmerzmittel befindet sich unter Umständen ein komplett anderes Medikament in der Schachtel. Eine Packung Algifor liegt in fast jedem Schweizer Apothekerschränkli. Es handelt sich um eines der gängigsten Schmerz- und Fiebermittel, das auch für Kinder geeignet ist. Nach Absprache mit Swissmedic führt die Herstellerin Verfora aus Villars-sur-Glâne FR nun einen Rückruf durch. Betroffen sind einzelne Packungen von Algifor Liquid Caps 400mg. Der Grund: Statt dem Schmerzmittel kann sich in der Verpackung ein Abführmittel mit dem Namen Dioctyl befinden. Höchst unangenehm für jeden, der wegen Kopfschmerzen eine Kapsel schluckt. Schreibt Blick.

    Vielleicht ist es ja eine Verstopfung, die zu Kopfschmerzen führt. In diesem Fall wäre Algifor das einzig richtige und wahrhafte Mittel. Gewisse Kollateralschäden müssen schliesslich bei jedem Medikament in Kauf genommen werden. Oder wie der Wirt an der Reuss, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen weil Hans Gertsch ja noch lebt, im feinsten Berndeutsch sagen würde: «Das goht omegäng ine wie n'es Zäpfli.»

  • 27.5.2020 - Tag der Empörung

    Handlanger der Bauernlobby: Ringier lässt sich für Artikel über das schöne Landleben bezahlen

    Der Bauernverband bezahlt für redaktionelle Artikel in Ringier-Zeitschriften wie der «Schweizer Illustrierten» – dahinter steckt auch politisches Kalkül. Die Leserschaft erfährt von alledem nichts. Sogar Bundesrat Guy Parmelin griff für die «Schweizer Illustrierte» in die Tasten. Als ehemaliger Winzer wisse der Landwirtschaftsminister schliesslich, was die Bauern jetzt benötigten, kündigte die Redaktion seinen Text an. Darum unterstütze Parmelin die «Schweizer Illustrierte»-Aktion «Mehr Schweiz im Teller» mit einem Aufruf an die Konsumenten. «Profitieren wir von unseren einheimischen Nahrungsmitteln, und seien wir dankbar dafür», schrieb er darin. Während der Coronakrise will die Zeitschrift eine Lanze für die Schweizer Bauern brechen. Journalisten dokumentieren im Rahmen der Aktion, wie die Spargeln vom Feld auf den Tisch kommen. Sie besuchen das «Reich der glücklichen Schweine» («Sauwohl mit viel Freilauf»). Oder sie schwärmen über das Agrolabel «Suisse Garantie»; es stelle «die inneren Werte von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in den Vordergrund». «Vielleicht ist das etwas, was von der Coronazeit bleibt», schrieb Co-Chefredaktor Werner De Schepper in einem Editorial: «Dass wir wieder wissen wollen, wo unser Essen herkommt.» Beim Publikum kommt die Aktion, die parallel im Westschweizer Schwesterblatt «L’illustré» läuft, offenbar gut an. «Ich habe die Berichte richtig verschlungen», freute sich eine Leserbriefschreiberin. Gross sein dürfte die Freude auch beim Schweizer Bauernverband. Recherchen der Redaktion von CH Media zeigen: Der Ringier-Verlag lässt sich vom Verband dafür bezahlen, dass seine Journalisten in den Zeitschriften über die Landwirtschaft berichten. Damit macht er sich zum Handlanger der politischen Ziele der Bauernlobby – gerade mit Blick auf kommende Volksabstimmungen. Die Leserschaft erfährt von diesem Hintergrund nichts. Die stets positiv gefärbten Beiträge sind in Layout und Gestaltung identisch mit den anderen redaktionellen Seiten. Entsprechende Hinweise fehlen. Die Grenzen zwischen Werbung und unabhängiger, freier Berichterstattung werden nicht nur verwischt, sondern aufgehoben. Schreibt die AZ.

    Da scheint aber die Empörung der AZ sehr weit hergeholt. Mag ja sein, dass die SI den Artikel nicht als «Sponsored Content» gekennzeichnet hat. Muss sie vermutlich auch nicht, weil sich die Herangehensweise irgendwo in einer Grauzone bewegt. Solche Artikel würden sich auch in der AZ (wie auch in allen anderen Medienerzeugnissen) finden lassen, die direkt oder indirekt (durch Inserate) quer finanziert wurden. Die AZ als Vertreterin der «reinen Marktlehre», die bekannterweise alles richtet, scheut sich ja auch nicht fern jeglicher Empörung Hilfsgelder aus der Corona-Giesskanne* des Bundes für notleidende Medien anzunehmen, die letztendlich von den Steuernzahlern*innen berappt werden. Erinnert irgendwie an die Geschichte vom Esel, der den andern Esel ein Langohr schimpft. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen um sich werfen.

    * Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Wikipedia

  • 26.5.2020 - Tag der durchgelüfteten Mini-Jupes

    Fachstellen legen Schutzkonzept für Puffs vor: Kein Gruppensex, dafür Doggy Style und gut lüften!

    In Bordellen herrscht wegen der Corona-Pandemie derzeit tote Hose. Prostituierte sind mit einem Berufsverbot belegt. Nun legen Fachstellen ein detailliertes Schutzkonzept vor, das Sexarbeiterinnen das Anschaffen wieder ermöglichen soll. Ein Gummi zum Schutz – das reicht nicht mehr. Mit zahlreichen Massnahmen sollen Prostituierte ihre Arbeit trotz Coronavirus wieder aufnehmen können. Das fordert das Netzwerk Prokore, das sich für die Interessen von Sexarbeiterinnen einsetzt. Ihm gehören zahlreiche Beratungsstellen für Prostituierte an. Das Bündnis hat dem Bund nun ein detailliertes Schutzkonzept vorgelegt. Es sieht vor, dass die Prostituierten nach jedem Kunden Bettwäsche, Handtücher und Kleider bei mindestens 60 Grad waschen müssen. Freier und Prostituierte sollen «nach Möglichkeit» vor und nach dem Geschlechtsverkehr duschen. Zudem soll nach jedem Kundenkontakt das Zimmer für mindestens eine Viertelstunde gelüftet werden müssen. Auch was die angebotenen Dienstleistungen betrifft, sieht das Konzept Einschränkungen vor. Es sollen nur Stellungen praktiziert werden, «bei denen die Tröpfchenübertragung gering ist», heisst es. Das bedeutet konkret: Während dem Sex «muss zwischen den Köpfen der beiden Personen ein Abstand von mindestens einer Unterarmlänge sein». Auf Neudeutsch also: Doggy Style bevorzugt! Gruppensex soll nicht erlaubt sein, ebenso wie «gesichtsnahe Dienstleistungen», also zum Beispiel Oralsex. Während das Tragen einer Schutzmaske lediglich empfohlen wird, sollen Handschuhe bei Analverkehr Pflicht sein. Um mögliche Ansteckungsketten zurückverfolgen zu können, müssen Freier zudem ihre Kontaktdaten angeben. Diese sollen einen Monat lang aufbewahrt werden. Auf dem Strassenstrich könne man auch das Autokennzeichen notieren, heisst es im Schutzkonzept. Das Schutzkonzept liegt nun beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Es muss die Massnahmen nicht bewilligen. Vielmehr soll das Konzept als Diskussionsgrundlage dienen und einer baldigen Öffnung des Sexgewerbes den Boden ebnen. Schreibt Blick.

    Wie schon Konfuzius sagte: «Essen und Beischlaf sind die beiden grossen Begierden des Mannes». Deshalb ist es an der Zeit, den Lockdown auch bei den sündigen Mädchen etwas zu lockern. Für alle, die noch immer weisse Socken und karierte Golfhosen tragen und nicht wissen was «Doggystyle» besagt: Doggystyle ist weder ein Hundeguetzli noch eine Hunderasse, sondern bedeutet schlicht und einfach, «es» wie verliebte Hunde zu treiben. Kopulation nur von hinten. Sehr wichtig! Und Blasbalg-Spielchen dürfen nur mit Gesichtsmaske geblasen werden. Bitte jetzt nicht jammern. Einfach ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln. An der Haldenstrasse in Luzern bezahlten früher die Kunden mit den Porsches und Maseratis für sowas 500 Franken. Heute kriegt man's zum M-Budgetpreis! Das vorgeschriebene Lüften der Mini-Jupes inklusive. Corona bringt halt wirklich alles durcheinander.

    Skandal
  • 25.5.2020 - Tag der moralischen und ethischen Verkommenheit

    Ferrari, Aston Martin, Porsche: So verprassen Chefs ihre Corona-Kredite

    Unfassbar! Mehrere Schweizer Unternehmer missbrauchen die Corona-Kredite vom Bund, um damit ihre verpfändeten Luxusschlitten zurück zu kaufen. Eigentlich ist das verboten. Doch die Chefs nutzen gekonnt ein Schlupfloch aus. Der Lockdown brachte besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in die Bredouille. Um die Firmen zu retten, verabschiedete der Bundesrat im März 2020 ein Rettungsprogramm. Konkret 40 Milliarden Franken. Eigentlich eine gute Sache. Doch manche Unternehmer missbrauchen die Corona-Kredite. Statt ihre Mitarbeiter zu bezahlen, kaufen sie ihre verpfändeten Luxusschlitten zurück. «Seit die Nothilfen für die Covid-19-Pandemie angelaufen sind, werden bei uns auffällig viele Luxusautos von Unternehmern wieder abgeholt», sagt Cedric Domeniconi, Chef von Auto-Pfandhaus.ch, zur «Sonntagszeitung». Ferrari, Aston Martin, Porsche. Zu Beginn der Corona-Krise wurden zahlreiche Edelkarossen beim Pfandhaus abgegeben. Nun rollen die teuren Autos wieder vom Hof. Die Kunden würden vorwiegend aus der Bau-, Immobilien- und Finanzbranche, erklärt Domeniconi. Woher die Unternehmer plötzlich das Geld haben, um ihre Luxusschlitten zurückzuholen, müssen sie nicht angeben. «Wir wissen aber, dass viele Kunden die Notkredite zum Rückkauf ihres Pfandkredits verwenden, den sie ursprünglich mit ihrem Auto gedeckt hatten», so der Pfandhaus-Chef zur «Sonntagszeitung». Schreibt Blick.

    Wen wundert's? Sind ja wieder mal die üblichen Verdächtigen der moralischen und ethischen Verkommenheit involviert: Bau-, Immobilien- und Finanzbranche. Zumal halt eine vernünftige Kontrolle über die Verwendung der Gelder beim Giesskannenprinzip* kaum durchsetzbar ist.

    * Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Wikipedia

  • 24.5.2020 - Tag der Immobilienhaie

    Viele kriegen von Swiss Life keine Mietreduktion – doch keiner muckt auf: Die grosse Angst vor dem Immobilienhai

    Zahlreiche KMU hoffen bisher vergeblich auf ein ­Entgegenkommen des Grosskonzerns bei der Miete. Ihr Ärger ist gross. Doch ihren Unmut öffentlich zu äussern, trauen sie sich nicht. Swiss Life ist die grösste private Immobilienbesitzerin der Schweiz. Dem Lebensversicherungskonzern gehören hier mehr als 1300 Liegenschaften. Gesamtwert des Portfolios: 33 Milliarden Franken. In der Corona-Krise wurde Swiss Life damit für Hunderte kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) wichtiger denn je: Wegen des Lockdowns sind sie darauf angewiesen, dass man ihnen bei der Miete entgegenkommt. Anfang April nährte Swiss Life ihre Hoffnungen noch – und verkündete, dass man «Kleinstbetriebe und Selbständige» in der Corona-Krise mit Mietzinsreduktionen unterstützen werde. Nun zeigt sich: Viele KMU, die bei Swiss Life eingemietet sind, müssen trotz Pandemie die volle Miete zahlen – insbesondere in Städten wie Zürich und Genf, wo die Geschäftsmieten am höchsten sind. SonntagsBlick hat mehr als ein Dutzend Swiss-Life-Mieter ausfindig gemacht: Gastronomen, Coiffeure, Juweliere, Inhaber von Fitnesscentern, Papeterien, Freizeitbetrieben und Schönheitssalons. Einige davon sind Selbständige mit nur einem Standort und einer Handvoll Mitarbeiter, andere etwas grösser mit mehreren Filialen und ein paar Dutzend Angestellten. Alle sind klassische Schweizer KMU. Doch abgesehen von einem Coiffeur in Basel und einer Schneiderei in Zürich hat keiner der angefragten Betriebe eine Mietzinsreduktion erhalten. Eine Gastronomin aus Zürich ärgert sich: «Seit mehr als zehn Jahren bezahle ich immer pünktlich meine Miete, pro Monat über 20'000 Franken. Insgesamt habe ich Swiss Life also schon fast drei Millionen Franken überwiesen. Und nun wollen sie mir in der Krise kein bisschen entgegenkommen? Das ist absolut unsäglich.» Die Wirtin möchte anonym bleiben – genau wie alle anderen Unternehmer, mit denen SonntagsBlick gesprochen hat. Am Telefon machen sie zwar ihrem Ärger über den unnachgiebigen Konzern lautstark Luft. Mit Name und Bild aber will niemand hinstehen. Alle haben Angst, dass sie bei der nächsten Mietzinsverhandlung mit Swiss Life die Quittung dafür erhalten – sprich: eine Mietzinserhöhung. «Der Fall Manor hat ja gezeigt, wie skrupellos Swiss Life mit unliebsamen Mietern umgeht», so der Inhaber eines Detailhandelsbetriebs mit zwei Dutzend Angestellten. Zur Erinnerung: Manor musste seine Niederlassung an der Zürcher Bahnhofstrasse Ende Januar räumen, weil das Warenhaus nicht bereit war, eine Mietzinserhöhung von 6,3 auf 19 Millionen pro Jahr zu akzeptieren. «Wenn Swiss Life sogar mit Manor so umspringt, was droht dann einem Kleinen wie mir?», fragt sich der Unternehmer. Um seine Angst zu verstehen, muss man wissen: Sobald ein Mietvertrag ausgelaufen ist und Verhandlungen über eine Verlängerung anstehen, sitzen Geschäftsmieter am kürzeren Hebel. Denn obwohl sie nur eingemietet sind, investieren sie zu Beginn oft mehrere Hunderttausend Franken in die Inneneinrichtung einer Liegenschaft – etwa für massgeschreinerte Tische, Bänke und Regale oder die perfekte Küche. «Ein Gastronom will deshalb in der Regel um jeden Preis verhindern, dass er umziehen muss – und das wissen die Eigentümer», sagt Urs Pfäffli (57), Präsident von Gastro Zürich-City. Die Fronten sind verhärtet. Betriebe, die bis jetzt keine Mietzinsreduktion erhielten, hoffen nun auf Unterstützung aus Bundesbern. Und diese bahnt sich an: Die Chancen stehen gut, dass das Parlament im Juni einen Mietzinserlass von 60 Prozent für die Dauer des Lockdowns beschliessen wird. Schreibt SonntagsBlick.

    Aber aber. Warum wenden sich die Mieter*innen (und auch SoBli) nicht an den glorreichen, solariumgebräunten Luzerner Ständerat und Pöstchenjäger Damian «ich bin nicht schwul»* Müller? Der Gralshüter der wahren Leere (schreibt man wirklich ohne "h") des Neoliberalismus ist ja auf der Lohnleiste des Immobilienhais (Copyright by SoBli) Swiss-Life. Interessant dürfte auch sein, wie sich der Freisinnige Luzerner mit der intellektuellen Ödnis einer mausgrauen Versicherungspolice im Parlament verhalten wird.

    * In den Interviews vor den National- und Ständeratswahlen im Herbst 2019 legte Müller grossen Wert auf diese Äusserung in Interviews mit der LuzernerZeitung, ZentralPlus und anderen Medien, obschon ihn keiner der anwesenden Journalisten nach seiner geheimnisvollen Sexualität gefragt hatte. Einige wunderten sich zwar darüber, andere hingegen sprachen von «Pro-aktivem Management Müllers gewisser Gerüchte», die scheinbar seit Jahren zwischen den Miststöcken vom Entlebuch und dem Seetal um den Liebling aller Schwiegermütter zirkulieren. Nachgehakt hat allerdings keiner.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 23.5.2020 - Tag der freiwilligen Lockdowns

    Nach einer Woche schliesst er wieder: Schaffhauser Beizer kehrt in den Lockdown zurück

    Die Einnahmen bleiben aus. Nicht einmal ein Mini-Team mit einer Person im Service und einer in der Küche ist rentabel. Das ist die Bilanz eines Schaffhauser Gastronomen. Er zieht die Konsequenzen. Die Ansage war klar: «Vielleicht schliesse ich in einer Woche wieder.» Das sagte der Schaffhauser Gastronom Albin von Euw (43) kurz vor der zaghaften Lockerung der Corona-Bestimmungen für die Beizen. Ein Blick ins Traditionshaus in Beringen SH zeigt: Der Restaurant-Besitzer hielt Wort. Das «Gmaandhaus», wie es die Einheimischen nennen, ist geschlossen. Die Auflagen der Behörden waren zu restriktiv, die Kunden zu zögerlich. Unterm Strich rechnete sich die Öffnung einfach nicht im Vergleich zur Vorjahreszeit. «Wir haben nur 28 Prozent vom Umsatz von 2019 erwirtschaftet», sagt von Euw. Selbst mit einem Mini-Team von einer Person im Service und einer Person in der Küche liesse sich so nicht kostendeckend arbeiten. Von Euw hat die Baisse vorausgesehen. Er war ein Kritiker der frühen Gastronomie-Öffnung. Die Schutzkonzepte seien zu streng, die Verunsicherung bei den Stammkunden zu gross. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn die Restaurants noch einige Wochen Zwangspause gehabt hätten, um dann ohne Auflagen aus dem Vollen schöpfen zu können. Kein Mindestabstand. Kein Daten-Sammeln. Kein Live-Musik-Verbot. Er versuchte es trotzdem. Immer im Hinterkopf aber die Möglichkeit, dass schon bald wieder Sendepause ist. Und so kam es nun auch. «Aufgrund der aktuellen Corona-Situation haben wir die für 2021 geplanten Renovierungsarbeiten auf jetzt vorverschoben», sagt von Euw. Die Wirtschaft bekomme neue Fenster, neue Elektroinstallationen würden verbaut, die Wohnung im Wirtshaus saniert. «Aus diesem Grund werden wir unser Restaurant bis und mit dem 3. August geschlossen halten. Unserer Wirtschaft und der Umwelt zuliebe.» Von Euw teilt das Schicksal mit zahlreichen anderen Gastro-Betrieben. Auch die Schweizer Bar-Welt leidet. «Der Kostendruck ist sehr gross», sagte unlängst auch Alex Bücheli, Chef der Zürcher Bar- und Club-Kommission, im Gespräch mit Blick TV. Im Schnitt würden Barbetreiber 11'000 Franken Miete im Monat bezahlen. «Sie haben 50 bis 75 Prozent weniger Umsatz als in normalen Zeiten. Es lohnt sich also nicht.» Zumal sich die Leute noch zurückhaltend zeigen würden und auch die Personal-Ausgaben kaum sinken – im Gegenteil. «Wegen der Schutzmassnahmen brauchen wir 20 bis 25 Prozent mehr Personal.» Schreibt Blick.

    Es gibt noch weitaus tragischere Beispiele aus der Gastronomie im Zusammenhang mit dem Lockdown. Das Restaurant Schützenhaus auf der Luzerner Allmend bleibt ebenfalls geschlossen. Die Pächterin hat beim Konkursamt die Bilanz deponiert. Ob die Insolvenz allerdings nur der Coronakrise zuzuschreiben ist, sei dahingestellt.

    Restaurant Schützenhaus Allmend Luzern
  • 22.5.2020 - Tag der Generationengerechtigkeit

    SVP-Chef Albert Rösti (52) zu Corona-Krise und SVP-Initiative: «Der Bundesrat hat drei Wochen verloren»

    Ohne die Corona-Krise wäre Albert Rösti bereits nicht mehr SVP-Präsident. Doch nun führt er die Partei nicht nur durch die Krise, sondern auch durch den Abstimmungskampf um die Begrenzungs-Initiative. Dort soll nun die Arbeitslosen-Karte stechen. Seiner Unzufriedenheit mit SVP-Bundesrat Permelin macht Rösti auf die Frage von Blick «Sie haben ihm (Parmelin, Anm.) die Leciten gelesen?» wie folgt Luft: «Ich habe meine Enttäuschung über seine Aussagen ausgedrückt. Bundesräte lassen sich nicht gerne führen.» Schreibt Blick.

    Diese Aussage von Rösti darf man so nicht im Raum stehen lassen. Bundesräte lassen sich sehr wohl führen, wie das Beispiel Parmelin zeigt. Fragt sich allerdings von wem, wenn nicht vom stets netten Albert Rösti? Hat doch Weinbauer und SVP-Bundesrat Guy Parmelin* am vergangenen Freitag in der Corona-Verteilungsorgie ein Hilfspaket von zehn Millionen Franken für die Schweizer Weinwirtschaft bewilligt, die schon 2019 – in a Time before Corona – dahinserbelte. Ein Schelm wer Böses denkt.

    * Zitat von Bundesrat Guy Parmelin im Interview mit der SI: «Wir haben die Pensionskassen und die AHV geplündert, ohne an die nächsten Generationen zu denken.» Und jetzt wird auch noch die Bundeskasse für die Weinbauern geplündert, damit die nächsten Generationen weiterhin den exzellenten Schweizer Wein trinken können? Also sowas von Generationengerechtigkeit von unserem Weinbauer Parmesan.

  • 21.5.2020 - Tag der Leserkommentare

    Kurzarbeit: Wenn ein Leserkommentar interessanter ist als der veröffentlichte Artikel

    Viele Schweizer Angestellte erhalten derzeit weniger Geld, weil sie in Kurzarbeit sind. In der Regel sind es Hunderte Franken pro Monat. Schreibt 20Minuten.

    Der Artikel selbst ist oberflächlich und ohne wirklichen Background. Eine Corona-News der üblichen Art. Mehr Füller denn Brüller. Der Kommentar von 20Minuten-Leser Remo (siehe Screenshot) hingegen hat's in sich: «Mein Chef hat rückwirkend Kurzarbeit zu 100 Prozent beantragt. Wurde bewilligt. Und ich arbeitete die ganze Zeit 100%.... Ich kann nichts dagegen tun. Ich könnte das melden. Aber dann bin ich mein Job los. So läuft das lieber Bund!!»

    Der Fairness halber sei festgehalten, dass es sich bei diesem Leserkommentar um einen Fake-Kommentar handeln könnte. Nichtsdestotrotz ist anzunehmen, dass mehr Schindluder mit der Corona-Giesskanne* des Bundes betrieben wird als wir uns vorstellen können. Auch das berühmt berüchtigte Übel, bekannt unter dem Namen «Söihäfeli Söideckeli», erlebt derzeit Hochkonjunktur. Vorangetrieben vor allem durch die als Lobbyisten*innen bezahlten Interessenvertreter*innen aus dem Hohen Haus von und zu Bern. Formerly known as «Parlament».

    *Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Wikipedia

    20Minuten - Leserkommentar Remo
  • 20.5.2020 - Tag der Disneyland-Experten

    Trotz Corona-Krise – Hypothekarzinsen sacken auf neue Tiefs ab

    Sind die Schweizer Hypothekarzinsen zu Beginn der Corona-Krise noch merklich angestiegen, hat sich die Richtung nun wieder merklich gekehrt. Schweizer Hypothekarzinsen sind auf Tiefflug. Entlang der sich erholenden Börsen fallen laut dem Vergleichsdienst Moneyland die Zinsen von Schweizer Festhypotheken seit rund anderthalb Monaten wieder. Zu Beginn der Corona-Krise Anfang März notierten die Hypothekarzinssätze gemäss dem Hypotheken-Index des Online-Vergleichsdienstes bei durchschnittlich 0,93 Prozent für fünfjährige und 1,02 Prozent für zehnjährige Laufzeiten, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst. In Folge der Verschärfung der Corona-Krise stiegen die Hypothekarzinsen dann bis Ende März 2020 an. Für fünfjährigen Festhypotheken stiegen die durchschnittlichen Richtzinssätze auf 1,03 Prozent und die für zehnjährige Festhypotheken auf 1,26 Prozent, was einer Verteuerung im März von gut 20 Prozent entsprach. Seit Ende März verbilligten sich die fünfjährigen Festhypotheken auf 0,98 Prozent, während die Hypotheken mit zehnjähriger Laufzeit aktuell 1,11 Prozent im Schnitt betragen. Damit ist laut Moneyland rund die Hälfte des Zinsanstiegs vom März wieder einkassiert worden. Es gibt nun nur noch einen geringen Preisaufschlag für längere Laufzeiten. Der Markt erwartet zurzeit, dass die Zinsen längerfristig tief bleiben. «Für risikoaverse Hypothekarnehmer empfiehlt sich aufgrund des geringen Aufpreises eine Festhypothek mit längerer Laufzeit», sagt Felix Oeschger, Experte von Moneyland. Die Hypothekarzinssätze in den kommenden Monaten und Jahren lassen sich kaum prognostizieren. «Es ist aber durchaus denkbar, dass die Hypothekarzinsen weiter sinken und sogar neue historische Tiefstwerte erreichen», so Oeschger. Je nach Marktentwicklung könne aber auch das Gegenteil eintreten – «mittel- bis langfristig sind auch wieder steigende Zinsen nicht auszuschliessen.» Schreibt Blick.

    Unglaublich, wie treffend Experte Oeschger von Disneyland, pardon, Moneyland die Entwicklung der Hypothekarzinssätze auf die Stelle hinter dem Komma genau voraussagt: Entweder sie sinken auf historischen Tiefstand oder sie steigen. Warum nicht gleich Mike Shiva anfragen? Fakt ist, dass die Hypothekarsätze auf sehr lange Zeit nicht steigen werden. Das ist von Bundesrat und Finma gewollt und längst beschlossen. Gewisse Hindernisse auf dem Weg zur eigenen Eigentumswohnung, ursprünglich von der Finma aus Angst vor einer Immobilienblase eingeführt, wurden vorübergehend wieder gelockert. Eine entsprechende Pressemitteilung aus dem Bundeshaus wurde scheinbar von Oeschger nicht gelesen. Oder glaubt dieser Experte vom Orakel aus Delphi wirklich daran, die «bürgerliche» Mehrheit in unserem Parlament würde die Immobilienspekulanten und mit ihr eine der Schlüsselwirtschaften im gelobten Land, wo Milch und Honig fliessen, aber die einheimische Butter knapp wird, einer Rezession ausliefern? Nachsitzen, Herr Oeschger. Oder gleich bei Mike Shiva anheuern. Dieser komische Vogel besitzt immerhin die Begabung, auch mal schlicht und einfach einem seiner mit unendlicher Mühsal beladenen Kunden*innen zum 5-Franken-Tarif pro Minute frisch von der Fettleber oder frei wie aus dem Kopftuch geschossen zu verkünden: «Eg weiss es ned - das chani Öich ned säge. Gäued. Use. Fertig. De Nöchst!»

  • 19.5.2020 - Tag der chinesischen Schlittenfahrt

    Masha (55) trauert um ihre Mutter Gunda Dimitri (†86): Sie starb beim Guetzli backen

    Sie hat sich verabschiedet wie ihr Mann Dimitri: ohne Leiden und mit einem Lächeln. Gunda Dimitri (†86) ist am Samstag verstorben – beim Guetslibacken ist sie für immer eingeschlafen. Am Samstagnachmittag haben sie Freunde noch an die Seepromenade in Ascona TI gebracht: Gunda Dimitri (†86) freute sich, dass sie seit dem Lockdown endlich wieder in geselliger Runde in einem Café sitzen konnte. Wieder daheim, mitten im Guetslibacken, schloss sie ihre Augen für immer: «Sie schleckte sich noch den Teig von den Fingern», erzählt Masha Dimitri (56). Schreibt Blick.

    Gibt es eine schönere Art zu sterben, als sich den Teig von den Fingern zu schlecken und friedlich ins Nirwana zu segeln? Definitiv NEIN!

    Allerdings wäre da ein flotter junger Mann in Beckenried zu erwähnen, dessen vom Buddhismus und Lady Chatterley gleichermassen angehauchten Vorstellungen bezüglich dem letzten Flügelschlag eines Schmetterlings in eine andere Richtung tendieren. Teig von den Fingern schlecken ist definitiv nicht sein Ding. Vermutlich braucht er seine Finger für andere Tätigkeiten. Dafür möchte er, so seine Fiktion, eng umschlungen während der chinesischen Schlittenfahrt in den Armen einer schönen Frau von dannen flattern. Ob diese Dienstleistung allerdings im Angebotskatalog vom Luzerner Nizza enthalten ist, konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht eruiert werden. Das berühmt berüchtigte Luzerner Café ist wegen Corona noch immer geschlossen.

  • 18.5.2020 - Tag der KPdSU

    Andreas Glarner will SVP-Präsident werden – und er fordert eine Kampfwahl: «Wir sind doch nicht bei der KPdSU»

    Ständerat Werner Salzmann? Nationalrat Alfred Heer? Oder etwa sogar Nationalrat Andreas Glarner? Wer wird Nachfolger von SVP-Präsident Albert Rösti? Mindestens drei Politiker kandidieren. Die Wahl findet voraussichtlich im August statt. Die SVP ist die Partei, in der neue Präsidenten üblicherweise mit Applaus durchgewinkt werden, als Einerkandidaturen. Das war 2016 mit Albert Rösti so und 2008 mit Toni Brunner. Auch 1996 wurde Ueli Maurer als einziger Kandidat mit 333 gegen 27 Stimmen bei 62 Enthaltungen komfortabel gewählt. 2020 soll sich das ändern, wenn es nach Nationalrat An­dreas Glarner geht. Drei Parlamentarier haben sich bisher bei der Findungskommission der SVP zu einer Kandidatur für die Nachfolge von Albert Rösti bereit erklärt: Ständerat Werner Salzmann (BE) und die Nationalräte Alfred Heer (ZH) und Andreas Glarner (AG). Glarner betont, er sei nur Kandidat, wenn Nationalrat Marcel Dettling (SZ) nicht antrete. «Für mich ist Dettling nach wie vor der Leuchtturm», sagt Glarner. «Tritt er an, kandidiere ich nicht. Tritt er nicht an, kandidiere ich.» Dann wäre für Glarner die Zeit gekommen, den Delegierten wieder einmal eine Auswahl zu präsentieren. «Ich wünsche mir einen Zweiervorschlag zusammen mit Alfred Heer», sagt Glarner. «Es wäre gut, wenn die SVP-Delegierten wieder einmal eine Auswahl hätten. Wir sind ja nicht die KPdSU.» Damit spricht Glarner die kommunistische Partei der ehemaligen Sowjetunion an. Schreibt die AZ.

    Die KPdSU ist die SVP tatsächlich nicht. Die KPdSU wurde nämlich am 6. November 1991 aufgelöst. Da hat der Dummschwätzer AG für einmal tatsächlich recht. Dafür schwebt über der Partei noch immer der Hauch des geliebten Herrliberger Führers aus Pjöngjang, ohne dessen gefälliges Nicken und wohlfeil geöffnetes Portemonnaie rein gar nichts in der SVP läuft. Und auch die Tochter des Gesalbten dürfte ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Die Maskierte wird dem Dummschwätzer schon noch den Marsch blasen. Wer zahlt befiehlt, abgrundgutester AG!

    Andreas Glarner
  • 17.5.2020 - Tag der Social-Distancing-Hasardeure

    Nach Anti-Lockdown-Demos: Nachtschwärmer holen sich Nachtleben in Basel zurück

    An diesem Wochenende, nach einem Tag der Anti-Lockdown-Proteste, sind erstmals wieder Bars und Restaurants offen. Nachtschwärmer in Basel nutzten die Chance. Dabei wurden alle Corona-Regeln missachtet. Wer dem Anti-Lockdown-Protestlager angehört und wer nicht, ist nicht genau zu erörtern. Klar jedoch ist, dass sich am späten Abend in der Basler Steinenvorstadt zahlreiche Nachtschwärmer vergnügten, die sich kaum an Corona-Regeln und -Empfehlungen hielten. Viele geniessen die wieder offenen Bars und Restaurants. Von Social Distancing ist wenig zu sehen, anscheinend herrschte sehr gute Stimmung. Über Massnahmen oder ein Eingreifen von Sicherheitskräften wurde nichts bekannt. Ein Leserreporter schreibt: «Am Nachmittag werden Bussen verteilt, weil sie auf einer Decke auf der Wiese sitzen, und was ist in der Steine los in Basel?» Schreibt SonntagsBlick.

    Die nächtlichen Zustände bezüglich Missachtung von Social Distancing von Basel sind beileibe keine regionale Erscheinung in der wunderbaren Stadt am Rheinknie. Man findet sie überall in den Schweizer Städten. Am Fusse des Pilatus sogar tagsüber. Wer's nicht glaubt, soll mal einen Schüttirundgang in Luzern riskieren. Heute wäre mit diesem Superwetter der ideale Zeitpunkt dafür. LUZART wünscht Ihnen einen schönen Sonntag. Bleiben Sie gesund!

  • 16.5.2020 - Tag der Ehrlichkeit

    Corona vernichtet 69 Stellen – Schuhhändler Pasito-Fricker ist konkurs!

    Die im Schuhhandel tätige Pasito-Fricker AG mit Sitz in Spreitenbach AG ist konkurs. Der Einkauftourismus und die starke Konkurrenz durch Online-Käufe haben der Firma derart zugesetzt, dass sie ihre Bilanz deponieren musste. Verwaltungsratspräsident John Ammann bestätigte gegenüber der «Aargauer Zeitung» eine entsprechende Anzeige im Amtsblatt des Kantons Aargau. Die mehrwöchige Schliessung der Filialen im Zuge der Corona-Pandemie habe die Situation nochmals massiv verschärft. Pasito-Fricker habe über Wochen keine Umsätze mehr erzielen können. Auch habe das Unternehmen trotz Bemühungen keinen Überbrückungskredit bei den Banken erhalten. Damit sei die Überschuldung Tatsache geworden. Ammann bedauerte den Gang zum Konkursrichter ausserordentlich. Die Restrukturierungen in den vergangenen Jahren seien durch den Stillstand in den letzten zwei Monaten zunichte gemacht worden. Die 23 Filialen der Pasito-Fricker AG seien am (gestrigen) Freitag geschlossen worden. 69 Mitarbeitende seien vom Konkurs betroffen. Laut Ammann prüft das Unternehmen, wie es die Mitarbeitenden bestmöglich bei der Stellensuche unterstützen könne. Schreibt BLICK.

    Corona ist in der Tat ein Virus der übelsten Art. Das haben Viren in der Regel so an sich. Corona aber nun jeden Konkurs in die Schuhe schieben zu wollen, funktioniert nicht. Schon gar nicht im Zusammenhang mit Schuhhändler Pasito-Fricker. Dass die schon seit längerer Zeit dahinserbelnde Firma keinen Überbrückungskredit von den Banken bekam, hat mit Corona rein gar nichts zu tun. Dafür aber umso mehr mit der verheerenden Bilanz von Pasito-Fricker. Corona hat den Prozess lediglich beschleunigt. So viel Ehrlichkeit muss sein.

  • 15.5.2020 - Tag der grenzenlosen Freiheit

    Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Sommerferien im Ausland: Lieber noch warten mit buchen

    Die Welt ennet der Landesgrenzen tut sich langsam wieder auf. Die Lust auf Ferien ist geweckt. Doch wie geht man am besten vor, um sich garantiert erholsame Sommerferien im Ausland zu sichern? BLICK hat bei Experten nachgefragt. Empfiehlt es sich, jetzt schon Sommerferien im Ausland zu buchen? Walter Kunz (59), Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands (SRV), sagt: «Im Moment empfehlen wir, noch zwei, drei Wochen abzuwarten, bis der Bundesrat am 27. Mai die Details über die Lockerungen zu den Einreisebestimmungen entscheidet.» Schreibt BLICK.

    Tausende warten noch immer auf die Rückerstattung von bezahlten Buchungen für Reisen, die wegen Corona abgesagt werden mussten. Selbst die grossartige SWISS lässt sich Zeit mit Rückerstattungen und vertröstet die Kunden*innen und wirft damit die simpelsten Anstandsregeln zwischen Kunden*innen und Lieferant über Bord. Ein Armutszeugnis sondergleichen und sogar von dem Staat staatlich toleriert, von dem die SWISS Staatshilfe fordert.

    Doch Hunderttausende, darunter vermutlich nicht wenige, die letztes Jahr bei den «Fridays for Future»-Demos mitheuchelten, können es kaum erwarten, samt Kind, Kegel und Labrador mit dem billigsten Billigflieger in das billigste aller billigen Strandhotels der billigsten Feriendestination zu jetten, die von «Geiz-ist-geil»-Gleichgesinnten überflutet ist. Klimakrise? War da nicht was? Gibt's die noch?

    Vergessen auch der seit Beginn der Corona-Krise unglaubwürdige Aufschrei, medial verstärkt durch die ebenso unzähligen wie lachhaften Leitartikel, den Sinn des Reisens wenn nicht gar des Lebens zu hinterfragen und neu zu überdenken. Vielleicht wieder einmal geruhsam die Ferien in der Schweiz zu verbringen. Entschleunigung statt Jet-Beschleunigung.

    Alles Makulatur von gestern. Dabei würde es einigen nicht schaden, die den Ballermann von Mallorca und den Kebabstrand von Antalia besser kennen als das Stanserhorn, den geografischen Horizont der eigenen Heimat etwas zu erweitern.

    Kleiner Tipp: Auch im Lötschental kann man traumhafte Ferientage verbringen. Selbst wenn die Anreise etwas teurer ist als der Easy-Jet-Flug nach Mallorca.

    Lötschental: Wandern, biken, relaxen nach Herzenslust
  • 14.5.2020 - Schon wieder ein Tag der Giesskanne

    Die Reaktionen der Fussball- und Hockey-Klubs: GC verzichtet auf die Staatshilfe

    Die Katze ist aus dem Sack: Der Bundesrat spricht 175 Millionen Franken für die Profiligen im Fussball. Schreibt Blick.

    Lieber Blick, es sind insgesamt 350 Millionen für die Fussball- und Eishockeyligen, die aus der Giesskanne fliessen*. Es ist anzunehmen, dass dieser fette Kuchen nicht genau in der Mitte geteilt wird; die Fussballligen dürften da ein wesentlich grösseres Stück für sich von der Torte abschneiden als die Eishockeyaner. Sion-Präsident Christian Constantin bringts auf den Punkt: «Das ist ein erfreulicher Schritt vorwärts für den Fussball. Auch wenn es natürlich nun kompliziert wird, denn mit der Kurzarbeit haben wir derzeit ein Mittel, mit welchem der Staat uns mit A-fonds-perdu-Beiträgen** hilft.» Dieser Zynismus («A-fonds-perdu-Beiträge») dürfte in vielen Ohren, in deren Garage keine protzigen Ferrari-, Porsche- und Lamborghini-Kollektionen stehen, wie Hohn klingen. Doch die abgrundgute Viola glaubt scheinbar an das Gute im Menschen. Sie dürfte im Zusammenhang mit den Stargagen der Fussballer so ziemlich die einzige sein. Dass die exorbitanten Gehälter der modernen Gladiatoren in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken werden, ist wohl eher als Beruhigungspille fürs murrende Volk gedacht denn als ernstzunehmendes Versprechen. Schliesslich müssen auch «A-fonds-perdu-Beiträge», die ja gewaltige Löcher in den Bundeshaushalt reissen, von irgendwem über Abgaben (ALV!) und Steuern bezahlt werden. Die verwöhnten Profisportler sind es mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht.

    * Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Wikipedia

    ** Der Begriff A-fonds-perdu-Beitrag (französisch: verlorener Beitrag) wird im schweizerischen und liechtensteinischen Subventionswesen verwendet. Er bezeichnet Beiträge, meist Investitionsbeiträge oder Sanierungsbeiträge, auf deren Rückzahlung die öffentliche Hand von vornherein verzichtet. Wikipedia

  • 13.5.2020 - Tag der Achselhaare

    Dominique lässts spriessen: «Ich habe meine Achselhaare noch nie gesehen»

    Model und Moderatorin Dominique Rinderknecht plant eine spezielle Insta-Challenge: Sie ruft Frauen auf, einen Monat lang aufs Stutzen der Achselhaare zu verzichten. Schreibt 20Minuten.

    Das ist ja wieder mal ein Superartikel von 20Minuten. Sogar mit Aufmacher auf der Frontpage. Und für solchen Trash erhält TAMEDIA auch noch finanzielle Unterstützung vom Bund. Damit wird aber die Systemrelevanz sehr weitflächig ausgelegt. Und dies ausgerechnet im Zeitalter des Marktfetischismus im Schweizer Parlament, der doch eigentlich alles richten soll. Aber bei den Achselhaaren eines Genderpärchens scheint er nicht zu funktionieren.

  • 12.5.2020 - Tag der unbeantworteten Fragen

    Irre Corona-Proteste ziehen immer mehr Menschen an: Was mache ich, wenn ein Freund an Verschwörungen glaubt?

    In vier Schweizer Städten gingen am Samstag Menschen gegen die Corona-Massnahmen auf die Strasse. Wer sind sie und was wollen sie? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.

    Verschwörungstheorien gelten einigen Forschern als «anthropologische Konstante». Schreibt Wikipedia. Es gab sie schon immer und es wird sie immer geben. Blick beantwortet im eigentlichen Sinne keine Fragen, sondern verleiht den Verschwörungsesoterikern*innen nur eine zusätzliche Bühne. Macht damit aus einer Maus den berühmten Elefanten. Denn Hand aufs Herz: Wenn in Schweizer Städten ein paar Hundert Menschen demonstrieren und mit kruden Thesen Aufmerksamkeit produzieren, ist das eine vernachlässigbare Minderheit auf eine Gesamtbevölkerungszahl von 8,57 Millionen Schweizer*innen. Diese abstrusen Thesen mit einem Artikel widerlegen zu wollen ist in etwa so sinnvoll wie Diskussionen eines katholischen Pfarrers über Gott mit einem überzeugten Atheisten (oder umgekehrt).

  • 11.5.2020 - Tag der haarigen Fussballerbeine

    Neuer Verdacht nach Postauto-Bschiss: Korruption beim Bundesamt für Verkehr?

    Das Bundesamt für Polizei ist im Rahmen des Verfahrens zum Postauto-Bschiss auf Ungereimtheiten im Bundesamt für Verkehr (BAV) gestossen. Die Bundesanwaltschaft führt ein Verfahren gegen unbekannt. Es besteht der Verdacht, BAVler hätten Vorteile angenommen und gewährt. Das Verfahren zum Postauto-Bschiss durch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) läuft noch immer. Es wird untersucht, wer verantwortlich ist für den grössten Subventionsskandal der Schweizer Geschichte, den das Bundesamt für Verkehr (BAV) beim gelben Riesen aufgedeckte. Nun zeigt sich aber: Auch beim BAV lief nicht alles glatt. Auch dort könnten sich Mitarbeiter strafbar gemacht haben. Auf diesen Verdacht stiess das Fedpol im Rahmen des Verwaltungsstrafverfahrens zum Skandal. Es fand Anzeichen für Korruption. Das zeigen BLICK-Recherchen. Im Klartext: Die BA untersucht, ob sich BAV-Mitarbeiter und Angestellte von Verkehrsbetrieben gegenseitig Vorteile verschafften. Laut BLICK-Quellen sollen BAV-Angestellten kostspielige Einladungen ans Filmfestival in Locarno TI mit Essen und Übernachtung angeboten worden sein. Ob es tatsächlich darum geht, ist unklar. Auf Anfrage bestätigt BAV-Sprecherin Olivia Ebinger die Angebote: «Wir wissen, dass solche Einladungen nach Locarno eingegangen sind und von BAV-Mitarbeitern regelmässig abgelehnt wurden.» Man habe keine Anhaltspunkte dafür, dass Mitarbeiter des Amts Geschenke angenommen hätten. Schreibt BLICK.

    Nein, lieber Bligg. Korruption gibt es weder bei einem Schweizer Bundesamt noch sonst wo in der Schweiz. Korruption findet ausschliesslich in Italien statt. Formerly known as Mafia. Und auf dem Balkan. Bei den Serben, Kosovaren und Albanern. Auch Afrika und Südostasien leiden darunter. In der hehren Welt der westlichen Wertegemeinschaft gibt es lediglich Connections, die mühselig aufgebaut werden müssen. So tönte es jdenfalls in einem Interview des von BLICK schamlos als «Freisinniger Pöstchen-Jäger» betitelten Luzerner Ständerats Damian «ich bin nicht schwul*» Müller bei einem Interview mit der Luzerner Zeitung auf die Frage, was er denn in seinen ersten drei Jahren im Ständerat gemacht habe, in denen man so gar nix von ihm gehört hätte, und jetzt, da die Eidgenössischen Wahlen bevorstünden, sei er an jeder «Hundsverlochete» anzutreffen. Er habe zuerst die Netzwerke aufbauen müssen, konterte Müller diese boshafte Unterstellung der LZ. Der Netzwerkaufbau solcher Connections muss also eine äusserst anstrengende und zeitraubende Arbeit sein. Wobei böse Zungen behaupten, dass auch diese «Connections» letztendlich nichts anderes als Netzwerke der Korruption seien. Was selbstverständlich überhaupt nicht stimmt. Das sind absurde Verschwörungstheorien auf dem Level von Fake News. Wir sind hier bei LUZART, der zärtlichsten Verführung seit es Schokolade gibt, und nicht bei Ken (Jebsen, KenFM). Oder bei Russia Today, Sputnik News und Till Eulenspiegel.

    * Im selben Interview wies Müller ungefragt – und von der LZ mit einem eigenen Text-Kästchen für die wichtige Botschaft versehen – darauf hin, dass er nicht schwul sei. Er hätte einfach keine Zeit für eine Beziehung mit einer Frau. Was bei diesem horrenden Zeitaufwand für den Netzwerk-Aufbau auch absolut verständlich ist. Eine Frau kostet unendlich viel Zeit. Ganz im Gegenteil zu haarigen Fussballerbeinen, denen Müller scheinbar gerne bei Fussballspielen 90 Minuten lang live und wahrhaftig zusieht, wie er ebenfalls via Interview verkündete. Um allfälligen Klagen vorzubeugen: Die erwähnten Interviews sind auf dem Netz einsehbar. Google hilft da wie immer weiter. Im Notfall hat LUZART eine PDF-Kopie.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 10.5.2020 - Tag der Mutter Theresa

    Nationalbank-Chef Jordan: Coronakrise trifft die Schweizer Wirtschaft hart

    Die Schweiz wird nach Ansicht von Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, noch Jahre an den Kosten der Coronakrise zu kauen haben. Die Krise sei weltweit dramatisch und und treffe auch die Schweizer Wirtschaft hart. Die Aktivität der Schweizer Wirtschaft entspreche derzeit nur etwa 70 bis 80 Prozent des normalen Niveaus, sagte Jordan in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". Das verursache pro Monat Kosten von 11 bis 17 Milliarden Franken. Viele könnten sich vielleicht noch gar nicht vorstellen, was diese Zahlen für den Wohlstand der Schweiz bedeuteten. Es sei mit dem grössten Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg respektive seit der grossen Depression der 30er Jahre zu rechnen. Schreibt die AargauerZeitung.

    Aber aber Herr Jordan. In der Finanzkrise 2008 haben Ihre Vorgänger Jean-Pierre Roth (Präsident der Schweizerischen Nationalbank) und Philipp Hildebrand (Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank zum damaligen Zeitpunkt, anschliessend bis zu seinem vom Gesalbten des Herrlibergs erzwungenen Rücktritt Präsident der Schweizerischen Nationalbank und inzwischen Vice Chairman der US-Heuschrecke Blackrock) die systemrelevante UBS mit 60 Milliarden doch auch vor dem Untergang gerettet*. Nun bleibt Ihnen nichts anderes übrig, für die Schweizer Bevölkerung die für den täglichen Broterwerb systemrelevante Wirtschaft zu retten. Gehen Sie mutigen und trockenen Fusses über den Jordan. Es muss ja nicht gleich der See Genezareth sein. Beweisen Sie, dass mit Ihnen der richtige Mann an der Spitze der SNB steht, der das Wort «Systemrelevanz» entsprechend den Herausforderungen durch die Coronakrise auch korrekt und einleuchtend deuten kann. Unabhängig vom Geschrei der parlamentarischen Strippenzieher*innen, für die in der Regel nur das eigene Hemd systemrelevant ist. Die Bonität des vielgepriesenen Schweizer Volkes, dem de Jure ja angeblich ein grosser Teil der SNB gehören soll, müsste eigentlich ausreichen. Sollte Ihnen diese Herkules-Aufgabe misslingen, stehen auch Ihnen die Türen zur altruistischen Heuschrecke Blackrock, der Mutter Theresa der globalen Finanzwirtschaft, weit offen. Sehr weit sogar.

    * Am 16. Oktober 2008 präsentierten Schweizer Regierung und SNB ihren Hilfsplan zur Rettung der UBS: 6 Milliarden Franken vom Bund zur Wiederherstellung der Eigenmittel der Bank und 54 Milliarden Dollar von der Zentralbank, damit die UBS die illiquiden Wertpapiere in einen Spezialfonds transferieren und auf bessere Zeiten für den Wiederverkauf warten konnte. Diese Wertpapiere wurden auf einer von der SNB selbst auf den Cayman Inseln eingerichteten «Zweckgesellschaft» geparkt.

    Bild: Copyright Planet Wissen

    Heuschrecke
  • 9.5.2020 - Tag der Maus, aus der ein Elefant gemacht wird

    Wegen Homeoffice: «Es meldeten sich Kunden mit enormen Rückenschmerzen»

    Wackliger Küchentisch statt höhenverstellbares Büropult, klappriger Gartenstuhl statt ergonomischer Office-Chair: Die Arbeitsbedingungen im Homeoffice sorgen bei vielen Bürolisten für Schmerzen, wie Fachpersonen bestätigen. Schreibt 20Minuten.

    Nei aber ou! Man kann es mit Trash-Nachrichten auch übertreiben. Es sei denn, man macht daraus einen PR-Artikel für Büromöbelfirmen, die – rein zufällig – bei TAMEDIA Inserate-Kunden sind. Manus manum lavat, wie wir Lateiner*innen zu sagen pflegen.

  • 8.5.2020 - Tag der Marketingweisheiten

    Nestlé schenkt Gastrobranche 1 Million Franken

    Nestlé will die Schweizer Gastrobetriebe bei der Wiedereröffnung unterstützen: Im Rahmen der neuen Initiative «Always open for you» leistet der Konzern ab nächster Woche Hilfe für 5000 Schweizer Gastronomieunternehmen im Gesamtwert von 1 Million Franken. Cafés, Hotels und Restaurants, die bereits Kunden des Konzerns sind, sollen etwa kostenlos dessen Produkte beziehen können – zudem will Nestlé im Rahmen der Initiative die Zahlungsfristen verlängern und Mietgebühren vorübergehend aussetzen, wie 20 Minuten exklusiv vom Unternehmen weiss. Dass der Konzern den angeschlagenen Firmen helfen will, findet Branchenkenner Peter Herzog von HC Hospitality Consulting löblich: «Das ist sehr ehrenwert, denn Nestlé müsste eigentlich gar nichts tun.» In dieser «Superkrise» sei jede Hilfe willkommen. Schreibt 20Minuten.

    «Tue Gutes und rede darüber!» Getreu dieser uralten Marketingweisheit betreibt Nestlé beinahe kostenlose Imagewerbung in eigener Sache. Ist vermutlich günstiger, einige Produkte jetzt noch schnell gratis abzugeben, statt sie nach dem Verfall des Ablaufdatums auf Firmenkosten entsorgen zu müssen.

  • 7.5.2020 - Tag der Kirchplätze

    Die Beiz soll auf die Strasse kommen: Die FDP fordert öffentlichen Raum für Restaurants und Läden

    Mit den Auflagen werden es die Restaurants auch nach den Lockerungen nicht einfach haben. Baden und Aarau könnten dem Gewerbe öffentlichen Raum zur Verfügung stellen, fordern die FDP-Stadtparteien. Am Montag können Restaurants wieder öffnen: Allerdings sind coronabedingt pro Tisch nur vier Personen erlaubt, und zwischen jeder Gruppe muss ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden. «Rentabel zu arbeiten, ist unter diesen Umständen beispielsweise für kleine Betriebe nicht einfach», sagt Stefan Jaecklin (FDP), Einwohnerrat in Baden. Er fordert die Stadt darum zusammen mit seinen Parteikollegen Mark Füllemann und Mischa Brandmaier dazu auf, unkompliziert Hilfe zu leisten. Hauptidee: «Die Stadt soll öffentlichen Raum gratis zur Verfügung stellen. Gastrobetriebe sollen den Aussenraum nutzen und ihre Gäste dort an Tischen bedienen können.» So könnte sichergestellt werden, dass auch kleinere Betriebe die Social-Distancing-Regeln einhalten und rentabel arbeiten könnten, schreiben sie in ihrer dringlichen Anfrage. Zusätzlich sollen die grossen öffentlichen Plätze der Stadt für Verkaufsstände zur Verfügung stehen: Der Kirchplatz, der Cordulaplatz, der unteren Bahnhofplatz und der Theaterplatz. Jedes Geschäft beziehungsweise jedes registrierte Gewerbe soll einen Marktplatz erhalten, so der Vorschlag. Auch in den Aussenquartieren, also beispielsweise im Kappelerhof oder Rütihof, sollen Marktstände des dort ansässigen Gewerbes zugelassen sein. Zur zusätzlichen hygienischen Absicherung soll die Stadtverwaltung bei den neuen Märkten Desinfektionsmittel und Masken zur Verfügung stellen. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Und was, wenn das Wetter nicht mitmacht? Dann dürfte der Kirchplatz die Gastronomie buchstäblich vom Regen in die Traufe führen. Warum nicht gleich in die Kirchen rein? Die sind – Ausnahmen bestätigen die Regel – ohnehin leer und der Abstand von zwei Metern zwischen den Holzbänken könnte mühelos eingehalten werden. Halleluja.

  • 6.5.2020 - Tag der Schmiermittel

    FDP-Ständerat Damian Müller fordert: «Gleiche Klimaziele für alle!»

    Seit diesem Jahr gilt das vom Schweizer Stimmvolk vor drei Jahren verabschiedete Klimaziel für Neuwagen von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Allerdings nicht für alle in die Schweiz importierten Neuwagen. Kleinere Hersteller, die im EU-Raum weniger als 10’000 Fahrzeuge pro Jahr auf den Markt bringen, profitieren von einer Sonderregelung der EU-Kommission – die vom Bundesrat für die Schweiz übernommen wurde. Das betrifft in unserem Land konkret 20 Marken – etwa Luxus-Sportwagenhersteller wie Aston Martin, Bentley, Ferrari oder McLaren, aber auch die europaweit besonders in der Schweiz populären Volksmarken Subaru oder Suzuki. Nun möchte FDP-Ständerat Damian Müller mit dieser Ungleichbehandlung aufräumen. In seiner im Parlament eingereichten Motion fordert der 35-jährige Luzerner, dass für alle Personenwagen die gleichen CO2-Zielvorgaben gelten und dass der Bundesrat die Verordnung des CO2-Gesetzes entsprechend anpassen soll. Schreibt BLICK.

    Da haben die «Kleinen» wie Aston Martin, Bentley, Ferrari*, McLaren, Subaru und Suzuki wohl vergessen, ein bisschen Schmiermittel ins Getriebe des Pöstchenjägers Müller zu giessen.

    * Ferrari liegt nach Börsenwert an vierter Stelle der Autobauer. Vor GM, Ford und Fiat Chrysler.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 5.5.2020 - Tag der Dividendenausschüttung

    «Dividenden-Stopp schadet den Arbeitnehmern»

    Am Dienstag stimmt das Parlament über eine Motion ab, die einen Dividenden-Stopp für Firmen mit Kurzarbeit fordert. Laut Gegnern ist das kontraproduktiv. Geschlossene Geschäfte, einbrechende Werbeeinnahmen oder gestrichene Flüge – Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft und somit auch den Arbeitsmarkt mit voller Wucht getroffen. Noch nie wurde so viel Kurzarbeit beantragt wie zu Zeiten von Covid-19: «Über ein Drittel der Beschäftigten sind in Kurzarbeit», sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Montag an der Sondersession des Parlaments. Der Bundesrat will sechs zusätzliche Milliarden in die Arbeitslosenversicherung einschiessen, um die Kurzarbeitsentschädigungen zu finanzieren. Gleichzeitig schütten zahlreiche Unternehmen Dividenden an ihre Aktionäre aus. Schreibt 20Minuten.

    Das kann man sehen wie man will: Jede Medaille hat zwei Seiten. Nicht selten sind ja auch Pensionskassen Aktionäre von Firmen, die 2019 noch solide Zahlen vorweisen konnten und jetzt vom Staat unterstützt werden müssen. Letztendlich werden die für die kommenden Jahre ausbleibenden Dividenden grosse Löcher in den Bilanzen der Pensionskassen hinterlassen, was für die versicherten Arbeitnehmer*innen bittere Folgen haben wird wird. Der Umwandlungssatz dürfte ins Bodenlose fallen und das Rentenalter auf 70+ erhöht werden. Womit endlich ein Kernanliegen der FDP-Präsidentin Greta Gössi erfüllt wäre, die bisher unermüdlich ein Absenken des Umwandlungssatzes bis in die Nähe des Negativumwandlungssatzes und die Erhöhung des Pensionsalters bei 67+ forderte.

  • 4.5.2020 - Tag des Gedämpften

    Liebes-Aus für «Bauer, ledig, sucht…»-Verkuppler: Moderator Marco Fritsche hat sich von seinem Mann getrennt

    14 Jahre währte das Glück. Jetzt meldet «Bauer, ledig, sucht…»-Verkuppler Marco Fritsche das Liebes-Aus mit seinem langjährigen Partner. «Love is the anwer», meint Fritsche selbst dazu. Wie der TV-Star den Dämpfer einsteckt, beschreibt er auf Instagram: «Zur Kenntnisnahme: Nach acht Jahren Beziehung und sechs Jahren in eingetragener Partnerschaft haben wir uns vor einigen Wochen getrennt, und dementsprechend geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Wir bleiben uns aber in Freundschaft und durch viele gemeinsame Freunde auch weiterhin verbunden.» Fritsche bittet Fans, «diese intime Tatsache» der Trennung zu respektieren. Auch Anfragen von Journalistenkollegen will er keine beantworten. Schreibt BLICK.

    Was für ein missglückter Start in die neue Woche! Noch immer werden wir vom Coronavirus durchgeschüttelt und nun auch noch das: Der/die/das Fritsche steckt einen Dämpfer ein: Sein Mann macht sich hurtigen Schenkels vom Acker. Wir, die Einfühlsamen, verstehen Fritsches Wunsch, die Trennung zu respektieren ebenso wie seinen Entscheid, keine Anfragen zu beantworten. Frei nach Inspektor Colombo drängt sich da aber doch noch eine Frage auf: Warum plappert der vom Dämpfer Gedämpfte denn wie ein Exhibitionist über seine triviale Beziehungskiste auf Instagram? Es darf mit grosser Sicherheit angenommen werden, dass sich 99,999 Prozent der Schweizer Bevölkerung nicht um diese Fogalstrumpf-Schmonzette kümmern. Ist in etwa so weltbewegend wie ein Sack Reis, der in China umgefallen ist.

  • 3.5.2020 - Tag des HEV

    SVP zu zusätzlichen Corona-Hilfen: Nein, nein, und nochmals nein

    Der Bundesrat soll ab sofort auf Notrecht verzichten und weitere Eingriffe in die Wirtschaft während der Corona-Krise tunlichst vermeiden. Das verlangt die SVP-Fraktion. Gelder für die familienexterne Kinderbetreuung? Hilfe für geschlossene Läden, die Miete zahlen müssen? Die Antwort der SVP ist überall dieselbe. «Nein!». Zudem verlangt die Partei ein sofortiges Ende des Notstandes, wie sie am Samstag auf dem Berner Messegelände verkündet hat. Auf dem Messegelände beginnt nächste Woche die ausserordentliche Session. Es wird vor allem darum gehen, die vom Bundesrat gesprochenen Kredite und Unterstützungen zu genehmigen. Zusätzlich liegen bereits eine ganze Reihe von Vorstössen vor, die weitere Gelder für Corona-Betroffene fordern – über das Wirtschaftspaket des Bundesrates hinaus. Albert Rösti (52), Parteipräsident der SVP, kündigt bereits an, dass seine Partei sämtlichen solchen Vorstössen eine Absage erteilen will. Insbesondere das Thema Geschäftsmieten stösst der Volkspartei sauer auf. In beiden Räten liegen Vorstösse vor, die zumindest teilweise einen Schuldenerlass fordern. Mieterlasse wären «nichts anderes als eine staatlich angeordnete Enteignung», findet Rösti, und warnt vor der Büchse der Pandora. Die grösste Fraktion im Parlament kritisiert den Bundesrat für seine Massnahmen. Die Gefährlichkeit der Pandemie sei anfänglich überschätzt worden. «Die prognostizierte Katastrophe ist nicht eingetroffen.» Mit einem Vorstoss verlangt die SVP deshalb, dass auch bei einer allfälligen zweiten Corona-Welle auf einen Lockdown verzichtet wird. Für die über 65-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankungen – die sogenannte Risikogruppe – empfiehlt die SVP die Isolation. Schreibt SonntagsBlick.

    Irgendwer muss ja in Zeiten des Giesskannenprinzips* auch noch Nein sagen. Wer, wenn nicht die SVP, bei der das «nein, nein, nein und nochmals nein» in der Partei-DNA für immer und ewig gespeichert ist? Zumal der Vorstand des HEV (Hauseigentümerverband) um Präsident Hans Egloff von der SVP dominiert wird. Parteipräsident Rösti agiert hier lediglich als «His Masters Voice». Und die Isolation der Risikogruppe Ü65+ käme wohl manchem Parteimitlied nicht ganz ungelegen, fällt doch ausgerechnet der Gesalbte vom Herrliberg unter diese Gruppe.

    * Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Wikipedia

    His Masters Voice
  • 2.5.2020 - Tag de Bronzestatuen in Pjöngjang

    Angebliches Lebenszeichen nach 20 Tagen: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un ist zurück

    Ist Diktator Kim Jong Un zurück? Laut Berichten von nordkoreanischen Staatsmedien soll er am Freitag an einer Zeremonie zur Fertigstellung einer Düngemittelfabrik in der Provinz Pyongan teilgenommen haben. Alle Anwesenden hätten «Hurra» gerufen, um Kims Einsatz um die Düngemittelindustrie zu würdigen. Zunächst wurden keine Bilder der Veranstaltung veröffentlicht. Eine unabhängige Bestätigung der Berichte gab es nicht, allerdings wurden Fotos veröffentlicht. Scheibt BLICK.

    Wieso wieder da? Der dicke Kim war gar nie weg. Er wird immer da sein. Selbst wenn er dann wirklich mal weg ist. Neben den Bronzestatuen von Grosspapa und Papa in Pjöngjang ist noch genügend Platz für eine weitere Statue.

  • 1.5.2020 - Tag der ANUS

    Corona-Session: Nationalräte sollen auf halben Lohn verzichten: SVP-Nationalrat Lukas Reimann (37) fordert Taggeld-Verzicht

    Nächste Woche trifft sich das Parlament zur Corona-Session. SVP-Nationalrat Lukas Reimann fordert die Ratskollegen zum Verzicht auf. Sie sollen bei dieser ausserordentlichen Session nur das halbe Taggeld beziehen. SP-Fraktionschef Roger Nordmann findet das «unsäglich». Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern (39) hat es vorgemacht: Die linke Politikerin verzichtet während sechs Monaten auf einen Fünftel ihres Gehalts – aus Solidarität mit jenen, die in der Corona-Krise finanzielle Einbussen erleiden. In Österreich wiederum spenden Bundeskanzler Sebastian Kurz (33, ÖVP) und seine Minister je einen Monatslohn. Diese Beispiele sollen nun auch in der Schweiz Schule machen. SVP-Nationalrat Lukas Reimann (37) hat deshalb einen Ordnungsantrag eingereicht, wonach der Nationalrat «auf 50 Prozent der Taggelder der Corona-Sondersession als Zeichen der Solidarität verzichtet». Unzählige Menschen in unserem Land seien von der Corona-Krise auch wirtschaftlich enorm betroffen, begründet der St. Galler seinen Antrag. Als Zeichen der Solidarität solle auch der Nationalrat einen kleinen Beitrag leisten. «Der Verzicht ist ein richtiges Signal», findet er. Die Sondersession, in welcher die milliardenschweren Corona-Massnahmen behandelt werden, beginnt nächsten Montag. Sie dauert voraussichtlich bis Donnerstag. Das heisst: Bei 200 Nationalräten und einem Taggeld von 440 Franken würde der Solidaritätsbeitrag insgesamt bis zu 176'000 Franken ausmachen. Zu BLICK sagt der SVPler, dass er am liebsten einen Totalverzicht hätte. Er verlange aber nur die Hälfte, um so die Chancen seines Antrags zur erhöhen. «Es ist ein massvoller Vorschlag», so Reimann. Das sehen aber nicht alle Parlamentarier so. «Dieser Vorschlag ist unsäglich. Wir brauchen jetzt keine populistische Forderungen, sondern sachliche Politik», sagt SP-Fraktionschef Roger Nordmann (47) zu BLICK. Gerade in der Krise müsse man dafür kämpfen, dass alle ihre Löhne erhalten würden und keine Arbeitsplätze verloren gingen, so Nordmann. «Einkommen zu kürzen, ist der falsche Weg. Jede Arbeit gehört entschädigt – auch unsere», sagt der Waadtländer. «Es ist aber typisch, dass der Vorschlag aus der Milliardärspartei SVP kommt – dort kann man sich offenbar mit Dividenden begnügen, Arbeitseinkommen hingegen sind unwichtig.» Die SP werde den Ordnungsantrag ablehnen, ist der Nationalrat überzeugt. Schreibt BLICK.

    Wo SVP-Nationalrat und ANUS-Präsident Lukas Reimann recht hat, hat er recht. Herrlich der Kontor von SP-Gierhals Roscheee Nordmann mit der «Milliardärspartei SVP». Wie sagte Christus Blocher so trefflich? «Wüssed Sie, i dä SP do hets meh Millionäre als i der SVP.» Und damit hat der Gesalbte vom Herrliberg auch nicht ganz unrecht. Fakt ist: Wenn's ums Abkassieren geht, sind die Parlamentarier*innen ein einig Volk von Brüdern und Schwestern. Niemals hackt eine Krähe der andern Krähe ein Auge aus. Und so können wir Reimanns PR-Aktion in eigener Sache beruhigt ad acta legen. Es wird nix passieren.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 30.4.2020 - Tag der Giesskanne

    FCZ-Präsident Ancillo Canepa schlägt Alarm: «Geisterspiele kosten uns 20 Mio Franken»

    FCZ-Präsident und Liga-Schwergewicht Ancillo Canepa (66) hat Angst, dass die Klubs an Geisterspielen zugrunde gehen. Er hofft auf Hilfe. Schreibt Blick.

    Keine Angst, lieber Ancillo Canepa, Ihre Millionaros werden nicht verhungern. Auch Ihre Branche wird als systemrelevant eingestuft werden und unter dem nie versiegenden Füllhorn der mit unendlichen Milliarden von Steuergeldern gefüllten Giesskanne* Platz nehmen dürfen.

    * Beim Giesskannenprinzip werden Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmässig über die gesamte Zielgruppe verteilt, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten. Quelle: Wikipedia

  • 29.4.2020 - Tag der Konkursverschleppung

    Kommission des Nationalrats fordert sofortige Hilfe für Zeitungen und Privatradios

    Die nationalrätliche Fernmeldekommission will nicht warten, bis ordentliche Fördermassnahmen des Bundesrats in Kraft sind. Wegen der Corona-Pandemie bräuchten Schweizer Medien eine Übergangslösung. Die Corona-Krise bringe die Medien in eine paradoxe Situation, kommt die nationalrätliche Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) zum Schluss. Während die Nachfrage nach medialen Angeboten markant gestiegen sei, seien die Werbeeinnahmen der Medienhäuser teilweise um 60 bis 95 Prozent eingebrochen, schreiben die Parlamentsdienste in einer Mitteilung vom Dienstag. Die KVF fordert deshalb Massnahmen – und zwar schnell. Konkret soll die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) mit zusätzlichen Mitteln unterstützt werden, damit sie die Texte ihres Basisdiensts in drei Landessprachen unentgeltlich allen Medien zur Verfügung stellen könne. Zeitungen sollen zudem von der Post kostenlos oder vergünstigt ausgeliefert werden können. Dies würde den Bund insgesamt 35 Millionen Franken kosten. Eine entsprechende Motion wurde mit 12 zu 10 Stimmen bei 2 Enthaltungen beschlossen. Schreibt das Zofinger Tagblatt.

    Es war zu erwarten, dass die Parlamentarier*innen in vorauseilendem Gehorsam die mit Milliarden gefüllte Giesskanne des Bundes für ihre Klientel fordern werden. Dass aber ausgerechnet Zeitungen und «Privatradios» mit Steuergeld gerettet werden sollen, ist nichts anderes als Konkursverschleppung. Das Sterben der seit langer Zeit dahinsiechenden klassischen Medien wie Zeitungen und «Privatradios» hat mit dem Coronavirus rein gar nichts zu tun. Corona beschleunigt lediglich eine ohnehin unabdingbare Bereinigung eines längst nicht mehr existierenden Marktes ohne jede Zukunft. Dass ausgerechnet die Apologeten der reinen und absolutistischen Marktlehre des Neoliberalismus über ihre Parlamentsvertreter*innen lautstark nach Staatshilfe schreien, darf als Tragikomödie Shakespearschen Ausmasses bezeichnet werden. Waren es doch über Jahre hinweg genau diese Medien, die das Mantra «Der Markt richtet alles» wie eine tibetanische Gebetstrommel vor sich her trugen und die «soziale Marktwirtschaft» als Saat des Bösen verteufelten. Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet die «linke» WOZ. Oder wie die österreichische Band «Rotz» aus Salzburg trefflich singt: «Jemand muss dafür bezahlen». Die Steuerzahler sollten es diesmal nicht sein.

  • 28.4.2020 - Tag der Penner vom Denner

    Michael Wyss vom ZT: Einige Sport-Stars haben den Bezug zur Realität verloren

    Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld. Je höher der «normale» Monatslohn ist, umso höher ist auch die Einbusse, wenn man von Kurzarbeit oder wirtschaftlich bedingten Lohnausfällen betroffen ist. Das müssen derzeit viele der Topcracks in den verschiedensten Sportarten feststellen. Dass das wehtut, ist klar. Und dennoch ist es in keinster Weise nachvollziehbar, wie gewisse Stars momentan die Augen vor der Wirklichkeit verschliessen. Vielleicht hat es bei einigen mit dem fehlenden Bezug zur Normalität – oder schlicht mit fehlender Intelligenz zu tun. Entschuldigen können aber selbst solche Faktoren ihr Verhalten nicht. Es geht nicht um die Sportlerinnen und Sportler, die extrem viel dafür einsetzen, um in ihrer Disziplin erfolgreich zu sein und trotzdem nur so einigermassen «über die Runden» kommen. Es geht nicht um jene, die noch einem Teilzeitjob nachgehen, um ihr Sportlerdasein überhaupt finanzieren zu können. Es geht um die Grossverdiener, die ein Mehrfaches eines jeden Arbeiters erhalten und auch nach ihrer Karriere keinen einzigen Tag finanzielle Sorgen haben müssen. Sie haben scheinbar vergessen, wer eigentlich ihr fürstliches Gehalt bezahlt: Es sind die Fans. Deshalb ist das Theater gewisser Individuen nur noch beschämend. Zum Schluss ein gut gemeinter Rat an alle Unverbesserlichen: Es wird niemand merken, ob ein Ferrari weniger in der Garage steht oder eine Rolex weniger im Schrank liegt. Versprochen. Schreibt Michael Wyss im Zofinger Tagblatt.

    Ein beinahe perfekter Kommentar von «Achilles», wie sich Michael Wyss in seiner Kolumne betitelt. Allerdings irrt er mit der Aussage, dass die «Fans» die aberwitzigen Gehälter der Sport-Stars (Fussball, Formel1, Tennis etc.) bezahlen. Die stets kolportierten Zahlen der «Fans» sind ein von den Medien in ureigenstem Interesse konstruierter Hype und stellen gemessen an der Gesamtbevölkerung nur eine kleine Minderheit dar. Wir alle, jeder einzelne Schweizer Haushalt, bezahlen den Schwachsinn. Einerseits über die Zwangsgebühren von SRF, das Millionen und Abermillionen für die entsprechenden Übertragungsrechte bei teilweise drastisch sinkenden Zuschauerzahlen für eine kleine Minderheit der «Angefressenen» bezahlt. Siehe Formel1, die durchschnittlich kaum mehr als 400'000 Zuschauer*innen vor den SRF-Bildschirm lockt. Andererseits bezahlt die Allgemeinheit, also die Steuerzahler*innen, die häufig durch gewisse «Fans» verursachten Nebenkosten im öffentlichen Raum, die schnell in den sechsstelligen Bereich hochschnellen. Hinzu kommt die direkte Werbung der Sponsoren, die indirekt und beinahe ausschliesslich allein von den Konsumenten*innen bezahlt wird. Wenn der Detailhändler «Otto's» aus Sursee beim FC Luzern als Hauptsponsor auftritt, leistet sogar der von Gölä* vielgeschmähte Junkie vom Luzerner Bahnhofplatz seinen Anteil an dieser über Jahrzehnte wie ein Krebsgeschwür ins Masslose wuchernden Unterhaltungsorgie. Denn es ist anzunehmen, dass die «Penner vom Denner»* ihre Billigst-Spirituosen ab und zu auch bei «Otto's» einkaufen.

    * Gölä, der letztes Jahr bei Otto's Gratiskonzert auftrat, singt in seinem Song «La bambala lah»: (Die) «Penner vor dem Denner». Und setzt im BLICK-Interview noch einen drauf: «Gegen Penner habe ich nichts, aber gegen eine Politik, die zulässt, dass die Leute als «Penner vor dem Denner» enden. Unser System fördert es geradezu, dass junge Menschen das Geld vom Sozialamt erhalten, selbst wenn sie gar nicht krank sind. Und am Schluss hängen viele nur noch herum, trinken Bier und bekiffen sich. Oder sie hocken den ganzen Tag zu Hause und schauen sich dumme Serien an. Das regt mich auf!»

  • 27.4.2020 - Tag der Selbstbedienung

    UBS-Baumeister Marcel Ospel (†70): Steiler Aufstieg, brutaler Absturz

    Er setzte alles auf eine Karte und kam ganz nach oben: Der verstorbene Ex-UBS-Präsident Marcel Ospel (†70) war zeitweise einer der am meisten bewunderten Banker der Welt. Doch in der Finanzkrise verlor er Posten und Ehre. Und wieder steht die Welt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 1930er-Jahren. Dabei ist es nur zwölf Jahre her, dass sie viel näher am Abgrund war: 2008 lag die Wirtschaft nicht still, weil die Regierungen das befohlen hatten, sondern weil sich das globale Finanzsystem im Lockdown befand. Keine Bank traute mehr der anderen, die angesehensten Geldhäuser hatten eben festgestellt, dass ihre Besitztümer zum Grossteil Schrott waren. Einer stand mittendrin: Für Marcel Ospel (†70) wurde die Finanzkrise zum persönlichen Waterloo. Seine Bank, die UBS, galt als stockkonservativ, doch tatsächlich hatte sie sich so stark verspekuliert wie weltweit kaum ein anderes Institut. 70 Milliarden Franken setzte sie in den Sand. Es habe ein bisschen reingenieselt, sagte Ospel nonchalant im Frühling 2007, als die ersten Verluste auftauchten. Zehn Monate später stand er mit dem Rücken zur Wand. Nach einer turbulenten, zehnstündigen Generalversammlung in der Basler St. Jakobshalle trat Ospel im Februar 2008 völlig erledigt vor die Presse. Niemand habe die Verluste sehen können, sagte er, sie seien wie eine Naturkatastrophe. Und wer, bitte schön, kann schon eine Naturkatastrophe voraussagen? Damit war klar: Superbanker Ospel, der 26 Millionen Franken im Jahr kassierte, war so ahnungslos wie der Rest der Welt. Eine Welle hatte ihn hochgespült, jetzt begrub sie ihn unter sich. Er hatte einfach seinen Analysten vertraut, und die hatten ihm gesagt: alles im grünen Bereich. Dabei war die UBS längst auf einen Eisberg aufgefahren. Ospels Karriere war beendet. Zwei Monate später, im April 2008, war er weg. Angeblich verzichtete er freiwillig auf die Wiederwahl als Verwaltungsratspräsident der UBS. Später wurde bekannt, dass ihn die Aufsicht zum Rücktritt gezwungen hatte. Wie andere gefallene UBS-Granden zahlte er später einen zweistelligen Millionenbetrag an Boni zurück. Doch seinen Ruf konnte Ospel damit nicht retten. Schreibt BLICK.

    Eine uralte Regel des Respekts lehrt uns, über Tote nichts Schlechtes zu sagen. Oder zu schreiben. Und das ist gut so. Doch Ospel war nicht nur eine gefeierte Person der Öffentlichkeit, sondern schrieb auch Geschichte. Seine düstere Rolle vor und während der Finanzkrise, die wohl jeden anderen ins Gefängnis gebracht hätte, werden seine positiven Taten, die in seiner Vita durchaus auch vorkommen, für immer überstrahlen. Die menschlich netten Gesten, wie zum Beispiel in seinem Basler Stammlokal ab und zu eine Lokalrunde zu schmeissen, verblassen gegenüber seiner skrupellosen Dreistigkeit. Dass BLICK in seinem Nachruf auch die dunklen Seiten des egozentrischen Bankiers erwähnt, der den Begriff «Bankster» wie kaum ein anderer in der Schweiz verkörperte, ist deshalb nicht nur angebracht, sondern auch löblich. Möge Marcel Ospel dennoch in Frieden ruhen.

  • 26.4.2020 - Tag des Konjunktivs

    Von Spanien zurück nach Hause: Flucht von Europa nach Afrika wegen Coronavirus-Krise

    Migranten sollen Schleppern fast 6000 Euro bezahlen, um von Spanien zurück nach Hause zu fliehen. Das Coronavirus, Europas dramatischer Wirtschaftseinbruch und geschlossene Grenzen treiben Flüchtlinge offenbar zurück nach Afrika. Einige Menschenhändler-Netzwerke in Spanien scheinen neu in der Gegenrichtung zu operieren. Laut marokkanischen Medienberichten hat eine Gruppe von rund 100 Marokkanern rund 5800 Euro pro Kopf hingeblättert, um aus einem der am schlimmsten betroffenen Coronavirus-Hotspots Europas herausgeschmuggelt zu werden. Wie die britische «Daily Telegraph» berichtet, würden Migranten die Strasse von Gibraltar nicht länger überqueren, um ins gelobte Europa zu gelangen. Migranten fliehen im Gegenteil in die entgegengesetzte Richtung von Spanien nach Marokko, um dem Virus sowie Europas Wirtschaftsmisere und Reisebeschränkungen zu entkommen. Demnach hätten Ende März rund 100 Marokkaner die Südküste Spaniens in zwei Schlauchbooten verlassen. Die Überfahrt führte nach Larache in der Nähe von Tanger. Zum vereinbarten Preis von 5500 Euro pro Passagier kamen weitere knapp 290 Euro hinzu: Wegen der rauen See musste den Migranten laut der marokkanischen Zeitung «Al Ahdath Al Maghribia» von einem lokalen Führer an Land geholfen werden. Schreibt SonntagsBlick.

    Das geht nun aber gar nicht! Was erlauben sich diese Flüchtlinge? Einfach rein ins Gummiboot und zurück nach Afrika? Und die NGO's bleiben womöglich auf ihren Rettungsbooten sitzen? Die Schweizer Asylzentren plötzlich leer und die nationalen Flüchtlingsindustrien arbeitslos? Die Schweizer SVP und die deutsche AfD ohne Wahlthema? Nein! Ein weiterer «Corona»-Artikel ohne Fakten und mehr oder weniger ausschliesslich im Konjunktiv geschrieben. Absolut wertlos. Entbehrt jeder Glaubwürdigkeit und hält keinem Faktencheck statt. Kommt noch hinzu, dass die «Vermutungen» im Original aus der britischen Boulevardküche «Daily Telegraph» stammen und vom Schweizer Boulevard-Hotspot an der Zürcher Dufourstrasse kommentarlos übernommen wurden.

  • 25.4.2020 - Tag der Schnappatmung

    Der Komiker und sein Mann öffnen die Kochtöpfe: Kochen wie Jonny Fischer und Michi Angehrn

    In der Quarantäne werden die Prominenten zu Superköchen. Komiker Jonny Fischer kocht mit seinem Mann Michi Angehrn um die Wette. Schweizer-illustrierte.ch erlauben die beiden einen Blick in die Kochtöpfe und verraten ihre schönsten Rezepte. Wer von euch beiden ist der bessere Koch, fragt die SI? «Naja, mein Mann hat Koch gelernt und ist Food-Scout. Sein Job ist es, den ganzen Tag bei richtig guten Köchen zu probieren. Von daher habe ich fast keine Chance! Aber ich habe viel gelernt in den letzten sieben Jahren und habe jetzt für mich entdeckt, dass ich lieber Währschaftliches mit einem exklusiven Twist mache als Haute Cuisine». Schreibt die SCHWEIZER ILLUSTRIERTE.

    Das ist doch mal eine Story in dieser schrecklichen Zeit der Virologen und Beatmungsgeräte für Risikopatienten mit dem unseligen Hang zur Schnappatmung. Harmonie ohne Ende und regenbogenfarbige Fogalstrümpfe statt weisse Socken. Let's Twist again auf der Herdplatte. Offen im Schritt. Grenzenloses Vertrauen zwischen den Ehepartnern statt Misstrauen. Denn Hand aufs Herz: Welcher heterosexuelle Mann würde seiner Frau erlauben, es (was immer dieses «es» auch sein möge) den ganzen Tag bei richtig guten Köchen zu probieren? Der Shitstorm wäre vorprogrammiert und eine #me too-Kampagne so sicher wie das Amen in der Kirche. Gerade jetzt bräuchten wir mehr Stories dieser Art, die Hoffnung und zuckersüsse Laune verbreiten statt Defätismus, Todesangst, Atemnot und sonstige Schrecken. Wo bleibt denn nur Sven Epiney? Svennie könnte doch wieder mal einen feinen Schoggikuchen backen. Am heimischen Herd. Zusammen mit seinem Mann. Live und wahrhaftig übertragen auf «Glanz & Gloria». Oder – längst überfällig – eine Kochsendung aus dem Ständerat: «Kochen mit Damian Müller bis die Schürze brennt». So würden wir unseren FDP-Ständerat, der eigenen Interview-Angaben zufolge 25 und mehr Stunden pro Tag für uns im Schweisse seines solariumgebräunten Angesichts arbeitet, auch mal von einer ganz anderen, sehr persönlichen Seite kennenlernen. Da Damian gemäss eigener Aussage keine Zeit hat, eine eheliche oder aussereheliche Beziehung jedwelcher Art zu pflegen, liesse sich sicher im Parlament ein adäquater Kochpartner finden. Warum nicht alt Nationalrat Thomas Fuchs von der SVP? Thomi, wie wir SVPler unsere Berner Mayonnaise mit den Wurstfingern (siehe Bild*) liebevoll nennen, ist für beinahe jeden Schabernack zu haben und hat immer Zeit. Parteiübergreifende Kochkünste! Getreu Müllers Wahlkampfslogan «Packt an!». Wrestling am Kochherd. Der Knüller schlechthin.

    * Erich Hess (links) und Thomas Fuchs. Screenshot by BLICK

    Um allfälligen Klagen (Verbalinjurien) vorzubeugen: Dieser Kommentar ist reine Satire! Weder arbeitet Damian Müller 25 Stunden pro Tag (er sprach lediglich von 18 Stunden) noch hat Thomas Fuchs Wurstfinger. Jonny Fischer und Michi Angehrn tragen auch keine Fogalstrümpfe. Die Fogal-Läden in Zürich wurden 2017 infolge Konkurs geschlossen. Ausserdem ist davon auszugehen, dass heterosexuelle Ehemänner ihrer Ehefrau aus reinem Eigennutz und in Kenntnis der Kochkünste ihrer Allerliebsten durchaus erlauben würden, «es» bei richtig guten Köchen zu probieren. Erwähnt sei, dass zu diesem Thema keine empirischen Studien zu finden sind.

  • 24.4.2020 - Tag der Samurais - Sayonara

    Hilft Nikotin gegen das Coronavirus?

    Eine französische Studie deutet darauf hin, dass Nikotin Corona-Infektionen verhindern könnte. Mit dem Rauchen sollte man trotzdem nicht anfangen. Rauchen schädigt die Gesundheit – doch in einem Punkt könnte das in Zigaretten enthaltene Nikotin nun hilfreich sein. Eine französischen Studie legt nahe, dass Raucher eine tiefere Gefahr haben könnten, sich mit dem Virus zu infizieren. Viele Ärzte und Suchtexperten warnen aber auf dem Fuss: Bewiesen ist nichts. Die Ergebnisse der Studie seien keinesfall wörtlich zu nehmen. Was aber sagt sie denn aus? Für die Studie wurden 350 hospitalisierte und 150 Personen mit nur leichten Symptomen untersucht. «Unter den Patienten waren nur fünf Prozent Raucher», sagt Professor Zahir Amoura, der die Studie verfasst hat. Seine These: Das Nikotin hindert den Corona-Virus daran, sich an den Zellrezeptoren anzuhängen. Das erschwert seine Ausbreitung im Körper. «Das Nikotin funktioniert wie ein Blocker», so Zahir. Zur Überprüfung der noch nicht bestätigten Befunde der Studie läuft nun eine weitere Testphase. Mittels drei Kontrollgruppen soll ermittelt werden, wie effektiv Nikotin im Kampf gegen das Corona-Virus tatsächlich sein könnte. In einem Spital in Paris wird dem Pflegepersonal Nikotinpflaster verabreicht, um zu prüfen, ob das gegen eine Ansteckung hilft. Einer zweiten Gruppe von Corona-Infizierten werden die Pflaster verabreicht, um herauszufinden, ob es die Symptome lindert. Schliesslich sollen die Pflaster auch bei Schwerkranken auf der Intensivstation zum Einsatz kommen. Allerdings ist Vorsicht geboten: Die WHO weist seit Beginn der Krise darauf hin, dass Raucher ein erhöhtes Risiko haben könnten, am Corona-Virus zu erkranken. Das weil die Lungenfunktion aufgrund des Tabakkonsums bei vielen Rauchern beeinträchtigt ist. Auch der französische Gesundheitsminister wies, auf die Studie angesprochen, darauf hin, dass Rauchen nach wie vor der Sterbegrund Nummer Eins in Frankreich sei. Schreibt 20Minuten.

    Den Göttern sei Dank! Auf diese positive Meldung zünde ich mir jetzt gleich eine WINSTON* aus Dagmerseller Produktion an. Waaaaaaaaaaaaaaah, wie fein! Hells Bells! Geht rein wie ein Zäpfli. Zwei Vaterunser und ein Halleluja für die Samurais um Martyn Griffiths von der JT für dieses exzellente Produkt. Sagt auch meine 92-jährige Nachbarin Heidi, für die ich mit meinen 52 Jahren (zum zweiten Mal) sowas wie ein junges Rehböcklein bin und in diesen Lockdown-Zeiten den wöchentlichen Einkauf besorge. Auf ihrer Einkaufsliste steht zuoberst stets «Sieben Päkli Zigaretten!». Mit einem fetten Ausrufzeichen. Kommandieren kann sie noch immer. Scheint in ihrer DNA verankert zu sein. Sieben Päkli bedeuten im Umkehrschluss, dass unser aller Heidi, die auch mit 92 Jahren mindestens ein Buch pro Monat liest, jeden Tag ein Päkli WINSTON inhaliert. Auf die immer wiederkehrende Frage, ob sie denn nicht mit dem Rauchen aufhören wolle, hat die bemerkenswerte und geistig äusserst agile Frau, mit der man auch mal über Dürrenmatt oder Hölderlin diskutieren oder streiten kann, stets die gleiche Antwort: «Dann hätte ich vor 70 Jahren nicht damit anfangen sollen.» Basta! Eine mentholisierte Dunstwolke des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (R.I.P.) weht durch den Raum.

    *Nein, das ist kein SPONSORED CONTENT. Einfach eine kleine, aber wahre Geschichte aus dem Alltag von zwei Menschen aus der Corona-Risikogruppe, die eigentlich beide längst im Nirwana der endlosen Stille angekommen sein müssten. Nicht wegen Corona, sondern wegen dem Rauchen. Behaupten jedenfalls die «Experten», seit es die WHO gibt.

  • 23.4.2020 - Tag der dummen Fragen

    Verhindert Corona Remo Forrers Karriere?

    Vor zwei Wochen hat Remo Forrer «The Voice of Switzerland» gewonnen. Jetzt ist seine erste Single «Home» da. Der 18-Jährige lanciert seine Karriere unter erschwerten Bedingungen. Schreibt das Hin- und Herpendlermagazin 20Minuten.

    Wer ist Remo Forrer?

  • 22.4.2020 - Tag der Mutter Magdalena

    Martullo-Blocher-Angestellte müssen Ferienpläne offenlegen: Die Frau, die zu viel wissen will

    Wie weit darf ein Arbeitgeber gehen, um Betrieb und Angestellte vor dem Coronavirus zu schützen? Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher macht hier eigene Leute hässig und ritzt am Arbeitsrecht, sagen Experten. Über SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (50) mit ihren Gesichtsmasken lacht heute niemand mehr. Im Gegenteil: Ihr neuster Coup mit selbstimportierten Hygienemasken für Coiffeusen und Coiffeure wird ihr wohl Tausende neue Wählerstimmen bescheren. Erst belächelt, dann verstummt, ist auch die Kritik an strengeren Vorsichtsmassnahmen, die in Martullos Unternehmen, der Ems-Chemie in Domat/Ems GR, schon Wochen vor dem Lockdown Mitte März eingeführt wurden. Dazu gehören etwa rote Markierungen auf den Tischen der Werkskantine – nur hier darf gegessen werden, anderswo nicht (BLICK berichtete). Doch es gibt auch Corona-Vorschriften, mit denen die Ems-Chefin übers Ziel hinausschiesst und sich im arbeitsrechtlichen Graubereich bewegt. Eine Gruppe von Ems-Angestellten, denen Martullo-Blocher zu weit geht, wendete sich an BLICK. Per Brief, mit internen Formularen, Weisungen und Aushängen, aber anonym. Sie wollten ihren Namen aus Angst, den Job zu verlieren, nicht öffentlich machen, schreiben sie. Die Echtheit der vorliegenden Dokumente und Weisungen, die an Personalverantwortliche aller Standorte der Ems-Gruppe in der Schweiz gingen und an den Anschlagbrettern hängen, stellt das Unternehmen nicht in Abrede. Manche der aufgeführten «Missstände», wie es im Brief heisst, lassen sich entkräften. So darf der Arbeitgeber das Tragen von Schutzmasken anordnen, wenn er sie den Mitarbeitenden zur Verfügung stellt. Und er darf einen Corona-Test fordern, wenn ein Angestellter aus einer Risikoregion wieder an die Arbeit zurückkehrt. Zu weit geht Ems laut Arbeitsrechtlern jedoch bei der Kontrolle von privaten Auslandsaufenthalten. Hier geht es im Kern um die Ferienanträge, welche die Angestellten mittels Formular bei ihren Vorgesetzten einreichen müssen. Das Antragsformular, es liegt BLICK vor, ist kürzlich überarbeitet worden und enthält eine neue Spalte. Im Gegensatz zurzeit vor Corona verlangt die Ems-Führung jetzt die zusätzliche Angabe von Ort und Land, in denen Ferien geplant sind. Zum Beispiel: Lenzerheide GR, Schweiz, oder Sizilien, Italien. Darf der Arbeitgeber, in diesem Fall Ems, die Angabe des Ferienorts und -landes einfordern? Das Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden (KIGA) weiss nichts von dieser Praxis. «Wir hatten keine Kenntnis von diesem Fall und wissen auch nicht, ob es weitere gibt», sagt KIGA-Amtsleiter Paul Schwendener (65). Ems gehe zu weit, sagt Jurist und Arbeitsrecht-Experte Thomas Geiser (67). «Die Arbeitgeberin darf diese Offenlegung nicht verlangen.» Entsprechend könne der Arbeitnehmer auch etwas gänzlich Falsches angeben, ohne dass sich daraus negative Konsequenzen für ihn ergäben. «Die Offenlegung wurde gestützt auf die Informationspflicht der Mitarbeiter/innen bei Reisen in Risikogebiete und -länder verlangt», heisst es in einer Stellungnahme von Ems an BLICK. Das Unternehmen bestätigt, dass das Antragsformular aufgrund der Corona-Krise eingeführt wurde. Damit wolle die Ems-Gruppe ihrer Fürsorgepflicht und rechtlichen Verpflichtungen nachkommen, die Gesundheit der Angestellten zu schützen, heisst es weiter. Schreibt unser aller BLIGG.

    Unser täglich Magdalena Martullo-Bashing gib uns oh Herr des daily Boulevard Bullshits von der Dufourstrasse. MM (Magdalena Martullo) kann aber auch machen was sie will, BLIGG findet stets das berühmte Haar in der momentan aktuellen Bärlauchsuppe. Es gibt Schweizer Unternehmen, die von ihren Angestellten ganz andere Dinge zur Bewältigung der Coronakrise verlangen als die gute Martullo. Wie zum Beispiel Gratis-Arbeitsstunden für eine wegen stockenden Verkäufen serbelnde Holding, damit auch in Zeiten von Corona eine Millionendividende an die beiden Besitzer der nicht börsenkotierten Klitsche ausgeschüttet werden kann. Yachten im In- und Ausland kosten schliesslich eine Menge Geld. Ein Hauch von Sergio Leones «Zwei glorreiche Halunken» weht durch die Corona-verseuchte Luft. Martullo jedoch hat sich in der Coronakrise mit ihren Gratismasken zur «Mutter Magdalena» aller Mühseligen und Beladenen entwickelt. Mit der Schutzmaske im Gesicht und dem neckischen Kurzhaarschnitt kommt sie visuell dem indischen Original der Mutter Theresa schon ziemlich nahe. Wir sollten Magdalena einen Altar errichten, zu ihr mit gefalteten Händen und dem Körper Richtung Osten (Ems) gewendet stündlich beten und täglich eine Kerze anzünden. Die Heiligsprechung von Mutter Magdalena ist nur eine Frage der Zeit.

    Ferienantrag EMS-Chemie
  • 21.4.2020 - Tag des Coiffeurs aus Aleppo

    Unklare Vorgaben vor Wiedereröffnung: Coiffeuren stehen die Haare zu Berge!

    Die Zwangspause ist vorbei, Coiffeursalons dürfen wieder öffnen. Doch noch ist unklar, welche Schutzmassnahmen im Detail gelten. Dabei sollten Betriebe schleunigst nötiges Material wie Masken und Mäntel bestellen. Nach einem Monat Zwangspause ist es bald so weit. Coiffeur-, Kosmetik- und Tattoo-Betriebe dürfen am Montag wieder öffnen. Das Problem: Wenige Tage vor der Neueröffnung ist noch immer unklar, welche Schutzmassnahmen gegen Covid 19 gelten. Der Bundesrat äusserte sich noch nicht im Detail dazu. Das bringt viele Betriebe unter Zeitdruck. Braucht es nur Schutzmasken oder auch Körperüberzüge? Es wäre höchste Zeit, das benötigte Material zu organisieren. Entsprechende Vorschläge legte der Branchenverband Coiffeur Suisse dem Bund vor Wochen vor. Mit unverbindlichen Vorschlägen: Schutzmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Einwegmäntel, Visiere oder Wegwerfbecher für Kaffee und Mineral. Wegen der Unklarheit gibt es Kritik. «Coiffeur Suisse, jetzt müsst ihr dem Bundesamt für Gesundheit Beine machen, sodass wir ganz genaue Informationen haben», schreibt ein Friseur auf der Facebookseite des Verbands. Ein zweiter Nutzer fragt: «Wie sollen wir Termine planen, wenn wir nicht einmal wissen, wie viele Stühle man besetzen darf?» Dagegen sieht Mirjam Blättler-Ambauen (42) die Eröffnung positiv. Die Co-Geschäftsführerin beim Coiffeursalon H2O Waser & Blättler in Beckenried NW erklärt BLICK: «Produkte, die ich brauche, habe ich gekauft oder bestellt. Dazu gehören Schutzmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel.» Schreibt Blick.

    Die Frage, die sich allen leidenschaftlichen und hingebungsvollen Maskenträgern* der Risikogruppe Plus-Minus65 in Jahren und Kilo stellt: Wie soll einem die kosovarische Coiffeuse oder der Barbier aus Aleppo – beide inzwischen an der Baselstrasse in Luzern gelandet – den Bart schneiden, ohne dass die überlebenswichtige Maske abgenommen wird? Ob den Virtuosinnen und Virtuosen der Haarschneidezunft dabei die Haare zu Berge stehen ist uns, der Risikogruppe Ü65+, ziemlich scheissegal. Wir sind ja schon froh, wenn uns überhaupt noch was steht.

    * Auf den politisch korrekten Zusatz «Maskenträgerinnen» darf in diesem Fall für einmal verzichtet werden, ist doch anzunehmen, dass sich Bartwuchs auf die Maskenträger beschränkt. Abgesehen von einigen Ausnahmen wie der Buchverkäuferin «Lady McIntosh avec le Schnurrbart» in einem Luzerner Buchladen an der Hertensteinstrasse.

    The Doctor mit der Coronamaske
  • 20.4.2020 - Tag der Hupfdohlen

    Angelo Barrile (43) ist SP-Nationalrat, Marco Hardmeier (43) Kandidat für die Aargauer Regierung: Dieses Politiker-Paar will hoch hinaus

    Marco Hardmeier (43) und Angelo Barrile (43) sind schon ihr halbes Leben zusammen. Mindestens ebenso lange ist das schwule Paar in der SP aktiv. Nun stehen beide – mitten in der Corona-Krise – vor politischen Weichenstellungen. Beide rutschten 2010 im Abstand von wenigen Tagen ins jeweilige Kantonsparlament nach. Ein Zufall. Nicht die einzige Ähnlichkeit in ihren Biografien: Hardmeier ist nur einen Tag jünger als Barrile. Das halbe Leben verbringt das Paar Seite an Seite. Allerdings oft nur im übertragenen Sinne. Ihrer politischen Ämter wegen führen Hardmeier und Barrile seit 17 Jahren eine Fernbeziehung. Barrile lebt in einem Altbau am ehemaligen Strassenstrich am Sihlquai, Hardmeier mitten in der Aarauer Altstadt. An den Wochenenden sehen sie sich. Und immer am Donnerstagabend. «Dieser Termin ist uns heilig: Dann haben wir einen Tanzkurs», sagt Barrile. Beim Rumba führt er, beim Walzer Hardmeier. «Und wenn Tango drankommt, muss Marco dringend eine Zigi rauchen, und ich brauche einen Kafi.» Das Tanzen tue ihnen als Politiker gut, meint Hardmeier mit einem Augenzwinkern. Sie, die sonst gerne den Lead übernehmen, müssen auf dem Parkett auch einmal gehorchen. Schreibt BLICK.

    «Dieser Termin ist uns heilig: Dann haben wir einen Tanzkurs», sagt Barrile. So schön; süsser die Glocken nie klingen. Nachdem ich diese Zeilen gelesen hatte, rief ich sofort meinen persönlichen Tanzpartner Harald «Harry, fahr schon mal den Wagen vor» Schmidt an und erzählte ihm diese wunderschöne Geschichte über die beiden Hupfdohlen. Ich gebe es zu: Harry und ich haben am Smartphone vor Ergriffenheit geweint bis es uns kam. Und wir schämen uns nicht unserer Tränen. Tanzen mit der LAPSE (Anm. Lebensabschnittspartner*in)! Kein Wunder gibt's kaum noch Heten-Paare (Anm. Heterosexuelle Paare). Donnerstag ist unter heterosexuellen Umständen schliesslich Waschtag, wie mir der bekennende Hetero Harald erläuterte. Da habe Madame gefälligst bis Mitternacht in der Waschküche zu stehen, während Monsieur Ausgang auf der freien Wildbahn geniessen dürfe. Und die Moral von der Geschicht? Ohne Tanzen geht es nicht!

    Harald Schmidt
  • 19.4.2020 - Tag der Dummschwätzer

    WLAN für Aargauer Asylunterkünfte? Andreas Glarner findet: «Das ist eine elende Sauerei»

    Fast 200'000 Franken gibt der Kanton Aargau aus, um die 50 Asylunterkünfte im Kanton mit WLAN auszustatten. Grund dafür ist die aktuelle Notlage durch das nach wie vor wütende Coronavirus (die AZ berichtete). Der SVP-Nationalrat und ehemalige Gemeindeammann von Oberwil-Lieli Andreas Glarner kann diesen Entscheid nicht nachvollziehen. Gegenüber dem Regionalsender Tele M1 sagt er: «Das ist eine elende Sauerei. Da sieht man die Prioritätensetzung der Regierung in der grössten Krise seit dem zweiten Weltkrieg.» Die Gründe für die Investition des Kantons sind klar: Man will verhindern, dass sich Asylbewerber in Zeiten von Corona an Bahnhöfe begeben, um dort das kostenlose WLAN zu nutzen. Hinzu kommt der Gedanke, dass die Bewohner von Asylunterkünften so besser untereinander kommunizieren können – sei es wegen Arbeitsstellen, wegen Deutschkursen oder der Schule. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Andreas Glarner at its best. Einmal mehr wird klar, warum der Mann ungestraft ein (infantiler) «Dummschwätzer» genannt werden darf. Wobei die Frage erlaubt ist, ob es die Infantilen dieser Welt wirklich verdient haben, mit dem Dummschwätzer Glarner in einen Topf geworfen zu werden.

    Andreas Glarner
  • 18.4.2020 - Tag der Komapatienten

    Umfrage des Zofinger Tagblatts

    Werden wir im Jahr 2020 jemals in die Badi dürfen? Fragt das Zofinger Tagblatt.

    Zofingen hat 11'862 Einwohner*innen laut Angaben der Stadt Zofingen. 19 Teilnehmer*innen (inklusive meiner Wenigkeit) haben an der Umfrage teilgenommen (Stand 18.4.2020 07.24 Uhr). So richtig scheint das Thema die Zofinger*innen nicht zu interessieren, liegt doch die Beteiligung gemessen an Zofingens Gesamtbevölkerung hinter dem Komma. Bezogen auf die Gesamtauflage des Zofinger Tagblatts dürfte sie allerdings im zweistelligen Bereich vor dem Komma liegen. Aber lassen wir das. Über Kommapatienten* sollte man tunlichst keine Witze reissen.

    * Eine Frage, die uns alle bewegt: Ist es politisch korrekt, das Wort Komapatient mit zwei «m» zu schreiben?

  • 17.4.2020 - Tag der Spreizwürde

    Corona-Krise: Nicht alle sind zufrieden mit der Exit-Strategie des Bundesrats – Hochfahren mit angezogener Handbremse

    «Ab heute planen wir unsere Zukunft neu», brachte Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60, SVP) den Bundesratsentscheid auf den Punkt, schrittweise aus dem Corona-Lockdown auszusteigen. Dank dem Exit-Plan können Geschäfte jetzt Aktionen aufgleisen, um ihre Ware an Frau und Mann zu bringen. Doch die Landesregierung wirft den Konjunkturmotor vorsichtig an: Sie will verhindern, dass ein Hochschnellen der Ansteckungszahlen sie zwingt, Lockerungen wieder zurückzunehmen. «Wir wollen ein Stop-and-go verhindern», sagte Gesundheitsminister Alain Berset (48, SP) gestern. Die Parteispitzen beurteilen den Entscheid unterschiedlich. Der SVP geht es nicht schnell genug. Für Parteichef Albert Rösti (52) ist das Vorgehen «viel zu wenig mutig». FDP-Chefin Petra Gössi (44) ist dankbar für Planungssicherheit. Sie sieht aber nicht ein, warum Coiffeure öffnen, während Läden vorerst geschlossen bleiben. Und dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ist die Lockerung «zu zaghaft». Schreibt der BLICK.

    Es war zu erwarten, dass die üblichen Verdächtigen aus dem Lager der abartigen Neolippen der FDP und SVP aus ihrem Hühnerstall gackern werden, egal, was immer auch der Bundesrat veranlasst. Allen Menschen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann, sagt ein altes Sprichwort. Die Apologeten der ungezügelten Marktwirtschaft, die – das sollten wir nie vergessen – als erste mit Brandbriefen an den Bundesrat um finanzielle Staatshilfen für ihre Klientel bettelten, die doch angeblich alles, aber auch wirklich alles richten soll. So lautet jedenfalls das Dogma der Hardcore-Schalmeien der reinen Wirtschaftslehre. Die Gesundheit der Schweizer Bürger*innen war dieser elitären Clique ziemlich egal. Kommt jedenfalls im FDP-Sudel nicht vor. Ausgerechnet die Partei, die man ohne Wimpernzucken als gut bezahlten Wurmfortsatz der Krankenkassen inklusive Gesundheitsindustrie bezeichnen darf, lässt das Thema Gesundheit links liegen. Auch das sollten wir nicht vergessen. Dass der Bundesrat mit seinen Entscheidungen für das gesamte Volk entscheiden muss und nicht nur für die Interessengruppe der Dividenden- und Boniempfänger*innen, kommt in den Statuten der «freisinnigen» Ideologien nicht vor. Man darf jetzt schon mit Grauen daran denken, welche Kakophonie uns erst nach dem Ende der Coronakrise von den Hohen Damen und Herren erreichen wird, die sie wie üblich mit der ebenso unsäglichen wie erbärmlich lachhaften Spreizwürde der etablierten Alleswisser*innen in ihren blauen Parteidesignerklamotten kreischend absondern werden, als ob sie gerade auf einem Toilettenstuhl mit Gesässdusche sitzen würden. Falls sie nicht gerade an einer Pride in Zürich teilnehmen.

  • 16.4.2020 - Tag der Fakten

    COVID-19 - Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen - GASTKOMMENTAR von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt

    Überlegungen eines besorgten Schweizer Bürgers: Vorwort: wieso nehme ich überhaupt Stellung? Aus 5 Gründen:

    1. bin ich mit meiner Stiftung «EurAsia Heart – A Swiss Medical Foundation» seit mehr als 20 Jahren in EurAsien tätig, habe fast ein Jahr in China gearbeitet und seit 20 Jahren eine kontinuierliche Verbindung zum «Union Hospital of Tongji Medical College/Huazhong University of Science and Technology» in Wuhan, wo ich eine meiner vier Gastprofessuren in China habe. Die 20-jährige Verbindung zu Wuhan habe ich auch in den jetzigen Zeiten konstant aufrechthalten können.

    2. ist COVID-19 nicht nur ein Problem der mechanischen Beatmung, sondern betrifft das Herz in ähnlicher Weise. 30% aller Patienten, welche die Intensivstation nicht überleben, versterben aus kardialen Gründen.

    3. ist die letzt-mögliche Therapie des Lungenversagens eine invasiv-kardiologische, respektive kardiochirurgische: die Verwendung einer «ECMO», der Methode der «extrakorporellen Membran-Oxygenation», d.h. die Verbindung des Patienten mit einer externen, künstlichen Lunge, welche bei diesem Krankheitsbild die Funktion der Lunge des Patienten so lange übernehmen kann, bis diese wieder funktioniert.

    4. bin ich – ganz einfach – um meine Meinung gefragt worden.

    5. sind sowohl das Niveau der medialen Berichterstattung wie auch sehr viele Leser-Kommentare nicht ohne Widerspruch hinzunehmen und zwar in Bezug auf Fakten, Moral, Rassismus und Eugenik. Sie benötigen dringend einen Widerspruch durch zuverlässige Daten und Angaben.

    Die dargelegten Fakten entstammen wissenschaftlichen Arbeiten, welche ein «peer-review» durchlaufen haben und in den besten medizinischen Zeitschriften publiziert worden sind. Viele dieser Fakten waren bis Ende Februar bekannt. Hätte man diese medizinischen Fakten zur Kenntnis genommen und wäre man fähig gewesen, Ideologie, Politik und Medizin zu trennen, wäre die Schweiz heute mit grosser Wahrscheinlichkeit in einer besseren Lage: wir hätten pro Kopf nicht die zweitmeisten COVID-19-positiven Leute weltweit und eine bedeutend kleinere Zahl an Menschen, welche ihr Leben im Rahmen dieser Pandemie verloren haben. Zudem hätten wir mit grosser Wahrscheinlichkeit keinen partiellen, unvollständigen «Lock-down» unserer Wirtschaft und keine kontroversen Diskussionen, wie wir hier wieder «herauskommen».

    Anmerken möchte ich noch, dass alle wissenschaftlichen Arbeiten, die ich erwähne, bei mir im Original erhältlich sind. Sagt Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt und schreibt «Die Mittelländische» (ehemals «Grenchner Zeitung»).

    Sie brauchen viel Zeit, um diesen zwar hervorragenden, aber ellenlangen Artikel zu lesen. Doch genau diese Zeit sollten Sie sich unvoreingenommen gönnen, um neue Aspekte, die bislang verborgen blieben und nicht thematisiert worden sind, aufnehmen zu können. Wie beispielsweise die teils unselige Berichterstattung vieler Medien rund um Corona. Um nur einen der vielen Aspekte zu nennen. Ein weiterer wären die Sünden der Vergangenheit. Aber lesen Sie einfach so weit Sie mögen.

    Nachtrag: Der Gastkommentar und Veröffentlichung des Manuskriptes "COVID-19 - eine Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen" von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt vom 7.4.2020 fand international riesige Beachtung und Zustimmung. In den ersten beiden Tagen wurde der Artikel bereits über 350'000 mal gelesen und tausendfach geteilt. Die Mittelländische hat deshalb bei Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt nachgefragt und 10 Fragen gestellt, die aktuell im Raum stehen.

  • 15.4.2020 - Tag der osteuropäischen Erntehelfer

    Neuer Direktor des Bauernverbands über Selbstversorgung und fehlende Erntehelfer: «Wir sind stark gefordert»

    Martin Rufer hat sein neues Amt als Direktor des Schweizer Bauernverbandes mitten in der Coronakrise angetreten. Im Gespräch äussert er sich über mangelnde Erntehelfer, neue Vertriebskanäle der Bauern und die Grundsatzfrage des Selbstversorgungsgrades.

    Was beschäftigt die Bauern momentan am meisten?

    Es kommen verschiedenste Fragen, etwa von Betrieben, die von den Verboten betroffen sind. Aber auch Fragen wie: was geschieht mit meinem Hof, wenn ich ein Aufgebot für die Armee bekomme? Welche versicherungstechnischen Fragen muss ich klären, wenn ich neue Erntehelfer einstelle? Arbeitsrechtliche Fragen sind ein grosses Thema: In ein paar Wochen werden wir sehen, wie viele osteuropäische Saisonniers tatsächlich noch in die Schweiz kommen und wie gross der Mangel sein wird. Hier können die zahlreichen inländischen Arbeitskräfte, die jetzt in der Kurzarbeit sind, etwas Abhilfe schaffen.

    Könnte die Selbstversorgung jetzt an Bedeutung gewinnen? Dazu findet ja gerade eine politische Grundsatzdiskussion statt. Der Bund will den Selbstversorgungsgrad ab 2022 senken.

    Die Coronakrise zeigt auf, dass kurze, nicht globalisierte Wertschöpfungsketten durchaus ihre Vorteile haben. Die regionale Produktion mit kürzeren Wegen ist zuverlässiger und robuster, die globalisierte anfälliger. Das gilt auch im Nahrungsmittelbereich. In der agrarpolitischen Diskussion werden wir dieses Thema sicher vertieft anschauen. Ein gewisser Grad an Selbstversorgung ist wichtig. Sagt Martin Rufer und schreibt die Aargauer Zeitung.

    Martin Rufer ist ein pragmatischer Mann, dessen grösster Feind wohl seine eigene Partei (Anm. FDP) sein dürfte. Seine Antworten auf die gestellten Fragen sind ausgewogen und unaufgeregt sachlich. Ein gutes und lesenswertes Interview. Das Thema der osteuropäischen Saisonniers kommt allerdings etwas zu kurz. Ist es für ein Land wie die Schweiz mit einer Erwerbslosigkeit von 4,8 Prozent im März 2019 (Erwerbslosigkeit berechnet nach internationaler Definition ILO) und Tausenden von erwerbslosen Asylanten, von den viele nur allzu gerne arbeiten würden, nicht ein Armutszeugnis, Erntehelfer aus Osteuropa einzufliegen? Oder wie Simon Wey, Arbeitsmarktexperte des Arbeitgeberverbandes in einem Interview mit der Handelszeitung sagte: «Es mangelt in der Schweiz nicht an Arbeit. Alles dreht sich um die Qualifikation der Arbeitskräfte. Wie können wir den niedrig qualifizierten Arbeitnehmenden die gefragten Qualifikationen vermitteln?», so Simon Wey. «Wer übernimmt hier welche Verantwortung?» Die Coronakrise könnte eine Chance sein, die richtigen Win-Win-Antworten auf Rufers berechtigte Ängste und Weys Fragen zu liefern. Wann wenn nicht jetzt?

  • 14.4.2020 - Tag der begnadeten Wortschöpfungen

    Liebe Magdalena Martullo: Kolumnistin Patti Basler schreibt einen offenen Brief

    «What do you do when the beamer breaks down?», hast du einst gefragt, «You first fix the beamer» war die richtige Antwort, die du gleich selber geben musstest, weil dein Mitarbeiter die sinking steps nicht verinnerlicht hatte.

    Du bist eine zupackende Feministin, die dies nicht an die grosse Glocke hängt und höchstens mit dem praktischen Kurzhaarschnitt manifestiert. Eine Trendsetterin: Du trugst schon Schutzmaske, als es noch nicht in war. Wahrscheinlich wirst du die momentan grassierende Solidarität mit Minderheiten auch ablegen, bevor sie nicht mehr en vogue ist. Sinkende Boote soll man frühzeitig verlassen, you know the seven sinking steps.

    Aber zuerst schaffst du 600'000 Masken an für Coiffeur-Salons, denen du sie ohne persönlichen Gewinn verkaufst.

    Du kritisierst Bundesrat und Gesundheitssystem dafür, ein bisschen zu sehr auf den jahrelang von SVP und FDP gepredigten Liberalismus gehört zu haben. Lagerbestände wurden gesenkt, das staatliche Ethanollager aufgelöst, Spitäler auf Wirtschaftlichkeit getrimmt, lieber lohnende Hüftgelenk-Operationen als intensive Langzeitpflege. Es gibt nicht einmal genügend Klopapier.

    Natürlich möchtest du weniger Staat, nur nicht in Krisen, da empfiehlst du China als Vorbild, das seine Bürgerinnen auf Schritt und Tritt überwacht. Gleichzeitig mahnst du, dass sich erwachsene Menschen nicht herumkommandieren lassen möchten; da hast du als Arbeitgeberin wohl Erfahrung.

    Deine Kritik hat System: Staatliche Einrichtungen werden erst schlechtgeredet, dann kaputtgespart, im Krisenfall zeigt man mit dem Finger drauf: Seht, wie der Staat alles falsch macht! Wir haben es ja gesagt! Das scheint zu funktionieren: KiTas und Schulen, Gesundheitssystem, IV, Kesb haben einen schlechten Ruf. Alte und Kranke, Seniorinnen, aber auch Bauern, Ärztinnen, Lehrer gelten nur noch als lästige Kostenfaktoren.

    Ausser in Krisen, wo sie plötzlich schützenswert oder systemrelevant sind. Im Gegensatz zu Selbständigen und KMU können sie mit Lohnfortzahlung rechnen.

    Hier kommt die grandiose Idee von deinem Parteifreund Thomas Burgherr ins Spiel: Gutverdienende sollen 1 Prozent ihres Einkommens abgeben, um die Ausfälle der KMU zu decken. Eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, ein Mindestlohn für gefährdete Unternehmen und Selbstständige, bezahlt mit einer Art Steuer von Privilegierten. Das ist bahnbrechend. Stell dir vor, wenn Grossunternehmen und sehr gut Verdienende sogar noch einige Prozente mehr einbezahlen! Was du damit bewirken könntest! Da erscheinen 600'000 Schutzmasken geradezu knauserig. Wenn alle solidarisch mitmachen, man würde so vieles schaffen: Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsysteme sowie Coiffeur-Mindestlöhne, die der reichen Schweiz würdig sind.

    Vielleicht möchtest du dir dann auch einmal eine Frisur leisten, die mehr als 70.- wert ist.

    Natürlich hältst du dich, trotz aller Kritik, an die Regeln des Bundesrats, wäschst deine Hände mit Seife und in Unschuld und posierst im eigenen Garten. Zum Glück hast du das explizit erwähnt, denn nur schon auf dem gezeigten Bildausschnitt passt locker ein Senioren-Pflegeheim mit 20 Intensivbetten samt Schutzmasken-Lagerschuppen. So macht social distancing schon fast Spass. Da sind wir uns ähnlich, ich lebe ebenfalls privilegiert.

    Deshalb hier mein Rat: Chill’s! In Zukunft musst du gar nicht zur Virologie-Expertin werden oder in Eigenregie Schutzmasken anschaffen – denn du bist der Staat. Zusammen mit uns allen. Als reicher und einflussreicher Teil dieses Staates kannst du getrost an Experten, Wissenschafterinnen und zuständige Behörden delegieren, welche von unseren Steuern angemessen bezahlt werden. So dass es nie mehr mangelt in zukünftigen Krisen. Auch nicht an Klopapier. Denn mit der unsichtbaren Hand wischst nicht mal du den Hintern.

    Es grüsst

    sozial distanziert

    Patti Basler.

    P.S. What do you do, when the system breaks down? You first fix the system.

    Schreibt Patti Basler in der AZ.

    Intelligente Satire vom Feinsten. Patti Basler at its best! Besser geht nicht. Intelligente Satire vom Feinsten. Die Hohe Schule dieses Genres. Patti Basler at its best! Besser geht nicht. Deshalb ist der offene Brief nicht gekürzt. Möge die AZ dies für einmal verzeihen. Das Meisterinnenwerk der begnadeten Kolumnistin und ihre inspirierenden, auf höchstem Level witzigen Wortschöpfungen verdienen es.

  • 13.4.2020 - Tag der Risikogruppen

    Mr. Corona Daniel Koch wird 65: Ab heute gehört er zur Risikogruppe

    Jetzt gehört er selbst zur Risikogruppe: Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit wird 65. Vorerst darf der Corona-Delegierte des Bundes aber noch nicht in den Ruhestand. Mit stoischer Ruhe referiert er über Infektionsketten, Hygienemassnahmen und Sinn- und Unsinn des Maskentragens: Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist zum Gesicht der Corona-Pandemie in der Schweiz geworden. Dabei ist er seit heute Montag im AHV-Alter. Seinen Posten als Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten hat er abgegeben, nun ist er der offizielle Corona-Delegierte des Bundes. Schreibt BLICK.

    Je nach Sichtweise ist Daniel Koch für viele seit jeher ein Sicherheitsrisiko. Unabhängig von seinem Alter.

  • 12.4.2020 - Tag der Osterhühner

    Hühner sind beliebt, aber nicht geliebt: Unsere namenlosen Freunde

    Das Huhn ist viel mehr als eine günstige Eiweissquelle, es ist auch ein faszinierendes, vielfältiges Wesen. Zu Ostern eine Ode an das beliebteste Haustier, dem wir mit so wenig Liebe begegnen. Es ist Ostern, und es riecht nach Gas. Nach den Feiertagen haben die ausgelaugten Legehennen ihren Dienst getan und werden entsorgt. Für die Tötung fährt die mobile Begasungsanlage auf dem Hühnerbetrieb vor, der bis zu 18 000 Tiere fassen darf. Ein Franken pro totes Huhn. Die Kadaver werden für die Produktion von Biogas verwendet – Suppenhühner kauft kaum jemand mehr. Kein Wunder, wenn die importierte Pouletbrust 1.40 Franken pro hundert Gramm kostet. Wir wollen Ihnen das Osterei nicht verderben. Aber schauen Sie sich morgen das farbige Oval noch kurz an, bevor Sie es tütschen. Ist es nicht ein Wunderwerk der Natur? So filigran und doch so stabil. Für die Kelten stand am Anfang der Welt nicht das Wort, sondern das Ei. Schreibt SonntagsBlick.

    Es sagt der Volksmund ja nicht umsonst «Du losch dis Züg lo legge wie d'Hüehner ehre Dräck». Trotz diesem eindeutigen Verdikt wurde es endlich Zeit, eine Ode an das Huhn zu schreiben. Frohe Festtage und bleibt gesund und munter.

  • 11.4.2020 Tag der Hamsternasen

    Confiseur Walter Speck nimmt Corona-Shopper auf die Schippe – Dieser Schoggihase hamstert WC-Papier

    Mit einem speziellen Osterhasen nimmt Confiseur Walter Speck die Menschen auf die Schippe, die WC-Papier hamstern. Der Hase ist ein Renner, Speck musste die Produktion hochfahren. Walter Speck (55), Inhaber der gleichnamigen Confiserie in Zug, leidet unter den Auswirkungen der Coronakrise. Die Cafés sind geschlossen, sämtliche Catering-Aufträge sind storniert. «Im Moment ist unser Umsatz um 80 Prozent eingebrochen», sagt er zu BLICK. Speck hat auf Kurzarbeit umgestellt und einen Hilfskredit beantragt. «Vor allem die Fixkosten wie etwa die Mieten belasten uns.» Auch in der Krise hat Speck aber seine Kreativität nicht verloren und einen besonderen «Hamsterhasen» kreiert. Der Schoggihase ist in zwei Rollen WC-Papier eingepackt. «Mit einem Augenzwinkern nehme ich so die vielen WC-Papier-Hamsterer auf die Schippe», sagt er. Einen Osterhasen mit Schutzmaske, wie ihn Berufskollegen herstellen, würde er aber nie machen. Walter Speck (55), Inhaber der gleichnamigen Confiserie in Zug, leidet unter den Auswirkungen der Coronakrise. Die Cafés sind geschlossen, sämtliche Catering-Aufträge sind storniert. «Im Moment ist unser Umsatz um 80 Prozent eingebrochen», sagt er zu BLICK. Speck hat auf Kurzarbeit umgestellt und einen Hilfskredit beantragt. «Vor allem die Fixkosten wie etwa die Mieten belasten uns.» Auch in der Krise hat Speck aber seine Kreativität nicht verloren und einen besonderen «Hamsterhasen» kreiert. Der Schoggihase ist in zwei Rollen WC-Papier eingepackt. «Mit einem Augenzwinkern nehme ich so die vielen WC-Papier-Hamsterer auf die Schippe», sagt er. Einen Osterhasen mit Schutzmaske, wie ihn Berufskollegen herstellen, würde er aber nie machen. Schreibt BLICK.

    Die Frage, die uns alle bewegt: Wurde der Hamsterhase wegen dem WC-Papier gekauft oder wegen Specks feiner Schokolade? Whatever. Ein bisschen Humor kann in Zeiten wie diesen nicht schaden. Frohe Ostern und bleibt gesund.

  • 10.4.2020 - Tag der virtuellen Osterhasen

    US-Aktienmarkt auf Erholungskurs - Kreditprogramm der Fed

    Dank eines billionenschweren Kreditprogramms der US-Notenbank (Fed) hat der Dow Jones Industrial am Donnerstag an seine jüngste Erholung angeknüpft. Der Dow stieg um 1,22 Prozent auf 23'719 Punkte, nachdem er zur Wochenmitte bereits unter anderem von der Hoffnung auf ein schrittweises Hochfahren der unter dem Corona-Virus leidenden US-Wirtschaft profitiert hatte. Innert Wochenfrist bedeutet dies ein Plus von 12,67 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann am Donnerstag 1,45 Prozent auf 2789,82 Zähler. Er verzeichnete mit einem Plus von gut 12 Prozent sogar den höchsten Wochengewinn seit 1974. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,11 Prozent auf 8238,53 Punkte zu. Am Freitag bleiben die Börsen dann wegen eines Feiertages geschlossen. Schreibt BLICK.

    «Er (S&P 500) verzeichnete mit einem Plus von gut 12 Prozent sogar den höchsten Wochengewinn seit 1974.» Die Party geht weiter. As usual. Noch vor kurzer Zeit malten sämtliche «Börsenexperten» die Apokalypse an die Wand. Der endgültige Tod des Abendlandes wurde durch die «verheerende Vernichtung von Börsenwerten» beschworen. Doch Börsenwerte vernichten sich nicht, solange die am Aktienmarkt gehandelten Unternehmen keinen Konkurs hinlegen. Sie wechseln nur die Besitzer. Real existieren sie sowieso nicht. Oder wie Blocher in einem Interview treffend bemerkte: «Wüssed Sie, Aktie, da isch numme Bildschirmgeld.» Also können diese virtuellen Werte auch nicht «verbrannt» werden, wie die NZZ in einem ihrer Artikel orakelte. Einen Schoggi-Osterhasen, der nur virtuell im Internet herumhüpft, kann man ja auch nicht essen. BlackRock, die heimliche Weltmacht, & Co. werden sich jetzt jedenfalls die Hände reiben und die Champagnerkorken knallen lassen: Coronakrise und tiefste Börsenkurse seit langer Zeit zielstrebig genutzt, günstig eingekauft und innert wenigen Tagen Milliarden dazugewonnen. Schönere Ostertage hatte Laurence D. Fink wohl noch nie in seinem Leben. So geht Rock'n'Roll.

  • 9.4.2020 - Tag der Hoffnung

    Abt Urban Federer im grossen Interview: «Hoffentlich werden wir nach der Krise nicht sein wie vorher»

    Auch Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln erlebt eine Osterwoche, die es so noch nie gab. Im BLICK-Interview spricht er über Social Distancing, Online-Gottesdienst und weshalb er hofft, dass wir nach der Krise anders sind als davor. Er trägt ein grosses Kreuz und einen bekannten Namen. Abt Urban Federer (51) ist entfernt verwandt mit Tennis-Star Roger Federer (38) und der Bruder von alt CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer (54). Als 59. Abt des Klosters Einsiedeln erlebt auch er eine Osterwoche, die es so noch nie gab. Im BLICK beantwortet er die Frage, ob das Coronavirus eine Gottesstrafe ist und was wir aus dieser schwierigen Situation lernen müssen. Werden wir nach der Krise sein wie vorher? Ich hoffe nicht, denn dann hätten wir die Krise nicht verstanden. Wir werden noch lange mit der Folge der Krise beschäftigt sein und brauchen auch weiterhin die gegenseitige Unterstützung. Sagt Abt Urban Federer und schreibt BLICK.

    Ihre Hoffnung, die bekannterweise immer zuletzt stirbt, in Gottes Ohr, Hochwürden! Doch leider zeigt die Vergangenheit der menschlichen Spezies, dass das Verstehen einer Krise und die daraus folgenden Taten zwei paar verschiedene Schuhe sind, die in der DNA von «Gottes eigenen Geschöpfen» (Copyright by Ronald Reagan) nicht vorhanden sind. Wäre Ihre Hoffnung berechtigt, gäbe es spätestens seit dem Ende des zweiten Weltkriegs und dem Nürnberger Tribunal keine blutigen Kriege mehr. Um nur ein einziges Beispiel zu nennen. Die Liste der Katastrophen, aus denen die Menschheit und die aus ihr herausragenden «Wertegemeinschaften», auch und besonders die kirchlichen, nichts, aber auch wirklich rein gar nichts gelernt haben, liesse sich unendlich fortsetzen. Trotzdem vielen Dank für Ihre aufmunternde Osterbotschaft in diesen schwierigen Tagen.

  • 8.4.2020 - Tag der Bundeshaus Schwätzer*innen

    Parteien streiten über Ende des Lockdowns – Ja, lockern! Nein, warten!

    Ungewohnt harmonisch haben sich die Parteien hinter die Massnahmen des Bundesrats gegen die Corona-Epidemie gestellt. Doch geht es um die Frage, wie die Schweiz wieder zurück in die Normalität findet, ists mit der Einigkeit vorbei. So viel Harmonie war unheimlich. Geeint wie nie stellten sich die Parteien im Kampf gegen das Coronavirus hinter den Bundesrat. Frei von jeder Ideologie. Niemand versuchte, aus der Krise politischen Profit zu schlagen. Doch damit ist es jetzt vorbei. Je länger der Lockdown dauert, desto mehr erwachen die Parteien aus der Krisenstarre. Die politische Einigkeit endet dort, wo sie begonnen hat: bei den Massnahmen zur Eindämmung des Virus. Dass diese nötig waren, darin sind sich alle einig. Doch die Frage, wann und wie die Schweiz nun wieder aus dem Notstand herausfinden muss, sorgt für Zoff. er SVP um Noch-Präsident Albert Rösti (52) kann es mit der Aufhebung des Corona-Notstands nicht schnell genug gehen. Als erste Partei präsentierte sie bereits vergangene Woche ihre Strategie aus dem Lockdown. Ab dem 20. April sollen nur noch Risikopersonen daheim bleiben, Schulen schrittweise geöffnet werden, Läden und Restaurants wieder ihren Betrieb aufnehmen. Die SVP ist zudem für eine Maskenpflicht. Hauptsache, die Wirtschaft kommt schnell wieder in Gang. Am Dienstag legte die Partei nochmal nach. Sie fordert, dass ab sofort wieder das Parlament den Schlüssel für die Staatskasse hat. Der Bundesrat soll im Alleingang kein 40-Milliarden-Hilfspaket mehr schnüren dürfen. «Das Notrecht ist sobald als möglich zu beenden», sagt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (41). Die SP warnt: Eine allzu frühe Lockerung der Sicherheitsmassnahmen ist aus ihrer Sicht gefährlich. Zu gross ist die Gefahr einer zweiten Infektionswelle. Die Sozialdemokraten unterstützen denn auch das vorsichtige Rantasten des Bundesrats. Erst in zwei bis drei Wochen wisse man genauer, «wo wir real sind», sagt SP-Fraktionschef Roger Nordmann (47). Die Parteispitze trägt auch das Hilfspaket des Bundesrats für die Wirtschaft mit. Das aber reicht SP-Präsident Christian Levrat (49) noch nicht. Es brauche weitere Massnahmen für Selbständigerwerbende, Kitas, den Tourismus und Mieter. Für die FDP war richtig, dass der Bundesrat den Corona-Notstand verhängt hat. Doch genug ist genug! Jetzt bräuchten Bevölkerung und Wirtschaft endlich Perspektiven für einen schrittweisen Übergang zur Normalität, findet FDP-Präsidentin Petra Gössi (44). Sie fordert, dass alle Geschäfte wieder öffnen sollen, die die Sicherheitsmassnahmen des Bundesamts für Gesundheit einhalten können. Schreibt BLICK.

    Da ist sie wieder, diese unerträgliche Kakophonie der parteiübergreifenden Pöstchenjäger*innen der Gebenedeiten. Als ob die Bevölkerung mit dem Coronavirus nicht schon genug Kummer und Sorgen am Hals hätten, drängt sich auch noch das Virus der Tratschtanten aus den Parteizentralen mit ihren vorgestanzten, nach Aufmerksamkeit heischenden Retorten-Weisheiten und billigen Klientel-Botschaften in unser Bewusstsein. Mit der klaren Absicht, auf dass wir ja nicht diese unseligen Schwätzerinnen und Schwätzer vergessen, derweil der Bundesrat einen exzellenten Job macht und im Gegensatz zum Palaver der Parteigranden grosse Verantwortung für sein Tun und Handeln übernehmen muss.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 7.4.2020 - Tag der eingebildeten Impotenz

    Sex in 60 Sekunden: Auch Männer haben manchmal «Migräne»

    Flaute im Bett. Sexuelle Lustlosigkeit ist ein immer häufigeres Problem. Betroffen davon sind aber bei weitem nicht nur Frauen. Schreibt unser aller Pendlermagazin 20Minuten.

    Man muss beim Pendlermagazin in Zeiten wie diesen lange suchen, bis man einen Boulevardartikel jenseits der Corona-Thematik findet. Doch dieser Beitrag gibt vielen leidgeplagten Männern Hoffnung: Es ist nicht die Impotenz die euch plagt. Nein, nur eine lächerliche Migräne. Und die lässt sich doch irgendwie beseitigen. Erinnert an Romeo & Julia: «Es war die Nachtigall und nicht die Lerche!» Das sind doch mal Messages, die wir Eingeschlossenen und Eingesperrten an sonnigen Frühlingstagen brauchen. Weiter so 20Minuten, dann wird vielleicht wieder mal was aus dir. Nichts ist schon.

  • 6.4.2020 - Tag der politischen Knallchargen

    GLP-Nationalrat Bäumle will den Stillstand mit App und Massentests beenden

    GLP-Nationalrat Martin Bäumle ist überzeugt: Mit Stichprobentests und Bewegungsdaten ist ein Ausstieg aus dem Stillstand möglich. Er hat ein detailliertes Massnahmenpaket ausgearbeitet. Martin Bäumle ist ein Zahlenmensch. Excel-Tabellen sind eine Leidenschaft des ausgebildeten Chemikers und Atmosphärenwissenschafters aus Dübendorf ZH. Bei den Nationalratswahlen 2011 bewies der damalige Parteipräsident der Grünliberalen sein Flair für Mathematik: Dank geschickten Listenverbindung eroberte die GLP sechs zusätzliche Sitze. Auch das Coronavirus treibt Zahlenmensch Bäumle um. «Die letzten drei Wochen habe ich sämtliche verfügbaren Daten verarbeitet und analysiert». Das Ergebnis der Arbeit: Ein sieben Seiten langes, detailliertes Massnahmenpaket, welches dieser Zeitung vorliegt. Noch spiegelt es lediglich Bäumles persönliche Haltung wieder. Bald sollen sich die GLP-Parteigremien damit befassen. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Martin Bäumle ist ein Zahlenmensch behauptet die AZ. Ist das nun schon Ironie oder vermutete Wirklichkeit? Wäre Bäumle tatsächlich ein Zahlenmensch, hätten die Bilanzen der Green Cross Schweiz wohl kaum gefälscht werden können, ohne dass der Alleswisser und «Zahlenmensch» vom Dienst etwas gemerkt hätte. Muss denn jetzt wirklich jede Knallcharge aus der Politik ihren unsäglichen Senf zu einem Thema abgeben, das uns ohnehin schon genug Kummer und Ängste bereitet? Nach den unerträglichen Klientel-Suaden der FDP-Wendehälse Greta «Birkenstock» Gössi und Damian «ich bin nicht schwul» Müller vom Wochenende nun auch noch die Quasseltante von der GLP. Diese furchtbaren Selbstdarsteller*innen und Pöstchenjäger sollten jetzt für einmal schweigen und nicht wie üblich versuchen, das Vertrauen, das der Bundesrat bei der Bevölkerung geniesst, zu hintertreiben. Die Schweizer Bevölkerung vermisst vieles in dieser Zeit. Parteienmüll, Parteiprogramme und die dumpfe Kakophonie der üblichen Verdächtigen gehören definitiv nicht dazu. Wir sind im Kampf gegen ein Virus und nicht im Wahlkampf, der scheinbar bei diesen mediengeilen Schwätzern und Plaudertaschen nebst der üblichen Klientelpolitik ihr ganzes Dasein bestimmt.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 5.4.2020 - Tag der Coronafrisuren

    Kolumne von Helmut Hubacher: Wochenschau aus dem Hausarrest

    SP-Doyen Helmut Hubacher fällt auf, dass seine Frisur die Form verliert, Roger Köppel das Vertrauen in den Rechtsstaat und Lukas Bärfuss die Fassung. Wenn der Coiffeur noch lange Haarschnittverbot hat, wird es kritisch. Meine Frisur verliert langsam die Form und ähnelt bald einmal einem Krähennest. Beim Ausgehverbot für Senioren muss das nur meine Gret aushalten. Die sieht übrigens oben auch nicht eleganter aus. Von Frisur ist bald keine Rede mehr. Auf Roger Köppel ist einfach Verlass. Der SVP-Nationalrat und Chefredaktor der «Weltwoche» fährt wieder einmal Geisterbahn. In der Ausgabe vom Donnerstag dieser Woche malt er das Ende der Schweiz, wie sie heute noch ist, an die Wand. Ich zitiere: «Die Sozialisten richten sich auf den ewigen Lockdown ein. Sie wollen die Marktwirtschaft durch eine Staatswirtschaft ersetzen.» Um sicher zu sein, dass ihn auch noch der hinterletzte Depp versteht, doppelt er nach: Die SP wolle die Corona-Krise ausnützen, «um Freiheit und Marktwirtschaft abzuschaffen». Bei solchem Geschütz musste ich meine Kolumne im letzten Moment umschreiben. Als Erstes möchte ich Roger Köppel versichern, SP-Politiker sind normal wie andere Bürger und keineswegs verrückt geworden. Das bestätigt die NZZ vom 1. April als unverdächtiges, bürgerliches Hoforgan. SP-Bundesrat Alain Berset spiele «die Rolle seines Lebens». Die Zeitung vergleicht ihn mit General Henri Guisan, der im Zweiten Weltkrieg «den Widerstandsgeist von Volk und Armee beseelte, so, wie heute Berset den Durchhaltewillen beschwört»: Das ist ein dickes Kompliment an den SP-Bundesrat. Zweitens darf ich Roger Köppel an die Machtstruktur im Bundeshaus erinnern. Nach wie vor haben wir eine bürgerliche Mehrheit – und zwar seit es den Bundesstaat von 1848 gibt. Also seit 172 Jahren. Köppels Angst, die SP werde nach Ende der Corona-Krise die Macht übernehmen, ist unbegründet. Leider, füge ich hinzu. Drittens begreife ich hingegen Köppel, dass er wenig Vertrauen in diese Rechtsmehrheit hat. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit ein paar Dutzend Ökonomen hat in der Viruskrise grandios versagt. Allen voran Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch mit ihrem Chefökonomen Eric Scheidegger. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga soll verzweifelt ausgerufen haben: «Sie können es einfach nicht.» Departementschef Bundesrat Guy Parmelin musste die Sozialpartner vom Schweizerischen Arbeitgeberverband und vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund zu Hilfe rufen. Die BaZ hat ja berichtet, wie der Chefökonom vom Bund mit seinem Team 15 Milliönchen Franken vorgeschlagen hatte. Das Hilfspaket von 42 Milliarden Franken haben die Sozialpartner geschnürt. Viertens hat Professor Harald Weizer, Direktor der Stiftung für Zukunftsfähigkeit an der Universität Flensburg, mit einem Vorurteil aufgeräumt. Nämlich: «Das Gerede von der Marktwirtschaft, die es schon richten wird, hat sich erledigt. Nicht nur die Wirtschaft, auch die Wirtschaftswissenschaft liegt im Wachkoma. Sie hat ausser dem Ruf nach dem Staat nichts zu bieten.» («Basler Zeitung», 1.4.2020). Das müsste Köppel mehr beunruhigen als sein SP-Angsttraum. Schreibt BAZ online.

    Eine Kolumne mit Humor und Tiefgang, die sich zu lesen lohnt. Von einem der wenigen, der sich nicht hinter Köppels Eloquenz verbergen muss. Dem rhetorischen Maschinengewehr Blochers Paroli bieten kann. Hubacher at its best.

  • 4.4.2020 - Tag der Milliardenkredite

    Nationalrat Jauslin warnt vor Bschiss mit Corona-Krediten – und verärgert KMU-Kollegen

    Zuerst 20, jetzt bereits 40 Milliarden Franken gibt der Bundesrat frei, um Firmen in der Corona-Krise mit Gratis-Krediten zu helfen. Weil alles sehr schnell gehen muss, sieht FDP-Nationalrat und Unternehmer Matthias Jauslin die Gefahr von Missbrauch. Er erklärt, wie auch er locker eine Viertel Million abholen könnte. Auch Unternehmer und FDP-Nationalrat Matthias Jauslin bekommt die Corona-Krise schleichend zu spüren. Weil die Industrie weniger produziere, brauche es weniger Umbauarbeiten bei den Elektroinstallationen, die seine Firma anbiete, sagt Jauslin. Noch haben seine 30 Mitarbeitenden in Wohlen Vollbeschäftigung. Jauslin hat aber vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, auch wenn er hofft, nicht davon Gebrauch machen zu müssen. Jauslin findet es wichtig, dass den KMU in dieser Krise unkompliziert geholfen wird. Was dem freisinnigen Politiker aber aufstösst, ist, wie Firmen aufgrund der Nothilfe des Bundes ohne weitere Überprüfung zu einem zinslosen Kredit kommen. Von den gesprochenen 20 Milliarden Franken sind bereits über 14 Milliarden aufgebraucht. Am Freitag sprach der Bundesrat deshalb weitere 20 Milliarden Franken. Kredite bis 500 000 Franken sind zu 100 Prozent vom Bund abgesichert. Jauslin hat sich die Verordnung und das Antragsformular näher angeschaut. Sein Fazit: Man müsse nur ein paar Punkte ankreuzen, Adresse einsetzen, unterschreiben und schon bekomme man den Kredit. «Der Covid-19-Kredit ist eine gute Sache, birgt aber auch Risiken», so Jauslin. Auf Twitter hatte er am Mittwoch noch das Wort «Fehlkonstruktion» verwendet. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Dass Jauslin nicht ganz Unrecht hatte, beweist die Tatsache, dass der Bundesrat gestern Instrumente zur Prüfung der «Coronakrise» nachgeschoben hat. Wie sagt der Volksmund so schön? «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.»

  • 3.4.2020 - Tag der menschlichen Dummheit

    Coronafalle Hallwilersee: Braucht es vor dem Ansturm vom Wochenende eine Sperre des beliebten Ausflugziels?

    Am Wochenende wird ein Ansturm von Spaziergängern erwartet. Aber anders als im Kanton Zürich wird der See nicht gesperrt und die Kapazitäten der Parkplätze werden nicht reduziert. Die Polizei ruft dazu auf, auszuweichen. Und sie wird verstärkt kontrollieren. Die Aargauer lieben den Hallwilersee. Ganz besonders, wenn das Wetter schön ist und die Temperaturen angenehm sind – so, wie es dieses Wochenende sein soll. Ideale Bedingungen für einen Spaziergang oder ein Picknick. Aber lässt sich in Zeiten von Corona das Social Distancing einhalten? Müssen die Behörden nicht etwas gegen den grossen Ansturm unternehmen? Fest steht: Andere Kantone, allen vor Zürich, haben einschneidende Massnahmen ergriffen. So ist das Stadtzürcher Seebecken schon seit fast zwei Wochen für Spaziergänger weitgehend gesperrt. Ebenso der kleine Katzensee, wo die Polizei am letzten Sonntag intervenieren musste. Und am Donnerstag schrieb die Stadt Uster über die Situation am Greifensee: «Die öffentlichen Parkplätze waren am letzten Sonntag voll besetzt und auf den Rad- und Gehwegen waren so viele Personen unterwegs, dass die empfohlene Distanz von zwei Metern nicht mehr gewährleistet war.» Die sieben Greifensee-Gemeinden haben deshalb beschlossen, ab Samstag alle öffentlichen Parkplätze zu sperren. «Sie leisten damit einen Beitrag, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen», heisst es in einer Mitteilung. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Es wird dem Kanton Aargau (leider) wie bereits der Stadt Luzern keine andere Möglichkeit bleiben, als die Sperrung. Denn wie sagte Albert Einstein so treffend? «Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.»

  • 2.4.2020 - Tag der vollendeten Tatsachen

    Kampf gegen Virus: Ist die Corona-Impfung da, soll sie Pflicht sein

    Künftig sollen sich alle Menschen gegen Covid-19 impfen müssen, finden Politiker. Impfgegner wehren sich, bevor es überhaupt einen Impfstoff gibt. Über 850'000 Menschen haben sich weltweit mit der Lungenkrankheit Covid-19 angesteckt, mehr als 42'000 Menschen sind daran gestorben. Mit Hochdruck arbeiten Forscher an der Entwicklung eines Impfstoffs, der das Virus eindämmt. Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson etwa geht davon aus, dass ein Impfstoffkandidat spätestens im September 2020 in einer Phase-1-Studie an Menschen getestet werden kann. Anfang 2021 solle ein Impfstoff für den Notfallgebrauch zur Verfügung gestellt werden können. Schon jetzt bringen sich Impfgegner in Stellung. «Nie im Leben würde ich mich gegen Corona impfen», sagt Josef Zahner, Mitglied des impfkritischen Netzwerks Impfentscheid. Impfungen enthielten viele giftige Stoffe, zum Beispiel Formaldehyd, was zum Platzen der Lungenbläschen führen könne. «Der Nutzen von Impfungen ist fraglich. Mit der Corona-Hysterie werden viele Menschen in Angst versetzt. Dabei sterben weit weniger Menschen als bei der Wintergrippe 2018 und 2019.» Weil Impfgegner auf die Barrikaden gehen, noch bevor die Impfung da ist, bricht die Diskussion um die obligatorische Impfung los: «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Behörden eine schweizweite Impfpflicht gegen das Coronavirus einführen werden», sagt Alessandro Diana, Arzt und Infektiologe an der Clinique des Grangettes in Genf. Selbstverständlich müsse zuvor aber sichergestellt sein, dass der Impfstoff sicher sei und Komplikationen ausgeschlossen werden könnten. Zuerst geimpft werden müssten seiner Meinung nach die Personen, die einen negativen Corona-Test vorweisen können. Schreibt 20Minuten.

    Wäre es in Zeiten wie diesen nicht geradezu wohltuend, wenn man Geisterdiskussionen über Eier, die das Huhn noch nicht gelegt hat, gar nicht führen und einfach schweigen würde? Das gilt für die Medien wie für die irrlichternden Vollpfosten der Impfgegner mit ihrem esoterisch angehauchten Halbwissen. Wen wundert's da noch, dass die Printausgabe des Pendlermagazins 20Minuten ins Bodenlose pendelt und eingestellt werden muss? Was mit dem Coronavirus nichts zu tun hat. Das war schon länger absehbar. Die Zielgruppe der Jungen schaut sich den Boulevardshit übers Handy an und die Alten pendeln dem Jenseits zu. Corona schafft nur vollendete Tatsachen bei Tamedia.

  • 1.4.2020 - Tag der Erfüllungsgehilfen

    Hygienemasken gegen Coronaviren: Das BAG widerspricht seinen eigenen Empfehlungen

    Während andere Länder eine Maskenpflicht einführen, ist die Schweiz zurückhaltend. Gesunden Personen rät das Bundesamt für Gesundheit gar davon ab, eine Schutzmaske zu tragen – obwohl der offizielle Pandemieplan anderes vorsieht. Das dürfte daran liegen, dass Masken noch immer Mangelware sind. Mit den weiter steigenden Corona-Fallzahlen in der Schweiz wird die Frage zentral, ob Schutzmasken helfen können, die Neuinfektionen in den Griff zu bekommen. In Österreich gilt ab Mittwoch eine Maskenpflicht in Supermärkten. «So eine Maske kostet nicht viel», sagte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz jüngst zu seinen Landsleuten. Auch in Asien ist das Maskentragen in der Öffentlichkeit eine wichtige Massnahme im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus. In der Schweiz sträuben sich die offiziellen Stellen bis jetzt, eine Empfehlung zum Maskentragen abzugeben. Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat in den vergangenen Wochen verschiedentlich erklärt, dass Masken, vor allem die sogenannten Hygienemasken, nur einen Nutzen hätten, wenn die Person selbst krank sei. Einen Schutz vor Ansteckung gebe es damit nicht. Am Dienstag sagte Koch an einer Medienorientierung in Luzern, es gebe keine wissenschaftliche Studie, die beweise, dass einfache Schutzmasken wirksam seien. Schreibt die NZZ.

    Abgrundguteste NZZ! Du warst mal eine der Ikonen unter den europäischen Zeitschriften. Deine Korrespondenten vor Ort und die Kolumnisten bürgten als wahrhaftige Experten für höchste journalistische Qualität. Vor allem im Sinne der investigativen Berichterstattung. Dein Feuilleton war ein Hort grenzenloser Poesie, gepaart mit Intellekt und herausragender Intelligenz. Als Opinionleader warst du weltweit ein Massstab für Qualität und Integrität der freien Presse. Wo immer man in eine Metropole dieser Welt hinkam, sei es New York, Wien, Rom, Berlin oder Singapur, du warst dort in den Verkaufsregalen vertreten. Doch das sind Tempi Passati, wie wir Lateiner zu sagen pflegen. Deine Artikel mit brachial marktliberalem Gedankengut jenseits aller journalistischen Gepflogenheiten bezüglich Neutralität und teilweise sogar redaktionellen Eingriffen durch den Verwaltungsrat (Stichwort Energiewende), worüber deine altgedienten Journalisten mehr als nur entsetzt waren, liessen dich in den letzten Jahren verkommen zur Wirtschafts-«BRAVO» der alten weissen Männer. Du hast auch nie ein Mittel gefunden, den durch das Internet verschuldeten Auflageschwund durch intelligente Massnahmen im Digitalbereich aufzufangen. Dabei hättest ausgerechnet du alle notwendigen Mittel dafür zur Verfügung gehabt. Deine Firewall in Ehren, aber sie ist ebenso dämlich wie kontraproduktiv. Zu alledem kommt noch Trägheit hinzu. News sind im Zeitalter des Internets reine Temposache. Nur der frühe Vogel frisst den Wurm. «Die News von heute sind der kalte Kaffe von morgen». Dieses wunderbare Zitat des AVZ-Webmasters findest du auf der AVZ-Website unter der Rubrik «Zitate». Das Thema «Hygienemasken» heute aufzugreifen, nachdem es schon seit Tagen bei allen Medien längst bis zum geht nicht mehr verwurstet ist, wird dir kaum Klicks bringen. Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Hinzu kommt noch die unerträgliche Werbung vom Onlineverkäufer Hygieneprodukte24, der unübersehbar ausgerechnet Hygienemasken zum Wucherpreis von 289 Franken für hundert Stück in deinem Artikel anbietet. Hygienemasken notabene, die in Luzerner Apotheken für 70 Franken pro 100 Stück verkauft werden. Damit machst du dich wie eine billige Nutte zur Erfüllungsgehilfin für die verabscheuungswürdige Abzocke eines schäbigen Trittbrettfahrers und Kriegsgewinnlers in Zeiten der Not, der eine Situation erbarmungslos ausnutzt. Ein Verlag mit Anstand hätte dieses Inserat niemals angenommen! Das wird deinen Niedergang nur noch beschleunigen, auch wenn du jetzt als getreue Hohepriesterin des lupenreinen Glaubens an den Neoliberalismus, wonach der Markt doch eigentlich alles richten müsste, bereits Bundeshilfe für dein Presse-Imperium angefordert hast. Dass man in Krisenzeiten durchaus massiv zulegen kann beweist als Beispiel das kleine aber feine Onlineportal vom Artillerie-Verein Zofingen. Mit seriösen Beiträgen und ohne Effekthascherei und Hysterie steigerte der Artillerie-Verein Zofingen die Besucherzahlen im März gegenüber Februar von 28'000 Visits auf 35'000 um 20 Prozent. Peanuts, für eine Grosse wie dich. Zugegeben. Trotzdem: Von den Kleinen lernen heisst manchmal siegen lernen. Denn irgendwas machen die in Zofingen ja wohl richtig.

    Den vielen Besucherinnen und Besuchern vom Artillerieverein Zofingen an dieser Stelle herzlichen Dank. Bleibt gesund!

  • 31.3.2020 - Tag der Leitmedien

    Kritik an Argumentation: War das BAG bei den Masken nicht ehrlich?

    Österreich setzt auf Masken, das BAG winkt immer noch ab: Politiker werfen dem BAG Intransparenz vor. Seit Wochen verteidigt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seinen Appell: Gesunde Personen sollten in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen, da diese keinen effektiven Schutz bieten würden. Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, warnte wiederholt vor einem falschen Sicherheitsgefühl durch Masken. Diese könnten dazu führen, dass man die Hände weniger wasche, sich vielleicht mehr an die Maske und ins Gesicht fasse und die Distanz nicht einhalte. Diese Argumentation ist umstritten, da beim Coronavirus nicht alle Infizierten überhaupt Symptome entwickeln. Masken verhindern aber, dass sie Tröpfchen in die Luft husten und weitere Leute anstecken. Elaine Shuo Feng, Epidemiologin an der Universität Oxford, geht davon aus, dass Regierungen vor allem aufgrund des eingeschränkten Angebots an Masken von deren Tragen abrieten, wie sie in der Fachzeitschrift «Science» erklärte. Nun gilt in Österreich ab Mittwoch im Kampf gegen weitere Ansteckungen mit dem Coronavirus eine Maskenpflicht beim Einkaufen. Weil das BAG damit argumentierte, die Masken würden eine falsche Sicherheit vermitteln, fühlen sich Schweizer Politiker vom BAG verschaukelt. «Das BAG hat zu wenig transparent kommuniziert», kritisiert etwa Grünen-Nationalrat Bastien Girod. Da die Masken ein knappes Gut seien, habe das BAG vor allem strategisch kommuniziert. «Es ist aber klar, dass es auch sinnvoll ist, wenn gesunde Personen Masken tragen.» Hätten Masken keinen Nutzen, würde auch das Spitalpersonal darauf verzichten. Schreibt 20Minuten.

    Nun kommen sie doch noch wie die alte Fasnacht aus den Löchern gekrochen, unsere wunderbaren Opinionleader (Meinungsmacher) und Leitmedien der Schweizer Pressezunft. Mit reichlicher Verspätung stellen sie die Frage, die sich auch LUZART stellte. Allerdings nicht erst heute, sondern am 28.3.2020 (scrollen nach unten hilft weiter). In der «Schlagzeile des Tages» wies LUZART nicht nur auf die Widersprüchlichkeit von Daniel Kochs (BAG) Aussage hin, sondern lieferte auch die Antwort. Die Maske ist nicht das Allheilmittel gegen das Coronavirus, aber sie ist ein Teil des gesamten Schutzpaketes. So wie Händewaschen und Social Distancing. Die Bevölkerung steht bisher hinter den Verordnungen und Massnahmen des Bundesrates. Das ist ein kostbares Gut in einer schwierigen Zeit. Doch Stimmungen können in Krisenzeiten sehr schnell kippen. Vor allem dann, wenn die Menschen das Gefühl bekommen, dass sie angelogen werden. Ehrlichkeit und volle Transparenz sind das oberste Gebot für die Exekutive in Krisenzeiten. Daniel Koch wäre kein Stein aus der Krone gefallen, hätte er schlicht und einfach die Wahrheit erzählt. Dass die Schweiz nämlich im zeitlichen Vorfeld der Corona-Pandemie, die sich ja schon im Dezember 2019 abzeichnete, mit der Bestellung (bzw. Eigenproduktion) der Masken kläglich versagte. Diese Tatsache wäre von den Bürgerinnen und Bürgern mehrheitlich auch akzeptiert worden. Menschliches Versagen wird in der Regel eher toleriert als eine ziemlich plumpe und dumme Ausrede, um das Wort Lüge nicht zu verwenden. In solchen Zeiten will niemand angelogen werden. Da braucht es das unbedingte Vertrauen der Menschen zu ihren Behörden.

    Eine denkbar schlechte Figur in dieser Angelegenheit machen aber auch unsere Medien, die zwar mit unzähligen schrillen, nach Aufmerksamkeit heischenden Coronavirus-Artikeln und ihren teilweise mehr als fragwürdigen Experten das berühmte Overdose-Fass längst zum Überlaufen gebracht haben, die simpelsten Fragen aber nicht oder erst mit unakzeptabler Verspätung* stellen. News sind im Internetzeitalter reine Temposache. Wer das nicht beherzigt, wird über kurz oder lang die Segel streichen müssen. Kein Wunder, geht es den Medien nicht besonders gut. Mit Corona hat das nur am Rande zu tun, liegen doch viele Zeitungen längst auf den Intensivstationen der Medienhäuser, wo sie tropfenweise finanzielle Infusionen erhalten. Wer nach zwei Wochen Corona-Massnahmen wegen fehlenden Inseraten bereits beim Bund nach Hilfe krächzen muss, hat in der Vergangenheit sehr vieles falsch gemacht. Corona beschleunigt lediglich eine Bereinigung, die der vielgepriesene Markt schon lange hätte vollziehen müssen. Dauern die Krisenmassnahmen länger als gedacht, wird es in der Zeit nach Corona einige der Blättlis nicht mehr geben, denn – Hand aufs Herz – systemrelevant sind sie ja wohl kaum. Vermissen wird sie ohnehin niemand. Sonst wären ihre Auflagezahlen ja nicht dahingeschmolzen wie Schnee an der Sonnenkorona.

    * Die AZ beschäftigt sich beispielsweise heute, am 31.3.2020 in drei (!) Artikeln mit dieser Frage.

  • 30.3.2020 - Tag der Hygienemasken

    Österreichische Regierung setzt auf Masken beim Einkauf, Tests und Freistellungen für Risikogruppen

    Die Bundesregierung hat am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verkündet. Es gelte nun, eine Überforderung des Gesundheitssystems mit allen Mitteln zu verhindern, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dies solle durch den verstärkten Schutz besonders gefährdeter Gruppen, die konsequente Durchsetzung der Maßnahmen durch die Exekutive und das verpflichtende Tragen von Masken erreicht werden. "Wir sind von unserem Ziel noch weit entfernt", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Ein Ende der Maßnahmen sei demnach noch länger nicht in Sicht. Um den Schutz von älteren Menschen und den von Menschen mit Vorerkrankungen zu verbessern, sollen diese Bevölkerungsgruppen verpflichtend vom Job freigestellt oder auf Homeoffice umgestellt werden, erklärte Anschober. Per Erlass wird außerdem die touristische Nutzung von Hotels eingestellt. Weiters soll, vor allem zu Stoßzeiten, die Einhaltung der Sicherheitsabstände in Supermärkten verbessert werden. Etwa durch Bodenmarkierungen vor den Kassen und Kontrollen, wie viele Käufer in den Supermarkt dürfen.

    Verteilung der Masken in Supermärkten

    In den Supermärkten soll auch die Verteilung der Schutzmasken stattfinden, deren Tragen in Zukunft beim Einkauf verpflichtend sein wird. So weit möglich soll dieser Schutz auch überall sonst angelegt werden, wo Menschen zusammenkommen, bat Kurz. Ab Mittwoch sollen die Masken am Eingang der Supermärkte verteilt werden. Wer dies verweigert, "wird nicht in den Supermarkt hineinkommen", sagte Kurz. Die Masken sind laut Anschober dafür geeignet, dass andere nicht angesteckt werden. "Sie haben einen Wirkungszeitraum von vier Stunden" und dienten dem "Schutz der Kapazitäten in den Spitälern". Was die Testungen angeht, arbeite die Regierung nach wie vor daran, "dass es einen schrittweisen Ausbau gibt". Jedoch habe man "da durchaus eine angespannte Situation", sagte Anschober in Bezug auf die Testkapazitäten. Bei den Antikörpertests mache "die Industrie ganz große Fortschritte". Diese sollen "in einem überschaubaren Zeithorizont breit" ausgerollt werden. Weiters erklärte Kurz, dass man derzeit eine Stichprobentestung bei 2.000 Personen mache. Damit werde man Ende der Woche abschätzen können, wie viele Personen tatsächlich infiziert sind. Auch beim medizinischen Personal werden entsprechende Testungen durchgeführt. Schreibt DER STANDARD.

    Das Tragen von Hygienemasken mache nur Sinn, wenn man krank sei oder im Gesundheitswesen arbeite, sagte Koch vom BAG im Interview mit der Sendung «10vor10». Siehe «Daily Headline» vom 28.3.2020 (nach unten scrollen). Sebastian Kurz dürfte ja wohl auch ein paar namhafte Virologen in seinem Team haben und führt mit seiner heutigen Massnahme die Äusserung von Koch ebenfalls ad absurdum. Wie LUZART.

  • 29.3.2020 - Tag der ewigen Liebe

    Polizei musste Katzensee sperren: Schönes Wetter lockte Menschen nach draussen – trotz Corona

    «Bleiben Sie zu Hause!», das ist die Hauptempfehlung des Bundesrats im Kampf gegen das Coronavirus. Am heutigen Samstag wollten die Leute aber lieber draussen sein. Die Polizei hatten alle Hände voll zu tun. Die Schweizer bleiben zu Hause. Die Handy-Daten der letzten Tage zeigten, dass immer weniger Menschen unterwegs waren (BLICK berichtete). Doch mit dem ersten Wochenendtag zeigt sich an vielen Orten ein anderes Bild. Das schöne Wetter am heutigen Samstag lockt unzählige Menschen nach draussen.Obwohl der Bund empfiehlt, zu Hause zu bleiben. Mehrere BLICK-Leserreporter schickten Fotos von Menschen, die sich nicht an die Massnahmen zu halten scheinen. Die Aufregung ist gross. «Gewisse Leute kapieren es einfach nicht!», schreibt einer. Um 15 Uhr beobachtet er eine geschlossene Sportanlage beim Hardhof in Zürich. Mindestens fünf Personen lässt die Anweisung kalt. Munter trainieren sie an den Geräten. Auch am Fluss sieht es nicht anders aus. «Ich finde es eine unglaubliche Frechheit, was sich manche Personen erlauben. Das Seeufer ist zu und so weicht man an die Limmat aus!!!», schreibt eine Leserin. Auf dem von ihr eingesendeten Foto sind mehrere Dutzend Personen an den Treppen des Wipkingerparks in Zürich zu sehen. Schreibt SonntagsBlick.

    Liebe Luzernerinnen und Luzerner: Jetzt ja nicht mit dem desinfizierten Innerschweizer Zeigefinger auf die Zürcher zeigen. Der Aufmarsch der Spaziergängerinnen und Spaziergänger am Luzerner Quai am gestrigen Samstag bei traumhaftem Frühlingswetter war der reinste Horror. Ein Massenauflauf sondergleichen. Wie bereits am vorletzten Sonntag. Social Distancing ist unter solchen Umständen beim besten Willen nicht einzuhalten. Hinzu kommt das erschreckende Bild der Risikogruppe der unzähligen Seniorinnen und Senioren, die's auf Teufel komm raus nicht sein lassen können, am Quai zu flanieren und händchenhaltend ihre ewige Liebe zu demonstrieren, die schon bald ein tragisches Ende nehmen könnte. Dummheit macht scheinbar auch vor Gicht, grauen Federn und Krampfadern nicht Halt. Dabei gibt es in Luzern viele andere, sehr schöne, gemütliche und bequeme Wanderwege, die kaum frequentiert werden. Sollte der Quai sinnvollerweise polizeilich geschlossen werden, braucht sich niemand zu wundern. In Wuhan wäre das schon längst passiert. Von den Chinesen lernen, heisst das verdammte Coronavirus besiegen lernen. Und zwar mit Intelligenz, aber ohne Diktatur.

  • 28.3.2020 - Tag der Gesichtsmasken

    BAG: Bund hat genügend Hygienemasken an Lager – Schweizer Maskenproduktion läuft an

    Der Bund verfüge wieder über genügend Hygienemasken an Lager, sagte Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitagabend. Diese seien vorrangig reserviert für Personal im Gesundheitswesen. Das Tragen von Hygienemasken mache Sinn, wenn man krank sei oder im Gesundheitswesen arbeite, sagte Koch im Interview mit der Sendung «10vor10» weiter. Ansonsten seien Handhygiene und Distanzhalten der bessere Schutz gegen das Coronavirus. Die Masken sollen deshalb von Arbeitnehmenden im Gesundheitswesen getragen werden, vor allem im Umgang mit Risikopatienten. Momentan verfüge der Bund über 17 Millionen Masken an Lager. Zwei Millionen Masken würden täglich benötigt, so Koch. Inzwischen hat sich die Lage um den Export von medizinischem Schutzmaterial entspannt: So bestehen in Deutschland keine Einschränkungen mehr beim Export von diesem Material in die Schweiz, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Die Waren seien unterwegs oder bereits im Land. Alle dem Seco bekannten Probleme seien gelöst. Am vergangenen Freitag hatte Wirtschaftsminister Parmelin einen «Durchbruch» bei der Lieferung von Schutzmaterial aus der EU für die Schweiz verkündet. Die Schweiz könne umgehend mit der Produktion von Schutzmasken starten, sagte Koch zudem am Montag. Die Maschinen dafür seien vorhanden. So sollen täglich rund 40'000 Masken im eigenen Land produziert werden. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Das ist doch endlich mal eine positive Nachricht! Doch die Aussage von Daniel Koch betreffend Tragen der Hygienemasken scheint noch immer auf einen gewaltigen Mangel an Masken für die Gesamtbevölkerung hinzuweisen. Es macht durchaus für alle Menschen Sinn, sowohl die Gesichtsmaske zu tragen wie auch die – eigentlich selbstverständlichen – Ratschläge vom BAG bezüglich Handhygiene und Distanzhalten strikt zu befolgen. Das eine tun und das andere nicht lassen. Würden Gesichtsmasken tatsächlich nichts nützen, stellt sich die Frage, warum sie denn dem Personal im Gesundheitswesen empfohlen werden? Widersprüchlicher kann man kaum herumeiern. Die chinesischen Experten (und auch viele europäische wie der deutsche Virologe und Podcast-Star Christian Drosten) wundern sich, weshalb in Europa Maskentragen nicht zur Pflicht erklärt wurde. Ja warum wohl? Nicht weil sie nichts nützen, sondern weil die Masken schlicht und einfach für die breite Masse der Bevölkerung nicht verfügbar sind.

  • 27.3.2020 - Tag der genetisch bedingten Pfeile

    Soll Politik stillstehen? Aargauer Nationalrätin findet: «Parlament muss Auftrag erfüllen, dafür ist es gewählt»

    Erste Reaktionen im Aargau zur Corona-Session sind mehrheitlich positiv. Für die SP-Aargau-Präsidentin und Nationalrätin Gabriela Suter ist klar, dass das Parlament bald wieder zusammentreten muss, so wie es jetzt auch geschieht. Es müsse handlungsfähig bleiben, «in einer derartigen Krise wie jetzt ist das sogar noch wichtiger». Es gehe darum, die Notverordnungen des Bundesrates durch das Parlament zu überprüfen und zu legitimieren: «Je länger der Ausnahmezustand herrscht, desto dringender muss das Parlament wieder tagen.» Es soll natürlich primär um die Bewältigung der Coronakrise gehen. Sie hofft, dass auch andere Geschäfte Platz haben: «Wir müssen rasch die Schlussabstimmung zu den Überbrückungsrenten durchführen. Das CO2-Gesetz hat ebenfalls hohe Dringlichkeit.» Zum Schutz von Risikopersonen müsse man in der Session aber eine sichere Lösung finden.

    Glarner: Es braucht im Moment keine Session

    Für den Nationalrat und SVP-­Aargau-Präsident Andreas Glarner dagegen ist klar: «Es braucht im Moment keine Session. Der Bundesrat handelt nach Notrecht, aber derzeit mit viel Augenmass. Solange das so bleibt und die Finanzdelegation sein Handeln unterstützen kann, muss das Parlament nicht eingreifen. Wir können ohnehin nur die Beschlüsse abnicken.» Er hat keine Sorge, dass man das Notrecht wie nach dem 2. Weltkrieg nur schwer wieder wegbrächte: «Die rechtliche Situation ist heute eine ganz andere.» Klar sei alles vorzubereiten, dass eine nächste Session stattfinden kann, aber: «Es gibt keine Geschäfte, die nicht ein paar Monate warten können. Es geht vielen linken Parlamentariern doch mehr darum, sich in der Krise – die ich keinesfalls verharmlosen will – am Rednerpult zu produzieren und endlich wieder Sitzungsgeld zu kassieren.»

    Binder: Auch Parlament muss funktionieren

    Es gehe nicht darum, dass das Parlament die Aufgaben des Bundesrates übernimmt, diese seien in der momentanen Notlage nicht teilbar, sagt Nationalrätin und CVP-Aargau-Präsidentin Marianne Binder. «Es geht darum, dass das Parlament seinen eigenen Auftrag erfüllt und seine Geschäfte behandelt. Dafür ist es gewählt. Ich begrüsse diese Session.» Dass sich die erste Macht im Staat selbst ausser Kraft gesetzt hat und seither weder handlungs- noch beschlussfähig war, ist für Binder aus demokratie- und staatspolitischer Sicht sehr heikel: «Von Schulen, Universitäten und Wirtschaft erwarten wir, dass sie digital funktionieren, so auch vom Parlamentsbetrieb. Rechtlich ist das möglich.» Dass man nun in eine Messehalle geht, sei aber in Ordnung. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Wir sollten jetzt nicht in Defätismus verfallen und über die Wichtigtuerei as usual der vom Schweizer Volk an der Wahlurne Gesalbten und von der Wirtschaft Geschmierten herziehen. Viele Schweizerinnen und Schweizer verlieren derzeit als Folge fehlender Einnahmen Geld. Viel Geld sogar. Der Bundesrat versucht, so solidarisch und unkompliziert wie irgendwie nur möglich allen zu helfen. Gerecht zu werden. Da zu sein für die Nöte der Bevölkerung. Das gilt aber (bis jetzt) nicht für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Hohen Haus von und zu Bern, die mangels fehlenden Gelegenheiten nicht ihrem üblichen Lobbyismus und den sprichwörtlichen Mauscheleien in den Hinterzimmern nachgehen können und dadurch wohl auch deftige Einnahmenverluste im Lobbykässeli in Kauf nehmen müssen. Hinzu kommt ein gewisser Ansehensverlust bei der Bevölkerung, die plötzlich realisiert, dass die Coronakrise ganz ohne die unsäglichen Expertinnen und Experten aus dem Parlament vom Bundesrat allein gemeistert wird. Mit hoher Akzeptanz beim Volk. Niemand vermisst derzeit die Schalmeien und Pöstchenjäger*innen aus dem National- und Ständerat. Im Gegenteil! Viele Menschen sind sogar froh, dass das übliche Palaver für einmal unterbleibt und geniessen die wohltuende Ruhe. Trotzdem ist der Bundesrat zwingend angewiesen, die Verluste der Parlamentarierinnen und Parlamentarier ebenfalls über sein Massnahmenpaket auszugleichen. Müssen doch die Ärmsten und Ärmstinnen von ihrem kläglichen Einkommen als Auserwählte des Volkes leben. (Ironie aus.)

    PS: Es kommt nicht alle Tage vor, dass man Glarner beipflichten muss. Allerdings sind seine einem genetisch bedingten Reflex geschuldeten Pfeile, die er gegen die «Linken» abschiesst, unvollständig. Nur ein Teil der Wahrheit, wie so oft bei Glarner. Die ehemals liberale, heute abartig neoliberale Partei FDP (orchestriert von der CVP) schreit nämlich genau so laut wie die SP nach einer Parlamentssession. Der solariumgebräunte Pöstchenjäger Müller aus dem Ständer-Rat hat bereits die Messe Luzern als Tagungsort vorgeschlagen. Und dies schon vor Tagen. So viel Wahrheit, lieber Andi, muss sein. Auch für einen Dumpfplauderer, wie wir Dich laut Gerichtsurteil nennen dürfen.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 26.3.2020 - Tag der gelauten Jeanshose

    Trump'sche Balkanpolitik: Kosovarische Regierung gestürzt

    Mittwochnacht wurde die Regierung Kurti durch ein Misstrauensvotum zu Fall gebracht. Die USA unter Trump stellen sich in der Kosovo-Politik nun klar gegen die Europäer. Viele Bürger in Prishtina trommelten auf Töpfe oder Eisenstangen auf ihren Balkonen, um den Sturz der Regierung zu verhindern. Gäbe es keine Ausgangssperren wegen der Coronavirus-Krise, wären die Straßen der kosovarischen Hauptstadt am Mittwoch wahrscheinlich voll von Demonstranten gegen die alten Kader gewesen. Denn trotz der Warnung der Gesundheitsbehörden, dass eine Zusammenkunft der Parlamentarier zu gefährlich sei, wurde die Koalition der Vetëvendosje (VV) unter Premierminister Albin Kurti mit der Demokratischen Liga (LDK), die seit Februar in Amt ist, dort Mittwochnacht per Misstrauensvotum gestürzt. Offiziell ging es um einen Streit, ob der Ausnahmezustand ausgerufen werden sollte oder nicht. Präsident Hashim Thaçi, der größte innenpolitische Gegner von Kurti, versuchte dies zu erreichen, weil er als Staatschef dadurch mehr Durchgriffsrechte bekommen wollte. Die alten Kader der LDK, die sogenannte "Dinosaurier-Fraktion", folgten dem Präsidenten, weil sie selbst die Koalition verlassen wollen. Das hat allerdings nichts mit der Coronavirus-Krise oder Maßnahmen dagegen zu tun, sondern mit dem US-Gesandten für Kosovo und Serbien, Trumps Geheimdienstdirektor Richard Grenell. Dieser hat die "Dinosaurier-Fraktion" der LDK auf seine Seite gezogen. Grenell will gemeinsam mit Thaçi und dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić ein Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo durchziehen. Seine Aufgabe ist es nämlich, für seinen Chef Trump einen außenpolitischen "Erfolg" vor den US-Wahlen zu liefern. Kurti ist allerdings gegen einen solchen intransparenten Deal, und wurde offenbar deswegen ausgehebelt. Nach dem Misstrauensvotum sagte er, dass diejenigen Kosovaren die sich in Washington mit Grenell getroffen hätten, mit viel Macht "von oben" ausgestattet worden seien – damit spielte er auf den Ex-LDK-Außenminister Skender Hyseni an, der vor zwei Wochen mit dem Trump-Gesandten zusammen gekommen war und offenbar danach das Koalitionsende eingeleitet hatte. Viele Kosovaren machten sich angesichts der sich überstürzenden Ereignisse und der Vorgangsweise von heimischen wie internationalen Politikern und Honorardiplomaten Sorgen um die Demokratie, gibt der Wissenschafter zu Bedenken. "Es gibt zudem immer mehr Tendenzen zu autoritären Zügen. Manche versuchen die Pandemie auszunutzen, um das durchzuziehen." Thaçi forderte etwa die Polizeikräfte auf, die Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Covid-19-Krise nicht einzuhalten. Er behauptete, dass diese verfassungswidrig seien. Thaçi versucht sich im Kosovo und im Ausland als "Mann der Amerikaner" darzustellen. Er ist allerdings wegen seiner Kriegsvergangenheit erpressbar. Es ist nicht auszuschließen, dass er vor dem kosovarischen Sondergericht für Kriegsverbrechen in Den Haag landet. Schreibt DER STANDARD.

    Die Regenbogentante Grenell und der Macho Thaçi: Was für ein liebliches Paar! Der Hardliner Richard Grenell und die Trump-Administration beweisen einmal mehr, dass die hehren Botschaften der Leitartikel von wegen «Die Welt hält in der schlimmsten Krise nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen» – geschrieben von den transatlantischen Speichelleckern in den Redaktionsstuben der «westlichen Wertegemeinschaft» – nichts anderes sind, als nach Zeilenhonorar bezahlter Müll.

    Kleine Schmonzette am Rande: Der ehemalige UCK-Chef und jetzige Präsident der Republik Kosovo, Hashim Thaçi, könnte vor dem kosovarischen Sondergericht für Kriegsverbrechen in Den Haag landen. Thaçi lebte vor dem Kosovokrieg für einige Zeit als Student auch in der Zentralschweiz. SVP-Nationalrat Sebastian Frehner reichte eine Interpellation bezüglich «Kriminellen Aktivitäten von Hashim Thaçi und der UCK in der Schweiz» ein. Unter anderem liess der Kosovare im Emmen Center damals eine Jeans mitlaufen, wurde aber in flagranti beim Diebstahl erwischt und die Luzerner Staatsanwaltschaft leitete ein Strafverfahren ein, das lange Zeit öffentlich im Internet einsehbar war. Doch kaum war der Kosovare im Staatsamt angelangt, wurde der Interneteintrag auf wundersame Art gelöscht. So wie Ueli Maurers «Neger»-Video auf Youtube, in dem Maurer live und wahrhaftig in Wort, Bild und Ton vor dem Parlament im Hohen Haus zu Bern erklärte, wie man in Bern einen Schwarzafrikaner nenne, am Tag seiner Wahl zum Bundesrat auf ebenfalls wundersame Art gelöscht wurde. Die uralte Internetweisheit, dass das Internet niemanden und nichts vergesse, wird damit ad absurdum geführt. Sachen gibt's...

  • 25.3.2020 - Tag der Scheisshauspapier-Experten und Influencer

    Schweizer hamstern WC-Papier: Ökonom Bruno S. Frey sagt warum

    Der Wirtschaftsprofessor Bruno S. Frey ist ein Pionier der ökonomischen Glücksforschung. Er sagt, warum Hamstern sinnvoll sein kann und wieso das Parlament wieder tagen muss. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Gut zu wissen, dass nun auch der Pionier der Glücksforschung und Scheisshauspapier-Experte S. Frey seinen Kommentar zum Thema Coronavirus absondern durfte. Langsam aber sicher nervt die Inflation der unsäglichen und nichtssagenden Corona-Artikel. Der Peak ist längst überschritten. Zitieren wir nochmals Karl Valentin: «Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.»

    Geld für Coiffeure und Beizer: Ansturm der Selbstständigen überfordert Server der Ausgleichskassen, doch was wird aus den Influenzern?

    Fitnessberater, Coiffeure, Beizer: Ihnen will der Bund rasch und unkompliziert mit Geld aushelfen, damit sie ihre Erwerbsausfälle in Corona-Zeiten überbrücken können. Schliesslich arbeiten in der Schweiz viele selbstständig Erwerbende, ohne einen Arbeitsvertrag eines Chefs oder einer Firma. Nachdem der Bundesrat am Freitagnachmittag sein Wirtschaftspaket bekannt gegeben hat, haben die AHV-Ausgleichskassen übers Wochenende die nötigen Informationen für die Bevölkerung zusammengestellt, damit sich in finanzielle Not geratene Menschen, die wegen der Corona-Krise nicht mehr arbeiten dürfen, rasch Hilfe besorgen können. Maximal gibt es vom Bund 196 Franken – so wie bei Mutterschaftsurlaub oder Militärdienst. Nun zeigt sich: Der Bedarf nach Überbrückungs-Liquidität ist gross. So gross sogar, dass die Server zum Teil ausgefallen sind, wie die Ausgleichskassen bestätigen. Am Montagvormittag wurden die Informationen aufgeschaltet, und bereits gegen elf Uhr waren zeitweise bis zu 14‘000 Personen gleichzeitig auf der Webseite der AHV-Ausgleichskasse, um das Formular auszufüllen oder herunterzuladen, um es später ausgefüllt per Post zu verschicken, wie SRF berichtet. «Hat sich ausbezahlt, dass wir so rasch reagiert haben» Andreas Dummermuth von der Ausgleichskasse des Kantons Schwyz koordiniert die Bemühungen der Kantone und bestätigt den grossen Andrang gegenüber CH Media. „Es hat sich ausbezahlt, dass wir nach der Bundesrats-Ankündigung so rasch reagiert haben“, sagt der Jurist. Es sei eine Herkulesaufgabe gewesen, da die Kantone bis am Freitagnachmittag keine schriftlichen Informationen vom Bund diesbezüglich erhalten hätten. Doch was ist mit Reinigungspersonal und Influencern? Dummermuth betont, dass nur Personen für Zahlungen berechtigt sind, die aufgrund der Corona-Massnahmen des Bundes oder des Kantons nicht mehr arbeiten können. Für eine Reinigungskraft oder einen Anwalt gelte dies zum Beispiel nicht, da es sich um keine Betriebsschliessung handle. Das heisst, dass auch eine selbstständige Reinigungskraft, die zum Stundenlohn angestellt ist, keinen Anspruch hat, wenn ihr Auftraggeber die Reinigung des Büros oder der Wohnung storniert. Auch Influencer, die sich in Hotels oder Restaurants für die sozialen Medien inszenieren, gehen laut Dummermuth leer aus. Schreibt das Zofinger Tagblatt.

    Bis jetzt wurde von den Medien jedes mittelmässige Dummerchen, das ein möglichst schrilles Handyvideo auf dem eigenen Youtube-Chanel hochladen konnte, als Socialmedia-Star mit ausserirdischen Fähigkeiten und einem Millioneneinkommen dank Milliarden von Klicks hochgejazzt. Deckt nun ausgerechnet die «Influenza Corona» mit brutaler Härte auf, dass all die medial aufgebauten Superlativen um die Influencer nichts anderes (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nur unrecherchierter Schall und Rauch waren? Wie so vieles andere an Übertreibungen bezüglich Social Medias?

  • 24.3.2020 - Tag der irrationalen Wunschträume

    In den Köpfen wird das Virus überleben

    Die Körper immunisieren sich gegen Corona. Doch vieles wird nie mehr so sein wie früher. Hätte im Dezember 2019 jemand das jetzige Befinden der Welt beschrieben, wäre diese Person in psychologischer Behandlung gelandet. So ein Irrsinn. Nun, nach über einer Woche Ausnahmezustand, fühlt sich diese Stimme fast normal an. Und vielleicht ist sie bereits ein Teil von uns geworden. Ein Mikroorganismus hat fertiggebracht, woran die mächtigsten Politiker gescheitert wären: Menschen verzichten auf Tätigkeiten, die für unverzichtbar galten. Demokratische Staaten setzen Massnahmen durch, die man bis vor kurzem als totalitär bekämpft hätte. Notrecht herrscht. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer erleben zum ersten Mal, dass die Welt nicht so funktioniert, wie man es ihnen versprochen hat. Doch irgendwann wird die Plage vorbei sein. Dann geht es wieder los. Bereits wird ausgiebig über die Post-Corona-Welt nachgedacht. Die entscheidende Frage dabei lautet: Wie lange wird Covid-19 in unseren Köpfen bleiben, nachdem sich die Körper dagegen immunisiert haben? Auf ein Nachwirken des kollektiven Zu-Hause-Sitzens hoffen auch Freunde der Digitalisierung. Die unfreiwillige Nutzung von Homeoffice, Homeschooling und Homeshopping lasse viele Menschen deren Vorteile erkennen. Dadurch werde sich der Alltag auch nach der Befreiung stärker in virtuellen Räumen abspielen. Weitere Post-Corona-Prognosen lauten: Der Nationalstaat werde erstarken, die Globalisierung hingegen schwächeln. Staatliches Durchgreifen und eine breite Überwachung würden leichter akzeptiert. Der öffentliche Verkehr werde sich nie mehr richtig vom Seuchenherd-Image erholen, das Gleiche gelte für Grossveranstaltungen. Dafür werde gemeinschaftliches Handeln höher geschätzt. Schreibt die Berner Zeitung.

    Beat Metzlers Meinung tönt zu schön um wahr zu sein. Dass sich Home Office langfristig als neues Arbeitsmodell in vielen dafür prädestinierten Betrieben etablieren wird, ist unbestritten. Hat aber weniger mit dem Coronavirus als mit der Digitalisierung zu tun. Das Virus trägt lediglich zur Beschleunigung und Akzeptanz bei. Zu glauben, dass sich an der Globalisierung oder unserem Umgang mit dem Klimawandel eine Kehrtwendung zum Besseren vollziehen wird, ist irrationales Wunschdenken. Erinnern wir uns doch einmal für einen kurzen Moment an die letzte grosse Krise, die die globale Finanz- und Wirtschaftswelt durchgeschüttelt hat: Die Weltfinanzkrise. Johann Niklaus Schneider-Ammann, damals noch FDP-Nationalrat, geisselte im Parlament die Banksters und deren schamlose Bonunszahlungen ebenso wie den Hilferuf nach dem Staat. (Anmerkung: Was die FDP jetzt auch in der Coronakrise hemmungslos betreibt.) Schneider-Ammann forderte eine drastische Regulierung des Bankensystems. 2010 wurde er bei der Ersatzwahl für Hans-Rudolf Merz zum Bundesrat gewählt und hielt sich ab diesem Zeitpunkt an Adenauers Worte: «Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.» Das «systemrelevante» Bankensystem wurde nach der Rettung durch den Staat mit wenigen Ausnahmen kaum reguliert und die unsäglichen Boni flossen weiter bis zum heutigen Tag. Nein, lieber Beat Metzler, so gern man ihren Visionen für eine bessere Welt in den Zeiten nach dem Coronavirus folgen würde: Da braucht es einiges mehr, bis in den Köpfen der seit Jahrzehnten bis ins Mark vom tödlichen Virus des brachialen Neoliberalismus verseuchten Gesellschaft ein Umdenken stattfindet. Der Neoliberalismus hat sich noch nie um Tote gekümmert, dafür aber um so mehr für die sinkenden Börsenwerte.

  • 23.3.2020 - Tag der Freisinnigen Pöstchenjäger

    Kampf gegen Corona: Bundesrat berät sich mit Parteichefs

    Im Kampf gegen das Coronavirus regiert der Bundesrat jetzt per Notrecht. Das Parlament hat die Session abgebrochen. Die Volksabstimmungen vom 17. Mai sind abgesagt. Zeitlich befristet, stärkt die Krise die Landesregierung auf Kosten der anderen Gewalten im Staat. Dennoch möchte der Bundesrat nicht auf den Rat der Parteien ­verzichten. Regelmässige Sitzungen mit deren Vertretern sind in Planung. Und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (59, SP) hat die Parteipräsidenten für kommende Woche zu einem Treffen eingeladen. Ort und Zeitpunkt sind noch offen. «Tatsächlich habe ich mit den Präsidenten der anderen Parteien den gleichen Gedanken diskutiert und begrüsse die Einladung der Bundespräsidentin ausdrücklich», sagt CVP-Präsident Gerhard Pfister (57). Es gehe darum, dass der Bundesrat die Möglichkeit erhält, «das Parlament und die Parteien zu spüren und mit uns zu diskutieren». Niemand denke, die Landesregierung wende das Notrecht nicht sorgfältig an. «Vielmehr können die Diskussionen in dieser Runde dem Bundesrat den Rücken stärken. Denn sein Korrektiv, das Parlament, tagt nun einmal nicht.» Die Schweiz steht laut Pfister erst am Beginn der Krise. Die aber sei «die grösste Herausforderung für unser Land seit Ende des Zweiten Weltkriegs». Kritik am Bundesrat werde noch kommen, so der Zuger. «Umso wichtiger scheint es mir, dass sich die Politik in einer ersten Phase in Geschlossenheit übt.» SVP-Chef Albert Rösti (52) betont die Einigkeit der Parteien mit gleichem Nachdruck: «Es ist wichtig, dass wir hinter der Landesregierung stehen, sie aber auch kritisch begleiten.» Zumal erste Misstöne laut werden. Rösti stört etwa die Kritik an Bundesrat Guy Parmelin (60, SVP), die darin deutlich wurde, dass die FDP öffentlich rasche Massnahmen zum Schutze der Schweizer Betriebe forderte. Dies sei «unnötig», meint der SVP-Parteipräsident, Parmelin habe zur Sicherung der Liquidität in kurzer Zeit ein bedarfsgerechtes und unbürokratisches Wirtschaftspaket bereitgestellt. Die Räte halten derweil an der Sondersession vom 4. und 5. Mai fest. Die Parlamentsdienste sondieren jedoch bereits Ausweichstandorte. Eine Möglichkeit ist aus der Sicht des freisinnigen Ständerats Damian Müller (35) die Stadt Luzern. «Wir können es uns nicht leisten, den Parlamentsbetrieb zu lange ruhen zu lassen», sagt der Luzerner, der den Ratspräsidien bereits einen detaillierten Plan vorgelegt hat. «Ich bin der Auffassung, dass in einer solchen Krisensitua­tion die Räte als Legislative handlungsfähig bleiben müssen.» Müller steht mit der Messe Luzern in Kontakt, die den Politikern genügend Platz bieten könnte, um die Abstandsregeln einzuhalten. «Hier, im Herzen der Schweiz, können wir den Parlamentsbetrieb vorübergehend wieder hochfahren», so Ständerat Müller. Unter einer Bedingung: «Wenn sich Parlamentarier nun treffen, ob in den Kommissionen oder im Plenum, müssen sie auf das Virus getestet werden.» Schreibt BLICK.

    SVP-Präsident Albert Rösti drückt sein Missbehagen gegenüber dem «Offenen Brief der FDP - Die Liberalen an Bundesrat Guy Parmelin» zurückhaltend aus: Der Brief sei «unnötig» gewesen, sagt Rösti. Das ist zwar richtig, beleuchtet aber nur einen Aspekt des öffentlichen FDP-Pamphlets. Das Abscheuliche und Abstossendste an diesem Hetzbrief bringt Rösti nicht zur Sprache. Dass ausgerechnet die Partei von Frau Gössi, die seit Jahrzehnten nur die zwei Schlagworte «Privatisierung» und «Steuersenkung» kennt, am 18. März (sic!) nach Staatshilfe für ihre Klientel schreit, tönt wie Hohn in den Ohren entsetzter Bürgerinnen und Bürger, entspricht aber dem Wendehals-Charakter und dem geradezu abartig gepflegten Neoliberalismus übelster Art der gesamten Führungsriege dieses unsäglichen Klientelvereins.

    Der FDP-Brief an Bundesrat Parmelin offenbart auf erschreckende Art und Weise Blau auf Weiss die Verkommenheit, Empathielosigkeit und Charakterschwäche einer Partei, die sich auch noch «Die Liberalen» zu nennen wagt. Mit keinem einzigen Wort wird darauf hingewiesen, dass das Wohl und die Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle stehen. Im Gegenteil: Für die Parlamentsmannschaft der «Freien Demokratischen Lobbyisten-Partei», die sich für ihre Lobbyarbeit fürstlich bezahlen lässt, steht die Liquidität der Unternehmen an erster Stelle. Nicht die Menschen. Es geht wirklich nur ums Geld. Nicht um die Gesundheit. Nicht um die Toten, die bereits wegen dem Corona-Virus, das sich nota bene nicht privatisieren lässt, gestorben sind. Da passt der Krisenplan eines FDP-Mitglieds ja wunderbar zur Geisteshaltung seiner Partei, beginnen die salbungsvollen Worte des «Krisenmanagers» an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Holding mit den Worten «Zuoberst steht das Wohl unserer Holding». Das muss man sich erst mal auf der Zunge vergehen lassen.

    Der Luzerner FDP-Ständerat Damian «ich bin nicht schwul» Müller setzt dem Ganzen in seiner geistig intellektuellen Ödnis die Krone auf: «Parlamentarier müssen auf das Virus getestet werden». Dem solariumgebräunten Schönling, bei Luzerner Studenten inwischen als «Liebling aller Schwiegermütter» zur Witzfigur mutiert, liegt das Wohl der Parlamentarier logischerweise vor dem Wohl des Volkes. Parlamentarier first. Danach erst das einfältige Wahlvolk. Ist ja aus Sicht von Müller verständlich. Ohne Parlamentseinwirkung sind seine fürstlich belohnten Lobbyarbeiten in den Kommissionen vermutlich nicht abrufbar. Den Armseligen im Geiste vom Schlage des Pöstchenjägers Müller, der sich gerne abschätzend über «Professoren» äussert, selber aber noch nie eine Universität von innen gesehen hat, wäre tatsächlich ein Test zu empfehlen. Der Corona-Test ist es allerdings nicht. Ein IQ-Test schon eher.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 22.3.2020 - Tag der überflüssigen Meinungen

    Deutschland, ein Coronaland: Wir müssen jetzt gemeinsam lernen

    Jetzt schlägt die Stunde von solidarischen Nachbarn. Und die von Denunzianten und Verleumdern. Die einen kümmern sich um die Alten nebenan, die andern stellen massenweise Fotos von Leuten ins Netz, die sich angeblich falsch verhalten. Spaziergänger im Park und Väter mit vollen Einkaufswagen kommen in Nahaufnahme an den Twitter-Pranger. Doch warum hat der Blockwart einen legitimen Grund, draußen zu sein, der Geblitzte aber nicht? Vielleicht bringt der Familienvater auch noch seinen alten Eltern Klopapier mit, und vielleicht macht die WG einen vorsichtigen Spaziergang, weil sie sich eh die Wohnung teilt. Sogar die Polizei ist gelassener als so mancher Privatwachtmeister. In der Partystadt Berlin berichten die Beamten von größtenteils einsichtigem Jungvolk. Auf Twitter warnen sie die Denunzianten: „Die ggf. noch geöffnete Kneipe ist kein Grund, unseren Notruf zu wählen.“ Schreibt Livia Gerster einen weiteren «Kommentar» in der FAZ, auf den niemand wirklich gewartet hat.

    Livia Gersters Kommentar ist so flüssig wie der Papst: nämlich überflüssig. Oder wie Karl Valentin es kurz und bündig auf den Punkt bringen würde: «Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.»

  • 21.3.2020 - Tag der Hoffnung

    Hirnforschung: Nachschub für defekte Nerven

    Sind schwere Hirnleiden wie Alzheimer oder Chorea Huntington therapierbar, indem man Zellen im Gehirn umprogrammiert? Das Werkzeug dafür jedenfalls nimmt Formen an. Verschwundene oder geschädigte Nervenzellen im Gehirn scheinen von unserem Körper bis zu einem gewissen Teil selbst ersetzt werden zu können. So kann etwa einer Einbuße der Bewegungsfähigkeit entgegenwirkt werden. Für Schäden am Gehirn, die unsere Motorik beeinflussen, können Unfälle und Schlaganfälle der Grund sein, aber auch degenerative Erkrankungen können zu Zellverlusten im Gehirn führen. Der Frage, ob dieser Schaden wirklich unwiderruflich ist, stellen sich Forscher seit längerem weltweit; ihre Ergebnisse lassen hoffen. Chorea Huntington dient in Experimenten häufig exemplarisch für die Klasse neurodegenerativer Krankheiten. Diese Erbkrankheit des Zentralnervensystems lässt sich bis heute kaum behandeln und führt statistisch etwa 15 Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome zum Tod. Schuld ist eine Genmutation, infolge derer es durch ein fehlerhaftes Protein zu einer Nervenschädigung kommt. Gong Chen von der Jinan University in China und sein internationales Forschungsteam stellen in „Nature Communications“ eine Möglichkeit in Aussicht, verlorene Nervenzellen direkt im Körper durch Umwandlung anderer körpereigener Zellen zu ersetzen. Dafür machten die Forscher sich die umliegenden Astrozyten, eine Gruppe von Gliazellen, zunutze. Gliazellen sind der häufigste Zelltyp in den Gehirnen von erwachsenen Säugetieren und bilden somit theoretisch eine reichhaltige Quelle an körpereigenen Zellen. Dieser Aspekt ist wichtig, denn gerade in der Nutzung körpereigener Zellen und der Vermeidung von Transplantationen liegt die Hoffnung auf neue Heilmethoden. Gliazellen galten zunächst vor allem als Stützgewebe des Nervensystems. Doch in den letzten Jahren wurden immer mehr Funktionen der die Neuronen umgebenden Zellen bekannt. Bereits 2002 gelang einer Forschergruppe um Magdalena Götz vom Max-Planck-Institut für Neurologie in München der Nachweis einer Entwicklung von einer bestimmten Art Gliazellen zu Neuronen, hier noch außerhalb von Lebewesen. „Ich halte die Umwandlung von Astroglia in Neurone in der Tat für einen vielversprechenden Ansatz“, sagt Götz über die Arbeit von Chen. Im Jahr 2014 veröffentlichte sie zusammen mit Leda Dimou, derzeit tätig am Neurozentrum der Universität Ulm, Forschungsergebnisse, welche die Funktion von Gliazellen als Vorläuferzellen und Stammzellen stützen. Die Forscherinnen demonstrierten in dieser Studie die Möglichkeiten, die diese Zellen als Quelle für neue Nervenzellen bei der Reparatur von Hirnzellen bieten können. Schreibt die FAZ.

    Auch wenn es in Zeiten, in denen weltweit nur noch der Krisenmodus gepflegt wird, nicht unbedingt opportun ist, Hölderlin zu zitieren: «Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.»

  • 20.3.2020 - Tag der guten Banker

    Nationalbank-Präsident Thomas Jordan hilft den Banken – und warnt sie: Finanzspritze ist nicht für Dividenden!

    Die Nationalbank macht sich Sorgen um die Wirtschaft. Noch aber habe es genügend Liquidität im System, beruhigt Nationalbankpräsident Thomas Jordan im Gespräch mit Blick TV. Und erklärt, warum Devisenkäufe derzeit das beste Mittel sind. Die SNB hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Sie erhöht den Negativzins-Freibetrag der Banken und prüft zusätzliche Massnahmen. Der Leitzins bleibt bei minus 0,75 Prozent. Ausserdem will sie weiterhin am Devisenmarkt intervenieren, um eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern. In Krisenzeiten flüchten sich Anleger gerne in sichere Währungen wie den Franken. «Wir müssen immer eine Güterabwägung machen: Welches geldpolitische Instrument wirkt in dieser Situation am besten? Wir sind zum Schluss gekommen, dass es jetzt besser ist, die Devisenmarktinterventionen zu verstärken, um die Aufwertung des Frankens zu reduzieren», so Jordan. Das helfe der Wirtschaft mehr als eine weitere Senkung der Negativzinsen. Das sei die richtige Strategie, sagte Jordan am Morgen an einer Telefonkonferenz: «Zinssenkungen helfen nicht immer, wir müssen nun das Virus bekämpfen, und wir müssen vor allem sicherstellen, das es genügend Liquidität im Finanzsystem hat.» Grossen Sorgen macht sich die Nationalbank um die Schweizer Wirtschaft. «Wir müssen damit rechnen, dass es zu einem starken Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität in der Schweiz kommt», befürchtet Jordan: «Viele Läden sind geschlossen, Fabriken fahren die Produktion herunter, bestimmte Dienstleistungen können nicht mehr erbracht werden.» Die Negativzinsen hat die SNB nicht verschärft, im Gegenteil: Die Nationalbank hat den Freibetrag für Banken, für den diese keine Negativzinsen auf ihren Guthaben bei der SNB bezahlen müssen, nochmals erhöht. Das sollte die Banken um rund 600 Millionen Franken entlasten. «Das wäre sehr ungünstig, müssten nun auch Kleinsparer Negativzinsen bezahlen. Auch deshalb entlasten wir die Banken, damit das nicht passiert», so Jordan. «Wir geben den Banken mehr Spielraum, damit sie ihre Verantwortung für die Wirtschaft besser wahrnehmen können.» An der Telefonkonferenz am Vormittag wies Jordan explizit darauf hin, dass die Banken den Spielraum nicht nützen sollten, um mehr Dividenden auszuschütten. Er sei aber fest überzeugt, dass sie sich ihrer Rolle bewusst seien. Schreibt BLICK.

    Thomas Jordan, ein kluger Mann, ist fest überzeugt, dass sich die Banken ihrer Rolle bewusst sind. Glaubt Jordan nach den bitteren Erfahrungen mit etlichen Banken in der Finanzkrise 2007 wirklich noch an das Gute im Bankster? Da ist eine Enttäuschung für Jordan mehr oder weniger bereits vorprogrammiert.

  • 19.3.2020 - Tag des babylonischen Sprachgewirrs

    Coronavirus in der Schweiz: So gelangen Migranten an die wichtigen Informationen

    Auch Menschen, die keine Landessprache verstehen, müssen die Corona-Verhaltensregeln kennen. Der Bund setzt dabei teilweise auf Migranten-Medien. Alle Menschen in der Schweiz, egal, welche Sprache sie sprechen, müssten die Botschaften des Bundes zum Coronavirus verstehen. Das sagt Simone Eigenmann, Kampagnenleiterin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Deshalb seien die roten Plakate mit den Verhaltensregeln in einfacher Sprache gehalten und mit Piktogrammen gestaltet. Auch würden die Informationen und Plakate laufend in weitere Sprachen übersetzt. Auf der Kampagnen-Webseite werde in den Sprachen Albanisch, Arabisch, Mandarin, Portugiesisch, Serbisch, Spanisch und Türkisch informiert. «Weitere Sprachen folgen: Farsi, Kurdisch, Somali, Tamilisch und Tigrinya», sagt Eigenmann. Doch um die vielen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz zu erreichen, brauche es mehr. «Wir sind deshalb auf Migrationsmedien und -organisationen zugegangen und haben ihnen die Faktenblätter zur Verfügung gestellt», so die BAG-Kampagnenleiterin. Es handelt sich dabei um Migrationsmedien wie Miges-Media – die Medienplattform des Roten Kreuzes. Oder auch Diaspora TV – ein Internet-Kleinstsender, der von Migrantinnen und Migranten ehrenamtlich betrieben wird. Schreibt SRF.

    Die Massnahmen rund um die Plakate und Flyer des BAG sind vernünftig, auch wenn sie etwas spät kommen. Doch ob die Migrationsmedien wirklich von der Mehrheit der Asylantinnen und Asylanten genutzt werden, darf man bezweifeln. Einfach gestaltete Videos, durch die kantonalen Asylbehörden direkt auf WhatsApp gesendet, könnten möglicherweise weiterhelfen und viel mehr bewirken. Die Behörden haben die Handynummern ihrer Klientel und WhatsApp gehört bei allen Flüchtlingen, Asylantinnen / Asylanten und Gastarbeitern zum Survival Kit. China und Südkorea haben uns auf eindrückliche Art und Weise gezeigt, welche Macht das Handy bei der Bekämpfung von Corona darstellt. Man muss diese Macht nur nutzen.

  • 18.3.2020 - NetzFlix-Day

    Bakom will Internet für Home-Office freihalten: «Der Bundesrat fordert dazu auf, die Dienste zurückhaltend zu nutzen»

    Um Kapazitäten für Home-Office freizuhalten, kann das Bakom datenintensive Dienste wie Netflix abstellen. Soweit ist es noch nicht – aber die Bundespräsidentin ruft zur Mässigung auf. Wegen des Coronavirus sitzen viele zu Hause – und vertreiben sich die Zeit auch mit Serien und Filmen auf Netflix. Doch wie lange noch? Letzten Freitag berichtet der «Tages-Anzeiger», dass das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) datenintensive Streamingdienste wie Netflix limitieren oder abstellen könnte. So blieben mehr Kapazitäten für Leute im Home-Office übrig, die nun zu Hause Videokonferenzen abhalten oder grosse Datenmengen verschicken müssen. Heute Dienstag machte dann plötzlich das Gerücht unter Techinsidern die Runde, dass schon am Freitag Schluss mit Netflix & Co. sein könnte. Darauf heisst es beim Bakom: «Es gab weder heute noch zu einem anderen Zeitpunkt ein Treffen zwischen dem Bakom und Vertretern der Telekommunikationsbranche bezüglich einer Nutzungsbeschränkung von Netflix oder anderen Streamingdiensten. Auch ist die Behauptung, die Nutzung dieser Dienste werde demnächst eingeschränkt, nicht korrekt.» Allerdings ergänzt das Bakom nach Rücksprache mit dem Generalsekretariat des UVEK wie folgt: «Der Bundesrat fordert dazu auf, die Dienste zurückhaltend zu nutzen, wozu insbesondere datenintensive Dienste wie die Übertragung von Video-Dateien gehören. So bleiben genügend Ressourcen für die wichtigen Dienste frei.» Und weiter heisst es aus dem Departement von Bundespräsidentin Simonetta Sommarua: «Sollten gravierende Engpässe entstehen, habe der Bund die Möglichkeit, nicht versorgungsrelevante Dienste einzuschränken oder zu blockieren (Art 48 Abs.1 FMG)». Wie also schon bei den Corona-Massnahmen im realen Leben zählt die Landesregierung also auf die Solidarität der Bevölkerung. Mehr Internet-Kapazität stellt übrigens die Kabelnetzbetreiberin UPC zur Verfügung. So werden während der Zeit des Notstands Kunden mit langsamen Internet-Abos auf mindestens 100 Megabit/s upgegraded – und zwar kostenlos. Laut UPC profitieren rund 165‘000 Kunden von diesem Spezialangebot. Schreibt BLICK.

    Haben wir wirklich keine anderen Sorgen als die mögliche Abschaltung von Netflix? Die Welt würde ohne Netflix definitiv nicht untergehen. Sie würde aber vermutlich für die Menschen, die Home-Office betreiben, auch nicht wesentlich besser. Die Gruppe der Hardcore-Netflix-Konsumenten, die sich den (vorwiegenden) US-Schwachsinn selbst zu Tageszeiten ansehen müssen, dürfte überschaubar sein. Und dass UPC kostenlos ein Kapazitäts-Upgrade durchführt ist nicht mehr als ein billiger Werbegag. Kostet die UPC nichts und bringt den Kunden nichts. Denn niemand, aber auch wirklich niemand, erhält je von seinem Anbieter die versprochene Übertragungs-Kapazität. Steht ja nicht umsonst im Kleingedruckten der AGB aller Internetanbieter.

  • 17.3.2020 - Tag der Hamster

    Shoppen, Freizeit, Arbeiten... Das ist ab Dienstag noch erlaubt

    Der Bundesrat greift zu Notrecht, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. BLICK zeigt, was das für unser Leben bedeutet. Welche Läden haben noch offen? Lebensmittelläden, Take-away, Betriebskantinen, Lieferdienste, Apotheken und Drogerien bleiben geöffnet. Auch die Post, Tankstellen, Banken, Hotels, die öffentliche Verwaltung und soziale Einrichtungen können offen bleiben. Gibt es Einschränkungen beim Einkaufen? In jenen Läden, die noch geöffnet sind: nein. Der Bundesrat sieht in seiner Verordnung keine Einschränkungen für Einkäufe vor. Es gibt deshalb keinen Grund für Hamsterkäufe. Die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waren des täglichen Lebens sei gesichert. «Es ist nicht nötig, Notvorräte anzulegen», sagt Bundesrat Alain Berset (47). Schreibt BLICK.

    Es wird etwas arg viel über «Hamsterkäufe» geschrieben. Wenn quasi von einer Minute zur andern am Freitag, dem Dreizehnten, sämtliche Schulen geschlossen werden und berufstätige Eltern sich in ihrem Alltag komplett neu organisieren müssen, ist es mehr als verständlich, dass man sich beim Samstags-Einkauf mit dem Notwendigsten eindeckt. Weil zu Hause vielleicht die Kinder auf Mama oder Papa warten, sind tägliche Einkäufe für viele berufstätige Eltern nicht mehr möglich. Dass man da am Wochenende zwei Packungen Salz kauft statt wie üblicherweise nur eine liegt auf der Hand und hat mit «Hamsterkäufen» rein gar nichts zu tun. Wenn einer, wie in den Boulevardmedien als Beweis für abartiges Hamster-Verhalten veröffentlicht, angeblich 48 Tuben Mayonnaise auf Vorrat kauft, ist dieser Jemand allerdings eher ein Leckerbissen für den Psychiater und verdient es nicht, mit den putzigen Hamstern verglichen zu werden. Und wenn dann am Samstag Nachmittag kurz vor Ladenschluss in Luzern bei COOP, ALDI und MIGROS als logische Folge die Salzregale leergefegt sind und sich am Montag darauf die gleichen Salzregale immer noch mit gähnender Leere den Kundinnen und Kunden präsentieren, hat das ebenfalls nichts mit Hamsterkäufen zu tun, sondern mit der Dummheit der Logistikabteilung der einzelnen Unternehmen. Das Wort «Hamsterkäufe» wird auch dem Hamster nicht gerecht, der pflanzliche Vorräte für den Winter anlegt und damit Vorsorge trifft für die möglicherweise von der Natur vorgegebene Notfallsituation. Ein Winter* kann ja durchaus mal etwas länger dauern. Da ist es für die Hamsterfamilie nicht schlecht, zum Überleben ein paar Vorräte im Bau zu haben. Klopapier und Mayonnaise gehören nicht dazu. Das täglich Salz hingegen schon.

    * Liebe Kinder: In Zeiten vor dem Klimawandel gab es früher (vor gar noch nicht so vielen Jahren) tatsächlich Jahr für Jahr Wintermonate, in denen die Landschaft – hinunter bis ins tiefste Flachland – mit hohen Schneedecken eingehüllt war, was es den Hamstern (und den Hamsterinnen, um politisch absolut korrekt zu sein) unmöglich machte, nach pflanzlicher Nahrung zu suchen. Der/die das Hamster*in wird also zu Unrecht als Synonym für eine schlechte Eigenschaft der menschlichen Spezies herbeigezogen. Der herzige Nager sorgt nur vor, um seine Familie durch die harten Winterzeiten zu bringen. Dass Winter nicht mehr stattfindet, ist in seiner DNA noch nicht angekommen. Spielt aber auch keine Rolle; etliche seiner Art werden sowieso in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Nicht weil es ihnen so gut geht, sondern weil der Mensch alles daran setzt, dass sie sich in der freien Natur nicht mehr ernähren können. Who cares? It's just One of a Million. (Zynismus aus.)

  • 16.3.2020 - Tag der Gierigen

    Hotspot Ischgl: Gier und Versagen in Tirol

    In Österreich gab’s am Sonntag traumhaftes Wetter. Beinahe Kaiserwetter, würde man in Tirol sagen, wenn der Himmel strahlend blau ist und die Pisten perfekt präpariert sind. In den Bergen bot sich ein vertrauter Anblick: ungestörter Skibetrieb. Sessellifte und Gondeln schaukelten zu fröhlicher Zithermusik auf die Tiroler Berge, in Hochkössen, in Finkenberg und wie die Skigebiete alle heißen. Sogar in Teilen des wegen der Corona-Pandemie gesperrten Paznauntales, wo das Skiresort Ischgl liegt, konnte man Ski fahren. Ischgl, das ist der Hotspot der Corona-Infektionen in Österreich – gemäß einer bereits vor zehn Tagen erfolgten Warnung der isländischen Gesundheitsbehörden und jüngst auch nach Hinweisen des Robert-Koch-Instituts. Von einer Après-Ski-Bar im "Ballermann der Alpen" gingen vermutlich dutzende Infektionen internationaler Skiurlauber mit dem Virus aus. Täglich mehren sich in Dänemark, Schweden, und vor allem in Deutschland Berichte über neue positiv getestete Fälle von Personen, die eines gemeinsam haben: Sie kamen direkt vom Skiurlaub in Ischgl. Durch Sekundärinfektion nach der Rückkehr geht die Zahl in die Hunderte. Umso gespenstischer, ja verstörender war, dass die Tiroler Behörden den Skibetrieb nicht schon vor Tagen sofort eingestellt beziehungsweise die Gäste in Ischgl isoliert haben, sondern sie völlig ungeordnet ausreisen ließen. 300 buchten laut Tiroler Tageszeitung noch Freitag in Innsbrucker Hotels um. Tiroler Notärzte warnten seit Tagen, dass eine Katastrophe im Aufziehen sei. Aber die Landesregierung schlug die Warnungen in den Wind, sah offenbar keinen Grund, nach dem gesicherten Wissen über die Ansteckungen in Ischgl schon vor einer Woche die Notbremse zu ziehen. Ein Versehen? Die Gier hat die Verantwortung für die Gesundheit der Bürger und der Gäste besiegt. Man wollte diese letzte "starke Touristenwoche" noch "mitnehmen", auf dass die Kassen der Liftbetreiber und Hoteliers klingeln. Schreibt DER STANDARD.

    Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. Sprach Mahatma Gandhi. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • 15.3.2020 - Tag des Sommermärchens

    Eskalation am Fifa-Prozess: Das «Sommermärchen» wird zu Michael Laubers Albtraum

    Ein Verteidiger hat dem Bundesstrafgericht Verstoss gegen das Epidemiegesetz vorgeworfen. Jetzt liegen die Verhandlungen auf Eis. Die Verjährung rückt näher. Aufsehen erregte der Prozess am Bundesstrafgericht in Bellinzona TI schon seit Beginn. Im Schatten der Corona- Krise aber ist er nun völlig aus dem Ruder gelaufen: Die Verhandlungen gegen vier Angeklagte im Zusammenhang mit der Fussball-WM 2006 in Deutschland liegen auf Eis. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, befindet sich ein Beschuldigter, der ehemalige DFB-Boss Wolfgang Niersbach (69), wegen Verdacht auf Corona-Infektion in seinem privaten Umfeld in Quarantäne. Der Stopp wurde am Donnerstag beschlossen; für die Ankläger muss der Entscheid ein Schlag in die Magengrube gewesen sein. Denn die Schweizerische Bundesanwaltschaft muss vor dem 27. April ein Urteil erreichen, sonst ist das Delikt verjährt – der lang ersehnte erste Fifa-Prozess von Bundesanwalt Michael Lauber (54) würde als Fiasko enden. Gerichtspräsidentin Sylvia Frei (62) begründete den Schritt mit Eingaben der Verteidigung, die geprüft werden müssten. Unter welch enormem Druck das Tribunal steht, offenbart der Antrag, den der Anwalt von Horst R. Schmidt (78) am Donnerstag eingereicht hatte. Ex-Fifa-Funktionär Schmidt war 2006 Mitorganisator des «deutschen Sommermärchens» und wird von der Bundesanwaltschaft des Betrugs beschuldigt. In dem Schreiben, das SonntagsBlick vorliegt, erhebt Schmidt-Verteidiger Nathan Landshut heftigste Vorwürfe gegen das Gericht: Er wirft diesem vor, mit der Hauptverhandlung gegen das Epidemiegesetz und die Notverordnung der Tessiner Regierung zu verstossen. «Die Teilnahme an den Hauptverhandlungen ist für meinen Klienten lebensbedrohlich und unter den gegebenen Umständen nicht zumutbar.» Tatsächlich ist der Südkanton zum Notstandsgebiet erklärt worden, und der Angeklagte Schmidt gehört aufgrund seines Alters zur Risikogruppe. Landshut doppelt nach: «Wenn Sie meinen alten und schwer kranken Klienten zwingen, sich für mehrere Wochen in ein Notstandsgebiet zu begeben, verstossen Sie nicht nur gegen das Epidemiegesetz, sondern auch (...) gegen den Grundsatz der Menschenwürde und gegen den Grundsatz des rechtsstaatlichen Strafverfahrens.» Schreibt der SonntagsBlick.

    Frei nach dem Album des Reggaemusikers Peter Tosh oder dem US-Amerikanischen «Equal Rights Amendment»: Equal Rights for All (People). Das gilt auch für den Angeschuldigten, den ehemaligen deutschen Fussballboss Wolfgang Niersbach. Keine Frage! Unverständlich in Zeiten der Digitalisierung ist allerdings, warum die Befragung eines Angeklagten nicht via Internet durchgeführt werden kann. Niersbach liegt ja nicht auf dem Sterbebett, sondern geniesst vermutlich seine Sommermärchen-Millionen.

  • 14.3.2020 - Tag der Bullshit-Leitartikel

    Leitartikel von Ringier-CEO Marc Walder: Notrecht und Solidarität

    Am Freitag verkündete der Bundesrat die Verschärfung der Corona-Massnahmen. Hier schreibt der CEO von Ringier, Marc Walder, auf was es jetzt ankommt. Unser aller Leben verändert sich. Für viele von uns radikal. Während mehreren Wochen, vielleicht gar Monaten. Wir sind konfrontiert mit einer Situation, die wir uns bis vor kurzem nicht hätten vorstellen können. Vielleicht noch nicht einmal am Anfang dieser Woche. Und jetzt, auf einmal, ist es Realität: Die Schweiz befindet sich in einer Ausnahmesituation. Die Länder um uns herum ebenso. Kein Unterricht an den Schulen. Strengste Einreisebeschränkungen. Sport- und Kulturwelt stehen still. Wir arbeiten von zu Hause aus, zumindest jene, denen dies möglich ist. Weltweit haben sich bisher 128 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Und – auch wenn ein grosser, grosser Teil sich dabei fühlt wie bei einer Grippe: Mehr als 4700 Menschen mussten ihr Leben lassen. So tragisch dies ist: Grund zur Panik besteht nicht. Hamsterkäufe sind nicht notwendig. Kritische Infrastruktur wird aufrechterhalten in der Schweiz: Lebensmittelläden, medizinische Einrichtungen, Apotheken, Banken, der öffentliche Verkehr. Wir dürfen in der Aufregung nicht vergessen, warum die Regierungen vieler Länder Notrecht ergreifen: Es ist ein drastischer Akt, der am Ende Solidarität bedeutet. Solidarität mit jenen Menschen, denen das Coronavirus gefährlich werden kann. Nur durch radikale Massnahmen kann die Ausbreitung verzögert werden, damit nicht zu viele Menschen aufs Mal erkranken. Damit unsere medizinischen Einrichtungen, unsere Spitäler nicht kollabieren. Damit es keine Todesfälle gibt, die hätten verhindert werden können. Nur durch radikale Massnahmen kann eine Situation wie in Italien verhindert werden, wo nicht mehr alle Kranken so behandelt werden können, wie es medizinisch erforderlich wäre. Schreibt Ringier-CEO Marc Walder im BLIGG.

    Nun, fairerweise sei festgehalten: Niemand wird mit vorgehaltener Pistole gezwungen, sämtliche Corona-Artikel zu lesen, die sich in einer beinahe unerträglichen Hyperinflation sondergleichen in den Medien präsentieren. Trotzdem sei die Frage erlaubt, ob denn wirklich jeder und jede nach dem Prinzip JEKAMI seinen / ihren vermeintlichen Hirnschmalz vor Publikum entblössen und damit selbstverständliche Alltäglichkeiten, Kalendersprüche und Lebensweisheiten absondern muss, auf die niemand gewartet hat? Die, seien wir doch mal ehrlich, nur der reinen Klickgeilheit und Selbstbeweihräucherung dienen und – mit Verlaub – der Kategorie «Bullshit» zuzuordnen sind.

  • 13.3.2020 - Right Day

    Luca Hänni und Michèle haben sich getrennt

    Am Donnerstagabend posteten Luca Hänni und Michèle Affolter zeitgleich dasselbe gemeinsame Selfie. Mit lieben Worten füreinander verkünden die beiden ihre Trennung. Diese Woche spekulierten Fans und Medien, ob sich bei Luca Hänni (25) und Michèle Affolter (27) eine Trennung anbahnt – und ob Lucas «Let's Dance»-Tanzpartnerin Christina Luft (30) etwas damit zu tun haben könnte. Eine entsprechende Anfrage liess Michèle unbeantwortet und Luca wollte sich nicht zum Thema äussern. Am Donnerstagabend um etwa 17 Uhr haben nun beide einen Instagram-Post mit demselben gemeinsamen Selfie abgesetzt – aber mit sehr unterschiedlichen Captions. Luca schreibt: «Das hier ist eine Wahnsinns-Frau und hat nur das Beste verdient. Es tut mir leid, dass ich mich erst mal selber finden muss und mich auf mich konzentriere.» Klingt durchaus nach Trennung, right? Schreibt 20Minuten.

    Right! Das ist doch mal eine Meldung vom Pendlermagazin an Tagen wie diesen, in denen ein Virus die hyperventilierenden News von 20Minuten im Übermass bis zur totalen Overdose beherrscht. Als ob die ganze Redaktion im Coronafieber liegen würde. Right? Ich habe geweint, als ich die Schlagzeile las. Und ich schäme mich nicht meiner Tränen. Christina Luft hat sich einfach in Luft aufgelöst? Right?

  • 12.3.2020 - Tag der Gummisusis

    Verkäufer von Sex-Toy-Händler Amorana haben gut lachen: Darum beflügelt Coronavirus das Sexleben

    Seit die Leute wegen dem Coronavirus mehr zu Hause sind, erlebt der grösste Schweiz Sex-Toy-Händler Amorana ein deutliches Umsatzplus. Die starke Nachfrage zeigt sich nicht nur beim Spielzeug. Auch die Bestellungen von Kondomen haben sich verdoppelt. Die Folgen des Coronavirus haben beim grössten Schweizer Sex-Toy- und Wellness-Händler Amorana zu einem unerwarteten Bestellungsandrang geführt. «Seit dem 1. März verzeichnen wir 53 Prozent mehr Umsatz als im letzten Jahr um diese Zeit», sagt Amorana-Co-Geschäftsführer und -Mitgründer Alan Frei (37) dem BLICK. Allein die Verkäufe von Vibratoren, Dildos und Masturbatoren hätten sich verdoppelt. Frei weiss aus der Datenanalyse: Weil viele Schweizerinnen und Schweizer das Haus nicht mehr verlassen, kann der Online-Händler derzeit doppelt profitieren. «Wenn die Leute zu Hause sind, haben sie mehr Zeit für sich und den Partner oder die Partnerin. Zudem können sie bei uns bestellen, ohne das Haus zu verlassen», erklärt Frei. Dass sich auch der Absatz von Kondomen verdoppelt hat, begründet er damit, dass die Leute sich grundsätzlich wieder mehr um Hygiene kümmerten und sich schützen wollten. Auch ein Nebeneffekt der Corona-Epidemie. Schreibt BLICK.

    Des einen Freud ist des andern Leid. Was aber bei aller Euphorie für Sextoys nicht vergessen werden sollte: Auch die Gummisusis, Vibratoren und Dildos sind Made in China. Ni Hao.

    It's the economy. Stupid!
  • 11.3.2020 - Tag der üppigen Hosenanzüge

    Bundeskanzlerin Merkel zu Coronavirus: «60 bis 70 Prozent in Deutschland werden sich infizieren»

    Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet damit, dass sich zwei von drei Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren könnten. Bei der bisherigen Sterblichkeitsrate von 3,4 Prozent würde das eine Opferzahl von gegen zwei Millionen bedeuten. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (65) rechnet damit, dass sich zwei von drei Menschen der deutschen Bevölkerung mit dem Covid-19-Virus anstecken könnten. «60 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland werden sich mit dem Coronavirus infizieren», sagte die deutsche Regierungschefin (CDU) laut der «Bild» in der Fraktionssitzung am Dienstag. Nach Merkels Worten habe im Saal Stille geherrscht. Doch Merkel sprach abseits der Mikrofone, hinter verschlossenen Türen. Die Hauptlast, so Merkel bei der Sitzung, liege bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (39), der derzeit jedoch noch nicht viel von Verboten hält. Während das Corona-Epizentrum Europas, Italien, die Totalabschottung beschlossen hat, agiert Spahn noch vergleichsweise entspannt. Der Minister empfiehlt, auf Grossveranstaltungen von mehr als 1000 Menschen zu verzichten. Merkel habe jedoch «darauf hingewiesen», dass noch mehr Veranstaltungen abgesagt werden müssten, um die Verbreitung des Virus zu einzudämmen. Spahn habe die Einschätzung von Merkel offenbar bestätigt. Mit 60 bis 70 Prozent Infizierten müsse gerechnet werden - wenn es nicht vorab gelinge, einen Impfstoff zu entwickeln und grossflächig zum Einsatz zu bringen. Derzeit sind in Deutschland 1457 Corona-Infektionen bestätigt. Zwei Menschen starben, 18 haben sich vom Virus erholt. Schreibt BLICK.

    Merkel spricht viel wenn der Tag lang ist. So sagte sie 2015 «Wir schaffen das» und lag völlig daneben mit ihrer optimistischen Prognose. Bleibt zu hoffen, dass auch die apokalyptische Prophezeiung bezüglich Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus in den üppigen Hosenanzug geht.

    Die Raute des Grauens
  • 10.3.2020 - Tag der Leerbestände und Geistersiedlungen

    Wertkorrekturen und mehr Leerstände: So trifft die Corona-Krise Schweizer Immobilien-Besitzer

    Auf dem Immobilienmarkt sind wegen des Coronavirus Preisrückgänge zu erwarten. Betroffen sind unterschiedliche Arten von Immobilien. Das zeigt eine Studie der UBS. Die Auswirkungen des Coronavirus dürften auch an der Schweizer Wirtschaft und auf dem heimischen Immobilienmarkt nicht spurlos vorüber gehen. Die Ökonomen der UBS erwarten, dass es bei einer ähnlich schweren Rezession wie 2009 teils zu substantiellen Wertkorrekturen bei Immobilien kommen dürfte. «Im Falle einer Rezession wären sowohl im Luxussegment als auch bei Renditeliegenschaften grössere Wertverluste wahrscheinlich», so Matthias Holzhey, UBS-Ökonom und Leiter Swiss Real Estate. Schreibt BLICK.

    Das arme Coronavirus! Es muss aber auch wirklich für alles herhalten. Die Immobilien-Leerstände und Geistersiedlungen waren schon Tatsache, als das Coronavirus noch weit weg und Jahre von uns entfernt in irgendwelchen asiatischen Fressalien vor sich hin schlummerte. Und dass Wertverluste bei den Immobilien irgendwann kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Hat aber mit Corona recht wenig zu tun. Sonst müsste man ja im Umkehrschluss die Immobilien-Haie unter Quarantäne stecken, um die Gesellschaft vor ihnen zu schützen. Was, mit Verlaub gesagt, vermutlich nicht mal das Dümmste wäre.

    IGD Grüter AG - Überbauung Nüeltsche Wohlenschwil
  • 9.3.2020 - Tag der Milliardärs-Spuhlen

    Köppel geht auf Peter Spuhler los: «Milliardär, der seine Schäfchen im Trockenen hat»

    Peter Spuhler, ehemaliger SVP-Nationalrat und Chef von Stadler Rail, warnte in einem Interview mit CH Media vor der Begrenzungsinitiative der SVP. Diese würde, sofern mit der Europäischen Union kein Deal zustande kommt, innert 12 Monaten zur Kündigung der Personenfreizügigkeit führen. Dazu sagt Spuhler: «Die Initiative ist ein Frontalangriff nicht nur auf die Personenfreizügigkeit, sondern auf die Bilateralen insgesamt.» Zur Frage, wie wichtig für Stadler Rail die Personenfreizügigkeit sei, was das Besetzen von offenen Stellen angehe, führt Spuhler aus: «Sie ist wichtig, aber lassen Sie mich zuerst etwas Grundsätzliches sagen: Wir müssen die Befürchtungen der Globalisierungsverlierer ernst nehmen. Es ist nicht nachhaltig, wenn die Schweizer Bevölkerung jedes Jahr durch Zuwanderung um 1 Prozent oder 80'000 Personen wächst. Das müssen wir lösen.» Gemäss Peter Spuhler seien mit dem Wegfall der Freizügigkeit die ganzen Bilateralen I in Gefahr, deshalb erachte er die Begrenzungsinitiative der SVP als extrem. Sie sei gefährlich für den Wirtschaftsstandort Schweiz, es sei für ihn zudem nicht nachvollziehbar, warum die SVP auf diese Initiative setze. Als Unternehmer müsse und werde er sich dagegen wehren. Das Problem der übermässigen Zuwanderung müsse gelöst werden, aber «bitte nicht auf extreme Art». Nun greift der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel Spuhler frontal an. Auf Twitter schreibt der Weltwoche-Chef: «Eigeninteresse vor Landesinteresse. Für den Milliardär, der seine Schäfchen im Trockenen hat, sind alle, die eine masslose Zuwanderung begrenzen wollen, ‹Globalisierungsverlierer›. Könnte es sein, dass sie einfach nur vernünftig sind?» Schreibt Watson.

    PS: Zum ganzen Interview mit Spuhler geht's hier

    Passiert auch nicht alle Tage, dass man dem rhetorischen Maschinengewehr Roger Köppel zustimmen muss.

  • 8.3.2020 - Schwallertag

    Die Post-Spitze lässt sich die Zukunft etwas kosten: 25'325 Fr für externe Berater – pro Tag!

    Die Post-Spitze um Präsident Urs Schwaller und CEO Roberto Cirillo setzen auf McKinsey & Co., um die Zukunft des gelben Riesen zu planen. Ein teurer Spass. Die jüngsten Erfahrungen der Post mit externen Dienstleistern waren durchzogen bis desolat: Der KPMG fielen jahrelang fiktive Postauto-Buchungen nicht auf. Und die Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard, die den Skandal aufklären sollte, liess in ihrem Untersuchungsbericht ein entscheidendes Protokoll unerwähnt. Trotz allem – oder gerade deshalb – ist der Post-Spitze um Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller (67) und CEO Roberto Cirillo (48) die Lust auf externe Unterstützung nicht vergangen. Im Gegenteil: Der gelbe Riese holt laufend neue Ratgeber ins Haus – und lässt sich das auch etwas kosten. Schreibt SonntagsBlick.

    Der Name Urs Schwaller ist und war schon immer Programm für widerliches Parteiengemauschel. Der lässt aber auch seine Freunde von McKinsey & Co. nicht im Stich. Wer etwas anderes von diesem Herrn erwartet hat, gibt sich naiven Illusionen hin. So läuft das nun mal, wenn Chefpositionen in Staatsbetrieben nicht nach Fähigkeit einer Person besetzt werden, sondern mit abgehalfterten Polit-Rentnern. Schwaller, Villiger & Konsorten lassen grüssen. Kein Wunder, fällt die Wahlbeteiligung tiefer und tiefer, bis eines Tages nur noch die Parlamentarier*innen zur Urne gehen.

  • 7.3.2020 - Tag der ungeouteten FDP-Politiker

    Schwinger Orlik outet sich als homosexuell: «Ich tue das auch für meinen Sohn»

    Curdin Orlik hat einen vierjährigen Sohn. Das Resultat aus mehreren Beziehungen mit Frauen. Jahrelang rang der Schwinger mit sich selbst. Curdin Orlik wagt das Coming-Out. Als erster männlicher noch aktiver Spitzensportler. Einer der Gründe für den mutigen Schritt: sein vierjähriger Sohn. «Ich tue das auch für meinen Sohn. Ihn will ich auf gar keinen Fall anlügen», sagt er gegenüber dem «Tagesanzeiger-Magazin». «Ich hätte mir gewünscht, bereits als Kind zu erfahren, dass es viele verschiedene Lebensformen gibt und dass jede in Ordnung ist. Aber so war es nicht.» Schreibt BLICK.

    An Curdin Orlik könnte sich ein Luzerner FDP-Politiker ein Beispiel nehmen. Wär's nicht besser, sich mit Stil selber zu outen, bevor es irgendein Boulevardblättli macht? Seiner Glaubwürdigkeit, die ohnehin längst im Keller gelandet ist, würde es sicherlich nicht schaden. Die Story, die gar keine Story ist, bruzzelt längst in der Pfanne einer Boulevard-Garküche. Und ewig kann sich auch der Liebling aller Luzerner Schwiegermütter die Geschichte nicht von seinem Astralkörper fernhalten. Trotz Protektion von ganz weit Oben.

  • 6.3.2020 - Tag des Sultans

    Beschämende Koalitionen in der Flüchtlingskrise

    Recep Tayyip Erdogan ist das perfekte Feindbild. Der türkische Präsident regiert sein Land autoritär bis brutal, trägt mit seiner Intervention zur Eskalation in Syrien bei und greift auch in der aktuellen Krise zu verwerflichen Strategien. Sein Satz von den "geöffneten Toren" hat tausende Flüchtlinge in falscher Hoffnung an die türkisch-griechische Grenze gelotst, obwohl dort kein Weiterkommen in die EU ist. Österreichs Regierung hat nicht gezögert, auf den Sündenbock einzuprügeln – und Applaus vom Boulevard geerntet. PR-technisch hat Sebastian Kurz mit den Grünen als Beiwagerl alles richtig gemacht. Wie ein Staatsmann verhalten hat er sich nicht. Doch von einem Revival von 2015, als unkontrolliert über die Grenze strömende Asylwerber so vielen Bürgern Angst machten, ist ja auch keine Rede. Es geht darum, einer begrenzten Zahl besonders notleidender Menschen zu helfen – etwa, wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen vorschlägt, unbegleiteten Kindern, die in manchem griechischen Lager um ihre Gesundheit und sogar ihr Leben fürchten müssen. Wenn schon ein nationaler Schulterschluss, dann für diesen humanitären Akt – selbst wenn die faire Aufteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten wieder nicht zustande kommt. Das kann, das muss sich eines der reichsten Länder der Erde leisten. Schreibt DER STANDARD.

    Wirklich stimmig ist dieser (sehr kurze) Artikel von Gerald John nicht, weil er gewichtige Fakten weglässt. In der Tat ist es eine kaum auszuhaltende Tragödie rund um die Kinder in den griechischen Flüchtlingslagern. Doch Kanzler Kurz hat sich mit einem ernüchternden Statement dazu geäussert, dem man nicht viel entgegenhalten kann: Wer diese Kinder aufnimmt ist verpflichtet, auch deren Angehörige anschliessend aufzunehmen. Man darf sich jetzt wirklich fragen, warum hat die hehre Wertegemeinschaft der EU nicht längst dafür gesorgt, dass wenigstens die Kinder in Griechenland menschenwürdig untergebracht werden? Die Kinderbilder der Unmenschlichkeit gingen um die Welt, als der Sultan noch Monate davon entfernt war, die Schleusen zu öffnen. Die Politik hätte genügend Zeit gehabt, das Problem vernünftig zu lösen. Das hätte sie allerdings etwas gekostet. Geld, das die von den Medien und Erdogan getriebenen Politiker*innen nun an den Bosporus überweisen müssen.

  • 5.3.2020 - Tag der Schuldzuweisungen an COVID19

    Das Corona-Virus gefährdet die Zukunft des Genfer Autosalons: Ein Experte sieht traditionelle Motorshow in Gefahr

    Am Donnerstag hätte der Autosalon beginnen sollen. Die Absage wegen des Corona-Virus könnte gemäss dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer das Ende für die Motorshow bedeuten. Auto Schweiz und der grösste Schweizer Autoimporteur widersprechen. Ferdinand Dudenhöffer: Die Gefahr ist gross, dass die kurzfristige Absage den seidenen Faden gekappt hat, an dem der Autosalon sowieso schon hing. Wir schätzen, dass die anwesenden Automarken zusammen mehr als 100 Millionen Euro verloren haben für Standaufbau, -mieten, Hotels usw.. Das wird die Entscheidung der Autohersteller, ob sie im nächsten Jahr wieder kommen, erheblich belasten. Die Zukunft von Genf steht auf dem Spiel. Besucherschwund, weniger teilnehmende Autobauer, weniger Werbewirkung, weniger Berichterstattung in den Medien. Der Auftritt ist für die Autobauer aber sehr teuer, das zahlt sich immer weniger aus. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Die mediale Hysterie um das Coronavirus kennt keine Grenzen mehr: Von Inkontinenz über Mundgeruch bis hin zu eingewachsenen Zehennägeln wird COVID19 die Schuld in den Virus geschoben. Das künftige Ende der Autosalons hat aber wirklich rein gar nichts mit dem Coronavirus zu tun, ausser der temporär der drohenden Epidemie geschuldetenAbsage 2020. Langfristig sind derartige Autoshows so oder so ein Auslaufmodell. Sie entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist. Zeiten wandeln sich und bei der jungen Generation hat das Auto längst nicht mehr den Stellenwert von Mobilität und Freiheit, den es bei den älteren Semestern noch immer geniesst. Hinzu kommt die Digitalisierung mit ihrer grenzenlosen Onlinevermarktung. Autohersteller können ihre neuen Produkte via Internet und Livestreams ebenso werbewirksam und mit viel grösserer Reichweite als auf einem Autosalon präsentieren. Mit dem Verzicht auf diese reinen Prestigeveranstaltungen sparen sie zudem noch Millionen und haben als willkommenen Nebeneffekt keine Fridays-for-Future-Demos mit brennenden Autos (der letztjährige Autosalon in Frankfurt lässt grüssen!*) vor der Halle.

    * Es gibt ja gute Gründe, weshalb der deutsche Automobilsalon von Frankfurt nach München verlagert wurde. Das Coronavirus gehört definitiv nicht dazu. Brennende Autos vor der Frankfurter Messehalle aber schon.

  • 4.3.2020 - Tag von Baby Hitler

    Flüchtlinge: Realismus und Empathie: Europa lebt am Rande einer Krisenregion, die sich selbst zerfleischt

    Gerald Knaus ist ein österreichischer Politikberater, der auf dem Gebiet des Flüchtlingswesens Expertise, Realismus und Empathie vereint. Seinem Rat sind die deutsche Regierung und die EU gefolgt, das EU-Erdogan-Abkommen ist seine Konzeption. In Österreich wird er von der Regierung nicht zurate gezogen, weil sich seine differenzierten Analysen und Lösungsvorschläge nicht mit dem schlichten heimischen "Kein Durchwinken mehr / Illegale Migration stoppen"-Psalmodieren vertragen. Dienstagabend war Knaus in der "ZiB 2" und sprach in zweierlei Richtung Klartext: Erstens wird die EU weiter der Türkei und Griechenland dabei helfen müssen, die enormen Lasten der Fluchtwelle aus Syrien und anderswoher zu tragen. Zweitens: Ein gewisses Maß an kontrollierter Verteilung von Flüchtlingen in Europa wird es geben müssen. Das heißt nicht, dass sich ein 2015 wiederholen soll/darf. Nur etwa ein Drittel der damaligen Flüchtlinge waren Kriegsflüchtlinge aus Syrien. Die anderen waren Afghanen, Nordafrikaner, die sich anschlossen. Auch denen geht es nicht gut, auch sie haben Fluchtgründe, aber viele kamen, weil sie sich in Europa Besseres erhofften. Aktuell an der türkisch/griechischen Grenze gestrandet sind hauptsächlich Afghanen, Pakistaner und Bangladescher. Die Realität ist, dass Europa nicht die immensen Probleme einer ganzen Weltgegend, etwa den hundertjährigen innerislamischen Krieg, schultern kann. In einem hat die "Grenzen dicht"-Truppe rund um Sebastian Kurz ja recht: Ein undifferenziertes Hereinnehmen wie 2015 geht nicht (mehr). Europa muss auch entscheiden können, wer ein Recht auf humanitäre Hilfe hat, wer eine wertvolle Arbeitskraft ist, und wer nicht. Schreibt DER STANDARD.

    Autor Hans Rauscher bringt es auf den Punkt: Aktuell an der türkisch/griechischen Grenze gestrandet sind hauptsächlich Afghanen, Pakistaner und Bangladescher. Wenigstens auf Sebastian Kurz, der nach seiner ersten Wahl zum österreichischen Bundeskanzler von der europäischen Presse als «Baby Hitler» beschimpft wurde, ist noch Verlass. Der smarte Populist Sebastian weiss eben, mit welchen Argumenten er die Wahlen fulminant gewonnen hat. Und – ungewohnt bei einem Politiker: er hält sein Wort! Würde er es brechen, wäre er sehr schnell wieder weg vom Fenster und würde damit nur Österreichs «braune Pest» stärken. Dann doch noch lieber den türkisen «Baby Hitler» als die ekelhaft braune Sauce rund um Hofer und Kickl, obschon Blochers rhetorisches Maschinengewehr und bekennender FPÖ- und HC Strache-Fan Roger Köppel dem wohl entschieden widersprechen würde.

  • 3.3.2020 - Tag der westlichen Wertegemeinschaft

    Thüringen: AfD stellt den Faschisten Höcke für Ministerpräsidentenwahl auf

    Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) im ostdeutschen Bundesland Thüringen schickt ihren Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke in die Ministerpräsidentenwahl am 4. März. Das teilte die AfD-Fraktion am Montag in Erfurt mit. Höcke tritt damit gegen den Linke-Politiker und ehemaligen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow an. Sämtliche Angebote der AfD "für eine Zusammenarbeit der bestehenden bürgerlichen Mehrheit" im Thüringer Landtag und für eine Beendigung von Rot-Rot-Grün seien von CDU und FDP ausgeschlagen worden, erklärte Torben Braga, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion. "Sollte Bodo Ramelow am kommenden Mittwoch mehr als die 42 Stimmen des rot-rot-grünen Lagers erhalten und als Ministerpräsident gewählt werden, soll für jeden Betrachter klar sein, dass diese Stimmen nicht von der AfD kamen." CDU und FDP hätten dann ihr Versprechen gebrochen, Ramelow nicht zu wählen und ein Fortbestehen von Rot-Rot-Grün nicht zu ermöglichen, erklärte Braga. Schreibt DER STANDARD.

    Sollte sich die «Völkerwanderung von 2015» (Anm. Originalzitat von AfD-Chef Meuthen) dank Erdogans raffinierter Erpressungsstrategie wiederholen, was beim derzeitigen Gesülze der verantwortlichen Politiker*innen der «westlichen Wertegemeinschaft» anzunehmen ist, wird der unsägliche Faschist Höcke schon bald nicht mehr als Ministerpräsident eines kleinen deutschen Bundeslandes kandidieren, sondern als nächster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Ohne die Flüchtlingskrise 2015 gäbe es die AfD längst nicht mehr. Das Flüchtlingsthema ist Honig für alle Populisten dieser Welt. Auch Salvini wird sich in Italien die Hände reiben. Und in Moskau lächelt sich der einzige Stratege der «Weltenlenker*Innen» mit Weitblick (copyright by den Immobilien-Mogulen) vermutlich ins Fäustchen.

  • 2.3.2020 - Tag von König Artus

    Bedrohte Datenschutz-Anerkennung: Schon wieder eine Retourkutsche der EU?

    Braut sich in Brüssel neues Ungemach für die Schweiz zusammen? Die Europäische Union könnte einen weiteren politisch motivierten Nadelstich setzen, um Bundesbern zu einer Unterzeichnung des institutionellen Rahmenabkommens zu bewegen. Erneut würde damit der Zugang für Schweizer Unternehmen zum EU-Binnenmarkt erheblich erschwert. Diesmal geht es um den Datenschutz: Spätestens am 25. Mai muss die EU-Kommission entscheiden, ob sie die Schweiz weiterhin als Drittstaat anerkennt, der Personendaten ausreichend schützt. Grosse Teile der Wirtschaft sind auf diese Einstufung angewiesen. Verliert die Schweiz diese Anerkennung, können einheimische Unternehmen mit solchen aus der EU nicht mehr einfach Daten austauschen. Ihr bürokratischer Aufwand stiege markant. Kundenadressen aus einem EU-Land etwa dürften nur mit Auflagen in die Schweiz übermittelt werden. Und will eine Schweizer Firma weiterhin mit Firmen aus dem EU-Markt ins Geschäft kommen, muss sie vor jedem Vertragsabschluss garantieren, dass sie die Datenschutzstandards der Union einhält. Es droht ein juristischer Papierkrieg. Fakt ist: Das geltende Datenschutzgesetz stammt aus einer Zeit, als «Internet» noch ein Fremdwort war. Sein Schutzniveau ist nicht mehr gleichwertig mit jenem der EU, die ihre Gesetze schon 2018 verschärft hat. Kein Wunder, drängten die Schweizer Wirtschaftsverbände darauf, die Behandlung des neuen Gesetzes im Parlament rasch vorwärtszutreiben. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    The Empire strikes back. Wie oft haben wir uns schon über The Donald, den grössten «Dealmaker» aller Zeiten und seine «Deals» lustig gemacht. Doch das derzeitige Verhältnis EU / Schweiz bewegt sich ebenfalls in diesem Modus: Come on, let's make a Deal. Und wie schon König Artus zu den Rittern der Tafelrunde gesprochen haben soll, «wird der Starke immer den Schwachen besiegen». Ziemlich schlechte Karten also für die Schweiz.

  • 1.3.2020 - Start in den Frühling 2020

    Weil er Homöopathie gegen das Coronavirus empfiehlt: Sturm der Entrüstung gegen Nationalrat Portmann

    Ein homöopathisches Mittel hilft «eine Corona-Infektion abschwächen», twitterte Hans-Peter Portmann. Und erntet heftigste Kritik. Der FDP-Nationalrat kontert: Mehr Abwehrkräfte würden sicherlich nicht schaden. Aussenpolitiker Hans-Peter Portmann (57) begibt sich auf heikles medizinisches Eis. Am Freitagabend, am Tag, an dem der Bund aufgrund des Coronavirus die Notlage ausrief und alle Grossveranstaltungen verbot, twitterte der FDP-Nationalrat die Empfehlung, man solle doch mit Kügeli Symptome des gefährlichen Virus bekämpfen. Der Zürcher empfiehlt das Mittelchen des französischen Herstellers Boiron – einer Firma mit einem jährlichen Umsatz von rund 600 Millionen Euro und fast 4000 Angestellten. Und bittet die Twitter-Gemeinde, seine Information breit zu streuen. Dies passiert zwar – aber nicht so, wie es sich der Nationalrat wohl gewünscht hat. Portmann erntet einen Shitstorm! Über 150 Personen kritisierten seinen Tweet in teils scharfen Voten. «Ihnen fehlt Bildung, wenn Sie die Gesellschaft mit solch gefährlichen Behauptungen in die Irre führen», echauffiert sich ein User. Und ein weiterer meint: «Eigentlich wäre jetzt eher der Zeitpunkt, klipp und klar darauf hinzuweisen, dass von homöopathischen Mitteln & Co keine Hilfe zu erwarten ist.» Beda Stadler (69), emeritierter Professor für Immunologie, sagt auf BLICK-Anfrage, dass es bei jeder gesundheitlichen Krise Homöopathen gebe, welche versuchen, aus der Lage Profit zu schlagen. Das seien Abzocker, die alles noch viel schlimmer machen würden. «Wer heute immer noch glaubt, dass Homöopathie mehr bewirkt als ein Placebo-Effekt, hat einen Dachschaden», so Stadler. Schreibt BLICK.

    Könnte es sein, dass FDP-Nationalrat Portmann Homöopathie mit Homopathie verwechselt? Sowas kann sehr schnell passieren. Dieses vernetflixte «ö» hat's in sich. Der reinste Zungenbrecher*In. Einem FDP-Politiker quasi einen Dachschaden vorzuwerfen geht ja noch. Aber Abzocker? Das ist eindeutig zu viel des Guten. Ein FDP-Politiker kann niemals ein Abzocker sein. Das müsste auch dieser emeritierte Professor wissen.

  • 29.2.2020 - Tag des Schaltjahres

    Bund erwägt Spezialspitäler nur für Corona-Patienten

    In einem Brief an die Schweizer Ärzte kündigt das Bundesamt für Gesundheit neue Massnahmen an. Für den Fall, dass sich die Situation stark verschlimmere, «würden wir drastischere Massnahmen ins Auge fassen», hält Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, im Schreiben fest. «Zum Beispiel einzelne Spitäler nur für Coronavirus-Fälle reservieren.» Noch seien die Massnahmen nicht angebracht. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Wir sparen in der Regel nicht mit Kritik an unserer Regierung. Das ist auch gut so. Doch für die Massnahmen im Umgang mit dem Coronavirus für den Schutz der Bevölkerung muss man sie loben. Eine Basler Fasnacht zu verbieten braucht Mut. Und diesen Mut, eine sicherlich für viele Fasnachtsfans harte Entscheidung zu fällen, zeigt der Bundesrat.

  • 28.2.2020 - Säbelrasseln

    Türkei fordert Nato-Beistand nach Tod von Soldaten in Syrien

    Nach einem Luftangriff auf türkische Soldaten mit zahlreichen Toten in der nordsyrischen Provinz Idlib hat die Türkei Beistand von Nato und der internationalen Gemeinschaft gefordert. Als Vergeltung griff die Türkei in der Nacht zu Freitag Stellungen der syrischen Regierungstruppen an, wie der türkische Kommunikationsdirektor, Fahrettin Altun, mitteilte. „Wir rufen die gesamte internationale Gesellschaft dazu auf, ihre Pflichten zu erfüllen“, hieß es darin.

    Der Sprecher der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, Ömer Celik, forderte, die Nato müsse an der Seite der Türkei stehen. Gleichzeitig drohte er kaum verhohlen damit, syrischen Flüchtlingen im Land die Grenzen in Richtung Europa zu öffnen: „Unsere Flüchtlingspolitik bleibt dieselbe, aber hier haben wir eine Situation. Wir können die Flüchtlinge nicht mehr halten“, sagte er. Schreibt die FAZ.

    Säbelrasseln bei der hehren Wertegemeinschaft des westlichen Verteidigungsbündnis NATO. Diesmal durch die Türkei. Hochschaukeln bis es kracht? Vergleichen heisst nicht gleichsetzen. Wohlverstanden! Doch ein kurzer Blick in die Vergangenheit lohnt sich immer.

  • 27.2.2020 - Tag der Globalisierung

    Wie das Coronavirus dem Autoboom in China ein Ende setzt und Peugeot der Misere sogar etwas Gutes abgewinnen kann

    In der Konzernzentrale von Peugeot (PSA) im Pariser Vorort Rueil-Malmaison fürchtet man das Virus. Wer zur Bilanzpressekonferenz möchte, muss am Empfang eine Erklärung unterschreiben, dass er in letzter Zeit nicht in einer der Weltregionen war, die vom Coronavirus besonders betroffen sind. Nur kein Risiko beim Einlass. Auf der Bühne aber ist von Furcht dann nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Carlos Tavares, der Obmann des französischen Opel-Mutterkonzerns, kann der Krise sogar etwas Gutes abgewinnen. Der PSA-Chef hält die Welt der Wirtschaft für zutiefst darwinistisch, und die Virusplage, die gerade viele Menschen und die Weltkonjunktur erfasst, passt gut zu dieser Anschauung: "Wenn diese Turbulenzen anhalten, dann wird Peugeot in einer deutlich robusteren Verfassung sein als unsere Wettbewerber", sagt Tavares. Markige Worte für einen Konzernchef, der wegen des Coronavirus seit Wochen Fabriken in China geschlossen halten muss, eine davon in Wuhan, dem Ausgangspunkt der Epidemie. Tavares' Prognose, Peugeot komme damit besser zurecht als die Konkurrenz, darf man als Anspielung verstehen, die nicht zuletzt dem deutschen Rivalen Volkswagen gilt. Für den ist der Totalausfall Chinas ein heftiges Problem. Die aufreizende Gelassenheit, mit der Tavares am Mittwoch die Geschäftsrisiken aus dem Virus kommentiert, wirkt da schon fast wie kalkulierte Provokation. Um 92 Prozent ist der chinesische Automarkt seit dem Beginn der Krise eingebrochen. Noch eindrucksvoller ist es, sich das Schlamassel in absoluten Zahlen anzusehen: 4909. Genau so wenige Wagen wurden laut chinesischem Automobilverband in den ersten 16 Februartagen in der Volksrepublik verkauft. 4909 Fahrzeuge im eigentlich größten Automarkt der Welt. Das macht 307 Stück in 24 Stunden. Statistisch werden 307 Wagen in China sonst alle siebeneinhalb Minuten verkauft. "In der ersten Februarwoche war kaum jemand bei Autohändlern, da die meisten Menschen zu Hause blieben", sagt Cui Dongshu, der Generalsekretär der China Passenger Car Association. Daran wird sich wohl nicht allzu viel ändern. Die meisten Geschäfte haben in Chinas Metropolen noch immer geschlossen. Auf Bürgersteigen sind kaum Fußgänger und wenn, mit Mundschutz. Jetzt sind die Franzosen im Vorteil: Sie verkaufen weit weniger Autos in China: Peugeot gehörte zu den ersten westlichen Unternehmen, die im Januar ihre Produktion in China unterbrachen und entsandte Mitarbeiter in die Heimat zurückholten. Zwei Werke bleiben bis mindestens 11. März geschlossen. "Es liegt nicht in unserer Hand, wann wir wieder aufmachen. Das entscheiden die chinesischen Behörden", sagt Tavares. "Aber wir haben alles unter Kontrolle". Alle Mitarbeiter in den betroffenen Region seien sicher und gesund, der Konzern habe Vorkehrungen zum "Cash Management" getroffen. Soll heißen: Das Geld, das durch den Produktionsstopp in den Kassen der chinesischen PSA-Firmen fehlt, wird der Mutterkonzern nachschießen. Dass Tavares jetzt leicht reden hat, hängt vor allem daran, dass PSA mit seinen Hauptmarken Peugeot und Citroën in China verglichen mit VW kaum Bedeutung hat. 2019 fiel der Absatz im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 55 Prozent - auf fast vernachlässigbare 117 000 verkaufte Fahrzeuge. Es ist ein Draufzahlgeschäft, das jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag kostet. In der Coronavirus-Krise aber erweist sich die geringe Abhängigkeit vom chinesischen Markt als ein enormer Vorteil. "Wir sind robuster als unsere Wettbewerber", sagt PSA-Chef Tavares. Und er bezieht das auch auf den Absatz, der allen anderen Kopfzerbrechen bereitet: Selbst wenn die Verkäufe in aller Welt einbrechen sollten, hält er sich dank satter Gewinne im vergangenen Jahr für gut gerüstet. Ihm reiche schon die Hälfte des gegenwärtigen Absatzes von 3,5 Millionen Fahrzeugen, um Gewinn zu erzielen. "Das macht uns für Investoren attraktiv", sagt Tavares. Am Mittwoch, als an den Weltbörsen weiter die Angst vor dem Coronavirus umgeht, notiert die Aktie des Krisengewinnlers Peugeot kräftig im Plus. Schreibt die Süddeutsche Zeitung.

    Des einen Leid ist des anderen Freud'. Oder die Kehrseite der Globalisierung, die von den berühmten Think tanks noch nie veröffentlicht wurde. Vielleicht haben sie auch gar nie darüber nachgedacht.

  • 26.2.2020 - Aschermittwoch

    US-Serie lief im Nationalratssaal: SP-Badran wundert sich über «Friends» im Bundeshaus

    Wo sonst die Abstimmungsresultate des Nationalrats angezeigt werden, lief auf einmal eine US-Serie. Zum Erstaunen von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran. Für die Freunde amerikanischen Comedy-Serien hätte sich gestern ein Besuch im Bundeshaus gelohnt. Auf den Bildschirmen im Nationalratssaal, wo normalerweise die beratenen Geschäfte aufgeführt und die Abstimmungsresultate angezeigt werden, wurde für einmal eine US-Sitcom übertragen. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (58, ZH) nahm an einer Sitzung der nationalrätlichen Wirtschaftskommission teil und wurde Zeugin des überraschenden Einspielers. Worauf sie flugs twitterte: «Premiere im Nationalratssaal: Übertragung der Serie ‹Friends›. Preisfrage: wie kommts?» Badrans Preisfrage beantwortet Mark Stucki von den Parlamentsdiensten: «Im Rahmen von Tests an den technischen Installationen in den Ratssälen wird auch die Einspielung von Videosignalen auf die Bildschirme überprüft. Es handelte sich um einen solchen Test», erklärt er. Die Tests fanden und finden während dieser Tage laufend durch eine externe Firma statt. «Auch, um die Operators zu schulen.» Trotzdem: Warum lief im Nationalratssaal eine US-Serie über den Bildschirm? «Reiner Zufall!», so Stucki. «Bei den Tests wurde irgendein Sender eingespielt.» Da sei halt gerade «Man with a Plan» gelaufen. Schmunzelnd schiebt er nach: «Tiefere Beweggründe liegen keine dahinter.» Schreibt BLICK.

    Defätismus am Aschermittwoch geht gar nicht. Deshalb: Ein bisschen Abwechslung sei auch unseren Parlamentariern und *Innen (Genderstern, gällid) gegönnt, arbeiten sie doch im Schweisse ihres Angesichts von frühmorgens, wenn der Hahn auf der Henne kräht, bis spätabends zum Wohle der Bevölkerung und stetig tieferen Krankenkassenprämien.

  • 25.2.2020 - Güdisdienstag

    Gefährliches Virus nahe an unserer Grenze: SVP nutzt Corona-Angst für ihre Initiative

    Das Coronavirus ist bedrohlich nahe an der Schweizer Grenze, im Tessin herrscht wegen den vielen Grenzgängern Alarmbereitschaft. Doch mittlerweile schwappt die Angst vor dem Coronavirus auf die ganze Schweiz über. Eine Angst, welche die SVP nun für politische Zwecke nutzt. Sie weibelt gegen die Personenfreizügigkeit. So fordert SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (41) via Twitter, «endlich systematische Grenzkontrollen einzuführen». Die EU versage auch hier, schreibt er. Und wirbt für ein Ja zur Begrenzungs-Initiative der SVP, die am 17. Mai vors Volk kommt. Das kommt bei Gewerkschaftsboss und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard (51, VD) schlecht an. Er wirft der SVP vor, mit dem Coronavirus Stimmung zu machen. «Es gibt eine zusätzliche Gefahr neben dem Virus selbst, das ist die Panikmache und politische Instrumentalisierung», sagt der Präsident des Gewerkschaftsbund zu BLICK. Die SVP instrumentalisiere eine «ernste Situation», da müssten auch die politischen Akteure ernst und glaubwürdig bleiben, so Maillard. «Eine Kampagne kann nicht mit solchen Argumenten geführt werden.» Wenn nötig, könne der Bund jederzeit Grenzkontrollen organisieren –«unabhängig von der SVP-Initiative». Panikmache zur politischen Zwecke? SVP-Nationalrat Thomas Aeschi wehrt sich gegen diesen Vorwurf. «Auf keinen Fall!», sagt er zu BLICK. Die Situation dürfe man nicht missbrauchen, sagt er. Doch die Lage sei hochdramatisch, da müsse der Bund reagieren. «Der Bund muss dringend Grenzkontrollen einführen. Wir müssen wissen, wann welche Personen reinkommen.» Und sobald es einen Fall in der Schweiz gebe, müsse die Grenze sofort geschlossen werden. Schreibt BLICK.

    Was ist denn da so falsch an Aeschis Aussage bzw. Forderung? «Wir müssen wissen, wann welche Personen reinkommen.» Dieses Wissen betrifft nicht nur das Coronavirus. Es wäre auch gut informiert zu sein, welche Leute zum Beispiel nach einer Verurteilung durch die Staatsanwaltschaft mit Abschiebung und einem 5-jährigem Einreiseverbot in die Schweiz zwei Wochen später dennoch wieder im Alpenland anzutreffen sind. Rumänien, Osteuropa und der Balkan lassen dank offenen Grenzen grüssen. Fragen Sie doch mal einen Vertreter der Luzerner Polizei und Sie werden feststellen, dass dieses «Einreiseverbot» die reinste Lachnummer ist, die nicht nur Frust bei den Polizisten erzeugt, sondern den Bürgerinnen und Bürgern ein Stück Lebensqualität raubt und die Justiz ad absurdum führt.

  • 24.2.2020 - Güdismontag

    Bund pfeift Krankenkasse zurück: Sympany lockte mit illegalen Rabatten

    Die Krankenkasse Sympany hat es beim Kundenfang übertrieben. Sie legte rund 8000 Kunden rein, die ihre Grundversicherung letztes Jahr gekündigt hatten. Und bot ihnen bis zu 500 Franken an, wenn sie blieben. Doch das Bundesamt für Gesundheit intervenierte. Die Krankenkassen buhlen nicht nur mit Gutscheinen um neue Kunden. Sie machen abtrünnigen Versicherten auch mit Geschenken den Hof. Eine neue Masche hat sich die Krankenkasse Sympany einfallen lassen. Mit illegalen Spezialtarifen wollte sie Kunden in der Grundversicherung zurückgewinnen, die bereits gekündigt hatten. Der Versicherte Thomas Rose* (48) kündigte den Sympany-Vertrag seiner Familie letzten Herbst. Er hatte schon ein Angebot einer günstigeren Krankenkasse auf dem Pult liegen. Darauf rief ihn ein Sympany-Mitarbeiter an. «Er fragte mich, ob meine Familie bereit wäre zu bleiben, wenn Sympany den Differenzbetrag begleicht», sagt der Kunde. Rose war einverstanden, nachdem ihm Sympany schriftlich eine Gutschrift von 1600 Franken per Februar 2020 bestätigt hatte. Doch die Gutschrift blieb aus. Stattdessen erhielt Rose einen Brief von Sympany. Dieser liegt BLICK vor. Darin zieht Sympany das Gutschriftversprechen zurück. Der Grund: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat festgestellt, dass das Rückkehrangebot in der Grundversicherung rechtswidrig war. Schreibt BLICK.

    Und? Wundert sich da noch jemand? KK-Business as usual. Lassen wir uns vom längst alltäglich gewordenen Ärger mit den Krankenkassen nicht den Wochenstart vermiesen. Feiern wir den Güdismontag!

  • 23.2.2020 Tag der Ü70-jährigen Jungbrunnen

    Bernie Sanders straft bei der Vorwahl in Nevada die Konkurrenz ab

    Der Spitzenkandidat des linken Flügels hat seine Führungsposition im Feld der demokratischen Präsidentschaftsbewerber durch seinen deutlichen Sieg in Nevada weiter konsolidiert. Die Unruhe steigt unter den Gemässigten, die weiter gegeneinander im Wettbewerb liegen. Der selbst erklärte «demokratische Sozialist» Bernie Sanders hat seinen Vorsprung in den ersten Vorwahlen für die Präsidentschaft mit einem klaren Sieg in Nevada ausgebaut. Bereits am Samstagnachmittag (Ortszeit) erklärte die Nachrichtenagentur AP Sanders auf der Basis der vorläufigen Resultate zum Sieger. Er hatte am Abend rund doppelt so viel Zuspruch wie der nächstfolgende Bewerber, der frühere Vizepräsident Joe Biden. Dahinter folgten nochmals deutlich abgeschlagen Pete Buttigieg, Elizabeth Warren sowie Tom Steyer, der ausserordentlich viel Geld in diese Vorwahl investiert hatte. Schreibt die NZZ.

    Sieht richtig gut aus für the stable Genius*. Ein 78-jähriger Herausforderer? Dagegen ist ja Trump mit seinen 73 Jahren der reinste Jungbrunnen. Wozu sollte denn The Donald noch den russischen Geheimdienst brauchen, den die US-Medien und die transatlantische Durchlauferhitzerpresse, die von den US-Agenturen jeden Blödsinn übernimmt, in ihrer Paranoia auf der Jagd nach Schlagzeilen als Bösewicht herbei schreiben? Ganz so, als ob nicht die USA selber genügend fragwürdige Geheimdienstklitschen hätte, denen man so ziemlich alles zutrauen darf. Ohne jetzt Verschwörungstheorie zu lancieren, darf man getrost davon ausgehen, dass bei den letzten Präsidentschaftswahlen in den USA irgendeiner der amerikanischen Geheimdienste in irgendeiner Form ebenfalls mitgewirkt hat. Man darf sicherlich auch fragen, weshalb sich das FBI so kurz vor der Wahl die unsägliche Hillary vorgeknöpft hat.

    * Es wird Zeit, dass auch einmal erklärt wird, was The Donald eigentlich mit seinem Tweet «I am a very stable Genius» wirklich meinte. Fälschlicherweise interpretierten alle westlichen und unwestlichen (neue Wortschöpfung, copyright by LUZART) Medien diese Äusserung als grossgekotzte Angeberei von einem intellektuell etwas minderbemittelten US-Präsidenten, der sich selber als Genie bezeichnet. In Tat und Wahrheit aber ist «THE STABLE GENIUS ACT» ein vom US-Abgeordneten Brendan Boyle verfasster Gesetzentwurf, wonach Präsidentschaftskandidaten eine ärztliche Untersuchung ablegen und die Ergebnisse vor den allgemeinen Wahlen öffentlich bekannt geben müssen. Nachlesbar auf Wikipedia (Englisch).

  • 22.2.2020 - Tag der legalen Korruption

    Abtretender UBS-Chef warnt vor Abstieg des Schweizer Finanzplatzes

    Der abtretende UBS-Chef Sergio Ermotti hat in einem Zeitungsinterview vor einem Abstieg des Schweizer Finanzplatzes wegen des Brexits gewarnt. Mehrere Länder würden die Regulierung nutzen, um die eigenen Bankinstitute im internationalen Wettbewerb zu bevorzugen. «Nach dem Brexit werden die Briten mit aller Kraft versuchen, den Finanzplatz zu stärken. Durch eine strenge, aber pragmatische Regulierung», sagte Ermotti in einem Interview mit den «CH Media"-Zeitungen vom Samstag. «In der Schweiz fehlt dieser Pragmatismus manchmal.» Die Schweiz sei zwar aus politischer und regulatorischer Sicht weiterhin ein Standortvorteil für eine Grossbank, sagte der 59-jährige Tessiner. Die Schweiz müsse aber aufpassen, dass sie nicht ins Hintertreffen gerate. «Unser Referenzpunkt muss der Finanzplatz London sein.» «Nach dem Brexit werden die Briten mit aller Kraft versuchen, den Finanzplatz zu stärken. Durch eine strenge, aber pragmatische Regulierung», sagte Ermotti in einem Interview mit den «CH Media"-Zeitungen vom Samstag. «In der Schweiz fehlt dieser Pragmatismus manchmal.» Die Schweiz sei zwar aus politischer und regulatorischer Sicht weiterhin ein Standortvorteil für eine Grossbank, sagte der 59-jährige Tessiner. Die Schweiz müsse aber aufpassen, dass sie nicht ins Hintertreffen gerate. «Unser Referenzpunkt muss der Finanzplatz London sein.» Schreibt BLICK.

    Der Alarmismus, den Er, der Motti vom Dienst, in diesem Interview absondert, darf der Rubrik «Realsatire» zugeordnet werden. Für den Abstieg des Schweizer Finanzplatzes haben die Bankster bis jetzt noch immer selbst gesorgt. Es war ja nicht «die Schweiz», die die UBS bei der letzten Finanzkrise in den Bankrott getrieben hat, sondern der glorreiche Oberbankster Marcel Ospel. «Die Schweiz» hat die UBS (und die Aktionäre) damals dank «Systemrelevanz» vor dem Untergang gerettet. Nicht der Ospel vom Herrliberg. Der tauchte ab, stieg in seinen Aston Martin und rieb sich ob der millionenschweren Abgangsentschädigung die schmutzigen Hände beim Golfspiel frei nach dem Motto «Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren». Bei der Verkäuferin von ALDI, die ein paar Bananen klaute, flatterte die fristlose Kündigung in die Einzimmerwohnung und die Staatsanwaltschaft marschierte auf. So viel zum Verhältnisblödsinn und dem Justizversagen auf höchster Ebene. Oder die wunderbare Geschichte von der Krähe, die der anderen Krähe niemals ein Auge aushackt. Aldous Huxleys schöne neue Welt mit der Droge des hemmungslosen Neoliberalismus, die bei Huxley noch «Soma» heisst? Wer das Buch gelesen hat, weiss, dass hinterfragen in der «Brave New World» verboten ist! Aldous Huxley war seiner Zeit weit voraus.

    Wie viele Strafmilliarden musste denn «die beste Bank der Schweiz» unter Ermotti allein an die USA bezahlen? Gegen diese Summe, mit der – nur so als Beispiel – die AHV auf Jahrzehnte hätte saniert werden können, sind ja selbst die Boni der UBS-Bankster Almosen. Und bezüglich Regulierung und Vorschriften der Schweizer Banken durch die Regierung braucht sich Ermotti nun wirklich keine Sorgen zu machen. Die unzähligen Bank-Lobbyisten*innen* aus dem Parlament geben sich im Hohen Haus in Bern hurtigen Schenkels die Türklinken in die Hand, wenn am Zürcher Paradeplatz auch nur gehüstelt wird.

    * Ein Blick auf Lobbywatch gibt Auskunft. Sie werden staunen, wen Sie da so antreffen. Mit einer Trefferquote von 99 Prozent finden Sie auch die von Ihnen persönlich gewählten Politker*innen im Handbuch der legalen Selbstbereicherung. Man könnte dies ohne rot zu werden auch legale Korruption nennen. Bitte nicht weitersagen!

    The Bankster
  • 21.2.2020 - Tag der unappetitlichen Parteien

    Nach Morden in Hanau: Klingbeil fordert Beobachtung der AfD durch Verfassungsschutz

    SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat nach dem mutmasslich rassistisch motivierten Anschlag von Hanau eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz gefordert. Man müsse das klar benennen: «Da hat einer geschossen in Hanau, danach sieht es aus, aber es waren viele, die ihn munitioniert haben und da gehört die AfD definitiv mit dazu.» Die Partei habe das gesellschaftliche Klima in den letzten Monaten und Jahren vergiftet, sagte Klingbeil. «Es ist doch völlig klar, dass die AfD eine Partei ist, die beobachtet werden muss vom Verfassungsschutz.» Er sei dafür, dass das sehr schnell in den Sicherheitsorganen entschieden werde und dass es dazu komme. Schreibt die FAZ.

    Die AfD ist eine unappetitliche Partei mit Protagonisten, die man ungestraft gemäss einem Gerichtsurteil «Faschisten» und «Nazis» nennen darf. Doch Klingbeils Instrumentalisierung eines furchtbaren Verbrechens für parteipolitische Zwecke ist nicht weniger unappetitlich und wird nicht nur den ermordeten Opfern nicht gerecht, sondern dürfte der AfD einmal mehr genau die Opferrolle bescheren, die sie wie keine andere Partei in Wählerstimmen umzusetzen vermag. Es gibt Gründe, weshalb sich diese widerlichen Parteien vom Schlage einer AfD in ganz Europa etablieren und in die Parlamente einziehen konnten. Diese Gründe sind bei den Altparteien und den verkommenen und abgehobenen Politeliten mit der unsäglichen Spreizwürde der Etablierten zu suchen. Trump, Orban, Strache, Le Pen, Johnson, Höcke und wie sie alle heissen sind nicht vom Himmel gefallen. Darüber müsste Klingbeil zwingend nachdenken, bevor seine Partei in die völlige Bedeutungslosigkeit versinkt.

  • 20.2.2020 - Tag der Grossspenden

    Ibiza-Ermittlungen: Ermittler decken Grossspenden an FPÖ-Vereine auf

    Schon wieder eine Grossspende: Am 8. Mai 2018 war der blaue Nationalratsabgeordnete Markus Tschank wohl bester Stimmung. "Patria Austria hat €100 k erhalten!", schrieb er seinem damaligen Klubobmann Johann Gudenus per Whatsapp. "Top", antwortete dieser. Das ist nur einer von vielen Chats, die zeigen, wie intensiv sich FPÖ-Politiker mit einem Netzwerk an Vereinen beschäftigten, deren eigentlicher Zweck nach wie vor unklar ist. Ihre Existenz war nach dem berüchtigten Ibiza-Video publik geworden, in dem der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache davon sprach, dass man Spenden "vorbei am Rechnungshof" schleusen, also vor der Öffentlichkeit verstecken kann. Ermittler versuchen seit dem Erscheinen des Videos im Mai 2019, derartige Vereine zu finden, übrigens nicht nur bei der FPÖ. Dort wurde man aber rasch fündig: Mindestens vier verdächtige Vereine wurden identifiziert. Vorstandspositionen werden von demselben Kreis an Personen belegt, darunter auch von Markus Braun, Schwager der "blauen Glücksfee" Peter Sidlo, dessen Bestellung zum Casinos-Vorstand Politik und Justiz beschäftigt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Im Zentrum des Netzwerks dürfte der Verein Austria in Motion stehen. Markus Braun ist dort Obmann, die Rechtsanwälte Tschank, Peter Skolek und Alexander Landbauer waren hintereinander Kassier. Laut einem von Braun beauftragten Wirtschaftsprüfer hatte der Verein im Mai 2019 rund 340.000 Euro zur Verfügung. Spenden dafür haben laut Ermittlern beispielsweise Gudenus und Strache gekeilt. Laut Zeugen gab Gudenus an, der Verein unterstütze "Personen, denen es schlecht gehe", sowie "österreichische Traditionen und Werte". Die Ermittler sehen das anders. Sie denken, dass Austria in Motion genau wie Patria Austria, "Wirtschaft für Österreich" und das "Institut für Sicherheitspolitik" (ISP) in "Absprache mit Heinz-Christian Strache bzw. Johann Gudenus" mit dem Vorsatz gegründet wurden, "finanzielle Zuwendungen für die FPÖ respektive Heinz-Christian Strache zu lukrieren". Schreibt DER STANDARD.

    Das tönt nach einem grossen Skandal. Ist es aber nicht. Business as usual im österreichischen Parteiensumpf. Halt! Auf keinen Fall jetzt mit dem Zeigefinger auf Österreich zeigen: Läuft in der Schweiz in etwa ähnlich ab, allerdings etwas cleverer. Oder in Anlehnung an Forrest Gump: «Dumm ist, wer sich erwischen lässt.»

  • 19.2.2020 - Tag der perfekten Politiker

    Wie sich der Genfer Fast-Bundesrat Pierre Maudet gegen die Publikation eines Interviews wehrt

    Auch eineinhalb Jahre nach Bekanntwerden der Affäre um Pierre Maudet, ist der Genfer Magistrat noch im Amt und kämpft mit allen Mitteln um seine politische Zukunft. Dazu gehört auch, ein ihm unliebsames Interview zu verhindern, das CH Media mit ihm geführt hat. Das ist die Geschichte. Der Magistrat empfängt die beiden schreibenden Journalisten – die Politikchefin und den Romandie-Korrespondenten – in seinem grosszügigen Büro in der Genfer Altstadt, an einem Mittwoch. Er ist gut vorbereitet, hat sich Antworten notiert. Zwei Tage nach dem Interviewtermin, an einem Freitag, wird bekannt, dass Maudets politischer Verbündeter, FDP-Mitglied Simon Brandt, von der Polizei verhaftet wurde. Die Frage steht im Raum, ob Brandt Maudet vertrauliche Informationen weitergab. Am selben Tag erhält Maudet den Interviewtext zum Gegenlesen und er verspricht, bis am Montagmorgen seine Korrekturen zu schicken. Schreibt die AZ in einem hervorragenden Artikel.

    Es lohnt sich, die ganze Geschichte um das Interview der AZ mit Maudet zu lesen. Ein Sittengemälde par excellence. In einem Satz des nicht veröffentlichten Interviews betont der wendige FDP-Fast-Bundesrat, nicht die Medien sollen über ihn richten und dass es keine perfekten Politiker gebe. Da muss man dem unersättlichen Gierhals aus Genf tatsächlich zustimmen. Die perfekten Politiker gibt es nicht. Kann es auch gar nicht geben. Das ist und war schon immer eine Utopie. Zu unterschiedlich sind die Ansprüche und Erwartungen einer heterogenen Gesellschaft. Den perfekten Politiker verlangt aber auch niemand. Doch ein Minimum von Moral, Ethik und Anstand würde den hohen Damen und Herren aus der Politik nicht schaden. Diese drei tragenden Grundpfeiler jeder Demokratie sucht man speziell bei den jüngeren FDP-Politikerinnen und Politikern jedoch vergebens. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb FDP-Politiker vom Schlage eines Maudets jedwelches Unrechtsbewusstsein verloren haben. Der Fairness halber sei erwähnt, dass es die schwarzen Schafe vom Kaliber Maudets in jeder Partei gibt. Auch ein Christoph Mörgeli von der SVP schämte sich nicht, einerseits täglich über das Schweizer Parlament und den Staat als solches zu lamentieren und sich andererseits hemmungslos bei genau diesem Staat als Angestellter eines staatlichen Museums und Mitglied des Nationalrates finanziell zu bedienen und damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch der Mörgelis gibt es viele im ach so hohen Haus von Bern. Allerdings fällt auf, dass beinahe immer einer oder mehrere FDP-Granden an vorderster Front in Vorgänge verstrickt sind, die zum Himmel stinken. Siehe die neueste Affäre um die Krypto AG in Zug. Doch um an Hölderlin anzuknüpfen: «Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch». Es braucht nur eine Krise und schon werden Gesellschaft und System durchgerüttelt. Niemand wünscht sich das. Aber Krisen können auch heilende Wirkungen entfalten. Die Wahlbeteiligung nimmt zu und Parteien werden marginalisiert. Siehe Finanzkrise 2010. 2013 flog die deutsche FDP, das neoliberale Pendant zur Schweizer FDP, aus dem deutschen Parlament, weil sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht erreichte. Diesen Weg in Richtung Marginalisierung wird auch die FDP aus dem Lande Wilhelm Tells eines Tages gehen müssen. Ist nur eine Frage der Zeit. Und das ist gut so. Wozu braucht denn die Schweiz mit CVP und FDP zwei Neolippen-Parteien, die sich gegenseitig mit den krassesten Argumenten des Neoliberalismus konkurrenzieren? Ein Neoliberalismus notabene, der mit den Thesen von Pierre-Étienne Flandin und Friedrich August von Hayek nichts mehr zu tun hat, dafür aber umso mehr mit den Chicago Boys und dem totalitären Marktradikalismus / Marktfaschismus.

  • 18.2.2020 - Tag der Politfloskeln

    Pass ab Geburt, weniger Arbeiten, Erbschaftssteuer: So wollen Wermuth und Meyer die Schweiz umkrempeln

    Am Montag haben die SP-Papabili Cédric Wermuth und Mattea Meyer ihr Programm vorgestellt. Und das hat es in sich. Am Mittwoch endet die Bewerbungsfrist für die Nachfolge von SP-Boss Christian Levrat (48). Dass sich noch jemand meldet, ist eher unwahrscheinlich. Das heisst: Am 5. April wird es zum Duell zwischen den beiden Tandems Cedric Wermuth (33)/Mattea Meyer (32) und Priska Seiler Graf (51)/Mathias Reynard (32) kommen. Und so langsam schälen sich die Unterschiede der Duos heraus. Während Seiler Graf und Reynard ihre Stärke in der persönlichen Breite des Tickets sehen (Unterwalliser und Zürcherin, junger Mann und ältere Frau, linker Gewerkschafter und moderate Exekutivpolitikerin), hat das Duo Meyer/Wermuth am Montag ein eigentliches Programm veröffentlicht. Unter dem Titel «Linker Aufbruch» kündigen sie an, wie sie die SP – und die Schweiz – verändern wollen.

    Bürgerrecht: Den Schweizerpass soll es ab der Geburt geben. Wer hier geboren ist, soll automatisch Schweizer werden. So wie das in Frankreich der Fall ist. Wermuth und Meyer kündigen an, sich für das sogenannte «ius solis» einzusetzen, denn: «Wer hier lebt, gehört dazu.» Das wäre eine Abkehr von den traditionellen Einbürgerungsverfahren, zumindest für Secondos und Secondas.

    Arbeit: Selbstverständlich kämpfen Meyer und Wermuth mit den Gewerkschaften für Mindestlöhne und eine 13. AHV-Rente. Und sie wollen die Digitalisierung nutzen, um «die Lohnarbeit sinnhafter zu machen». So wollen sie das Recht auf Bildung stärken. Aber – das eine alte Juso-Forderung – die Lohnarbeitszeit reduzieren.

    Wohnen: Tiefere Mieten sollen über einen gesetzlichen Renditedeckel erreicht werden.

    Gesundheitskosten: Wermuth und Meyer wollen die unter Levrat aufgegleiste Prämien-Initiative weiterverfolgen. Diese verlangt, dass ein Haushalt nur noch 10 Prozent seines Einkommens für Krankenkassenprämien ausgeben soll. Der Rest würde via Steuern finanziert.

    Kinderbetreuung: Auch über Steuern sollen mehr Krippenplätze finanziert werden.

    Steuern: Für Wermuth und Meyer ist klar: Arbeit und auch die Renten sollen steuerlich entlastet werden. Dafür wollen sie das Kapital stärker belasten. Das versucht derzeit die Juso mit ihrer 99-Prozent-Initiative, die verlangt, dass Dividenden und Zinserträge eineinhalbmal so stark besteuert werden wie Löhne. Zudem wollen sich Wermuth und Meyer für einen schweizweiten Mindeststeuersatz für Firmen einsetzen – und so den Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen eindämmen.

    Klima: Bereits vor ein paar Wochen hat Meyer in einem Interview in der «Republik» den Masterplan für die Finanzierung der Klimapolitik vorgelegt: Klimapolitische Massnahmen sollen finanziert werden, indem man eine Erbschaftssteuer für Super-Reiche einführt. Schreibt BLICK.

    Ob diese doch ziemlich unverbindlichen und etwas altbacken wirkenden Zukunftsvisionen mit den üblichen Politfloskeln reichen, einen neuen und glaubwürdigen Markenkern für die SP zu schaffen, ist mehr als fragwürdig. Das Thema «Digitalisierung», mit dem in der Zukunft so ziemlich alles in unserer Gesellschaft zusammenhängen wird, kommt nicht einmal vor. Zumal die SP ihre früher gefürchtete Kampagnenfähigkeit niemals zurückgewinnen wird, solange sie in der Regierung vertreten ist. So ist das nun mal lieber Cédric: Den Fünfer und das Weggli gibt es nicht. Glaubwürdige Erneuerung der guten alten Tante SP kann nur in der Opposition stattfinden. Die ätzende Postenschieberei der SP-Granden müsste sowieso längst ein Ende haben. Sonst wird das nix.

  • 17.2.2020 - Tag des Kanalius Analius

    Ab sofort gibts mehr Liebe, Sex und Dating

    Der neue Kanal OneLove ist live: 20 Minuten bringt täglich Storys zu allen Themen rund um Liebe, Sex und Dating. Mehr Liebe, mehr Klartext: Ab dem 17. Februar 2020 thematisiert 20 Minuten online und im Print jeden Tag Themen rund um Beziehungen und Bauchkribbeln, LGBTQ+ und Body Positivity, Verhütung und sexuelle Gesundheit, Übergriffe und Sicherheit. Dazu wurde ein neues Ressort und der neue Kanal OneLove geschaffen. 20 Minuten kann dabei auf Experten zählen, die Wissenswertes zu Liebe, Sex und Dating vermitteln. Schreibt 20Minuten.

    Wir wollen doch die neue Woche mit einer positiven Schlagzeile beginnen. Was BLIGG kann, kann unser aller Pendlermagazin schon lange. 20Minuten lanciert ab heute, worauf die Welt bisher vergeblich gewartet hat. Frei nach Verona Feldbusch: Hier werden Sie geholfen. Von Impotenz über Inkontinenz bis hin zur richtigen Stellung, offenen Hämorrhoiden und eingewachsenen Zehennägeln – unser aller Pendlermagazin hat die richtigen Antworten auf Ihre Probleme im neuen Kanal Anal.

    Coole SUVA-Präsenz
  • 16.2.2020 - Tag des Boulevards

    Erster digitaler Sender der Schweiz: Morgen legen wir los mit Blick TV

    Blick TV läuft täglich von 6 Uhr bis 23 Uhr auf Blick.ch und in der Blick-App. Der Fokus liegt auf Breaking News, Sport und Unterhaltung. Blick TV läuft täglich von 6 Uhr bis 23 Uhr auf Blick.ch und in der Blick-App. Der Fokus liegt auf Breaking News, Sport und Unterhaltung. Blick TV sendet aus den zwei neuen, topmodernen Studios im Ringier Pressehaus in Zürich. Aktuell besteht das Kernteam von Blick TV aus 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. «Ringier hat den Mut, das Fernsehen zu erobern und fürs Internet neu zu erfinden. Ich freue mich riesig auf die Arbeit mit meinem kompetenten, kreativen und schlagkräftigen Team», sagt Jonas Projer, Chefredaktor von Blick TV. Im Viertelstunden-Rhythmus sendet das digitale TV Informationen zu Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung. Zu sehen ist das neue Angebot auf Blick.ch und in der Blick-App. Die mobile Version von Blick TV kann dank eines neuartigen Players sowohl im Hoch- als auch im Querformat geschaut werden. Alle Beiträge werden untertitelt, was die Smartphone-Nutzung unterwegs und den barrierefreien Zugang ermöglicht. Darüber hinaus werden die Userinnen und User auf Blick.ch deutlich mehr On-Demand Videos finden. Schreibt BLICK.

    Qualitativ ist logischerweise vom Zürcher Dufourstrasse-Boulvard in Sachen TV rein gar nichts zu erwarten. Der übliche Sex-, Crime- und Unterhaltungsmüll aus den unteren Schubladen. Dennoch muss man vor dem Zofinger Medien-Pionier Michael Ringier einmal mehr den Hut ziehen: Er schafft es immer wieder, das Ringier-Imperium auch in Zeiten der digitalen Herausforderungen richtig zu positionieren. Ringier weiss, wonach seine Klientel verlangt. Und genau das liefert er. Die Welt besteht nun mal nicht nur aus Nobelpreisträgern. Für diese gibt's ja immer noch die NZZ. Chapeau Michael Ringier!

  • 15.2.2020 - Tag der charakterlosen Gier- und Wendehälse

    Entscheid zur Crypto-PUK muss warten: Plötzlich zaudert die FDP

    FDP-Präsidentin Petra Gössi brachte als eine der ersten eine Crypto-PUK ins Spiel. Doch nun zögern ausgerechnet die Freisinnigen, ob sie eine Parlamentarische Untersuchungskommission überhaupt wollen. Sie war eine der ersten Politikerinnen, die sich nach der Aufdeckung der Crypto-Affäre zu Wort meldete. FDP-Präsidentin Petra Gössi (44) forderte umgehend eine politische Reaktion: «Wir müssen uns ernsthaft überlegen, ob eine PUK nötig ist», erklärte sie im «Tagesanzeiger». Die FDP prüfe gar, ob sie in der Frühlingssession selbst einen Antrag auf eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) stelle, so Gössi. «Das habe ich mit Fraktionschef Beat Walti und ­Vizepräsident Andrea Caroni so abgesprochen.» Es gehe nicht an, dass man erst im Sommer wisse, was Sache ist. Nur zwei Tage später scheint die FDP den Fuss wieder vom Gaspedal genommen zu haben. Gestern wollte das Büro des Nationalrates darüber entscheiden, ob eine PUK eingesetzt werden soll, um die Affäre um die Zuger Crypto AG zu beleuchten. Doch der Entscheid wurde auf Anfang März vertagt. «Das Büro will zuerst den Präsidenten der Geschäftsprüfungsdelegation anhören und auch dem Bundesrat sein Recht auf Anhörung gewähren», so Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (49, FDP). Dies sehe das Parlamentsgesetz so vor. Schreibt BLICK.

    FDP-Politiker wollen lückenlose Aufklärung - oder doch nicht?

    Die Empörung ist allenthalben gross. SP, Grüne, aber auch SVP-Doyen Christoph Blocher fordern eine PUK, eine Parlamentarische Untersuchungs-Kommission. FDP-Nationalrat Thierry Burkart forderte auf Twitter als einer der Ersten Konsequenzen. Der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller pochte in der «Rundschau» auf eine «lückenlose Aufarbeitung» – der Bundesrat, speziell das VBS, sei gefragt. Der Präsident der Aussenpolitischen Kommission des Ständerats sagt: «Wir können diese Berichte nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben.» Man müsse «Tempo Teufel Klarheit schaffen». FDP-Parteichefin Petra Gössi verkündete deshalb bereits am Dienstagabend gegenüber der TX Group, dass eine PUK eine «ernsthafte Option» sei. Womöglich reichen die Freisinnigen den Antrag in der Frühlingssession im März gleich selbst ein. Doch für den Freisinn verspricht die Untersuchung der Vorfälle um die Crypto-Affäre unangenehm zu werden, gibt SP-Generalsekretär Michael Sorg zu bedenken. Denn bei genauerem Hinsehen offenbart sich: die Protagonisten sind fast alle Mitglieder der FDP. Etwa der ehemalige FDP-Bundesrat Kaspar Villiger, erst Verteidigungs-, später Finanzminister. Er soll gewusst haben, dass die Zuger Firma von ausländischen Geheimdiensten kontrolliert wurde, habe aber geschwiegen. «Handlangerdienste für Drittstaaten, die den Ruf der Schweiz als verlässlich neutrales Land beschädigen können, hätte ich niemals gedeckt», dementiert dieser. Oder Georg Stucky, alt FDP-Nationalrat, ehemaliger Zuger Regierungsrat und Verwaltungsratsmitglied der Crypto AG. Gemäss CIA-Papier ist er vom CEO der Firma über die Spionage-Operationen informiert gewesen. Heute kann er sich daran jedoch nicht mehr erinnern, wie er sagt. Oder Peter Regli, damaliger Chef des militärischen Nachrichtendienstes und FDP-Mitglied. Er sagt nichts zu den Vorwürfen, seine Behörde sei informiert gewesen über die Vorgänge zwischen US- und deutschen Geheimdiensten in der Crypto AG. Oder der ehemalige Chef des Nachrichtendienstes, FDP-Mitglied Markus Seiler. Er ist heute Generalsekretär im Aussendepartement von FDP-Bundesrat Ignazio Cassis. Oder Rolf Schweiger, Zuger FDP-Ständerat zwischen 1999 und 2011 und kurzzeitig Präsident der FDP Schweiz. Auch er sass im Verwaltungsrat der Crypto AG. CH Media schreibt heute: «Die Crypto-Affäre könnte sich zu einer FDP-Affäre auswachsen.» Im Verwaltungsrat der Crypto AG seien zahlreiche Zuger Persönlichkeiten gesessen: «Anwälte an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik, tief verankert in der FDP und dotiert mit zahlreichen Mandaten.» FDP-Chefin Gössi will die Crypto-Affäre gegenüber der «TX Group» nicht auf eine bestimmte Partei reduzieren. Die Verantwortung sei jeweils bei verschiedenen Bundesräten aus unterschiedlichen Parteien und Departementen gelegen. Ob die Beteuerungen der FDP-Verantwortungsträger stimmen, wird die Untersuchung zeigen. Der ehemalige deutsche Geheimdienstberater Bernd Schmidbauer ist in der «Rundschau» wenig überzeugt: «Ich hatte ja direkten Kontakt zur Spitze Schweizer Dienste und nehme an, dass sie nicht uninformiert waren.» Schreibt NAU.

    Man kann wirklich nur noch staunen, was aus dieser ehemals staatstragenden und für die Schweiz so wichtigen Partei des Freisinns geworden ist. Wäre diese charakterlose Elite der Schweizer FDP in Italien unterwegs, würde man ohne Wimpernzucken von mafiösen Zuständen sprechen. In der Schweiz nennt man die «Mafia» und Korruption* jedoch «Connections». Tönt etwas unverbindlicher, kommt aber aufs Gleiche raus. Die gierigen Wendehälse der FDP-Neolippen, insbesondere die jüngeren Semester, die frei von jeglicher Moral und Ethik sind und sich schamlos dank ihren politischen Ämtern privat beim Staat bedienen, siehe Ständerat Damian «ich bin nicht schwul» Müller, betätigen sich - frei nach Emmanuel Todd – als «Totengräber der Demokratie». Kein Wunder, sinkt die Wahlbeteiligung der Wählerinnen und Wähler ins Bodenlose.

    * Korruption (von lateinisch corruptio‚ Verderbnis, Verdorbenheit) bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung. Im juristischen Sinn steht Korruption für den Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen (zum Beispiel Stiftungen oder NGOs), um für sich oder Dritte einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtmässiger Anspruch besteht.

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 14.2.2020 - Valentinstag

    Thiams letzter Auftritt: «Ich gehe mit reinem Gewissen»

    Die Credit Suisse präsentierte an einer Medienkonferenz ihre Zahlen. Zugleich war es der letzte Auftritt des scheidenden Chefs Tidjane Thiam. Was bleibt, wenn der Vorhang fällt? Eine Credit Suisse, die nach dem Beschattungsskandal ihre Glaubwürdigkeit verloren hat – nicht bei den Investoren, aber in der öffentlichen Wahrnehmung. Was bleibt, ist ein geschasster Chef Tidjane Thiam (57), der an der gestrigen Medienkonferenz abermals betonte, dass die Bank, der er knapp fünf Jahre lang vorstand, fast alles richtig gemacht habe. Und ein neuer Chef, Thomas Gottstein (55), der den «Wachstumskurs» des Finanzinstituts weiter führen will und sich artig bei seinem Vorgänger, seinem «Freund», bedankte. Was bleibt, sind auch die nackten Fakten: Die Papiere der CS haben in der Ära Thiam gut 40 Prozent an Wert eingebüsst. Anderen europäischen Banken erging es indes nicht besser. Was bleibt, ist der von Thiam forcierte Ausbau der Vermögensverwaltung zulasten des Investmentbankings. Die anfänglich viel zu hoch gesteckten Ziele musste er nach unten anpassen. Das versprochene Wachstum kam nur in Ansätzen. Doch die Bank hat die Kosten gesenkt und steht kapitalmässig wieder solide da. Und so geizte Thiam nicht mit Eigenlob: «Ich bin unheimlich stolz darauf, was die Credit Suisse während meiner Zeit bei der Bank erreicht hat.» Nämlich: Kosten gesenkt, Gewinn gesteigert, Kapitalbasis gestärkt, neue Gelder angezogen und Geld den Aktionären ausgeschüttet. Besonders stolz ist Thiam, dass die verwalteten Vermögen auf rund 1,5 Billionen Franken gestiegen sind. Schreibt BLICK.

    Das ist doch endlich mal eine positive Nachricht. Wie gemacht für den Valentinsday. Ein Bankster geht mit reinem Gewissen. Und einem prall gefüllten Portemonnaie. Kann nicht jeder von sich behaupten.

  • 13.2.2020 - Tag des feinsinnigen Freisinns

    Neue Dokumente belasten ehemaliges FDP-Spitzenpersonal: Was wusste Alt-Bundesrat Kaspar Villiger?

    Die Affäre um die Crypto AG weitet sich aus: Wer wusste was über die Spionageoperation? Alt-Bundesrat Kaspar Villiger wehrt sich gegen Vorwürfe. Es ist ein Schlüsselsatz. Im Jahr 1994 erklärte ein ehemaliger Kadermann der Crypto AG in der Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens: «Ich weiss, dass deutsche und amerikanische Geheimdienste Crypto-Geräte so manipulierten, dass sie für diese Dienste abhörbar wurden.» 26 Jahre ist es her, seit P. F. diesen Satz in aller Öffentlichkeit sagte. In einem Land, das die Neutralität zu seinen wichtigsten Werten zählt, blieb er ohne Konsequenzen. Weshalb? P. F. äusserte sich nur anonym, er hatte Angst. «Es wäre lebensgefährlich», sagte er zu Frank Garbely, dem Autor des damaligen Fernsehbeitrages. Ebenso fehlte das Interesse an einer Aufklärung seitens der Behörden. 1977 hatte die Crypto den Ingenieur P. F. entlassen. Der amerikanische Geheimdienst NSA hatte sich beim Crypto-Chef Heinz Wagner beschwert, dass diplomatische Depeschen aus Syrien nicht mehr lesbar waren. P. F. war zuvor mehrmals nach Damaskus gereist, um die Schwächen der syrischen Kryptogeräte zu beheben. In den Papieren der CIA heisst es: «P. F. hatte das Rubikon-Geheimnis herausgefunden, und es war bei ihm nicht sicher.» P. F. lebt noch, will sich aber nicht äussern. Garbely hat mehrere Gespräche mit ihm geführt. Der Journalist sagt dieser Zeitung: «P. F. war ein hoher Offizier beim Nachrichtendienst. Er war der Chiffrierexperte.» Nach seinem Weggang meldete er seinen Verdacht dem Verteidigungsdepartement (damals EMD) und einem befreundeten Offizier. Dieser schaltete die Bundesanwaltschaft ein, P. F. wurde mehrfach angehört, doch die Übung wurde später abgebrochen. Der zuständige Ermittler der Bundesanwaltschaft liess P. F. wissen: «Mein Chef hat mich zurückgepfiffen.» 1994 kam es zu einer zweiten Untersuchung durch die Bundesanwaltschaft, auch diese wurde eingestellt. Gemäss dem CIA-Bericht, aus dem die «Rundschau» zitiert, halfen Mitwisser des Schweizer Nachrichtendienstes aktiv mit, die Untersuchungen gegen die Crypto AG abzuwenden.

    Garbely sagt, P. F. habe immer gehofft, dass die Wahrheit ans Licht komme, zum Beispiel im Zuge der Fichenaffäre. Doch: «Die Fichen von P. F. waren gesäubert, kein Wort über die Crypto AG.» Zudem seien wenigstens zwei Schlüsseldossiers der Bundesanwaltschaft zur Crypto verschwunden: «Man kennt die Signaturen, doch die Dossiers sind unauffindbar», sagt Crypto-Kenner Garbely. Nach seinen Informationen hätten mindestens ein halbes Dutzend Offiziere des Nachrichtendiensts gewusst, dass die Crypto AG Chiffriergeräte manipulierte und die Neutralität der Schweiz massiv verletzte. Die blockfreien Staaten kauften ihr Material nämlich deshalb in Zug ein, weil sie der neutralen Schweiz vertraut hatten. Für Garbely ist offensichtlich, dass die Schweizer Behörden inklusive dem Bundesrat über die Verbindungen zwischen der Crypto AG und dem amerikanischen und deutschen Nachrichtendienst Bescheid gewusst hatten. Zu diesem Schluss kommen auch die nun publik gewordenen Recherchen. Besonders pikant: Nach Informationen der «Rundschau» hatte der damalige Verteidigungsminister Kaspar Villiger (FDP) Kenntnisse darüber, dass die Crypto den beiden Geheimdiensten gehörte. Ebenso über die Operation Rubikon. Trotz moralischer Bedenken habe der FDP-Bundesrat die Sache unter den Tisch gewischt: «Villiger wusste, wem das Unternehmen gehörte und fühlte sich moralisch verpflichtet, dies offenzulegen», heisst es im CIA-Papier. Doch Villiger habe nichts unternommen: «Offensichtlich hat Villiger den Mund gehalten.» Die Crypto-Affäre könnte sich zu einer FDP-Affäre auswachsen. Im Verwaltungsrat der Crypto AG sassen Zuger Persönlichkeiten ähnlichen Zuschnitts: Anwälte an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik, tief verankert in der FDP und dotiert mit zahlreichen Mandaten. Besonders hervorgetan hat sich Georg Stucky, eine wirkungsmächtige Figur im Kanton. Schreibt die AZ.

    Die Crypto-Affäre und ihr freisinniger Anstrich. Ob Sex mit kleinen Buben in Thailand oder sonstige Mauscheleien, bei denen es Bares zu holen gibt: Die «liberale» Partei des hässlichen Neoliberalismus ist immer irgendwie mit einem ihrer honorigen Granden verstrickt, wenn's zu stinken anfängt. Wen wundert's, dass diese feinen Damen und Herren der «Mitte», wie die FDP ihre politische Heimat mit einem Anflug von Humor zu bezeichnen wagt, auffallend oft aus dem Kanton Zug stammen? Wobei der Luzerner Ständerat Damian «ich bin nicht schwul»* Müller alles dafür tut, das Kantone-Ranking zu Gunsten Luzerns zu verschieben.

    * Müllers Paradesatz in beinahe jedem seiner Interviews im Wahlkampf vom Herbst 2019. Weil es ihm anscheinend so wichtig war, dies wie ein Mantra vor sich herzutragen, hält sich auch LUZART an das gebetsmühlenartig geäusserte Statement des feinsinnigen, im dezenten FDP-Dresscode gewandeten Politikers des Freisinns. Damit leistet LUZART einen wesentlichen Beitrag für die positive Imagepflege des Lieblings aller Schwiegermütter, das durch böse Gerüchte ins Wanken kam. Wobei die Frage sich nach der Wahl vom letzten Sonntag doch irgendwie aufdrängt, was denn am Schwulsein böse ist? Oder um es mit Zarah Leander zu sagen: «Kann denn Liebe Sünde sein?»

    Damian Müller - feinsinniger Pöstchen-Jäger
  • 12.2.2020 - Tag der Sippenhaft

    Syrer (15) attackiert schwulen FDP-Banker – Hans-Peter Portmann will ganze Familie ausschaffen und fordert «Sippenhaftung»

    Ein 15-jähriger Syrer soll im Zürcher Niederdorf Schwule mit einem Messer angegriffen haben. FDP-Nationalrat Portmann fordert die Ausschaffung der ganzen Familie des Syrers, sollte diese ihr Gastrecht missbraucht und Integrationspflichten nicht erfüllt haben. Am Wochenende kam es im Zürcher Niederdorf zu einem Messerangriff auf Schwule. Die Polizei verhaftete einen tatverdächtigen 15-jährigen Flüchtling aus Syrien. Der schwule Banker und FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (56) stellte am Dienstag auf Twitter eine umstrittene «Null-Toleranz bei Hate-Crime»-Forderung. Der Zürcher Nationalrat will, dass die ganze Familie des jungen Syrers ausgeschafft wird, sollte diese ihre Integrationspflichten verletzt haben. Schreibt BLICK.

    Die FDP und ihre verklemmten Parteischwestern*, ob geoutet oder ungeoutet: So richtig liberal scheinen sie gegenüber bösen Buben nur in Thailand zu sein, wo sie es getreu der liberalen Marktwirtschaft ja anscheinend gerne so richtig krachen lassen. In der Schweiz hingegen predigen sie stramme Law & Order-Floskeln.

    * Das Wort dürfte (noch) nicht auf dem Index sein, oder?

  • 11.2.2020 - Tag der Phrasendrescher

    Wieder Mauschelei bei Green Cross: Martin Bäumle schliesst heimlichen Deal mit beschuldigter Ex-Chefin

    Green-Cross-Präsident Martin Bäumle machte die Ex-Direktorin für das Finanzdebakel der Organisation verantwortlich. Doch nun hat er heimlich die Strafanzeige gegen Nathalie Gysi zurückgezogen. Bereits 2018 hat er Finanzprobleme über Monate verschwiegen. Die Vorwürfe, die Green-Cross-Schweiz-Präsident Martin Bäumle (55) gegen seine Ex-Geschäftsführerin Nathalie Gysi (49) erhoben hatte, waren massiv. Sie habe die Bilanz und Erfolgsrechnung gefälscht, sagte der Zürcher GLP-Nationalrat, als er letzten April erstmals über die prekäre Finanzlage der Umweltorganisation informierte. Er musste eingestehen, dass er erst im August 2018 realisierte, dass die Liquidität der Stiftung weitaus geringer war, als von Gysi kommuniziert. Dies obwohl sich die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführerin bereits seit dem Vorjahr immer mehr verschlechtert hätte. Darauf entliess er sie umgehend. Wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung reichte der Stiftungsrat Ende 2018 gegen Gysi eine Strafanzeige ein. Aber Bäumle verschwieg der Öffentlichkeit und den Spendern über Monate, dass Green Cross Schweiz vor dem Konkurs stand. Erst als BLICK und andere Medien Dokumente zugespielt erhielten und im letzten April über die finanzielle Schieflage berichteten, machte der Green-Cross-Chef die Finanzsituation transparent. Obwohl beim grossen Reinemachen keine 200'000 Franken mehr in der Kasse waren, sagte er damals, er wolle das Vertrauen der Spender wieder zurückzugewinnen, indem Green Cross Schweiz «alles transparent macht und den grossen Einsatz aufzeigt, um die Organisation zu retten». Nun entdeckte BLICK auf der Green-Cross-Webseite eine dürre Mitteilung, wonach Green Cross Schweiz und Gysi ihre Differenzen beigelegt hätten. Weiter: «In der Folge ist Green Cross Schweiz an der Fortführung eines Strafverfahrens wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung nicht mehr interessiert und hat eine Desinteresseerklärung abgegeben.» Schreibt BLICK.

    Wer von diesem unsäglichen Phrasendrescher Bäumle etwas anderes als Trickserei und Mauschelei erwartet hat, ist schlicht und einfach nur noch naiv. Politiker dieses Typus sind ein weiterer Grund für die Politikverdrossenheit, die letztendlich zu Wahlbeteiligungen von 40 Prozent (im besten Fall) führt. Es ist ja nicht so, dass man diesen unappetitlichen Hohepriestern der Mauschelei, die längst zu Totengräbern der Demokratie verkommen sind, nichts zutraut. Das verheerende Verdikt in der öffentlichen Wahrnehmung der grandiosen Eliten jenseits jeglicher Moral und Ethik offenbart das pure Gegenteil: Dass man ihnen eben alles zutraut.

  • 10.2.2020 - Tag der Arschlöcher

    Kein einig Volk von Mietern

    Stadt-Land-Graben bei der Mietwohnungs-Initiative – und ein «Rösti»-Graben beim Anti-Diskriminierungsgesetz. Klares Ja zum Anti-Diskriminierungsgesetz und eine deutliche Absage an die Mietwohnungsinitiative: Der erste Abstimmungssonntag des Jahres verlief ohne Überraschungen. Trotzdem entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Zu reden gab vor allem die Mietwohnungs-Initiative. Denn diese, waren sich die Parteichefs einig, traf einen Nerv in der Bevölkerung. Zumindest in den grossen Städten. SP-Vizepräsident Beat Jans kritisierte die Bürgerlichen scharf. Diese ignorierten das wichtigste Problem des Mittelstandes, nämlich die exorbitanten Mieten in den Städten. «Das Problem ist gewaltig. Es brennt.» Schreibt SRF.

    Tja, so kommt's dann halt wie von Doktor LUZART an dieser Stelle vor kurzer Zeit in seiner unendlichen Weisheit* und Prognosenfähigkeit* vorausgesagt, wenn 41 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung abstimmen und 59 Prozent der Wahlurne fernbleiben. Amerikanische Verhältnisse. Oder wie die Amis zu sagen pflegen: «40 Prozent der US-Bevölkerung wählen den amerikanischen Präsidenten und 60 Prozent wundern sich nachher darüber, welches Arschloch gewählt wurde». (Anmerkung: Gemäss Schätzungen lag die Wahlbeteiligung bei der Wahl des Präsidenten Donald Trump am 8. November 2016 bei 60,2 Prozent.) Nicht zu vergessen ist beim Wahlresultat der Mitwohnungs-Initiative die unrühmliche Rolle der SP und deren halbherzige Unterstützung der Forderung nach preisgünstigen Mietwohnungen. Dafür lenkte sie ihre ganze Kraft auf das Anti-Diskriminierungsgesetz. Da braucht sich die SP nicht zu wundern, wenn ihr die Parteigenossinnen und Parteigenossen in Scharen davonlaufen. Wer seinen Markenkern derart ohne Not aufgibt und nur noch Minderheiten-Themen besetzt, hat's nicht besser verdient.

    * Kleiner Maoistischer Scherz in traurigen Zeiten sei erlaubt. Denn für diese Voraussage brauchte es keine herausgehobene Weisheit, sondern nur gesunden Menschenverstand.

  • 9.2.2020 - Tag der Faschisten

    Braune Machtspiele in Erfurt: Schachmatt

    Von der Finte der Thüringer AfD wollen CDU und FDP überrascht gewesen sein. Dabei sagt die AfD, ihr sei geholfen worden. Und dann war Thomas Kemmerich plötzlich Ministerpräsident von Thüringen. Wirklich so plötzlich? „Kemmerich stand im Schach“, sagt einer von der AfD im Rückblick. Tatsächlich hatten die Fraktionen diesen Wahltag vorher durchgespielt. Es ging um Züge des Gegners und darum, was die Verfassung als Konter zulässt. Eigentlich aber ging es um die Macht. Auch die CDU machte einen Plan. Zunächst in der Fraktion, die traf sich am Montag. Am Dienstag saß sie dann mit dem Landesvorstand zusammen. Es lag Spannung in der Luft. Denn die Fraktion war sich keineswegs einig darüber, wie sie zur AfD stand. Zwar gab es einen Beschluss der Bundespartei. Der lautete: keine Zusammenarbeit. Das konnte man allerdings so oder so auslegen. Die strengste Auslegung: in keiner Weise am gleichen Strang ziehen. Die lockerste: keine Koalition. Für einige Thüringer CDU-Leute war klar, dass sie sich an die strenge Auslegung halten wollten. Andere bevorzugten die lockere. Im Herbst war der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion, Michael Heym, sogar noch weiter vorgeprescht. Er hatte mit Blick auf das Wahlergebnis der AfD gesagt: „Man tut der Demokratie keinen Gefallen, wenn man ein Viertel der Wählerschaft verprellt.“ Sollte heißen: AfD einbeziehen. Kurz darauf kursierte ein Brief, in dem 17 CDU-Politiker aus Thüringen „ergebnisoffene“ Gespräche auch mit der AfD forderten. Auch ein weiterer Landtagsabgeordneter zählte zu den Unterzeichnern. Schreibt die FAZ.

    Spannender Artikel der FAZ. Einmal mehr bewahrheitet sich Otto von Bismarcks Zitat «Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd». Erschreckend ist die Tatsache, wie die «bürgerlichen» PolitikerInnen für den eigenen Machterhalt sogar mit Faschisten paktieren. Viele Menschen fragen sich nun, ob mit der AFD und dem Faschisten* Bernd Björn Höcke ER, der GRÖFAZ, wieder da ist? Nein! Er war gar nie weg. Zumindest nicht in den Köpfen sehr vieler «bürgerlicher» Menschen. Die AfD ist kein Produkt von ein paar rechtsextremen Spinnern. Sie kommt aus der vielzitierten «Mitte der Gesellschaft». Wer das nicht akzeptieren will, soll sich mal die Liste der AfD-Bundestagsabgeordneten und deren Berufe und akademischen Titel zu Gemüte führen. Ebenso lohnt sich für alle Zweifler eine Recherche, wie viele AfD-Mitglieder denn von der FDP und CDU/CSU zur Faschistenpartei übergelaufen sind. Wohlwissend, dass sie mit einem Wolf im Schafspelz paktieren.

    *Das Verwaltungsgericht Meiningen hat in einem Eilverfahren entschieden, dass der thüringische AfD-Chef Björn Höcke als Faschist bezeichnet werden darf.

  • 8.2.2020 - Tag der Rache

    Rache nach dem Freispruch: Trump feuert zwei wichtige Impeachment-Zeugen

    Das Amtsenthebungsverfahren ist gelaufen – doch Donald Trump scheint noch Rechnungen offen zu haben. Mit Gordon Sondland und Alexander Vindman entliess er zwei Zeugen, die ihn schwer belastet hatten. Donald Trumps erste Stellungnahme nach dem Freispruch im Impeachment-Verfahren war eine Abrechnung mit dem politischen Gegner und den wenigen Kritikern in den eigenen Reihen gewesen. Den harten Worten lässt der US-Präsident nun Taten folgen. Zwei Schlüsselzeugen, die während der Impeachment-Ermittlungen gegen ihn ausgesagt hatten, wurden am Freitag (Ortszeit) von ihren Aufgaben entbunden. Er verbannte den Oberstleutnant und Ukraine-Experten Alexander Vindman aus dem Weissen Haus, wo dieser als Berater des Nationalen Sicherheitsrates tätig war. Kurz darauf sagte der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, mehreren US-Medien, ihm sei mitgeteilt worden, dass der Präsident ihn mit sofortiger Wirkung als Botschafter abberufen wolle. Schreibt DER SPIEGEL.

    Diese Reaktion von The Donald war zu erwarten. Sie erinnert irgendwie an den triebgesteuerten Psychopathen aus dem legendären Film «M - eine Stadt sucht einen Mörder» von Fritz Lang aus dem Jahre 1931, der während einer Filmsequenz, in der er seine psychischen Störungen erklärt, vor sich hin brabbelt: «Kann nicht. Muss!»

  • 7.2.2020 - Tag der Druckereischliessungen

    Limmatdruck AG steht vor Schliessung wegen «schlechter Performance» – 150 Mitarbeiter betroffen

    Die Meldung, welche die Redaktion am Donnerstagmorgen erreichte, war in perfektem Manager-Deutsch verfasst: «Um den Anforderungen des Marktes an höchste Effizienz und Exzellenz in einem hochkompetitiven Umfeld gerecht zu werden, hinterfragt die AR Packaging kontinuierlich die operative Ausrichtung der Unternehmensgruppe.» Oft lassen solcherlei Sätze nichts Gutes erahnen. Das ist vorliegend nicht anders. Denn wenig später heisst es: «Die Performance am Standort Spreitenbach ist seit einiger Zeit hinter den Erwartungen zurück geblieben, daher ist die Option, einen substanziellen Teil der Produktion von der Limmatdruck/ Zeiler AG zu verlagern, ernsthaft in Betracht zu ziehen.» Das mögliche Aus der Limmatdruck/Zeiler AG wäre gleichbedeutend mit dem Ende einer 43-jährigen Spreitenbacher Firmengeschichte. Die Limmatdruck AG hat ihre Wurzeln in der Druckereiabteilung des Migros-Genossenschafts-Bundes und wurde 1945 als Genossenschaft zur Limmat gegründet. Gleichzeitig mit der Umbenennung in Limmatdruck AG bezog die Druckerei 1977 in Spreitenbach einen Neubau . Wichtigster Auftrag war damals der Druck der Wochenzeitung «Wir Brückenbauer» (heute Migros-Magazin). Im Jahre 2000 wurde die bernische Zeiler AG, ein Familienunternehmen, übernommen, das erfolgreich in den Bereichen Verpackungen und Verpackungstechnik tätig war, und man konzentrierte sich fortan auf das Geschäft mit hochwertigen Verpackungen. 2011 übernahm die deutsche RLC Packaging Group das Unternehmen und konzentrierte die Firma auf die beiden Standorte Spreitenbach und Köniz BE. 2018 wurde der Standort in Köniz geschlossen. Im November 2019 wieder­um übernahm die schwedische AR Packaging Holding die deutsche RLC Packaging (und somit auch die Limmatdruck AG) sowie die K+D AG mit Sitz in St. Gallen. Insgesamt umfasste die Akquisition neun Werke, die zusammen einen Umsatz von knapp 300 Millionen Franken erwirtschafteten. Nur zwei Monate später steht nun also fest, dass die Limmatdruck/Zeiler AG in Spreitenbach mit grosser Wahrscheinlichkeit geschlossen wird. Dazu heisst es in der Medienmitteilung: «Erste Analysen im Rahmen der Integration der neuen Unternehmen haben einen klaren Handlungsbedarf im Hinblick auf die Situation in der Schweiz aufgezeigt; ein denkbares Szenario wäre der Ausbau und die Fokussierung der Produktion auf den Standort von K+D in St. Gallen.» Harald Schulz, CEO von AR Packaging, schreibt dazu: «Wir sind überzeugt, dass es möglich ist, auch in Hochkostenländern wie der Schweiz erfolgreich zu produzieren, sofern eine höchst effiziente Infrastruktur vorhanden ist.» Doch genau das sei leider in Spreitenbach nicht der Fall. «Die Performance am Standort Spreitenbach ist seit einiger Zeit hinter den Erwartungen zurück geblieben, daher ist die Option, einen substanziellen Teil der Produktion von der Limmatdruck/Zeiler AG zur K+D AG zu verlagern, ernsthaft in Betracht zu ziehen.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Die «veraltete Infrastruktur» - sprich Maschinenpark – ist ein vorgeschobener Grund. Eine Infrastruktur kann man mit entsprechenden Investitionen erneuern. Dazu muss aber das Marktumfeld stimmen. Hier liegt der Hase begraben. Die grossen Druckaufträge wie Zeitungen, Prospekte und Kataloge fehlen im Zeitalter der Digitalisierung schlicht und einfach. Das musste selbst Michael Ringier schmerzhaft erfahren, als er für die ehemals «modernste Druckerei Europas» den Stecker zog: «Ringier Adligenswil» mit 172 Mitarbeitern wurde im November 2017 binnen Tagen geschlossen. Das tut weh, ist aber als Folge des veränderten Umfeldes nicht aufzuhalten. Die Digitalisierung steht erst am Anfang und wird noch viele Betriebe schlucken.

  • 6.2.2020 - Humbelday

    Rentenreform: Ruth Humbel greift Arbeitgeberverband an

    Neue Präsidentin der Sozialkommission gibt Kompromiss von Gewerkschaften und Arbeitgebern geringe Chancen. Eine zügige Reform der zweiten Säule der Altersvorsorge wird immer unwahrscheinlicher. Die neue Präsidentin der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) bezeichnet die Erfolgsaussichten des in der Vernehmlassung stehenden Kompromissvorschlags der Sozialpartner als gering. «Wenn am Ende nur die Gewerkschaften, die linken Parteien und die Spitze des Arbeitgeberverbandes dahinter stehen, hat der Vorschlag keine Chance», sagt die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel. Der Arbeitgeberverband habe im vergangenen Sommer offenbar einer Lösung zugestimmt, die von den eigenen Mitgliederverbänden nicht mitgetragen werde. «Detailhandel, Baumeister, Banken, die Pharma – alle haben sich abgewendet und schlagen ein eigenes Modell vor. Wer steht eigentlich noch hinter dem Kompromiss?» Humbel ist nicht gut zu sprechen auf den Arbeitgeberverband. Sie sagt, dieselben Verbandsexponenten, die bei der Volksabstimmung zur Altersvorsorge 2020 vor drei Jahren eine Erhöhung der AHV-Rente um monatlich 70 Franken «mit unglaublicher Vehemenz» bekämpft hätten, forderten nun im Rahmen des sozialpartnerschaftlichen Kompromisses einen umlagefinanzierten 200-Franken-Zuschlag in der zweiten Säule. Das sei «unglaubwürdig und irritierend». Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Ruth Humbel? Ist das nicht die furchtbare Neolippe von der CVP Aargau, die bei den Wahlen 2019 mit ihren Worten «Man verdient sich keine goldene Nase mit Mandaten im Gesundheitsbereich» für eines der dümmsten Zitate des Jahrhunderts sorgte? Es darf angenommen werden, dass sich die gute Frau aus dem Aargau mit Lobby-Mandaten aus Wirtschaft und Industrie eine zumindest silberne Nase verdient. Wenn nicht, würde sie etwas falsch machen und bräuchte dringend Nachhilfe beim Luzerner Ständerat Damian «ich bin nicht schwul» Müller.

  • 5.2.2020 - Tag der Immobilien-Haifische

    Massenkündigung wegen «Totalsanierung» in Kriens LU: Pensionskasse wirft 97 Mieter raus!

    In Kriens LU stellt eine Pensionskasse ihre Mieter auf die Strasse. 97 Parteien sind von der Massenkündigung betroffen. Im Treppenhaus fliessen die Tränen. Einige Mieter sind schon ihr halbes Leben hier, andere zogen erst gerade ein. Die Bewohner der Liegenschaft Brunnmattstrasse 18-18b / 20-20a in Kriens stehen vor einem Scherbenhaufen. Die Pöstlerin klingelt am letzten Donnerstag bei jeder der insgesamt 97 Wohnungen und bringt die eingeschriebene Kündigung. Es fliessen Tränen im Treppenhaus. Der Grund für die Massenkündigung: Die 40 Jahre alten Wohnblöcke werden total saniert. Alle Mieter müssen bis Ende Juni raus. Die Hiobsbotschaft kommt ohne Vorwarnung. «Die Gebäude sind gut instand», sagt Anwohner Josef Portmann (73) zu BLICK. Seine Frau Agathe (77) und er gehören zu den Erstmietern. Seit sie 1979 einzogen sind, wurde viel gemacht. Die Aufzüge im Treppenhaus sind erst vier Jahre alt. Fassade, Fenster, Isolation und Balkone wurden 2008 modernisiert. Rentner Portmann nimmt kein Blatt vor den Mund: «Hier ist nichts baufällig. Doch seit zwei Jahren gehören die Gebäude der Pensionskasse Previs. Die wollen teurere Wohnungen bauen.» Er ist wütend: «Denen geht es doch nur um die Rendite!» Für ihre 4½-Zimmer-Wohnung zahlen die Portmanns 1263 Franken. Für den Rentner ist klar: «Zu diesem Preis finden wir nichts Vergleichbares.» Er ist sich sicher: «Das gibt Sozialfälle.» Andere im Haus seien finanziell schlimmer dran. Besonders hart betroffen von den Umbauplänen der Pensionskasse sind die Rentner. Auch Frieda Zemp (82) gehört zu den Erstmietern. Sie lebt in einer 3½-Zimmer-Wohnung. «Letztes Jahr war die Hausverwaltung bei mir», erinnert sie sich. «Sie machten überall Fotos. Ich dachte schon, jetzt gibt es eine neue Küche.» Was sie nicht ahnte: Es ging wohl um die Sanierung. Schreibt BLICK.

    Für viele der betroffenen Mieterinnen und Mieter ist das ein trauriges Schicksal. Ein Grund mehr, am Sonntag für die Initiative des Mieterverbandes mit Ja zu stimmen.

  • 4.2.2020 - Tag der Kaufhäuser

    Milliarden-Deal jetzt offiziell: Benko und Thai Central kaufen Globus für über eine Milliarde

    Die Migros verkauft Globus und verschiedene Immobilien an die thailändische Central Group und deren österreichischen Partner Signa-Gruppe. Diese kauften das Unternehmen zu gleichen Teilen, wie die Central Group aus Bangkok am Dienstag mitteilte. Der Kaufpreis betrage mehr als eine Milliarde Franken. Schreibt BLICK.

    Und wer kauft den Maus-Buben nun MANOR ab?

  • 3.2.2020 - Tag der Personenfreizügigkeit

    Ein Dorf wehrt sich: Kanton Bern will Transitplatz für Fahrende bauen – Widerstand ist gross

    Schweizweit fehlen Plätze für Jenische, Sinti und Roma. Wie schwierig die Suche nach Standorten ist, zeigt sich gerade im Kanton Bern. Es gibt weder Post noch Laden in Wileroltigen. Dafür grosse Bauernhäuser, viel Platz, viel Grün, und vor allem: viel Ruhe. Ein Stück heile Welt, sagt Armin Mürner, «aber leider nur noch auf der einen Seite des Dorfes». Auf der anderen Seite ist die Welt für ihn nicht mehr in Ordnung. Denn dort soll ein Transitplatz für ausländische Fahrende entstehen. Die Berner Regierung hat das 370-Einwohner-Dorf Wileroltigen nach langer Suche ausgewählt; am Sonntag stimmt der Kanton Bern darüber ab. Der Transitplatz soll bei einem Rastplatz an der Autobahn Bern – Murten entstehen, ein Kilometer vom Dorf entfernt. Armin Mürner, gelernter Metzger und ehemaliger Seemann, kämpft an vorderster Front dagegen. Der parteilose 72-Jährige erzählt von den schlechten Erfahrungen, die das Dorf schon gemacht hat. Im Sommer 2017 hatten rund 500 ausländische Fahrende während Wochen neben dem Rastplatz Halt gemacht – und landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Armin Mürner betont, er sei nicht gegen Fahrende. Er sagt es präventiv, noch bevor eine Frage in diese Richtung zielt. «Es geht um die Gleichstellung», sagt er. «Wenn Fahrende Farbe einfach das Loch runterlassen, zahlt der Kanton nachher das Auspumpen. Wenn ein hiesiger Maler dasselbe macht, wird er gebüsst», ärgert er sich. Die Behörden trauten sich nicht, bei den Fahrenden durchzugreifen, weil es sich um eine Minderheit handelt, glaubt er. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Ohne bestehende Vorurteile zu unterstützen oder gar neue aufzubauen: Man kann den Widerstand begreifen. Ein Blick in die täglichen «Blaulicht»-Meldungen über Diebstähle und Trickbetrügereien der Schweizer Polizei zeigt ein erschreckendes Bild aus der obgenannten Gruppe der Jenischen, Sintis und Romas, die durch die Schweiz ziehen. Meistens, und das lässt sich einfach nicht wegdiskutieren, sind Menschen aus dieser Gruppe, vorwiegend aus Rumänien, in diese Alltagskriminalität verwickelt. Das kostet jedes Mal ein Stückchen Lebensqualität, vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger der Schweiz, die in der Regel von diesen Trickbetrügereien und Diebstählen betroffen sind. Hinzu kommt die Lachnummer in beinahe jeder Medienmitteilung der zuständigen Kantonspolizei, dass der / die Festgenommene mit einer Landesverweisung und einer Einreisesperre von fünf Jahren ausgewiesen worden sei. Dass die gleichen Leute zwei oder drei Wochen später wieder in der Schweiz auftauchen, wird Ihnen jeder Polizist bestätigen. Mit dieser zügellosen Personenfreizügigkeit wurde ein Monster geschaffen, das nicht mehr beherrschbar ist und auch bei den Polizisten nur noch Frust hervorruft.

  • 2.2.2020 - Tag der 10-Millionen-Schweiz

    Immer mehr Menschen zieht es ins Ausland – das hat auch politische Folgen: Schweizer wandern in Scharen aus

    Die Schweizer zieht es weg: nach Frankreich, Deutschland und in die USA. Aber auch nach Australien oder Thailand. In den letzten Jahren hat die Anzahl Schweizer, die ihre Heimat verlassen, deutlich zugenommen. Gleichzeitig sind weniger Auslandschweizer zurückgekehrt. Das Resultat: Auf 24'000 Rück­kehrer kamen 2017 und 2018 rund 32'000 Auswanderer (für 2019 sind noch keine Zahlen erhältlich). Unter dem Strich zählt das Land damit 8000 Schweizer weniger. Schlüsselt man die Zahlen auf, so zeigt sich: 36 Prozent aller Auswanderer sind zwischen 20 und 35 Jahren alt. Damit sind es überdurchschnittlich oft Junge, die ihre Koffer packen. Bei ihnen stehen laut Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte bei der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF), die Aufnahme eines Studiums oder der Antritt einer Stelle im Vordergrund. Bei einer zweiten Gruppe handelt es sich um frühere Einwanderer, die nun als Doppelbürger in ihre Heimat zurückkehren: Italiener oder Portugiesen etwa. Die dritte Gruppe machen die Älteren aus, insbesondere die 64- und 65-Jährigen – also die Rentner. Schreibt SonntagsBlick.

    Macht Euch keine Sorgen, Ihr Unseligen! Gehet hin in Frieden und sündigt weiter. Es kommt wie's kommen muss: Wir werden die 10-Millionen-Hürde schaffen. Vermutlich schneller als uns lieb ist. Der Sultan vom Bosporus braucht nur die Schleusen zu öffnen und schon ist es passiert. With a little Help from the Neolipizianern (formerly known as Avenir Suisse), den Immobilien-Mogulen und den unverbesserlichen Wachstums-Apologeten. Ob das gut oder schlecht ist? Darüber scheiden sich die Geister. Samuel Krähenbühl von der SVP sieht jedenfalls einen hohen Preis, den die Schweiz dafür bezahlen wird. Ob er mit seinen Gedanken richtig liegt sei dahingestellt. Seine Bedenken per se als falsch zu deklarieren, nur weil sie von einem SVP-ler stammen, wäre töricht. Immerhin hat der Mann eine Universität von innen gesehen, was nicht alle unserer Parlamentarierinnen und Parlamentarier von sich behaupten können. Bildung hat noch nie jemandem geschadet.

  • 1.2.2020 - Tag des SVP-Präsidenten

    Harzige Suche nach neuem SVP-Präsidenten: Franz Grüter steht nur als Vize bereit

    Die SVP Luzern sieht ihren Nationalrat Franz Grüter an der Spitze der SVP Schweiz – und hat ihn bei der Findungskommission nominiert. Dieser will jedoch maximal Vizepräsident werden. Auch eine weitere Frau sagt ab. Am Dienstag hatte die Zürcher SVP-Parteileitung Nationalrat Alfred Heer (58) als Bewerber auf das Amt des SVP-Präsidenten bei der Findungskommission angemeldet. Heer habe die SVP des Kantons Zürich während sieben Jahren sehr erfolgreich geführt. Sein Leistungsausweis lasse sich sehen, während Heers Präsidium sei die Kantonalpartei bestens aufgestellt gewesen. Nun zieht die SVP Luzern nach: Sie schlägt Nationalrat Franz Grüter (56) offiziell als Nachfolger von Noch-Präsident Albert Rösti (52) vor. Grüter selber aber stellt erneut klar, dass er aus beruflichen Gründen nicht als Präsident zur Verfügung stehe. «Das geht einfach nicht.» Schreibt BLICK.

    Schade, kann man da nur sagen. Grüter wäre genau der Mann, der mit seiner ruhigen, bedachten und dennoch bestimmten Art und seinen unbestrittenen Kenntnissen und Kontakten aus dem IT-Bereich die SVP – und mit ihr die Schweiz – in die digitale Zukunft führen könnte. Aber man wünscht sich ja bei der SVP einen Polterer, egal ob's dann ein Dummschwätzer aus der geistig intellektuellen Ödnis eines Glarner Zigerkrapfens ist. Da verstehen einige alte Granden aus der Parteispitze längst nicht mehr, um was es geht. Nämlich um die Zukunft der Schweiz im Wandel der Zeit, bei dem die SVP eine wichtige Rolle spielen könnte. Und so verwundert einen die meistgehörte Antwort auf die Frage «was halten Sie von Franz Grüter?» auch nicht sonderlich: «Franz Grüter? Ein guter Mann, aber in der falschen Partei.» Welch unüberlegtes Statement! Ein guter Mann kann in jeder Partei etwas bewegen. Bewegung würde der good old Bauernpartei und den verkrusteten Ansichten der Partei-Oldtimer gewiss nicht schaden. Aber so ist es halt, wenn man die Alten nicht ins Stöckli schicken kann, weil sie noch immer die Kampagnen bezahlen. Wie sagt der Volksmund so schön? Wer bezahlt befiehlt. Der Preis ist allerdings sehr hoch für die SVP. Möglicherweise höher als die Kampagnenkosten, die auf dem Herrliberg aus der Portokasse bezahlt werden. Sie läuft Gefahr, die jungen Menschen bis auf wenige unverbesserliche Randgruppen für immer zu verlieren.

  • 31.1.2020 - Tag der Widerwärtigen

    Ex-GLP-Politiker Eric von Schulthess (60) verkauft Safari-Reisen mit Abschussgarantie: Ein toter Leopard kostet 5000 Euro extra

    Bis Sonntag findet in Deutschland die grösste Jagdmesse Europas statt. Anbieter aus aller Welt verkaufen Dienstleistungen und Produkte – darunter auch Jagdreisen. Tierschützer sind empört. Einer der Anbieter kommt aus der Schweiz und berichtet offen über seine Safaris. In Dortmund findet derzeit die grösste Jagdmesse Europas statt – die «Jagd und Hund». Zu finden gibt es alles, was das Jägerherz begehrt. Bekleidung, Waffen, Zubehör. Dazu Angebote für sogenannte Trophäenreisen – samt Preislisten. Der Abschuss eines Löwen kostet rund 36'400 Euro, ein Elefant ist für 27'300 Euro zu haben. Über 100 Veranstalter buhlen um die schiesswütige Kundschaft. Zu einem Reporter der «Bild»-Zeitung sagt einer der Anbieter: «Du musst halt schiessen können und bezahlen. Wir fahren bei Leoparden auf 30 Meter ran, schiessen dem Tier erst in die Beine, du kannst es dann erlegen.» Unter den Anbietern findet sich auch eine Firma aus der Schweiz: Capra Adventures aus Grenchen SO. Inhaber: Eric von Schulthess (60), Ex-Präsident der GLP Grenchen. Er weiss, dass die Jagdreisen polarisieren. Trotzdem sieht er nichts Falsches darin. Solche Reisen seien sehr streng reglementiert. «Unseriöse Anbieter haben in diesem Geschäft keine Chance», sagt er zu BLICK. Und: «Der Erlös solcher Lizenzen kommt auch dem Artenschutz zugute. Auch regionale Schulen und Spitäler profitieren davon finanziell sowie vom Fleisch.»

    Da fehlen einem die Worte. Das Feigenblatt «Artenschutz» als Rechtfertigung zu verwenden, zeigt wessen Geistes Kind ausgerechnet der GLP-Politiker von Schulthess ist. Allerdings braucht es immer zwei «to Tango»: Einen Anbieter und einen Konsumenten. Widerwärtig sind beide.

  • 30.1.2020 - Tag der leeren Kirchen und vollen Schlauchbooten

    Die Schweizer Kirchen zahlen für die Rettung von Migranten im Mittelmeer

    Die deutschen Protestanten machten es vor, nun ziehen die hiesigen Kirchen nach: Sie unterstützen das Bündnis «United4Rescue», das Rettungsschiffe ins Mittelmeer schickt. Das Engagement hat heikle Aspekte. Über tausend Migranten ertranken letztes Jahr im Mittelmeer beim Versuch, in Europa eine bessere Zukunft zu finden. Ein unerträglicher Zustand, finden viele humanitäre Organisationen. Aktiv geworden ist auch die Evangelische Kirche in Deutschland: Sie ist massgeblich am Bündnis «United4Rescue» beteiligt. Dieses ist derzeit auf der Suche nach einem Schiff, das vor der afrikanischen Küste Flüchtlinge aus Seenot retten soll. Betreiben würde das Schiff die Organisation Sea-Watch, für die auch die bekannte und umstrittene Kapitänin Carola Rackete tätig ist. Verhandlungen laufen derzeit über einen Kauf des Forschungsschiffs «Poseidon» aus Kiel, das rund eine Million Euro kosten würde. Nun wird klar, dass «United4Rescue» auch Geld von den Schweizer Reformierten bekommt. Gottfried Locher, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), sagt auf Anfrage, die Unterstützung betrage «einige tausend Franken». Als Grund für das Engagement gibt er an, es sei nicht akzeptabel, dass vor unseren Augen ständig Menschen ertränken. Die Kirchenvertreter wüssten, dass es keine einfachen Antworten auf das Flüchtlingselend und die gefährlichen Überquerungen Richtung Europa gebe, betont der höchste Protestant des Landes. Aber wenn die staatliche Seenotrettung nicht genüge, brauche es von anderer Stelle Hilfe im Kampf gegen das tägliche Sterben im Mittelmeer. «Das sagen wir ohne ein Gefühl der moralischen Überlegenheit, sondern im Wissen darum, dass jede Lösung neue Probleme mit sich bringt.» Natürlich kennt auch Gottfried Locher die Anschuldigungen, mit denen sich die humanitären Organisationen konfrontiert sehen. Kritiker sagen, die Retter würden den Migrationsstrom noch verstärken, quasi einen «Sog» erzeugen. Fabrice Leggeri, der Direktor der EU-Grenzwache Frontex, wirft den Seenotrettern sogar vor, dass sie ungewollt Kriminellen hülfen. Laut Leggeri packen Schlepper marode Boote in Libyen mit Migranten voll – und wenn die Route feststehe, informierten die Schlepper ein Rettungsschiff, damit es das Boot aufgreifen könne. Schreibt die NZZ.

    In der Schweiz wie auch anderswo sind etliche katholische und reformierte Kirchen zur Umnutzung oder gar zum Verkauf ausgeschrieben. Google hilft Ihnen weiter, falls Sie ein passendes Kirchengebäude erwerben möchten. «In den letzten 25 Jahren wurden schweizweit über 200 Kirchen, Kapellen und Klöster teilweise aufgegeben, abgerissen oder umfunktioniert. In den ehemals heiligen Räumen finden Technopartys statt, werden Ausstellung gezeigt, Casinos betrieben oder es wohnen Leute darin» war in einer Doku von SRF zu vernehmen. Und warum passiert das? Weil die christlichen Kirchen leer sind. Da lohnt es sich für die kirchlichen Organisationen, die Rettung von Migranten in Seenot zu unterstützen, denn die Schlauchboote sind vollgepfercht mit Menschen. Die könnten die leeren Gotteshäuser wieder füllen und mit Leben erwecken. Nur dumm, dass es sich bei den meisten Migranten, die übers Mittelmeer den Weg nach Europa suchen, um Muslime handelt. Und die werden wohl kaum eine christliche Kirche besuchen. Strategisch und langfristig nicht unbedingt das aussichtsreichste Investment, das die Schweizer Kirchen mit der Seenotrettung unterstützen.

    PS: Die nicht beabsichtigten Folgen der Seenotrettung von Migranten

  • 29.2.2020 - Tag der Obszönität

    So hoch ist die Busse, die Roger Federer für seine Obszönität erhält

    Roger Federer muss für seine verbale Entgleisung in den Viertelfinals der Australian Open eine Busse über 3000 australische Dollar entrichten. Es war eine der vielen kleinen und grossen Dramen in den Viertelfinals der Australian Open: Roger Federer, der – frustriert von Schmerzen in der Leistengegend – flucht und von Schiedsrichterin Marijana Velijovic eine Verwarnung wegen «Obszönität» erhält und die Linienrichterin, die verbale Entgleisung gemeldet hatte, zur Rede stellt. Als hart empfand der Schweizer die Verwarnung. Welche Worte er gewählt habe, ist nicht abschliessend geklärt. Federer sagte: «Ein Mix zwischen Englisch und Schweizerdeutsch.» Seis drum: Er könne die Verwarnung akzeptieren. Wie auch die Busse, die er dafür erhält und die sich auf 3000 australische Dollar beläuft, was knapp 2000 Schweizer Franken entspricht. Sein Sieg in den Viertelfinals der Australian Open, bei dem er gleich sieben Matchbälle abwehrte, bringt Federer 1 Million australische Dollar (zirka 660'000 Franken) ein. Federer hat in seiner Karriere knapp 130 Millionen Dollar Preisgeld erspielt. Den Grossteil seines Einkommens erwirtschaftet Federer indes neben dem Tennisplatz. Gemäss Wirtschaftsmagazin «Forbes» verdiente er im letzten Jahr 93,4 Millionen US-Dollar. Schreibt die Aargauer Zeitung.

    RF's Schlachtruf «Chom jetz» kann natürlich in Zeiten der Weinsteins und Hashtags wirklich als Obszönität gewertet werden. Wobei sich schon die Frage stellt, was denn an einer Aufforderung zum Orgasmus obszön sein soll. Sei's drum: Federer wird die Busse verkraften. Wenn nicht, können wir immer noch eine Sammelaktion für ihn starten, damit er wenigstens zu einer warmen Suppe kommt.

  • 28.1.2020 - Tag der Milliardäre

    Im Tennis zählt vor allem eines: das Geld

    Beim Laver-Cup gibt es für die Tennisstars Antrittsgagen in Millionenhöhe. Nun will der Fussballer Gérard Piqué ein neues Tennis-Turnier lancieren. Der Clou daran: Der Gewinner erhält 10 Millionen Euro. Tennis Australia ist nicht nur der Organisator des Australian Open, sondern zusammen mit der ATP auch der Initiator des neuen ATP-Cups sowie Stakeholder an Roger Federers Laver-Cup. Der ATP-Cup zielt direkt auf den reformierten Davis-Cup und damit die Haupteinnahmequelle des internationalen Verbandes ITF. Der Laver-Cup ist eine Exhibition, von der ein paar wenige privilegierte Spieler profitieren und die einen der attraktivsten Termine im Kalender belegt. Dass ausgerechnet einer der wichtigsten Mitgliedverbände die Interessen der ITF hintertreibt und den Schulterschluss mit der Konkurrenz sucht, weckt innerhalb der Tennisszene Unmut. Die ITF ist deshalb wild entschlossen, die Machtprobe mit dem Laver-Cup zu suchen. Schon 2021 will sie mit dem Davis-Cup vom unattraktiven November-Termin in den September vorrücken. Entsprechende Gespräche zwischen der ITF und der ATP sind angelaufen. Zu diesen eingeladen wurden auch Roger Federer und sein Agent Tony Godsick. Doch der Amerikaner zeigt sich nicht verhandlungsbereit. Gegenüber der ITF signalisierte er: «Wir bleiben, wo wir sind.» Godsicks Argument ist das Geld. Der Laver-Cup offeriert den Topspielern Antrittsgagen in siebenstelliger Höhe. Gemessen daran ist das Preisgeld von 250'000 Dollar für jeden des Siegerteams schon fast ein Sackgeld. Angesichts des sportlichen Werts ist das aber nicht mehr als konsequent. Der Laver-Cup ist einer der letzten sportlichen Wettbewerbe, die sich am Gedankengut Pierre de Coubertins orientieren. Der Gründer der modernen Olympischen Spiele hat den Satz geprägt: «Teilnehmen ist wichtiger als siegen.» Mit dem kleinen, aber nicht unerheblichen Unterschied, dass die Spieler am Laver-Cup im Gegensatz zu den Olympiateilnehmern der ersten Stunde nicht für Ruhm und Ehre antreten, sondern vor allem für Dollars. Schreibt NZZ.

    Unglaublich. Im Tennis geht's nur ums Geld? Wer hätte das gedacht? Das ist doch mal eine überraschende Neuigkeit. Derweil streiten sich die Experten, ob Roger Federer in diesem Jahr Milliardär wird oder erst im nächsten Jahr. Nur gut, dass es wenigstens noch ein paar Sportarten gibt, bei denen es nicht ums Geld geht. Wie zum Beispiel Veloweitsprung mit Anhänger.

  • 27.1.2020

    «Olga» vermietet auf Airbnb Ferienchalet in Zermatt VS – dabei gehört es ihr gar nicht: Das ist ja der Gipfel!

    Silvia J.* (55) wurde Opfer einer fiesen Betrugsmasche. Eine Person namens «Olga» hat auf Airbnb ein Chalet in Zermatt VS zur Vermietung angeboten, das gar nicht ihr gehört. Der richtige Vermieter kann es nicht fassen: «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Nicht nur am WEF in Davos GR gibt es Puff um nicht bezahlte Zimmer – oder Doppelbuchungen in Hotels. Auch in Zermatt VS spielte ein Betrügerin ein böses Spiel. Silvia J.* (55) aus Cham ZG suchte Mitte Januar im Internet eine Unterkunft. Ihr Plan: Weihnachten und Neujahr mit der Familie im Wallis. Auf der Plattform Airbnb stösst sie auf ein Angebot: Das Viersternechalet Schwalbennest mit direktem Blick aufs Matterhorn. Kosten: 4446 Franken für zwei Wochen. «Ich war schon mehrmals in Zermatt und kenne mich mit den Preisen aus. Als ich dieses Angebot sah, dachte ich: Wow, das ist sehr günstig. Deshalb habe ich sofort gebucht und mit meiner Kreditkarte bezahlt», sagt sie. Schreibt BLICK.

    Tja, liebe Schnäppchenjägerinnen und Schnäppchenjäger. So läuft das nun mal in der schönen neuen Welt von Airnb im Internet. Da lohnt es sich, vor dem Zücken der Kreditkarte die innere Gier zu besiegen und das Hirn einzuschalten. Vor allem, wenn sich die Anbieterin des Schnäppchens «Olga» nennt. Auf der Lauchernalp wäre Silvia das nicht passiert. Dort heisst der Anbieter ja auch Beat und nicht Olga.

    Bitschhorn im Lötschental - Foto www.ferien-lauchernalp.ch
  • 26.1.2020 - Tag der grenzenlosen Gier des Damian Müllers

    Damian Müller sichert sich Lobby-Mandate: Freisinniger Pöstchen-Jäger

    Damian Müller sitzt erst seit Kurzem in der Gesundheitskommission. Jetzt hat er bereits drei neue Lobby-Mandate aus dem Gesundheitssektor. Ihm kann es nicht schnell genug gehen. Erst seit Dezember sitzt FDP-Ständerat Damian Müller (35) in der einflussreichen Gesundheitskommission des Ständerates. Nun hat sich der Luzerner bereits drei neue Lobby-Mandate im Gesundheitssektor gesichert. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, sitzt Müller neu in der «Groupe de réfléxion» der Krankenkasse Groupe Mutuel, im «Sounding Board» des Ärzteverbandes FMH und im Beirat des Krankenkassenvergleichsdienstes Comparis. Die Mandate sind auch im Register der Interessenbindungen aufgeführt, das die Parlamentsdienste diese Woche publiziert haben. Von der Groupe Mutuel erhält der Gesundheitspolitiker 4000 Franken pro Jahr – für durchschnittlich vier Sitzungen. Auf bis zu 8000 Franken kommt der Freisinnige bei Comparis. Die halbtägigen Sitzungen werden gemäss dem Tagesanzeiger mit je 2000 Franken entschädigt. Und auch bei der FMH dürften ihm etwa 10'000 Franken winken. Insgesamt fliessen also rund 20'000 Franken in Müllers Portemonnaie. Schreibt BLICK.

    Damian «ich bin nicht schwul» Müller war sich nicht zu schade, im vergangenen Wahlkampf vom Herbst 2019 mit jedem, aber auch wirklich jedem Journalisten über seine etwas komplizierte oder – je nach Sichtweise – eigenartige Sexualität zu reden. Ungefragt, wohlverstanden! Man glaubt es kaum. In Müllers Verständnis scheinen nicht die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle zu sein, sondern die eigenen Befindlichkeiten des Herrn Ständerats. In den Redaktionsstuben herrschte darüber ziemliche Verwirrung. Doch statt mit der pro aktiven Schadenbegrenzungsleier «ich bin nicht schwul» den Gerüchten über seine Schwulität vorzubeugen, hätte der ebenso wendige wie nimmersatte Gierhals und «Gesundheitspolitiker» der Luzerner FDP zum Thema Gesundheitspolitik, das im Klima-Wahlkampf so ganz nebenbei als Randnotiz immerhin auch noch stattfand, zum Beispiel ein Statement wie «ich bin nicht käuflich» abgeben können. Was auch nicht unbedingt der Wahrheit entsprochen, aber immerhin einen gewissen Unterhaltungswert geboten hätte. Und da wundern wir uns über Wahlverdrossenheit? Genau solch schmierige Politikertypen sind die Sargnägel unserer Demokratie und fördern mit ihrer fast schon kleptomanen Unverschämtheit die Erstarkung der Populisten. Trump, Strache, Orban, Salvini und wie sie alle heissen, sind nicht vom Himmel gefallen. «Die FDP ist der Krebs der Schweiz» schreibt Albert Meier aus Flums als Kommentar zum Blick-Artikel. Wie wahr! Und der Krebserreger für die einst staatstragende und für die Schweiz so wichtige Partei hat einen Namen: Unverhohlener, schäbiger und grenzenloser Lobbyismus, gepaart mit übelstem Opportunismus.

    Die von BLICK genannten Zahlen der Beiträge, die Müller in seinen Sack stecken darf, entlarven das Wahlkampf-Statement der Aargauer CVP-Politkerin Ruth Humbel «Man verdient sich keine goldene Nase mit Mandaten im Gesundheitsbereich» nicht nur als unverschämte Unwahrheit, sondern als pure Wählertäuschung. Es sei denn, CVP-Frau Humbel, die Müller in Sachen fragwürdigem Lobbyismus nur wenig nachsteht, ist dermassen abgehoben, dass sie längst nicht mehr weiss, wie lange ein normaler «Büezer» in der Schweiz für 20'000 Franken arbeiten muss, wofür Damian «ich bin nicht schwul» Müller ein paar wenige Stunden – wenn überhaupt – Lobbyismus betreibt.

    Einige Kommentare der BLICK-Leser zum Artikel:

    Tritt er in die Fussstapfen von Philipp Müller PFEFFERSCHARF? Alles versprechen und nichts halten. Das Wandern ist des Müllers Lust und für den Bürger nur Verlust? (Steiner Norbert, Eschikon)

    Ein weiterer Politiker als sog. Saubermann. Sie schauen nur auf IHRE Geldsäcke und nennen sich immer wieder Volksvertreter. (Hansruedi Mathys, Herrliberg)

    Viele (Politiker, Anm.) wissen sehr schnell nicht mehr, dass sie vom Volk und nicht von der Pharma- oder Gesundheitsindustrie gewählt wurden. Kurz vor den nächsten Wahlen tauchen die dann wieder aus den Sümpfen auf um wiedergewählt zu werden. Und die dummen Lemminge wählen solche Leute ja immer wieder, erbärmlich! Der Lobbyismus gehört verboten, basta! (Heiri Meier, Kloten)

    Die FDP ist der Krebs der Schweiz. Man braucht diese Partei genau so wenig wie eine grosse Warze auf der Nase. (Albert Meier, Flums)

  • 25.1.2020 - Tag der freien Marktwirtschaft

    Kongos Delegation prellt am WEF die Zeche in Arosa – abgezockte Hoteliers stinksauer: «Fette Klunker, aber kein Geld»

    Anlässlich des WEF in Davos hat ein Teil der kongolesischen Delegation in Arosa logiert – und in gleich zwei Hotels die Zeche geprellt. Insgesamt 10'000 Franken sind ausstehend. Im BLICK packen die beiden Bündner Hotelbetreiber jetzt aus. Die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik waren dieser Tage am Weltwirtschaftsforum in Davos GR anzutreffen. Unter ihnen auch der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi (56). Begleitet wurde er von einer Heerschar an Delegierten. Doch weil der Platz knapp war und die Preise während des WEF in Davos exorbitant sind, mussten rund 20 kongolesische Delegierte auf Arosa GR ausweichen. Dort haben sie im Hotel Chamanna Bed & Breakfast des Bündner Hoteliers Marco Bühler (34) logiert. «Sie sind mit Limousinen vorgefahren, trugen Rolex-Uhren, Diamanten und Louis-Vuitton-Taschen», sagt Bühler zu BLICK. Sie buchten 20 Zimmer für 20 Personen während zwei Nächten. Kostenpunkt: 6868 Franken. Scheinbar zu viel für die kongolesische Delegation. Sie prellte die Zeche! «Fette Klunker tragen, aber kein Geld haben», prangert Bühler an. BLICK liegen entsprechende Dokumente vor. Und Recherchen zeigen: Bühler ist nicht der Einzige, dem es so erging. Auch im Hotel Bellevue in Arosa wurden Zimmer für die Entourage des kongolesischen Präsidenten gebucht, aber nicht bezahlt. Konkret: Zehn Zimmer für fünf Nächte. Der Preis: 7300 Franken. Schreibt BLICK.

    Na ja, das Desaster hält sich ja noch in Grenzen. So funktioniert nun mal die freie Marktwirtschaft, die bekannterweise alles regelt. Nicht nur bei der FDP Schweiz, sondern auch in Afrika. Es gibt Gewinner und es gibt Verlierer. Stellt Euch vor, die ganze Delegation hätte Asyl in der Schweiz beantragt. Was das erst kosten würde! Ganz abgesehen davon, welche Traumvorlage das für die SVP wäre. Gehen wir doch mit einem Smile ins Wochenende. Oder wie die Amis zu sagen pflegen: Think positive. So great. Amazing.

  • 24.1.2020 - Tag der Facebook-Viren

    Vorsicht, Facebook-Virus! Claude Longchamp (62) heimtückisch gehackt

    Ein Klick und der Computer ist infiziert. Politologe Claude Longchamp wurde Opfer von Internet-Kriminellen – und leitete den Virus gleich an die Politiker weiter. «Uii, da wurde mein Konto offensichtlich aus dem Umfeld des Schweizer Parlaments wohl unbeabsichtigt gehackt», warnt Politologe Claude Longchamp (62) seine 3325 Facebook-Freunde. «Und ich habe ganz offensichtlich solche von ParlamentarierInnen gehackt, ebenso unbeabsichtigt.» Über die App «Messenger» hat Longchamp ein Video erhalten, das ihn betreffe. Von einem Ständerat. Den Namen nennt er nicht. «Fälschlicherweise habe ich das angeklickt, dann aber nicht angesehen, weil ich skeptisch wurde», sagt Longchamp zu BLICK. «Offenbar habe ich dabei aber schon zu viel gemacht und das Video weitergeleitet.» Er sei erst seit einem halben Jahr auf Facebook «und habe den Fall noch nicht erlebt». Schreibt BLICK.

    Ein Hauch von Jeff Bozos schwebt über dem Fliegenmann. Irgendwie - und ich stehe dazu - herrscht eine klammheimliche Freude. Wie kann man nur so dämlich sein? Diese Frage richtet sich an alle Social Media-Apologeten. Sie sind einfach zu weltfremd, zu abgehoben, um sich mit den Risiken ihrer geliebten Durchlauferhitzer wie Facebook, Instagram, Twitter und Messenger auseinanderzusetzen, geschweige denn sie zu verstehen.

  • 23.1.2020 - Tag der Klimaflüchtlinge

    «Historischer» Uno-Entscheid gibt zu reden: Bleiberecht für Klimaflüchtlinge

    Die Rede ist von einem «wegweisenden Urteil»: Der Uno-Menschenrechtsausschuss in Genf hat erstmals festgehalten, dass auch Klimaflüchtlinge ein Recht auf Schutz haben. Was bedeutet dieser Entscheid für die Schweiz? Ioane Teitiota hat verloren. Endgültig. Durch sämtliche Instanzen hat sich der dreifache Familienvater aus dem Pazifik-Inselstaat Kiribati gekämpft – bis nach Genf. Doch auch vor dem Uno-Menschenrechtsausschuss, der in der Schweiz seinen Hauptsitz hat, ist Teitiota abgeblitzt. Für Menschenrechtsorganisationen ist das Urteil des Uno-Gremiums, das jetzt bekannt geworden ist, trotzdem ein Erfolg – und was für einer! Von einem «historischen Fall» ist die Rede. Von einem «wegweisenden Urteil». Denn im Entscheid heisst es, dass Klimaflüchtlinge ein Recht auf Schutz haben. Das bedeutet, dass sie nicht in ihre Heimat zurückgeschickt werden dürfen, wenn ihr Leben dort wegen des Klimawandels in Gefahr ist. Es ist das erste Mal, dass ein internationales Organ den Schutz festhält. Schreibt BLICK.

    Wenn eine Lawine rollt, ist sie nicht mehr aufzuhalten. Da kommen ja gute Zeiten auf die SVP zu, die laut Bundesrat Ueli Maurer die Wahlen mit den Themen EU und Asylanten gewinnt. Wie gut sie für die Bürgerinnen und Bürger werden, wenn dieses Fass ohne Boden, die Büchse der Pandora, erst aufgemacht ist, wird die Zukunft zeigen. Warum fällt mir jetzt ausgerechnet folgendes Zitat vom grossartigen Peter Scholl-Latour (1924 - 2014) ein? «Wer halb Kalkutta aufnimmt hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!»

  • 22.1.2020 - Tag der FuhrhalterInnen

    SVP-Präsident Glarner: «Wir haben die Themen AHV und Krankenversicherung verschlafen»

    Als neuer Präsident der SVP Aargau will Andreas Glarner die Volkspartei wieder auf «Blocher-Kurs» bringen. Spaltet er damit die SVP noch mehr oder bringt er sie tatsächlich zurück auf die Erfolgsspur? Der umstrittene Asylchef der SVP Schweiz und neue Präsident der SVP Aargau Andreas Glarner ist Gast im TalkTäglich. «Die klassischen SVP-Themen sind im Moment bei den Leuten einfach nicht zuoberst», konstatiert Cavalli. Glarner gibt sich selbstkritisch: «Wir haben ein paar Themen verschlafen, zum Beispiel die AHV oder die Krankenversicherung.» Beim Thema Lobbyismus geht Glarner mit seinen Parteigenossen hart ins Gericht: «Wir waren hier keinen Dreck besser als andere Parteien. Auch wir hatten 'Fuhrhalter', die plötzlich bei Krankenkassen im Vorstand sassen», teilt er gegen Ulrich Giezendanner aus - bekanntermassen sind die beiden keine dicken Freunde. Lobbyisten müssten aus der Gesundheitskommission ausgeschlossen werden, fordert Glarner. Er habe sich bereits früher mit diesem Anliegen an die Parteileitung gewandt. Schreibt die AZ.

    Das sind ja schon mal gute Ansätze und klare Analysen von Glarner. Die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann hat beispielsweise ihren Wahlkampf im Herbst 2019 für den Einzug in den Nationalrat genau mit den von Glarner beschriebenen Themen geführt und gewonnen. Ohne Facebook-, Twitter- und Instagram-Account notabene. Für seine «Mission Impossible» beim Kampf gegen die «Fuhrhalter» (Anmerkung: ... und «Fuhrhalterinnen», denn im Bereich Krankenkassen-Lobbyismus stimmt für einmal die Frauenquote) kann man ihm nur Glück und Durchhaltevermögen wünschen, sofern er seine Ansagen wirklich ernst meint. Die Hoffnung stirbt ja bekannterweise zuletzt. Und so wie Saulus zu Paulus mutierte, könnte auch aus einem «Dummschwätzer» ein veritabler Politiker werden. Wenn sich Glarner jetzt noch das «System Blocher» verinnerlicht, könnte aus ihm ein herausragender Aargauer SVP-Präsident werden, was im Rückblick auf die Vergangenheit des Aargauer Präsidiums nicht unbedingt schwierig ist. Seine Vorgänger glänzten ja nicht wirklich mit brillanten Ideen und Durchsetzungskraft im Aargauer Hühnerstall. Blocher mag ein Hardliner und Polterer gewesen sein, aber der gewiefte Politiker vom Herrliberg wusste stets, dass seine Partei mehrheitlich von den «kleinen Leuten» gewählt und getragen wird und wie weit er mit seinen Angriffen auf die klassischen Sozialwerke gehen konnte. Das war eines der Erfolgsgeheimnisse Blochers. Hoffentlich ist sich Glarner dessen bewusst, wenn er den «Blocher-Kurs» beschwört.

  • 21.1.2020 - Tag des Puderzuckers

    «Cassis ist der Bundesrat von Glencore und Nestle» – Regula Rytz im Interview

    Die Klima- und Verkehrswende müsse sozialverträglich über die Bühne gehen, sagt Grünen-Präsidentin Regula Rytz. Sie will deshalb Familien mit Kindern und Jugendlichen gezielt entlasten – beim öffentlichen Verkehr. Und äussert sich zu Bundesrat Cassis: «Er ist der Bundesrat der Konzerne wie Glencore oder Nestle. Er will die Einwicklungszusammenarbeit zu einem Hilfsdienst für private Wirtschaftsinteressen umbauen. Und er hat die Europapolitik mit dem Angriff auf den Lohnschutz in die Sackgasse geführt. Scheitert das Rahmenabkommen, dann ist auch Cassis auf der ganzen Linie gescheitert. Das muss Konsequenzen haben.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Dass sich Bundesrat Cassis vor allem als Wurmfortsatz von Glencore und Nestle auszeichnet, ist eigentlich eine altbekannte Tatsache und die logische Konsequenz im Verhalten eines Politikers dieser furchtbaren Neolippen-Partei - genannt FDP. Wer etwas anderes erwartet und ihn trotzdem gewählt hat, muss irgendwas geraucht, gesnifft oder geschluckt haben, was die Sinne total betäubt. Soll in diesen Kreisen ja öfters vorkommen, wie hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird. Was - im Umkehrschluss - die manchmal etwas arg blasssen Nasen gewisser ParlamentarierInnen erklären würde. Als Quelle aller buddhistischen Weisheiten von Konfuzius über Mao und Mama Lee bis zu Xi Jinping weist LUZART, die zärtlichste Versuchung seit es Schokolade gibt, darauf hin, dass für alle ParlamentarierInnen die Unschuldsvermutung gilt. Bei den weissen Nasen könnte es sich schlicht und einfach auch um Puderzucker handeln. Wie schnell steckt Mann/Frau seine Nase zu tief ins gepuderte Törtchen! Um all diesen boshaften Gerüchten ein Ende zu setzen, wäre es vielleicht wirklich sinnvoll, die Abwasser der Klos im Hohen Haus von und zu Bern auf verdächtige Rückstände zu untersuchen. Laut European Monitoring Centre for Drugs and Drugs Addiction liegt ja die Stadt Bern in Sachen Drogenrückständen gemäss Abwasser-Proben in den Top Ten der Europäischen Städte. Da könnte es doch durchaus sein, dass... Aber lassen wir das.

  • 20.1.2020 - Tag des Weitblicks

    «Der Flyer ist ein unsägliches Lügenpamphlet»: Gegner der Miet-Initiative hausieren mit alten Zahlen

    777 Millionen Franken habe der Bund schon mit der Förderung von günstigem Wohnraum verloren, behaupten die Gegner der Miet-Initiative. «Lüge», sagt Mit-Initiantin Jacqueline Badran. Drei Millionen Flyer landeten in den vergangenen Tagen in den Schweizer Haushalten. Darin warnen die vom Hauseigentümer-Verband angeführten Gegner der Miet-Initiative eindringlich vor einer «Verstaatlichung des Wohnungsmarkts». Als knackigstes Nein-Argument führen sie dabei «777 Millionen Franken Verluste des Bundes seit den 90er-Jahren mit Wohnbaudarlehen» an. Ein Argument, bei welchem SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (58, ZH) an die Decke geht! «Der Flyer ist ein unsägliches Lügenpamphlet», wettert sie. «Die 777 Millionen haben mit dem heutigen Wohnraumförderungs-Gesetz und mit der Initiative null und nichts zu tun. Damit wird das Stimmvolk in die Irre geführt!» Auch Grünen-Nationalrat Michael Töngi (52, LU) ärgert sich: «Mit uralten Zahlen zu hausieren, ist reine Polemik», so das Vorstandsmitglied des Mieterverbands. HEV-Präsident Hans Egloff (60) wehrt sich gegen den Vorwurf der Irreführung: «Man weiss ja nie, was noch kommt. Bei den Bürgschaften für die Hochseeschifffahrt haben auch alle behauptet, das sei ein Supergeschäft. Jetzt zahlen wir Hunderte von Millionen.» Er räumt zwar ein, dass sich die 777 Millionen auf das alte Gesetz beziehen. Trotzdem sei deren Verwendung im aktuellen Abstimmungskampf gerechtfertigt. «Wir wollen damit zeigen, dass der Bund mit seinem Engagement in der Wohnbaupolitik schon einmal viel Geld verlocht hat», so der frühere SVP-Nationalrat. «Der Bund soll die Wohnbauförderung den Kantonen und Gemeinden überlassen. Die wissen besser, wo Bedarf besteht.» Auch für GLP-Nationalrat Martin Bäumle (55, ZH) ist klar: «Faktisch steht da nichts Falsches und die Quelle ist sauber deklariert», so der Co-Präsident des Nein-Komitees. Und: «Plakative Zuspitzungen gehören zu Abstimmungen.» Schreibt BLICK.

    Es war wie von LUZART, der zärtlichsten Versuchung seit es Schokolade gibt, in einer früheren «Daily Headline» vorausgesagt anzunehmen, dass die üblichen Verdächtigen aus dem Sumpf der Immobilienspekulanten vor der Abstimmung mit den ganz grossen Kanonen auffahren. Was erwarten wir denn anderes von Leuten wie HEV-Präsident Hans Egloff und dem notorischen Faktenverdreher GLP-Nationalrat Martin Bäumle, der in seiner Funktion als Green-Cross Präsident Schweiz mit dem Verschweigen von Fakten für einen unappetitlichen Skandal sorgte? Fake News gehören in der Immobilienbranche wie bei Politikern seit jeher zum Business as usual. Man schaue sich nur einmal die Prospekte der angebotenen Immobilien dieser Branche an. Da sich die Zunft der unseligen Beton-Hasardeure gegenseitig aus purer Dummheit (oder Unfähigkeit) auch noch die unsäglichen Claims abschreibt, preist sie ihre Objekte häufig mit der Superlative «Wohnen mit Weitsicht» an, obschon ein Blick vom Balkon der angebotenen Wohnung meistens das Gegenteil beweist, steht doch da in Zeiten des verdichteten Bauens nur 15 Meter entfernt (je nach gesetzlicher Auflage des Minimalabstandes) ausgerechnet der Nachbarsblock, der jegliche Weitsicht verhindert. Was von Bäumle vermutlich mit der Bemerkung gekontert würde, dass schliesslich auch 15 Meter Weitsicht sei. Womit der Green-Cross-Schweiz-Crasher nicht einmal ganz unrecht hat, kommt es doch einzig und allein auf den Blickwinkel an. Und der ist bei den Immobilienfritzen leicht verschoben.

    Le Sacala Büron
  • 19.1.2020 - Tag der Rentnerinnen

    Exklusive Rednerin: 9000 Franken für Doris Leuthard

    Doris Leuthard bleibt nach ihrem Rücktritt aus der Regierung eine gefragte Frau. Davon weiss sie zu profitieren. Wer die Ex-Magistratin für eine Rede buchen will, muss mit der Agentur Speakers verhandeln. «Die Höhe der Honorare ist Verhandlungssache und ist abhängig von der Art der Veranstaltung», sagt Speakers-Chefin Esther Girsberger auf Anfrage. Zu besagtem Honorar will sie sich nicht äussern. Doris Leuthard selbst argumentiert gegenüber SonntagsBlick, sie habe viele Anfragen und akzeptiere ein paar wenige pro Jahr, «teils pro bono, teils eben bezahlt». Es gebe viele spannende Themen, sie beschränke sich aber auf jene, mit denen sie sich auskenne. Schreibt SonntagsBlick.

    Von irgendwas muss ja die exklusive Rentnerin ihren Lebensunterhalt finanzieren, oder? Soll sie etwa auf dem Sozialamt vorsprechen? Mit der 220'000-Franken-Rente lässt sich ja nicht mal der Stromverbrauch Ihres Teslas finanzieren. Geschweige denn der Diesel für ihr BMW-Cabriolet. Augen-Makeup, Anti-Falten-Lotion und Designer-Klamotten für Seniorinnen sind auch nicht unbedingt billig. Also weg mit Euren Neidkeulen! Doris ist keine Hillary. Die nimmt nämlich 50'000 Dollares als Bares pro Auftritt. Und nicht lächerliche 9'000 Fränkli.

  • 18.12020 - Tag der Rebebllion

    Roger Hallam (53) ist der Anführer einer ultraradikalen Klimabewegung: «Wir wollen Millionen dazu bringen, Gesetze zu brechen»

    Er hat die radikalste Umweltschutzbewegung ins Leben gerufen. Nun will XR-Mitgründer Roger Hallam Millionen Menschen für seine Sache gewinnen – mit drastischen Mitteln. Das muss man erst mal schaffen: der eigenen radikalen Bewegung zu radikal zu sein. Der Klimaaktivist Roger Hallam (53) hat es geschafft. Nachdem der Mitgründer von Extinction Rebellion (dt. Rebellion gegen das Aussterben) in einem Interview mit der «Zeit» den Holocaust relativiert hatte, distanzierten sich die deutsche Ortsgruppe und Schweizer Aktivisten von dem Briten. Kritiker werfen ihm Panikmache vor. Auch am Worldwebforum in Zürich trat Hallam am Freitag wie ein Weltuntergangsprophet auf. Lob gibts nur für Greta Thunberg (17), die am selben Tag in Lausanne VD weilte. Dem Vielflieger-Publikum schleuderte er wütend entgegen: «Ihr werdet sterben!» Er will sie bekehren. «Ich mache hier gleich einen Workshop», erklärt er. Schreibt BLICK.

    Viel Lärm um stupide Schlagzeilen wie «ihr werdet sterben». Dass wir alle eines Tages sterben werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Das Weekend sollten wir uns von diesem etwas obskuren Bartli und seinen kruden Statements nicht verderben lassen.

  • 17.1.2020 - Tag der Auffälligkeiten

    «Unter Dauerverdacht»: Doping-Experte greift Nadal frontal an

    Doping-Wirbel vor den Australian Open. «Anabolika sind Klassiker im Tennis», sagt Professor Fritz Sörgel. Auch bei Weltstar Rafael Nadal? «Er zeigt Auffälligkeiten.» Professor Fritz Sörgel (70), ein Doping-Experte vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg (De), sieht das anders. In einem Interview mit sport1.de sagt er: «Tennis ist in den Top vier, wenns um Doping geht.» Hinter Wintersport, Leichtathletik und Rad. Anlass dieser Aussage ist der kürzlich aufgedeckte Doping-Skandal um Nicolas Jarry und Robert Farah, zwei Tennis-Profis, die auf anabole Substanzen positiv getestet wurden. Bei welchem grossen Tennis-Spieler er einen Doping-Verdacht hege, wird Sörgel gefragt. Der Experte: «Rafael Nadal hat einige Auffälligkeiten gezeigt. Da habe ich einen Dauerverdacht. Bezüglich Regeneration und seiner gesamten Athletik. Hinzu kommt, dass er auch noch aus Spanien kommt, einem Land, das nicht gerade dafür bekannt ist, seine Helden besonders genau zu verfolgen.» Schreibt BLICK.

    Die Gerüchte um den spanischen Tennis-Superstar zirkulieren seit es den spanischen Doktor Fuentes gibt. Man nennt Nadal ja nicht umsonst die «wandelnde Apotheke». Des Volkes Mund würde dazu wohl sagen: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.

  • 16.1.2020 - Tag der Leuchttürme

    Andreas Glarner ist neuer Parteipräsident: «Die SVP Aargau ist ein Sanierungsfall, sie soll ein Leuchtturm werden»

    Die Delegierten der SVP Aargau haben Andreas Glarner zum neuen Parteipräsidenten gewählt. Er überzeugte am Montagabend eine klare Mehrheit mit einer Brandrede. Er wird Nachfolger von Thomas Burgherr. Gegenkandidat Rolf Jäggi erreichte nur rund ein Drittel aller Stimmen. Im Vorfeld des gestrigen Parteitags in Lupfig galt parteiintern eher Rolf Jäggi als Favorit, weil Glarner als zu extrem galt, der eventuell SVP-Sympathisanten vertreiben könne. Doch es kam anders. Das zeichnete ab, je länger der Parteitag am Mittwochabend in Lupfig dauerte. Die Stimmung und die Voten im Saal kippten eindeutig zugunsten von Andreas Glarner. Andreas Glarner sprach nach Jäggi und versprach nicht zuviel mit seiner angekündigten «Brandrede». Glarner kam gleich zur Sache und mahnte seine Parteikollegen, dass es nicht so weiter gehen könne. «Die SVP ist ein Sanierungsfall», sagte Glarner. «Ja, wenn man jeden fünften Kunden verliert, also Wähler, ist man ein Sanierungsfall.» Glarner machte klar: Die nationalen Themen seien entscheidend, auch bei den Grossratswahlen. Es gebe kaum kantonale Themen, die im Sorgenbarometer der Schweizer wirklich wichtig seien. Glarner kritisierte Parteikollege Werner Laube, ohne dessen Namen zu nennen, der ihn in einem AZ-Artikel als «Imageproblem für die SVP» bezeichnet hatte. Glarner griff auch die Medien an: «Wir machen unseren Job nicht richtig, wenn die Medien uns plötzlich lieben würden.» Glarner nannte und kritisierte explizit auch die AZ. Im Gegensatz zu Jäggi nahm Glarner auf Vorbild Christoph Blocher Bezug. Nur dank ihm sei die SVP heute so stark. Glarner versprach, als Präsident die SVP Aargau zum «Leuchtturm für andere SVP-Sektionen in der Schweiz zu machen». Glarner Szenenapplaus. «Sie werden es keinen Tag bereuen, wenn Sie mir die Stimme geben.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Ein Parteipräsident, den man laut Gerichtsurteil ohne juristische Folgen einen «Dummschwätzer» nennen darf, frei übersetzt also sowas wie ein Leuchtturm der Dummheit*, ist tatsächlich ein Sanierungsfall. Da hat der grosse Social Media-Dummschwätzer recht. Jetzt muss Glarner nur noch den Hobel am richtigen Ort ansetzen, dann wird vielleicht doch noch was aus ihm. Nichts ist schon.

    *Da der «Dummschwätzer» vom Dienst gegen alles und jeden klagt, sei hier vorbeugend erwähnt, dass es sich bei dieser freien Übersetzung um reine Satire handelt.

    Andreas Glarner
  • 15.1.2020 - Tag der geschlossenen Hose

    Minnas G. (30) wurde bei den Lenzerheide Bergbahnen fristlos entlassen: «Ich habe doch nur Pornos geschaut!»

    Minnas G. (30) schaute im Pausenraum Pornos. Und wurde von der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB) dafür rausgeschmissen. Das findet er übertrieben. Denn: «Meine Hose war immer zu!» Die LBB ergänzt ihr Reglement nun mit einem Porno-Passus. Er arbeitete hart als Saisonnier und Betriebsangestellter bei den Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB). Bis vor wenigen Tagen reichte Minnas G.* (30) den Gästen am Skilift Valbella den Bügel. Doch letzte Woche erhielt er die fristlose Kündigung. Der Vorwurf: Er soll bei der Arbeit Pornos geschaut haben – vor anderen Mitarbeitern. Gegenüber BLICK gibt der Entlassene unverhohlen zu: «Ja, ich habe im Pausenraum Pornos geschaut. Die fristlose Kündigung finde ich aber übertrieben.» Er relativiert den Vorfall: «Meine Hose war ja immer zu!» Und: «Es war auf meinem privaten Tablet morgens, bevor der Betrieb losging.» Schreibt BLIGG.

    Mit geöffneter Hose wär' das dem guten Minnas nicht passiert. Von ex-Stadtpräsident Geri Müller lernen heisst siegen lernen.

  • 14.1.2020 - Tag des Greta Modells

    Im Tunnel wirds unangenehm wegen undichter Klimaanlagen: Durchzug im neuen Stadler-Zug

    Der kupferfarbene Traverso ist das neue Zugpferd der SOB-Flotte. In Sachen Komfort macht er etwas her. Doch im Tunnel weht den Fahrgästen ein rauer Wind um die Nase. Erste Mängel müssen behoben werden. Derzeit fröstelt es Passagiere auf der Voralpenroute der Südostbahn (SOB) von St. Gallen nach Luzern. Genauer: im Rickentunnel. Während der vierminütigen Durchfahrt weht im neuen Stadler-Zug ein spürbarer Wind – im Innenraum bei den Fahrgästen! Ein Konstruktionsproblem. Eine Kinderkrankheit. Der Traverso, das neue Zugpferd der SOB, rollt erst seit letztem Juni über die Gleise. Und die ersten Monate zeigen: Es gibt ein Problem bei den Klimaanlagen. Dabei schwärmte Toni Häne (56), Leiter des SBB-Personenverkehrs, bei der Präsentation vor wenigen Monaten: «Alles hochwertig, eindeutig!» Schreibt unser aller BLIGG.

    BLIGG irrt sich wieder mal gewaltig. STADLER ist wie immer der Zeit voraus. Der bemängelte Durchzug ist beabsichtig, denn damit fährt der «Traverso» als erste Zugskomposition der Welt absolut CO2-frei und klimaneutral durch die Landschaft. Wie Peter Spuhler von STADLER Rail auf Anfrage von LUZART, der zärtlichsten Versuchung seit es Schokolade gibt, mitteilt, wird der «Traverso» auf Empfehlung seines Freundes und Stadler-Aktionärs Friedrich Merz ab sofort nur noch als Modell «Greta» verkauft. Smörebröd.

    STADLERS Greta-Train
  • 13.1.2020 - Tag der Imageprobleme

    Showdown ums Aargauer SVP-Präsidium: Parteikollege schiesst scharf gegen Glarner, Jäggi geht als Favorit ins Rennen

    Am Mittwoch wählt die SVP Aargau einen neuen Parteipräsidenten. Kandidat Andreas Glarner hat einen schweren Stand. Der langjährige Wahlkampfleiter Werner Laube warnt: Glarner sei ein Imageproblem für die SVP. Gegenkandidat Rolf Jäggi geht als Favorit ins Rennen, auch bei ihm gibt es aber Fragezeichen. Nicht alle in der SVP waren erfreut, als vor Wochenfrist die Namen der zwei Nominierten für das Parteipräsidium bekannt wurden. Andreas Glarner zu extrem, Rolf Jäggi zu farblos, fanden einige SVP-Politiker. Ein ehemaliger Parlamentarier bat die Parteileitung sogar, nochmals über die Bücher zu gehen und die Wahl im Zweifelsfall zu Gunsten einer erweiterten Auswahl zu verschieben. Glarner versucht es nicht zum ersten Mal mit dem Sprung an die Parteispitze. Bereits 2005 trat er an, unterlag damals aber Thomas Lüpold. 2012 brachte sich Glarner wieder als Parteipräsident ins Spiel, verzichtete dann aber zu Gunsten von Thomas Burgherr auf eine Kandidatur. Jetzt versucht es Glarner nochmals. Trotz Aufstieg in den Nationalrat und landesweiter Bekanntheit hat Glarner bei seinen Aargauer Parteikollegen aber einen schweren Stand. Wer sich umhört, stösst immer wieder auf Bedenken gegenüber Glarner als möglichen Parteichef.

    «Andy Glarner ist ein Imageproblem für die SVP»

    Offen und ungeschminkt sagt dies Werner Laube, der langjährige Wahlkampfleiter der SVP Aargau. Laube traut Glarner zwar durchaus zu, «das Amt als Präsident der SVP Aargau problemlos bewältigen zu können» und attestiert ihm, «mutig für seine Überzeugung hinzustehen» und «im rechten Spektrum der Partei Wähler mobilisieren zu können». Aber für Laube überwiegen die Negativpunkte: «Seine provokative, manchmal unbedachte und oft auf die Person zielende Art wirkt auch für viele Wähler und Sympathisanten der SVP unsympathisch.» Vor allem Frauen und Junge, glaubt Laube, könnten sich nicht mit Glarner identifizieren. «Andy Glarner ist keine Identitätsfigur für die SVP Aargau; gemässigte Parteimitglieder und Sympathisanten könnten sich von der SVP abwenden.» Laubes Fazit: «Andy Glarner ist aus meiner Sicht ein Imageproblem für die SVP und keine Identifikationsfigur für die SVP Aargau.» Das sind harte Worte gegenüber einem Parteikollegen. Darauf angesprochen, kontert Glarner gewohnt angriffig: «Das sind keine echten SVPler», meint er zur Befürchtung, er würde gemässigte Mitglieder und Sympathisanten abschrecken. «Es geht hier nicht um die Ausrichtung», so Glarner, «Jäggi und ich sind inhaltlich nicht weit auseinander. Es geht mehr darum, wie wir unsere Politik verkaufen. Und da stehe ich für ein pointiertes Auftreten. Der Schmusekurs der letzten Jahre war nachweislich nicht erfolgreich.» Schreibt die AZ.

    Jäggi irrt sich. So hervorragend ist das Image der SVP nun auch wieder nicht, dass ausgerechnet Glarner für die Partei ein Imageproblem darstellen könnte. Da gäbe es genügend andere Kandidaten. Auch wenn unser aller Fastfinger Andy, der die «pointierten» Social Media-Posts meistens so schnell online stellt, dass seine Hirnfunktion zeitlich damit kaum Schritt halten kann, gemäss Gerichtsentscheid «Dummschwätzer» genannt werden darf. Das ist eigentlich nur die logische Konsequenz für einen, der ausschliesslich die Strategie «Angriff» beherrscht, in der Verteidigung jedoch jämmerlich versagt und sich dadurch immer wieder der öffentlichen Lächerlichkeit preisgibt. Er wird nie begreifen, dass seine kruden Social Media-Auftritte nichts anderes als Schreie in eine absolut bedeutungslose* Echokammer sind. Ähnlich einem Stammtisch, an dem nur Gleichgesinnte poltern. Zitieren wir Napoleon I. Bonaparte: «Die Kriegskunst besteht in der Berechnung einer grossen Anzahl Fälle, deren Eintritt auf dem Kriegsschauplatz als möglich angenommen werden muss.» Glarner darf zwar folgenlos «Dummschwätzer» genannt werden; dumm ist er deswegen trotzdem nicht. Im Gegenteil. Doch leider fehlen ihm für den Aargauer SVP-Präsidentensessel die strategischen Fähigkeiten der klugen Voraussicht, wie sie Napoleon beschreibt, die der Korse allerdings auch nicht immer befolgt hat. Und, wie die Geschichte beweist, letztendlich trotz seiner «pointierten» Reden immer wieder gescheitert ist. Es darf angenommen werden, dass auch die Aargauer SVP unter Glarner ihr Waterloo erleben würde.

    * Der deutsche Grünenchef Robert Habeck hat nach unliebsamen Erfahrungen mit Trolls and Prolls seine Social Media-Accounts wie Facebook und Twitter im Januar 2019 gelöscht. Und? Hat es ihm geschadet? Habeck ist mehr denn je einer der populärsten Politiker Deutschlands und seine schon damals gewaltige Medienpräsenz hat nach dem Social Media-Ausstieg nicht abgenommen, sondern – haltet Euch fest Ihr unverbesserlichen Facebook-Apologeten – sogar zugenommen! Es ist halt nicht jeder ein Trump, der die Welt via Twitter in Atem halten kann. Oder frei nach Highlander: «There can only be one!» (Es kann nur einen geben.) Habeck hat dies begriffen. Blocher übrigens auch.

  • 12.1.2020 - Tag der intellektuellen Ödnis

    Heisshunger auf Mietwohnungen: Diesen Firmen gehört die Schweiz

    Swisslife, UBS, Credit Suisse, ZKB und Migros gehören Zehntausende Mietobjekte. Insgesamt sind bereits 40 Prozent im Eigentum von Unternehmen. Privatbesitzer ziehen sich zunehmend zurück. Hunderte Menschen, alte und junge, zuversichtliche und erschöpfte, stehen in Zürich für eine preiswerte Wohnung an. Die Schlange reicht über mehrere Strassenzüge, geht sogar ums Eck. Solche Szenen wurden zum Sinnbild verfehlter Wohnungspolitik. Knapper und daher hoch begehrter Wohnraum hat vor allem in den Metropolen zu ständig steigenden Mietpreisen geführt. Jetzt macht der Notstand natio­nale Schlagzeilen: In einem Monat stimmt die Schweiz über die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab, die von Bund und Kantonen verlangt, preisgünstige Mietobjekte verstärkt zu fördern. Bei der Abstimmung geht es auch um eine Glaubensfrage: Welche Wohnungsbaupolitik die Wähler wollen. In den letzten Jahren haben Fonds, Versicherungen, Anlagestiftungen, Bankengruppen und Pensionskassen immer mehr Grundbesitz angehäuft und dort Gebäude hochgezogen. Warum sie einen solchen Heisshunger auf Häuser entwickeln, liegt auf der Hand: In Zeiten von Negativzinsen versprechen Immobilien attraktivere Renditen als andere Anlagen. Eine absurde Folge dieser Entwicklung: Weil auch Pensionskassen eine möglichst satte Rendite anstreben, um ihre Renten zu sichern, zahlen deren Mieter im Interesse der eigenen PK-Vorsorge eine höhere Miete. Schreibt SonntagsBlick.

    Die Immobilienfirmen haben zu viel Macht, schreibt SonntagsBlick-Chefredaktor Gieri Caveltyzu diesem Thema in seinem Editorial. Wie wahr! Und wer sichert sie ihnen dauerhaft? Frei nach Rolf Hochhuth: Die furchtbaren Lobbyisten des Parlaments. Beispiel gefällig? Der solariumgebräunte Luzerner FDP-Ständerat und Liebling aller Schwiegermütter Damian Müller ist einer dieser Spezies, der in sämtlichen Interviews vor der Herbstwahl 2019 nicht müde wurde, stets ungefragt – vermutlich proaktiv um gewissen Gerüchten entgegenzuwirken – und mit einem klaren Bekenntnis zu seiner intellektuellen Ödnis darüber zu palavern, dass er um Gotts Willen nicht schwul sei, anstatt detailliert über seinen Teilzeitjob bei Swisslife und seine Mandate bei Innerschweizer Immobilienklitschen (Architekturbüros etc.) zu reden*. Ein Schelm wer Böses denkt.

    * Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Journalisten Müller nicht danach gefragt haben. Was ja auch nicht unbedingt für journalistische Qualität spricht. Und diejenigen, die es wagten, die Wohlfühlatmosphäre des grossen Staatsmannes (frei nach Franz Josef Strauss) und Bundesrates in spe zu durchkreuzen, wurden von ihm, der die meisten seiner Antworten von seinen Scripts abliest, abgekanzelt oder mit ellenlangen Mails der endlosen Besserwisserei (ebenfalls irgendwo abgeschrieben) bombardiert.

  • 11.1.2020 - Tag der Onlineshop-Medien

    Beizentauglich, machtbewusst und fleissig: So muss Röstis Nachfolger sein

    Dieses Wochenende stellt die SVP die Weichen für die Nachfolge von Albert Rösti. BLICK sagt, was der künftige SVP-Präsident können muss. Dieses Wochenende schafft die SVP-Spitze Klarheit. An ihrer jährlichen Kadertagung im Vier-Stern Hotel Bad Horn in Horn TG wird sie eingrenzen, wer Nachfolger von Parteipräsident Albert Rösti (52) werden soll. Am Freitag legte der neunköpfige Parteileitungsausschuss das Anforderungsprofil für die Kandidaten fest: Was muss der Neue können, was muss er leisten? Sechs Eigenschaften sind unerlässlich:

    1. Der Stil des netten Albert Röstis gehört der Vergangenheit an. Das Experiment «hart in der Sache, anständig im Ton» ist gescheitert. Röstis Nachfolger wird wieder mehr provozieren müssen – so wie seine Vorgänger Toni Brunner (45) und Ueli Maurer (69) das taten. Allerdings: Ein richtiger Scharfmacher fehlt bei den möglichen Nachfolgern.

    2. Auch wenn sich in der SVP-Elite vermehrt Akademiker tummeln: Der Präsident muss Beizentauglich sein. Dort ankommen, wo die SVP ihre Wähler hat – auf dem Land, in den kleineren Gemeinden, bei den Büezern, Bauern und Rentnern. Hier hätten sicher Malermeisterin Sollberger und Landwirt Dettling Vorteile.

    3. Der Neue muss begeistern können – bei den letzten Wahlen sind viele SVP-Sympathisanten den Urnen ferngeblieben. Auch mit Initiativen und Referenden tut sich die grösste Partei des Landes schwer. Die SVP muss ihre Leute wieder mobilisieren – sonst verpuffen die politischen Forderungen.

    4. Gleichzeitig braucht die SVP einen Strategen an der Spitze – einen, der mit anderen Parteien dealen und sie gleichzeitig vor sich hertreiben kann. Das ist Rösti zu wenig gelungen – im Bundeshaus gab mehr und mehr Fraktionschef Thomas Aeschi (40) den Ton an.

    5. Das heisst auch: Der neue Präsident muss Lust an der Macht haben. Nicht nur, um sich als Leitwolf durchzusetzen, sondern auch, um die Kantonalparteien auf Linie zu bringen.

    6. Französisch-Kenntnisse sind mehr als nur von Vorteil. Um die stockende Eroberung der Romandie voranzutreiben, ist der neue SVP-Chef am besten bilingue.

    Herrlich! Unser aller Onlineshop* mit angegliedertem Boulevardblättchen «diktiert» der SVP das Anforderungsprofil für den zukünftigen Parteipräsidenten. LUZART, die zärtlichste Versuchung seit es Schokolade gibt, liefert noch einen siebten Punkt: Unwählbar sind alle Kandidaten der SVP, die öffentlich «Dummschwätzer» genannt werden dürfen. Womit der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner bereits aus dem Rennen ist. Mehr noch: Unter dieser Prämisse muss man sich fragen, ob da überhaupt noch jemand aus den Reihen der SVP in Frage kommt? Einige, auf die Punkt sieben nicht zutrifft, haben ja bedauerlicherweise längst abgesagt. Wie zum Beispiel der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter. Schade. Sehr schade sogar. Der Mann hätte alle Voraussetzungen, die SVP mit Anstand und der notwendigen Kompetenz in eine Zukunft zu führen, in der die Digitalisierung eine wesentliche Rolle spielen wird.

    * Sehen Sie sich unter dem «BLIGG-Impressum» (scrollen hilft Ihnen da weiter) mal die Onlineshop-Aktivitäten von Ringier an. Dann verstehen Sie auch, weshalb BLIGG bei jedem Aufruf über das Internet mit vollkommen lächerlichen Argumenten um Ihre Registrierung buhlt. Es geht nur um Ihre persönlichen Daten. Die sind für jeden Online-Händler bares Geld wert. Der Fairness halber sei erwähnt, dass alle dem Tod geweihten Printmedien diese Unart praktizieren. Teilweise wird sogar die Telefonnummer für die «Freischaltung» verlangt (SRF). Da wundert man sich, dass unser Datenschützer ruhig auf seinem gemütlichen Stuhl sitzen bleibt.

  • 10.1.2020 - Tag der asiatischen Gäste

    Touristen aus Indien sorgen für Besucherrekord in Baden – doch nicht allen ist zum Jubeln zumute

    Noch vor wenigen Jahren waren Gäste aus Indien in Baden eine Seltenheit. 1500 Mal übernachteten sie im Jahr 2015 in der Stadt, machten damit nur einen Bruchteil aller Logiernächte aus. An der Spitze der Herkunftsländer lagen damals (hinter der Schweiz) Deutschland und die Vereinigten Staaten. Inzwischen sind die Inderinnen und Inder die wichtigsten ausländischen Hotelgäste geworden: Die Zahl ihrer Übernachtungen in der Stadt ist um das Achtfache gestiegen, lag 2018 bei 12850 und in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres bereits wieder bei über 11'000. Schreibt die AZ.

    Und so haben alle Schweizer Städte ihre ganz speziellen Gäste. Baden freut sich über etwas mehr als 10'000 Inder und Luzern ist inzwischen der unumstrittene Hotspot für Uhren, flotte Senioren und Chinesen. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass inzwischen knapp 300'000 Chinesen die schönste Stadt der Welt, also Luzern, pro Jahr (heim)suchen. Von solchen Zahlen ist Baden noch weit entfernt. Und etwas soll hier nicht unerwähnt bleiben: Die chinesischen Gäste haben auch so ihre ganz speziellen Eigenarten. Laut und ausgiebig Furzen am Esstisch im Luzerner China-Restaurant und auf der Rolltreppe im Manor-Kaufhaus ist nur eine davon. Aber die Gäste aus Indien sind noch etwas spezieller. Die verrichten gleich die Notdurft in einer Ecke auf Charly Buchers Touristenschiff und fackeln die Hotelsuite ab, weshalb sich vor zehn Jahren einige Luzerner Hotels weigerten, indische Gäste zu beherbergen. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall. Man nimmt ihnen an der Rezeption schon beim Einchecken die Gaskocher ab. Don't curry, be happy.

  • 9.1.2020 - Tag der Sonnenbräune

    CVP und BDP wälzen Zukunftspläne: Mit Fusion gegen den Untergang?

    Kommt's nun doch zum Zusammenschluss der CVP und BDP? Hinter den Kulissen loten die Parteichefs Varianten aus. Einige Kantone machen Dampf. Die Mitteparteien denken laut über ihre Zukunft nach – und wälzen im Geheimem mögliche Strategien. Einerseits die CVP. Parteichef Gerhard Pfister (57) lässt derzeit analysieren, ob das «C» aus dem Parteinamen verschwinden soll. «Ich hatte im Wahlkampf viele Reaktionen von Leuten, deren politische Positionen mit denjenigen der CVP übereinstimmen. Sie unterstützten unsere Politik, sagten aber, sie könnten keine katholische Partei wählen», sagte er im BLICK-Interview. «Darauf müssen wir als Partei, die durchaus christliche Werte wie Solidarität vertritt, deswegen aber nicht konfessionell ausgerichtet ist, eine Antwort finden.» Ein Entscheid soll bereits im Juni fallen. Schreibt BLICK.

    Eigenartig. Gilt doch in der Schweiz nebst dem Rütlischwur die geheiligte und unantastbare Doktrin, dass der Markt alles regelt. Der Markt hat an den Wahlurnen im vergangenen Herbst 2019 ein klares Urteil gesprochen: Die BDP braucht niemand mehr – ein paar Hardcore-Gläubige und die an den Futtertrögen des Staates mampfenden BDP-«Staatsbeamten» ausgenommen. Normalerweise schickt doch unser aller Markt gescheiterte Unternehmen in die Insolvenz oder schliesst sie. Wickelt sie ab. Doch die BDP will eine Fusion mit der CVP. Vermutlich als Infusion für die ansonsten arbeitslosen BDP-ParlamentarierInnen. Die können ja nicht alle auch noch bei den Schweizer Krankenkassen untergebracht werden. Diese Posten sind schliesslich längst von FDP, SVP, SP, Grüninnen und Grünen und der CVP besetzt. Irgendwen vergessen? Stimmt: Denis Kläfiger, der etwas arg sonnengebräunte Chef der BDP Luzern, arbeitet nicht in einem Solarium, sondern ebenfalls bei einer Krankenkassen-Versicherung.

    Warum fällt mir jetzt ausgerechnet Dieter Bohlen ein? Vor vielen vielen Jahren (ist nicht mal mehr auf Google zu finden) nannte ein deutsches Presseprodukt – ich glaube, es war das göttliche Satiremagain TITANIC – den grossartigsten Gitarrenspieler und Komponisten aller Zeit eine «sonnengebräunte Sanges-Schwuchtel». Bohlen klagte und bekam von den Richtern nicht nur recht, sondern auch ein erkleckliches Sümmchen als Wiedergutmachung für seine verunglimpfte Macho-Ehre. Ahhh. Jetzt fällt mir wieder ein, wieso mir diese uralte Schmonzette plötzlich in den Sinn kam. «Etwas arg sonnengebräunt» – darf man das schreiben? Vermutlich schon, oder? Hat ja nichts mit Gesang zu tun. Andererseits: Radio Sunshine hat mich mal wegen dem Begriff «Lockenwickler-Radio» angezeigt. Verbalinjurie. Aber diese Geschichte erzähle ich Ihnen später mal. Herzlichst. Ihr Doktor Luzart.

    Denis Kläfiger BDP Luzern
  • 8.1.2020 - Tag der Warmherzigen und Unbarmherzigen

    Weisse Pracht, schwarze Zahlen, rote Köpfe an den Festtagen: Alpiner Tourismus jubelt über starken Saisonstart – anders die Skifahrer

    Rekordandrang in höher gelegenen Wintersportgebieten: Der Boom über die Festtage freut die Bergbahnen und ärgert manchen Skifahrer. Zum Start der Wintersaison zog es die Menschen auf die Skipisten. Die Bergbahnen transportierten rund 17 Prozent mehr Gäste als in den letzten fünf ­Jahren, wie der Verband Seilbahnen Schweiz mitteilt. Einige Skigebiete erreichten neue Tagesrekorde. Die Kehrseite: Auf vielen Pisten wurde es eng. Die Wartezeiten vor den Liften waren teilweise hoch, doch oft war das nicht das Hauptproblem, weil in den grossen Skigebieten die Kapazitäten in den letzten Jahren ausgebaut wurden. Eben noch die Tourismuskrise, und nun ist es auch wieder recht: zu viele Leute in den Bergen, Dichtestress, Overtourism! Für die Overtourism-These gibt es reichlich anekdotische Evidenz. Buchungssysteme sind unter dem Andrang kollabiert, hochgelobte Apps ebenso. Tagestouristen steckten im Stau, mussten sich vor den Ticketschaltern gedulden. In Parkhäusern kommt es zu Staus und später zur Schlagzeile: «Die Leute im Parkhaus wurden aggressiv.» Schreibt die Aargauer Zeitung.

    Was sagt eigentlich Greta (Gössi, die klimabakterische Wendehalspäpstin) zu diesem Thema? Und was meint ihr warmherziger Ständerat Damian Müller aus dem Kanton Luzern, der sich im Wahlkampf vom letzten Herbst mit seinen lauwarmen* Statements so vehement für eine Flugticketabgabe einsetzte? Wäre da nicht eine klimatisch bedingte Skipistenticketsteuer fällig? Das wäre doch eigentlich nur die logische Konsequenz aus den Verlogenheitsparolen der Wendehalspartei der «Freien Demokraten».

    * Um allfälligen Klagen wegen «Verbalinjurien» vorzubeugen: Der Begriff «lauwarm» wird in keiner Art und Weise in Bezug auf sexuelle Präferenzen irgendeiner Person verwendet, sondern ausschliesslich, wirklich und wahrhaftig nur im Zusammenhang mit dem lauwarmen Klima in unseren winterlichen Breitengraden. Alle anderen Deutungen dieses Begriffes sind frei erfunden.

  • 7.1.2020 - Tag der Aargauer Nebelschwaden

    Das Mittelland ist die Badewanne des Nebels

    Kräftige Gewitter in den Sommermonaten und Schneefälle sowie heftige Stürme im Winter. Das ist es , was Meteorologen lieben – also Spannung und Abwechslung. Je nachdem, wie intensiv man sich mit dem Wetter beschäftigt, kommt es vor, dass man mehrmals täglich die Wettermodelle konsultiert, um sich über die neusten Berechnungen zu informieren. Als am zuverlässigsten gilt unter den meisten Schweizer Meteorologen das europäische Wettermodell des European Centre for Medium-Range Weather Forecast (ECMWF) in Grossbritannien, an welchem sich die Schweiz gemeinsam mit 21 weiteren europäischen Staaten beteiligt. Als Abgleich wird mit zweiter Priorität meist das US-amerikanische Global Forecast System (GFS) konsultiert, welches vier Mal täglich – und somit doppelt so oft wie das europäische Modell – die Prognosen neu berechnet. Schreibt das Zofinger Tagblatt.

    Liebe Aargauerinnen und Aargauer. Nebel ist für Euch nicht nur eine triste Angelegenheit, sondern auch ein sehr gefährlicher Zustand. Sieht man doch die weissen Socken nicht im Nebelmeer. Doch frei nach Hölderlin wächst in der Gefahr das Rettende auch. Wenn Euch die Nebelschwaden aufs Gemüt drücken, besuchen Sie doch ganz einfach die wunderschöne Stadt Luzern. Am Fusse des Pilatus scheint stets die Sonne und Regentage kennt man kaum. Ausserdem können Sie mit «learning by doing» den ersten Crash-Sprachkurs der chinesischen Sprache absolvieren, was für die Zukunft wohl bald wichtiger als englisch sein wird.

  • 6.1.2020 - Tag der Lauwarmen

    FDP-Präsidentin Gössi teilt im grossen Interview gegen links und rechts aus: «Die SVP politisiert an der Bevölkerung vorbei»

    Die Öko-Welle hat die FDP in Bedrängnis gebracht. Die Partei werde vermehrt Referenden ergreifen müssen, ist Petra Gössi überzeugt. Die FDP-Präsidentin spricht über den neuen Parteikurs, die Europa-Politik und das soziale Sprengpotenzial der Negativzinsen. FDP-Chefin Petra Gössi (43) führt ihre Partei seit vier Jahren. Als sie die FDP von ihrem Vorgänger Philipp Müller (67) übernommen hat, hatte dieser eine Trendumkehr geschafft. Mit der Partei ging es wieder aufwärts. Doch bei den Wahlen vom Oktober 2019 wählten nur noch 15,1 Prozent freisinnig. Gössi lässt sich davon aber nicht entmutigen, wie sie beim Treffen in ihrem Büro in Zürich bei Kaffee und Weihnachtsschoggi klarmacht. Schreibt BLIGG.

    Oh je, die bedauernswerte Frau Gössi mit ihrem warmseligen Personal teilt nach allen Seiten aus und wirft der SVP genau das vor, was sie mit ihrer eigenen Wählerschaft praktiziert hat. Peinlich! Vermutlich als Folge einer tiefen Frustration, resultierend aus ihrer unglaubwürdigen Wendehalspolitik in Sachen Klimapolitik bei den letzten Wahlen und dem desaströsen Wahlergebnis. Kommt hinzu, dass hinter jedem Wasserfall die Messer gegen Greta Gössi gewetzt werden.

  • 5.1.2020 - Tag der Positivity-Stars

    Hater attackieren Morena für Vergewaltigungs-Post

    Body-Positivity-Star Morena Diaz hat auf Instagram geschrieben, dass sie vergewaltigt wurde. Die Reaktionen darauf fallen teils heftig aus. «Ich wurde vergewaltigt und es tut immer noch weh.» Mit diesem Bekenntnis sorgte die bekannte Aargauer Primarschullehrerin Morena Diaz am vergangenen Donnerstag für Aufsehen. Der Vorfall hat sich laut ihres Posts drei Tage vor Heiligabend 2018 nach einem gemeinsamen Abendessen ereignet. Ihr Fall sei kein Einzelfall, schreibt sie im Post, und deshalb breche sie nun ihr Schweigen. Während viele diesen Schritt unterstützen und Diaz dafür loben, gibt es auch einige, die ihre Geschichte anzweifeln. «Sie sind eine feige Lügnerin», steht in einem Kommentar. «Sie sollten sich schämen», in einem weiteren. «Wen wundert's, bei jemandem, der sich so präsentieren muss», schreibt jemand – und dies öffentlich. Schreibt das Pendler-Magazin 20Minuten.

    Na ja, Body-Positivity-Star Morena Diaz hat vermutlich mit voller Absicht einen kalkulierten Post über ihre Vergewaltigung auf Instagram veröffentlicht. Wohlwissend, was auf sie zukommen wird. Wenn nicht, dürfte an Ihrer Intelligenz gezweifelt werden. In ihrem «Stardasein» und dem Buhlen um Aufmerksamkeit sind Klicks, Verlinkungen und Reaktionen bares Geld wert. Ohne diese Ingredienzen läuft auf diesen Plattformen rein gar nix. Man ist fast geneigt zu sagen «Gleich und Gleich gesellt sich gern». Denn ohne Dumpfbacken-Follower wäre Diaz kein Star, was immer auch ein «Body-Positivity-Star» sein soll. (Wertfrei!)

    Mögen die Reaktionen ihrer Follower auch noch so krude sein und sich jenseits von Gut und Böse bewegen: Ohne diese Klick- und Sprachvergewaltiger wäre Instagram völlig wertlos. Das einmal mehr inflationär verwendete Wort «Hater» wird dieser Shortnews hörigen Klientel nicht gerecht. Diese etwas unbedarften Menschen hassen nicht. Sie sondern nur das ab, was sie intellektuell zu leisten vermögen. Und das ist in der Regel halt nicht unbedingt Goethes Sprachschatz, sondern Aldi-Speech. Formerly known as Gossensprache.

    Dazu kommen noch die üblichen Durchlauferhitzer wie 20 Minuten, die über die «attackierte Morena» berichten und damit das Publikum jenseits von Instagram bedienen, denen der Instant-Müll und Morenas Befindlichkeiten normalerweise am Allerwertesten vorbeigehen. Was LUZART, die zärtlichste Versuchung seit es Schokolade gibt, jetzt auch gerade tut. So wir denn ehrlich sein wollen ... :)

  • 4.1.2020 - Tag der kleinen Yasna

    Zentralschweizer Neujahrsbaby: Pünktlicher hätte die kleine Yasna gar nicht auf die Welt kommen können

    Für die Familie Kabiri aus Erstfeld war die Silvesternacht kurz. Um 01:41 Uhr kam die kleine Yasna auf die Welt und ist somit das erste Baby in der Zentralschweiz, das im neuen Jahr geboren wurde. Für die Eltern geht ein grosser Wusch in Erfüllung. «Endlich! Ein Mädchen!» Die Freude bei Mutter Hasina Kabiri (23) und der ganzen Familie ist riesig. Kurz nach Mitternacht um 01:41 Uhr wurde die kleine Yasna geboren. Schon beim ersten Kind hatte das Paar, das aus Afghanistan stammt, ein Mädchen erwartet. Man habe rosa Kleider gekauft, doch dann kam ein Bub auf die Welt. Das war vor fünf Jahren, inzwischen lebt die Familie im Kanton Uri. Vor drei Jahren dann kam der zweite Sohn auf die Welt. Der Geburtstermin wurde damals auf den Neujahrstag errechnet. Doch das Baby kam ein paar Tage zu früh und wurde am 29. Dezember geboren. Sie habe schon schmunzeln müssen, als bei der dritten Schwangerschaft wieder der 1. Januar errechnet worden war, erzählt Hasina Kabiri. Diesmal stimmte der Termin, Yasna hätte also nicht pünktlicher auf die Welt kommen können. Schreibt die LZ.

    Das ist doch mal eine schöne Geschichte zum Jahresanfang in einer kriegerischen Welt. Drücken wir der kleinen Yasna sinnbildlich für alle ErdenbewohnerInnen die Daumen, dass alles gut wird.

  • 3.1.2020 - Tag der AMAG-Erbin

    Wohnen auf nur 45 Quadratmeter in Zollikerberg ZH: Amag-Erbin baut 40 Mikro-Häuser

    In Zollikerberg ZH entstehen 40 sogenannte Tiny Houses. Die Häuser mit maximal 60 Quadratmetern Wohnfläche sollen einem neuen Bedürfnis gerecht werden. Die Baueingabe erfolgt noch Anfang Jahr. Ein neuartiges Bauprojekt für das neue Jahr: Am Zollikerberg soll eine Überbauung mit insgesamt 40 Mietwohnungen in Form von Tiny Houses entstehen. Die Mikrohäuser an der Forchbahn-Haltestelle Waldburg in Zollikerberg ZH werden zwischen 45 bis 60 Quadratmeter gross sein. Jede Wohnung soll einen eigenen, ebenerdigen Hauseingang erhalten, was den Wohnungen die Qualität von kleinen Einfamilienhäusern gibt. Der Wohnraum erstreckt sich meist über zwei Geschosse und umfasst zwei bis drei Zimmer. Jedes Mikrohaus kommt zudem mit einem kleinen Garten von 20 bis 30 Quadratmetern daher. Das Ziel der Projektverantwortlichen der Immobilienfirma UTO Real Estate Management (UTO): Die Miete der Tiny Houses soll rund 2000 Franken pro Monat betragen. «In dieser Grösse gibt es in Zürich derzeit nichts Ähnliches zu mieten», sagt Niels Lehmann, Projektentwickler bei UTO REM. Lehmann sagt, die Tiny Houses würden einem neuen Bedürfnis der Menschen entsprechen: «Die Menschen wollen weniger Fläche verbrauchen und ihren Konsum einschränken.» Bei der Miete könne man viel sparen. Schreibt BLIGG.

    Endlich mal eine lobenswerte Erbin, die mit ihrem Erbe etwas Sinnvolles auf die Beine stellt: Wohnraum, der flächenmässig den Bedürfnissen vieler Menschen entspricht. Daran gibt es nichts auszusetzen. Ausser der Tatsache, dass die Immobilienfritzen den Trend längst kennen, ihn aber bewusst nicht umsetzen. Weniger Wohnfläche = weniger Gewinn. So die einfache Gleichung der Immobilienspekulanten. Dazu braucht es nicht mal einen Einstein, um diese Realitätsformel aufzustellen. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Die Gier siegt über die Vernunft. Zweckmässige Bauten statt Geistersiedlungen des Dagmerseller Immobilienmoguls (um nur ein widerwärtiges Beispiel zu nennen), und wir könnten die Abstimmung über «bezahlbaren Wohnraum» vergessen.

    IGD Grüter AG - Überbauung Nüeltsche Wohlenschwil
  • 2.1.2020 - Tag der Wohnungsmieten

    BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zur Miet-Initiative: Erbitterter Kampf um billigere Wohnungen

    Am 9. Februar 2020 stimmen wir über die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab. Gemäss Umfrage kommt sie im Volk gut an. Doch was will der Mieterverband genau? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen. Schreibt BLIGG.

    Liebe Immobilien-Spekulanten, Ihr dürft frohen Mutes auch im neuen Jahr weiter spekulieren und mit Geistersiedlungen hasardieren bis Eure Blase platzt. Fürchtet Euch nicht, Ihr Unseligen. Dass die von der SP halbherzig unterstützte Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» vom Volk abgelehnt wird, ist (fast) so sicher wie das Amen in der Kirche. Dafür werden die Stalinorgeln der Kommunikations- und Marketing-Strategen der vereinten Immobilienhaie schon sorgen. Die Kanonen und Panzerbrigaden der üblichen Verdächtigen aus den Lobbyisten-Parteien der FDP, CVP und – nicht zu vergessen die selbsternannte Mutter aller «kleinen» Leute, die am meisten unter den exorbitanten Mieten leiden, – unsere gute alte Tante SVP, werden aus allen Löchern schiessen und das ihrige zum Scheitern der Initiative beitragen. Schliesslich werden sie dafür bezahlt. Wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing'. So einfach ist das. Und das betroffene Wahlvolk? Wird wie immer bei solchen Abstimmungen an der Urne fehlen und einen neuen Minusrekord in Sachen «Wahlbeteiligung» aufstellen. Zu verantworten ausgerechnet von denjenigen, denen die hohen Schweizer Wohnungsmieten vermutlich am meisten weh tun. Die hadern in ihrer teuren Mietwohnung mit Verdichtungs-Gott Philipp Müller und der Welt, starren die Decke an und warten darauf, dass ihnen die gebratenen Tauben in Form von günstigen Mietzinsen ins Maul fliegen statt den Stimmzettel auszufüllen. «Ich kann ja eh nix ändern», so die dumme Ausrede. Dass Veränderungen in einer Demokratie nur an der Urne zu bewerkstelligen sind, werden diese Leute nie begreifen. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Darauf ist Verlass. Kommt hinzu, dass der Mieterverband nicht annähernd über die finanziellen Mobilisierungsmöglichkeiten der mächtigen Immobilien-Lobby verfügt. Das ist ein Kampf von David gegen Goliath. Dass David den riesigen Krieger Goliath aus den Reihen der Philister mit einer Steinschleuder besiegt haben soll tönt zwar gut, ist aber auch nicht mehr als eine Legende aus dem Alten Testament.

    PS: Bei einer Umfrage vom Handelsblatt über das Image von Berufen belegten die Immobilienhändler den zweitschlechtesten Platz, getoppt nur noch von den Versicherungsvertretern. Zum Glück für die Immobilien- und Versicherungsbranche fällt der Begriff «Kinderschänder» nicht unter die Berufsbezeichnungen. Wer weiss, wo die fleischgewordenen Zubetonierer und Verdichter in der Umfrage gelandet wären ...

  • 1.1.2020 - Tag der Veganerfürze

    «Bekam Wohnung nicht, weil ich Veganer bin»

    Grillpartys, Babystillen und Luxusprobleme: Zwei Veganer äussern sich in unserer Videoserie zu Klischees und Vorurteilen. Berichtet in Wort und Bild 20Minuten.

    Irgendwie verständlich, dass die Veganer keine Wohnung bekommen. Veganer-Fürze sollen ja fürchterlich stinken. Von all den exotischen Früchten aus fernen Kontinenten, die täglich extra für die Veganer eingeflogen werden. Und Veganerinnen und Veganer, ja selbst ihre Kinder, würden sogar auf Rolltreppen in Luzerner Kaufhäusern ab und zu einen fahren lassen. Nicht nur die chinesischen Gäste. Hört man jedenfalls. Ab und zu riecht man es sogar. Welche Mieter möchten mit solchen Leuten in einem Lift ins Penthouse fahren? Niemand! Nicht mal unsere chinesischen Gäste, die beim Pupsen in der Luzerner Öffentlichkeit wirklich nicht zimperlich sind. Nicht mal vor Buchelels Lolex-Tempel. Diese Unart sollte ihnen Präsident Xi unbedingt austreiben. Ein paar freie Betten in den Uiguren-Camps wird's ja wohl noch haben. Dann nehmen sich vielleicht auch unsere Veganerinnen und Veganer ein Beispiel an den Ni Haos und halten ihre furchtbaren Gemüseblähungen unter Kontrolle.

    Das ist doch mal ein Einstieg ins neue Jahr. Allerdings nicht ganz C02 frei.

    Bucherers Rolex-Tempel